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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0515

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kranker in die in Freiburg bestehende AugenheiL-
anstalt des Prosesior Dr. Manz aus Kosten
des Kreifes unv übcr Errichtung von land-
wirlhschastlichen Kreisschnlanstalten. Ucberdies
soll der vom HandelSministerium gefertigte Ent-
wurf eineS nenen StraßengesetzeS berathen
werden.

-j-Vom See. Die verfiosienen Sonn-
tag in Radolszell abgehaltene Versammlung des
volkswirthschaftl. VerciuS war zwar nur schwach
bejucht, nahm aber gleichwohl ciuen recht er-
freulichen Verlauf und warf ein interessanteS
Licht auf die Bielseiligkeit und Energie, mit
welcher die wirthschaftlichen und diesen ver«
wandte Jntereffen bei uns im Oberlande ge-
pfiegt werden. Hr. Sckulze von Konstanz re-
ferirte üller die Vorschußvereine. Es gibt de-
ren im Seekreise dermalen 9 oder 10, mit zu-
sammen wohl 2500 Mitgliedern und einem
Ümsatze, der für dieseS Jahr nicht weit unter
2 Mill. fl. bleiben wird. Die bedeutendsten
sind der Konstanzer und Meßkircher mit je über
700 Mitgliedern, ersterer mil einem Mitglieder-
vermögen von 76,000 fl. und einer Vorjchuß-
summe, welche für dieses Jahr ca. 350,000 fi.
betragen wird, letzterer namentlich darum inter-
esiant, weil er fast rein dem ländlichen Credit-
bedürfniß dient; derselbe hat in den ersten 10
Monaten dieses Jahres über 720 Vorschüsse im
Gesammtbetrage von 125,000 fi. gegeben. Mit
diesem Verein ist auch eine Sparkasie und eine
eigene Austalt zur Verhütung deS Vergantens
überschuldeter Landleute verbunden. Das Haupt-
verdienst dieser Schöpfungen rst dem tüchtigen
Oberamtmann von Meßkirch, Hrn.v. Stösser, zu-
zuschrciben. Biöher schon bildete der Konstanzcr
Vercin mit scincm faft bankmäßigen Betriebe
(derselbe hat auch eigenS angestellte Beamte)
cinen natürlichen Mittelpunkt aller bieser Ver-
eine; jetzt sollen aber dic Vereine deS ehemali-
gen SeekreiseS in einen Verband zusammcnge-
faßt werden, und wurde dies zunächst alS cine
Hauptaufgade deS volkswirthschaftl. Vereins be-
zeichnet. — Weiter reserirte Hr. Dr. Stizen-
berger von Konstanz über Gründung von VolkS«
bibliotheken und vie Art und Weise, wie der Verein
den Gemeinden hierin rathend und fördernd zur
Seite stehen könne. ErwähnenSwerth ist, daß
von mchreren Seiten die Gründung von Schul-
bibliotheken nicht empfohlen, die zu gründenden
Anstalten vielmehr im Gegcnsatze hierzu als
eigcntliche Gemeindeanstalten gcdacht wurden.
Der Stizenberger'sche Vortrag wird übrigens
auf Vercinskosten gedruckt und zur Vertheilung
gebracht werden. — Jhr vormaliger Stadtdirec-
lor Hr. Renck wohnte der Versammlung bis
zum Ende' bei.

Darmstadt, 19. Novbr. Jn Hirschhorn,
Ncckarsteinach, DaSberg, Rothenberg und an-
deren kleineren Orten hat die Fortscbrittspartei
gesiegt, und jchcint die Wiederwahl des Abg.
Büchner von Pfungstadt gesichert. Auch in
Neu-Wenburg sind alle Wahlmänner der Fort-
schritlspartei durchgegangen. — Jn Gießen hat
die crste Abstimmnng der Urwählcr nicht die
vom Gesctze zur Gültigkeit der Wahl erforderte
Zahl crgeben, Und wird demnach auch hier erst
der zwcite Wahlgang die Entscheidung bringen.

vertrauter Zöglinge aus allen Standen, sowie un-
getheilter Protection und Empfehlung von Seiten
hiefigrr Autoritäten ruhmen darf. DieseS gibt unS
immerhin den Beweis, daß die Vorsteherinnen
diesrS JnstiruteS, sowohl hinfichtlick vielsritiger
wiffenschaftlichrr Bildung, alS aufopfernder Geduld
und liebrvollstrr BehandlungSweise sich ihrem Brrufe
mit aller Hingrbung gewidmet haben.

gequält, möge man unS gestatten, daS System der
Fröbel'schrn Kindrrgärtrn etwaS nährr zu beleuch-
ten.

Friedrich Fröbel, viesem Apostel der Kinder-
wrlt, der sein ganzes reiches Leben deren Erziehung
widmete, war eS längst schon zur Gewißdeit gr-
worden, welcken tiefen, unverlöschbaren Einfluß ^
die ersten Gindrücke, tnSbesondere in dem Alter !
von brrt bis acht Jahren, auf die späteren Lebens- !
zeitrn der Kinder haben, und wie ungemein zwrck- !
mäßig eS sei, burch rigenen methodischrn Unterricht j
in die Erziehung ergänzend und verbeffernv einzu- '
greifen, hauptsächlich wo die geschäftltchen und '

Strrrtg.rrt, 20. Nov. Dcm „StaatSanz."
zufolge ist Profesior Pauli zu Tübingen an
daS evangel. theologische Scminar in Schön-
thal, unter Vorbehalt seineS Ranges und Ge-
halteS, versetzt worden.

München, 14. Nov. Der Präsident der
zweiten bayerischen Kammer. Pros. Pözl, hat
in einem Schreiben sein Wegbleiben von der
Conferenz in Stuttgart auSsührlich motivirt.
Dasielbe laulet mit^We^lassung des Eingangö:

Berlin, 19. Nov. Die „Kreuz Ztg." be-
stätigt die Miltheilung aus St. Petersburg, f

sonsttgen Verhältniffe der Eltern denfelben nicht
erlauben, ihrrn Lieblingen die nöthige Aufmerk-
samkrit schenken zu können, dieselben entweder zu
viel fich selbst überlaffen, oder dem öfter schädlichen
Einfluß mancher Kindermävchen und deren Launen
ayszusetzen.

Die leicht faßliche, so zu sagen spielende, der
Natur abgelauschte Lehrmethode deS Unterrichtes,
mit steter Abwechselung gesellschaftlicher aufhettern-
der Spiele und angepaßter Gesänge bezweckrn, bei den
Kleinen Liebe zur Ordnung und zur nützlichen THL-
tigkeit für später anzubahnen und einzuprägen, waS
in unserer materiellen Zeit, wo der Kampf in und
um daS Leben so verschiedengestalttg an uns heran-
tritt, fichrrlich nicht zu unterschätzen ist.

Jn der Tbat ist der Besucher von dem Resultate
überrascht, wenn man die Kinder in den Anstalten
beobachtet, mit welch' ungeheuchelter, kindlicher
Freude sie ihre selbstgrmachten, zierlich geflochteneu
Körbchen und sonstigrn Arbeiten betrachten und fich
freuen, solche Ven lieben Gltern zeigen zu können. Be-
sonderS den Knaben ist ein reiches Feld zur lehr-
reichen, finnigen Unterhaltung durch die verfchie-
denen Baumatertalien geboten. Die oben ange»

daß dic glänzenden VcrmählungSfeierlichkeiten
daselbst durch eine Erkältung der jugcndlichen
Gcmahlin dcS Thronfolgers unterbrochen wur-
den. — Graf Bismarck wird — demselben
Blatt znfolge — aus Rügen Ende diescr Woche
hier zurückerwartct.

Berlin, 19. Nov. Luxemburg will die
preußische Besatzung nur als Concession bewil-
ligen, nicht als Rccht, welcheS Preüßen kraft
curopäischer Verträge bcansprucht. Luxemburg
wünscht ferner Garantieu, daß Preußen einem
etwaigen Parlamentsbeschluß wegen EintrittS
Luxemburgs in den norddeutschen Bund Wider-
stand leistet, welche förmlichc Verpflichtung Pren-
ßen ablehnt.

Grünberg, 16. Nov. Der Bürgermeister
B. in Deutsch-WartenberH ist entflohen, und
in der von ihm beaufsichtigten Kasie des war-
tenbergcr Begräbnißkasicu-Vereins hat sich nicht
cin Psennig vorgefunden. B., Ritter dcs Ry-
then Adler-Ordens und als Conservativer in
höheren Kreiscn wohl angesehen, hatte die etwa
7000 Thaler betragende Kasie des genannten
VereinS in seiner Verwahrung, und jetzt sind
leidcr Hunderte von armen Leutcn um ihren
lctzten Sparpfcnnig gebracht. Wie eS mit den
vielen andercn von B. verwalteten Kasicn, der
Postkasie, der Armenkasse, der Schützenkasse,
der Stadt-Hauptkasse rc., steht, wird sich erst
später ergeben. . (Schl. Ztg.)

Skiederlan de

Amsterdam, 19. Nov. Dic Häujer Hope
und Comp. in Amsterdam und Barin in Lon-
don haben ein russisches Anlehen von 75 Mill.
Pfuud Sterling, mit 5 pCt. Zinsen, zu dem
Course von 86 pCt., oder ungefähr 84 pCt.
und Vergütung der Zinscn, abgeschlossen.

K r a u k r e i ch

Paris, 20. Nov. D.er „Mvniteur" con-
statirt, das Circular Ricasoli's über Rom be-
weise neuerdings, paß Jtalien sest entschlosien
sei, die Septemberconvcntion loyal auSzuführen.

B e l g i e n.

Brüfset, 18. Nov. Nachrichten, welche der
Hos empsangen, melden, daß sich der Zustand
der Kaiserin Charlotte bedeutend verschlimmert
habe.

Z t a r i e n.

Turin, 16. Nov. Auf den Bankerott der
Gesellschaft deS Cavourkanals' folgte gestern das
Falliment der großen Leih- und Sparkasse zu
Mailarrd mit mehr denn 200 Filialen in alley
größcren Städten Jtaliens, welches in hunderte
und tausende von armen Familen, zumal aus
dem Arbeiterstand, die hier ihre Ersparnisie
niedergelegt hatten, Entsetzen und Verzweiflung
gebracht.

Griechenland.

Athen, 18. Nov. Drei Generalcomman-
danturen sind für Corfu, West- und Ostgrie-
chenland errichtet worden. — Der KriegSmini-
ster perlangt eine Million Drachmen zur Be-
schaffung von Kriegsmaterial. — Die Einbe-
rufung der Kammern steht angeblich bevor.

führten und so manche andere Vorzüge des Frö-
bel'fchen Systems haben nicht atlein nach setnem
Muster in ganz Deutschland, sondern auch tm fernen
AuSlande ähnliche, fich stetS vergrößernde Anstalten
ins Leben gerufen, und sehen wir in verschiedenen
^tädten, wie dte Gemeindebehörden denselben
unterstützend zur Seite stehen.

Wir wünschen der hiefigen Anstalt zum Nutzen
und Frommen unserer künftigen Generation fer-
neres glückliches Gedeihen.

Herr v. Friesen, der sächfische FriedenSunter-
händler, soll bei Unterzeichnung deS FriedenStrac-
tats gesagt haben: „Jch unterschreibe daS Testa-
ment des KöntgreichS Sachsen." „Nicht doch," soll
darauf Herr v. Savigny, der Vcrtreter Preußen'S,
geantwortet haben, „es ist ein Ehecontract". Den
vtelen zärtlichen Bündntffen nach, zu denen Preußm
seine Nachbarstaaten gezwungen, schetnt der nor-
dtsche Staat sehr heirathslustig zu setn.
 
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