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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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Ukidtlbrrger Zeilung.

M,- 272


Sonntag, 18 November


* Politische Urnscbau.

Heidelberg, 17. November.

Sämmtlichc „Wiener Morgenblätter" erblicken
in der Ernennung dcs Frhrn. v. Beust zum
Minister des kaiserlichen Hauses eine Befesti-
gung der Stellung desselben.

Die osficielle „Bayr. Ztg." bringt die höchst
merkwürdige Nachricht, datz der Tag, an wel-
chem die Preußen in Bayreuth einrückten
(28. Juli), und der Tag, an welchem der Kö-
nig dorthin kam (10. Novbr.). ein Sonn-
abend warl. Wirklich eine mcrkwürdige und
interessante Mittheilung von der „Bayrischen
Zeitung".

Die „Gazzetta di Torino" glaubt versichcrn
zu können, daß der Abmarschbefehl für die
französischen Occupationstruppen in Rom be-
reitS an die Commandanten der respectiven
Corps abgesandt ist. Gegen den 25. d. M.
würde die gleichzeitigc Bewegung der Concen-
tration in der Richtung gegen Civitavecchia
beginnen.

Das Blatt „II Paese" schreibt: „Sobald der
letzte Franzose Civitavecchia verlassen hat, wird
in Rom und in den Provinzen, die noch der
päpstlichen weltlichen Macht unterthan sind,
die Bevölkerung in der größten Ruhe zu einem
Plebiscit schreiten, um zu erklären, daß die
Römer zum Königreich Jtalien mit dcm con-
stitutionellen Scepter des Königs Victor Ema-
nuelll. und seincr Nachkommcn gehören wollen."

Das spanische Cabinet hat den päpstlichen
Stuhl in osficicller Weise eingeladcn, seinen
Anfenthalt fnr den Fall in Spanicn zn neh-
men, daß derselbe genöthigt wcrden sollte, Nom
zu vcrlassen.

Deutschland.

Karlsruhe, 15. Nov. Seinc Königliche
Hoheit der Großherzog haben Sich gnädigst
bewogen gcfunden: dem königl. preußischen Le-
^ gationssecretär Hrn. v. Neumann, dem-bis-
herigen Legationssecretär bei der königl. italie-
nischcn Gesandtschaft am großherzoglichen Hofe,
Grafen Colobiano Arborio, dem Herrn
Seeligmann Ladcnburg, Bankier in Mann-
heim, dem Herrn Adolf Hansemann, Ge-
schäftsinhaber der Discontv-Gesellschaft in Ber-
lin, und dem Herrn Dr. Kühlenthal, Pfar-
rer und Dekan in HilSbach, das Nitterkreuz
1r Klaffe Höchstihres Ordens vom Zähringer
Löwen zu verleihen; den von der Gemeinde
Welschneureuth gewähltcn Pfarrcr Heinr. H o-
fert in Hochhausen zum Pfarrer Welschneu-
reuth, und auf die Höchstihrem Patronat unter-

)*( Bürger und Molly.

tinger Hainbund Epoche. Mit Begeisterung schloß
sich drrselbe an Klopstock, den vaterländisch gefinn-
ten Dichter, an und strebte nach einem rcht deut-
schen, volksthümlichen Tone der Dichtkunst. Homer,
Ebakrspeare und die altrnglischen BaÜaden wirkten

größte Dichter, der demselben unmittelbar ange-
hörte, ist der berühmte Balladen- unh Liederdich-
ter Gottfried August Bürger (geb. 1748,
grst. 1794). Der intereffanteste Tbeil seines viel
bewegten LebenS wird unS iu dem Stücke Bürger
und Molly von etnem der ersten Dichter der
Neuzeit, Mosenthal, dargestellt. Gin seltener
Verein von dramatischrn Kraften wird die Dar-
ftellung zu einer der gelungensten machen, die jemalS
übrr unsere Bühne gingen. Frau von Glotz,
deren unübertrefstiche Leistung als Louise unS
unvergeßlick tst, übernimmt in dtesem Stücke die
eben so schwierige als schöne Rolle der Dora. Zu s
den meisterhaften Letstungen der hochbegabten Künst- '

liegende katholische Pfarrci Oberachern, Deca-
nats Ottersweicr, dcn Pfarrverweser Mathias
Ditz in Malsch zu ernennen. Seine Exc. der
Hr. Erzbischof hat die Pfarrei Wangen, Deca-
natS Hegau, dem Pfarrverweser August Scher-
zinger in Luttingen verliehen.

Karlsruhe, 15. Nov. Das heute erschie-
nene Rcgierungsblatt Nr. 66 enthält (außer
Personalnachrichten): I. Verfügungen und Be-
kanntmachungen der Ministerien. 1) Bekannt-
machungen deS großh. Ministeriums des Jn-
nern: s) Die Wahl eines DecanS für die Diö-
cese Adelsheim betreffcnd. Darnach hat der
von der gcnannten Diöcesansynodc zum Decan
der Diöcese gcwähltc bishcrige Dccanatsverwal-
ter, Pfarrer Rihm, die Bcstätigung deS evang.
Oberkirchcnrathes erhalten. d) Die Schutzmaß-
regeln gegen die Rinderpcst betreffend. Damit
wnd bezüglich der betr. Verordnung vom 11.
v. Mts. verfügt, daß das Verbot der Durch-
fuhr der aus Oesterreich kommcndcn Thierab-
fälle und Thierproducte jeder Art, sofern diese
Gegenstände in verschloffeneu Waggons ohne
Umladung geschehen, vom Heutigcn an außer
Wirkscunkeit zu treten habe. 2) Bekanntmachung
des großh. Ministeriums der Finanzen: Die
Vereinigung der Kreiskaffe Mannheim mit der
General-Staatskaffe vom 1. Jan. k. I. ab be-
treffend. II. Todesfaü. Gestorben ift: Am 6.
Oct. d. I. der kath. Pfarrer I. B. Schmutz
in Horn.

x Heidelberg, 16. Nov. Nebcn dcn
sonst gewöhnlich vorkommenden Stroffällen von

von allgemeinem Jntereffe abgcurtheilt, der auch
für Nichtjuristen mancheö Anziehcnde hatte.
ES handelte sich um eine Majcstätöbelcidigung.
Pfarrer Bührle von Tiefenbach (A. Eppin-
gcn) wür nämlich angeschuldigt, zur Zeit deS
Einrückens der prcußischcn Truppen in die
unteren Landesgegenden. verschicdene incrimi-
nirende Aeußerungen gegen den Großherzog
gethan zu haben, als wolle dieser das Land an
Preußen verrathen u. dgl. mehr. Das Gchäs-
sige und eigentlich Verbrecherischc in dicsen Aeus-
serungen suchte zwar der Angeschuldigte selbft
und die trefflich gehaltene Vertheidigung seines
Anwalts dadurch zu mildern, bcziehungsweise
zu entkräften, daß man darznthun suchte, es
habe jeuer bloS von einer gütlichen, vertragö-
mäßigen Abtretung des Landes an Preußen,
wie dies etwa im Jahr 1849 mit Hohenzollern
geschah, gesprochen. Jn Folge verschiedcner
anders lautender, gravirender Zeugcnaussagcn

s nahm jedoch der Gerichtshof die härtere und
! schärfere Auffaffung der Anklage an und ver-
urtheilte den Angeschuldigten in eine 6monat-
liche Kreisgefängnißstrafe, die ihm freistehen
soll, auf eincr Festung zu erstehen.

* Heidelberg, 17. Nov. Nach der Ta-
gesordnung der am 26. d. M. zusammentre-
tcnden Krcisversammlnng deö Kreises Heidel-
berg kommen folgende Gegenstände zur Verhand-
lung: 1) Wahl dcs Vorsitzenden, seines Stell-
. vertreters und zweicr Secretäre. 2) Vorlagen
des Kreishauptmanns, gemäß §. 4 der Ge-
schäftsordnung. 3) Benützung der Profeffor
Dr. Knapp'schen Augenheilanstalt als Kreisan-
! stalt. 4) Errichtung einer KreisverpflegungS-
anstalt 5) Bcnützung des academijchen Kran-
kenhauses in Heidelberg als Kreisanstalt. 6)
Entschädigung dcr Mitgtieder der Kreisversamm-
lung und des KreisauSschusies für Auölagen
und Zeitverlust. 7) Errichtung eincs Zwangs-
arbeitshauses. 8) Begutachtung der Grund-
sätze zu cinem neuen Straßcngesetze. 9) Ab-
änderung der Einrichtung der amtlichen Ver-
kündigungsblätter. 10) Abhör und Verbeschci-
dung der Krcisrcchnung von 1865/66. 11)
Feststellung dcS Voranjchlagcs für 1866/67.
12) Wahl zweicr Ersatzmänner für den Kreis-
ausschuß. 13) Aufstellung der Vorschlagslisten
für die Ernennung der Bezirksräthe.

— Daden, 15. Nov. Man hat hier von
zuverlässigcr und unterrichtcter Seite erfahren,
daß die preußische Regierung aus dringende
Vorstellung der Stadt WicSbaden, welchc von
bckannten Preußcnsreunden daselbst persönlich in
Berlin unterstntzl wurde, die Absicht kund gege-
ben habe, daS öffentlichc Hazardspiel daselbst
noch 5 Zahrc bcstehen zu laffen, wenn sich die
Bankactionäre zu einem erhöhten PachtzinS ver-
stehen, worauS dann cin Fond gegründet wer-
den soll, auS dessen Rcvenüen das Theater und
dic öffentlichen Vergnügungsanstalten des Cur-
orteS unterstützt werden könnten. Bekanntlich
ist die Erhallung dcs WieSbadener ThcaterS in
seinem bisherigcn guten Bestand nur durch ei-
nen nicht unbedeutenden Beitrag aus der Spiel-
kaffe ermöglicht worden, indem der herzogliche
Hof selbst nur sehr Weniges sür daö Kunst-
institut auS eigener Tasche that. Man zweifelk
nicht, daß von Seiten der Actionäre, die bis-
hcr durchschnittlich 50 Procent, bisweilen selbst
darüber, autz ihren Antheilen bezogen, schon in
ihrem eigenen Jntcresse den Absichlen der prcu-
ßischen Negierung entgegcnkommen werden.

Die Sache erregt sclbstverständlich hier gro-
ßes Jnteresse, indem man annehmcn zu dürfen
glaubt, daß auch die hicsigc Spiclbank noch ei-

Gemüthes, zu welcben besonders Dora zu zählen
ist. Fräulein LillyWidmann hat uns tm Laufe
dieseS Winters im Fache der jugrndlichen Liebha-

nahme an der Montag, den 19. November,
zum Vortheile dcr Fräulein Lilly Widmann
stattfinvendrn Vorstellung ihr Intercsse an unserem
mit so vielem anfopfernbrn Eifer von ver Direction
gelkitkten theatralischen Institute, wie an der ta-
lentvollrn, zu den schönsten Hoffnungen berechti-
genvrn Benefiztantin, an den Tag legen!

Afchaffenburg, 9 Nov. Ueber die Grundstein-
legung zum Hefsen-Denkmale bei Frohnhofen
am gestrigen Tage berichtet die „Aschaffenb. Ztg.":

! fach, der dem Orte nächsten Station. MS die Geist-
!-lickkeit unter Vortritt deS Herrn Dechant Reuter,
! sowte die Ehrengäste, geführt von den Iohanntter-
! Rittern, den Herren Grafen Görtz und Schenk,

! am reichgeschmückten großen Hcssengrabe angekom-
men waren, ertönten von der Änhöhe herab unter
Musikbegleitung die Gcsänge unserer „Melomania".
Nachdem Dechant Reuter in einer treffiichen Rebe
der Erelgnisse drS 13. Iuli gedacht umd allen De-

dient gemacht, wurde untrr trefflickem Vortrag
eineS Krentzer'scken LhorS der eigentliche Act der
Grundsteinlegung vorgenommen. Ein Gebet eines
Darmstädter protcstantischen Geistltchen unb ein kn
 
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