Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 257-282 November
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0464

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
daS Protestantenpatent zum „»Blatt Papier""
zu machen. AlS Vertreter der höchsten Aristo-
kratie, war er der entschiedenste Gegncr des
bürgerlichen Liberalismus, der deutschen Jn-
teüigenz. Wenn es, nach Börne, segensreicher
ist, einen Wahn zu verlicren, als eine Wahr-
heit zu finden, so ist der Rücktritt des Pathen
deS ConcordatS für Oesterreich werthvoller, alS
der Gewinn des tüchtigsten Nachfolgers."

Wien, 3. Nov. Zn Sichrow ist nach der
„Preffe" am 2. d. ein franzöfischer Courier
mit einem Beglückwünschungsschreiben dcs Kai-
fers Napoleon anläßlich der Vereitlung des
Attentats eingetroffen.

Wien, 4. Nov. Frhr. v. Beust, der nicht
auch zum Ministcr deö kaiserlichen Hauses er-
nannt worden, hat auf eine Revision des Con-
cordats verzichtet. Larisch bleibt.

Triest, 4. Nov. Die Ueberlandpost bringt
folgende Nachrichten: Alexandria, 28. Oct.
Die vom Vicekönig beabsichtigten constitutionel-
len Reformen besagcn: Die Notablenversamm-
lung wird 75 Mitglieder zahlen. Die Wahl
geschieht durch geheime Abftimmung. Das Re-
ligionsbekenntniß ist bei der Wahl kein Hinder-
niß. Die Sitzungen der Versammlung sind
öffentlich. Die Versammlung wird wahrschein-
lich am 18. Nov. durch den Vicekönig eröffnet
werden. Es wurde ein Conscriptionsgesetz mit
allgemeiner Wehrpflicht erlaffen; ein Gesetz über
die Reform der Gerichte wird als bevorstehend
bezeichnet. — JnCairo wurde eine Handels-
kammer errichtet. — Bombay, 13. Oct. Die
Unruhen in Birma dauern fort. Dic ScheikS
am perstschen Meerbusen trugen der brittischen
Regierung an, den Hafen dcr Stadt als Frei-
hafen zu erklären. Der Onkel des SultanS
von Muskat griff jedoch die Stadt an.

K r a n k r e i ch

Paris, 1. Nov. Die Stadt Paris läßt
jetzt den Platz vor dem Chateau d'Eau am
Boulevard du Temple reguliren. Zu diesem
Zwecke mußte sie Expropriationen im Betrage
von nicht weniger als 21,700,000 Franken
vornehmen. Ein einziges großes Magazin:
„^u psuvre ^svque", erhielt als Entschadi-
gung einen Betrag von 500,000 Fr. (K. L.)

Paris, 3. Nov. Der Kaiser wird morgen
der Commission über die Militärorganisation
vorsitzen, welche schon mehrere vorbereitende
Sitzungen abgehalten. Hierauf wird der Kai-
ser eine Revue über die kaiserlichen Garden
und die Pariser Garnison im Boulogner-Hölz-
chen abhalten.

E n g l a n d

London, 1. Nov. Die zwei neulichen Al-
locurionen dcs Papstes charakterisirt die „Times"
in folgender Weise: „Der Vatikan hat gespro-
chen. Lang hat der Vulkan geschlummert, aber
endlich erfolgt ein Doppelausbruch. Beide Allo-
cutionen athmen weniger Zorn als Kummer;
dieß ist ja der Styl des wohlwollenden und
versvhnlichen römischen Hofes. Der Papst ver-
fiucht die Sünde, segnet aber den Sünder. Er
ist ergrimmt über die Thaten der italienischen
Regierung; er grämt sich über die Unterdrü-

StandbtldeS der Gefinnung DeSjenigen auch voll-
standig entspreche, zu deffen Ehren daS Denkmal
angestrebt wurde. Nach reiflicher Erwägung kamen
wir zu dem Echluffe, daß wir das Andenken Wes-
senbrrg'S dann am meisten ehrten, wenn wir die fort-
dauerndr Wirkung setner Gesinnung zu verewigen
vermöchten. Diese Anficht fand allgemeinen Beifall
und ihrrn ÄuSdruck in der auS den Beiträgen er-
richteten Wrffenberg-Stiftung, welche im Anschluß

Fortbildung im Geiste Weffenberg'S zum Zwecke
hat. Und dirseS HauS, daS die Sammlungen btrgt,
die mehr alS sechzigjährige Wohnung Wessrnberg'S,
die Denkstätte unverwelklichrr Erinnerungen für alle
Einwohner von Konstanz, hat die Gemeinde Kon-
stanz mtt stets bereitrr Opferwilligkeit, wo eS daS
Andenken ihreS großen MitbürgerS gilt, von dem
Großherzoglichen DomänenfiSkuS erworben und da-
mit drr Stiftung eine blribende Stätte und dem
durch fie bezweckten Gedächtniffe eine feste Grund-
lage gewonnen.

Dennoch, hochansehnliche Versammlung, mußte
auch der Verewigung Wessenberg'S in etnem Ab-
bilde Rechnung getragen werden. Nicht als ob

ckung der MönchSklöster und die Säcularisirung
der Kirchengüter; er zieht besonders zu Felde
gegen die Greuel des GesetzeS, welcheS die Ci-
vilheirathen gestattet. DaS sind lauter Sün-
den, welchc Frankreich und Belgien und selbst
dem getreuen Oesterreich und dem ultra-katho-
lischen Spanien zu verschiedenen Zeiten vorge-
rückt worden sind; Sünden, begangen, eingestan-
den und nicht dereut, doch mindestenS vergeffen,
wenn nicht vergeben. Jndeffen, was jenseits
der Alpen erlaubt werden kann, ist auf der
Halbinsel nicht zu ertragen; waS an der Seine
oder Donau gutgeheißen worden, wird am Arno
oder Po für null und nichtig erklärt. Der
Papft verdammt, der Papst protestirt, der Papst
feuert alle Donnerkeile seines Vatikans ab;
doch will er die Unschuldigen nicht mit den
Schuldigen zusammenwerfen; er schreit Ana-
thema über die Jtaliener, und im selben Athem
bricht er in die Ausrufung auS, die im Jahre
1847 eine so weltweite Popularität gewann:
„keneäite, 0 8onuno läckio, I'ltalia." Und
in Bezuz auf seine weltliche Herrschaft werde
er nie nachgeben, lieber sich umbringen oder
in die babylonische Gefangenschaft treiben las-

sen. Jn der zweiten Allocution donnert

er eben so stark gegen die Missethaten des Cza-
ren, und eben so sanft reicht er dem Miffethä-
ter den Oelzweig dar. ... Es scheint in der
That, als ob die Engelsgeduld, womit der gute
Pontifex sich gegen seine Widersacher benimmt,
bald ihren Lohn schon auf Erden finden sollte....
Cardinal Reisach, heißt es, ist nach Rom mit
der frohen Kunde zurückgekehrt, daß Frankreich
sich die „Freiheit des Handelns" vorbehalte, . ..
daß der Kaiser Napoleon sich zu dem Entschluß
habe bewegen laffen, „etwas für das Papstthum
zu thun." . . . Wir für unsern Theil haben
geringen Zweifel, daß Napoleon der Dritte,
trotz aller Einflüffe, die auf ihn gerichtet wor-
den sein mögen, am Ende seine Verpflichtung
crfüllen und die September-Convention aus-
führen wird." Derselben Zuversicht geben sich
alle anderen Londoner Tageblätter hin.

London, 2. Nov. Jn den Kohlenbergwer-
kcn zu Peltonfell, 8 MileS südlich von New-
Castle, hat eine furchtbare Explosion stattge-
funden. Bis jetzt werden 24 Arbeiter vermißt.

S ch w e i z.

Bern, 2. Nov. Dic italienische Regierung
hat auf die amtliche Nachricht, daß die Rinder-
pest in der Schweiz gänzlich erloschen sei, die
Sperre aufgehoben, ebenso die einzelnen Kan-
tone unter sich und gegenüber den deutschen
Nachbarstaaten.

I t a l i e n.

Turin, 5. Nov. Einer venetianischen De-
putation antwortend weist der König auf die
Anstrengungen hin, die seit 1848 für die Ei-
nigung und Unabhängigkeit gemacht worden,
und daß heute Jtalien von der Fremdherrschaft
für immer befreit sei. Jtalien sei hergestellt,
die Jtaliener würden desien wiedererrungene
Größe zu vertheidigen wiffen. Er, der König,
aber ziehe der zurückcrstatteten Eisernen Krone
diejenige vor, die ihm die Liebe deS Volkes
dargebracht.

nicht alle Beitraggebenden ver Sttftung ihxen Bei-
fall geschenkt hätten, aber es schien unS eine Krö-
nung dieser Stiftung zu sein, wenn in dem lang-
jährigen Affyle Wessenbergischer Wirksamkeit und
gleichsam schwebend über den von ihm finnig an-

klärte Antlitz des großen ManneS sich erhöbe. Wie
uns, denen mit ihm zu leben vergönnt war, der
Anblick Weffenberg's, das Anschau'n setner geist-
vollen und gütigen Züge ein Sporn und Stachel
der Nacheiferung sein konnte, so soll von nun an
immerdar der Nachwelt etn edleS Menschenantlitz
vor Augen stehen, an deffen Anschau'n die Jugend
fich belebe zu großen Vorsätzen der Tugend, an dem
der gereifte Mann fich aufrtckte, wenn ihm der
Muth finken wtll in der hetßen Arbeit drS Lebens,
durch deffen Anbltck Alle erinnert werden, daß dte
höchste Aufgabe drS Menschen gesetzt sei in opfer-
bereiter Thättgkeit für daS Wohl seiner Mttmen-
schen auf dem Grunde der Reltgion, der Sitte und
der Bildung.

So möge fich denn daS Bild Weffenberg's vor
unS enthüllen zur Erinnerung an ihn, den Unver-
geßlichen, und zur fruchtbarsten Anregung, auf sei- ^

B e l g i e n.

Grüffel, 31. Oct. Die GemeinderathSwah-
len beichäftigen augenblicklich das ganze Land.
Die Parteien scheinen sich ziemlich die Wage
zu halten. Ungewöhnlich ist es. daß Gent,
Brügge und Löwen, welche Städte sonst, beson-
ders die zwei letztgenannten, Hauptorte der cle-
ricalen Partei sind, liberale Candidaten gewählt
haben, in Antwerpen dagegen siegte die sogen.
Meetings-Partei gegen die liberale Affociation.

R u ß l a n d

Zarskoe-Selo, 5. Nov. Der Kronprinz
von Preußen ist im beften Wohlsein hier ein-
getroffen und am Bahnhofe von dem Kaiscr
von Nußland in preußischer Generalsuniform
mit einer glänzenden Suite empfangen worden.

Aus Baden. Nach der Zusammenstellung
für die zu leistcnde KriegSkostenentschädigung
an die Gemeinden des TauberthaleS enlfallen
auf: Tauberbischofsheim 106,476 fl., Beckstein
428 fl., Brehmcn 789 fl., Brunnthal 1137 fl.,
Buch a. A. 781 fl., Dienstadt 4636 fl., Distel-
hausen 3807 fl., Dittigheim 5587 fl., Dittwar
45 fl., Eiersheim 7115 fl., Gerchsheim 71,214
fl., Gerlachsheim 9634 fl., Gissigheim 4536 fl.,
Großrinderfeld 44,033 fl.. Grünsfeld 7090 fl.,
Grünsfeldhausen 2652 fl-, Heckfeld 371 fi.,
Hochhäusen 18,406 fl., Jlmspan 7027 fl., Jm-
pfingen 11,640 fl., Königheim 21,193 fi-, Kö-
nigshoscn 13,146 fl . Krensheim 6163 fl., Kütz-
brunn 1813 fl., Lauda 7215 fl., Marbach
2581 fl., Meffelhausen 2312 fl.. Oberbalback
1027 fi., Oberlauda 816 fl., Oberwittighansen
1590 fl., Paimar 7266 fl., Poppenhaujen
3650 fl., Schönfeld 25,381 fl., Uissigheim
13,008 fl., Unterbalbach 29,000 fl., Unterwit-
tighausen 653 fl., Vilchband 1544 fl., Wenk-
heim 5712 fl., Werbach 20,508 fl., Werbach-
hausen 1839 fl., Zimmern 1774 fl. — Jn der
Nacht vom 31. Oct. auf den 1. Nov. ist. im
Rathhause zu Bruchsal cin Diebstahl von über
400 fl. Gemeindegelder vernbt worden, und in
der Nacht vom 2. auf den 3. wurde die Stadt
durch die Sturmglocke in Allarm gesetzt. Es
brach in einem der neuerbauten Häuser gegen
die Eisenbahn in einem im Hofraum stehenden,
mit eiuem vollständigen Carouffel beladenen
Fuhrwagen Feuer aus, das so schnell um sich
griff, daß außer der Drehorgel nichts gerettet
werden konnte. Die Gegenstände sollen beim
„Deutschen Phönix" versichert gewesen sein und
der Schaden ca. fl. 1500 betragen. Als Ent-
stehung deS Feuers wird Brandstiftung ver-
muthet. — An der Stclle des Freiherrn von
Roggenbach ist nunmehr, wie die „Frb. Ztg."
meldet, Hr. M. R. v. Dusch als Wahl-Can-
didat aufgestellt. Soviel bis jetzt angenommen
werden kann, wird derselbe sicher gewählt werden.

Neueüe Na^richten.

Wien, 6. Nov. Die „Abcndpost" enthält
einen Artikel über die Heeresreform, solcher
stellt in Aussicht: Allgemeine Wehrpflicht, Ein-
führung des Hinterladungsgewehrs, Verein-
fachung der Militärverwaltung, Errichtung von
Ofsiciersschulen, strenge OfficierSprüfungen, ein
neues Beförderungsgesetz, Aenderungen in der

nem Pfade muthig und gottvrrtrauend wettrr zu
schreiten.

Staaten) bestehen jetzt 13 Dampfer-Linien, auf
welchen jährlich ctrcs 420 Fahrten gemacht werden
mit ciner Brutto-Einnahme von etwa 4,000,000
Pfd. Sterl. Eine neue, von der italientschen Re-
gierung unterstützte Linie ist in der Entstehung be-
griffen und wahrscheinlich wird auch der nächste
Longreß einer amerikanischen Postdampfer - Linie
Subfidien bewilligen.

Mannheim, 4. Nov. Theater-Repertoir
vom 6. bis 19. November: Mittwoch, 7. „Stra-
della." Freitag, 9. „DemetriuS", ,WallensteinS
Lager." Sonntag, 11. „Lohengrin." Montag, 12.
„Tantchen Unverzagt." (Zum 1. Male.) Mittwoch,
l4. „Jessonda." Freitag, 16. „Faust." (Fräul.
Buffler). Sonntag, 18. „Ferdinand Cortez." Mon-
tag, 19. .Viel Lärm um NtchtS." (Frl. Bussler.)
Vorzubereiten: .Rigoletto." „Judith." „Esfig-
 
Annotationen