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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0556

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gesetz mit allen gegen eine Stimme und einen
Zusatz-Paragraphen, die Diälen betreffend, bei
namentlicher Abstimmung mit 12 gegcn 7 Stim-
men angenommen. Die StaatSregierung er-
klärte, sie könne daS Wahlgesctz mit dem Zu-
satze nicht publiciren, da sie vcrtragSmäßig ge-
bunden sei. Ueber die Diätenfrage werde am
15. Dec. in Berlin verhandelt werden. DaS
ReichSwahlgesetz werde daher hier dem geneh-
migten Bundesreformvertrag gemäß, auf dem
Verordnungswege publicirt werdcn.

Coburg» 30. Nov. Der Gesammtlandtag
deantragt die baldige Vorlage eines Gesetzes,
das die Preßprocefse den Geschworenengerichten
überweift.

Berlin, 28. Nov. Die Königin hat, be-
hufs Veröffentlichung eines WerkeS, betreffend
die während des letzten KriegeS auf dem Ge-
biete deS Lazarethwescns gemachten Erfahrun-
gen, die Summe von 2000 Thlrn. auSgesetzt.

Berlin, 30. Nov. Man glaubt noch im-
mer, daß zu der norddeutschcn Ministerconfe-
renz am 15. Dccbr. größtentheils die Minister
des Auswärtigen bezeichnet werden. Die von
den Hansestädten gewählten Senatoren sind in
diplomatischeu Angelegenheiten dieser Staaten
beschäftigt und entsprcchen derselben Stellung.
Die Wahl soll hier günstig aufgenommen scin.
Cs werden (Prcußen einbegriffen) 22 Bevoll-
mächtigte sein, vorauSgesctzt, daß jeder Staat
einen besonderen fckickt, was von beiden Neuß
und Lippc noch nichl feststchen soll.

Berlin, 30. Nov. Jn der heutigen Siz-
zung dcs Abgeordnctenhauses griff der Abg.
Lasker die AmtSthätigkeit dcS JustizministerS
sehr scharf an, welcher seinerseitS solche, die
gegenseitigen Verhältnisse nicht fördernde Persön-
lichkeiten beklagte. Die Positionen des Ordi-
nariums wurden genehmigt.

Berlin, 1. Dec. Heute Abend um 6^/z Uhr
ist Graf Bismarck wieder hier eingetroffen. Am
Bahnhofe wurde er vom Präsidenten des Her-
renhauseS Graf Stolberg, Geheimrath Wagner
und den Legationsräthen Abeken und Keudell

Querfurt. Hier ist die Feier des Frie-
densfesteS durch einen Zwischenfall gestört wor-
den. AlS sich um 9 Uhr auf dcm Marktplatze
das Fcstcomite, auS Stadtverordneten uno Bür-
gern bestehcnd, fünfzig weiß gekleidcte Jung-
frauen, die städtische Schützencompagnie, die
dortigen Bergleute, die Spitzen der Iustiz-
und Verwaltungsbehörden, die Beamten der
Post. die Veteranen aus den Jahrcn 1813—
1815, die im Felde gewesenen Neservisten und
Wehrleute versammelten, erschien der Turnver-
ein mit seiner schwarz-roth-goldneu Fahne.
Jn Folgc dcffen weigerten sich die Beamten, an
dem Aufzuge Thcil zu nehmen, und der Turn-
verein, um das Fest nicht zu ftören, verzichtete
auf die Theilnahme an dem Zuge. Abends
fanden sich die Turner vollzählig an dem zu
Ehren der Krieger veranstalteten Festeffen ein,
welches in ungestörter Heiterkeit verlief.

Hannover, 27. Nov. Die „Z. f. Nordd."
schreibt: Daö Privatvermögen deS KönigS Georg
ist dieser Tage vollständig mit Beschlag bclegt
worden; vermnthlich, um denselben zu bewegen, I


Vor rtwa 40 Iahrrn lief durck Berlin ein un-
gchrurer Scbrrcken: „Gebrüder Benecke haben Ban-
kerott gemacht!" Dte Grbrüder hattrn daS größte
BankhauS, rS galt für solider alS Bank unb Staat,

nun brtrug drr Bankerott 3—4 Mill. Thlr., die
Urberschuldung Lber 2 Mill. Thlr., dte meisten
Gläubiger verloren ihr Geld. Hr. Stephan Be-
necke, einer der Erben, schüttelte den Staub von
den Füßen und zog nach Amrrika, bethruernd, er
wrrde für die armsten Gläubiger thun, waS er
könne. Er war lange vergrssen, alS 1863 20,000
Thaler von ihm bei srtnem Bevollmächtigtrn in
Brrlin eintrafen. Vor einigrn Wochen trafm wie-
der 100,000 Tblr. ein und machten virse Armen !
glücklich, die Wittwe eines Kammergerichtsrathes
erhirlt allein 5000 Thlr. Dirser Ehrenmann ist !
in Aller Mund.

fZwar liberal, aber...) Jn einem pfarr-
amtltchen Zeugnisse, welcheS anläßlich deS jüngst

die nach London entführten Werthpapiere, spe-
cicll die bei der Kasse nur in Dcpot gegebenen
zu.ückzuliefcrn, da wegen dieser von den depo-
nirenden BankierS der Kaffe Umständlichkeiten
und Nachtheile bereitet werden.

Hannover, 29. Nov. Eine Proclamation
des Königs Georg V., mituntcrzeichnkt von dem
Kronprinzen Ernst August und gegengezeichnet
von dem Grafen Platen-Hallermund, wurde
heute Morgen, in Proclamationsform mit gro-
ßcn Duchstaben gedruckt, an die Ecken ange-
schlagen und als Flugblatt in die HLuser ge-
worfen, aufgefunden. DieseS Document ver-
sichert, daß eS des KönigS unablässtgeS Bemühen
gewesen, den Bruderkrieg in Deutschland zu
verhindern, dankt dem hannoverschen Volke für
die bewährte Treue und spricht das unerschüt«
terliche Vertrauen aus, der Allmächtige werde
die Vereinigung deS königlichcn HauseS mit
dem hannoverschen Volke wieder herbeiführen.
— Als Beweis der Opferwilligkeit der Han-
noveraner kann ich alS verbürgt mittheilen, daß
auf die Nachricht von der Schließung der Kron-
kasse und Kronchatullkaffc in dem hiesigen
„Englischen Club" soforl namhafte Summen
gezeichnct wurden, wclche zur Verfügung der
Königin gestellt werden sollen, daß feruer Czcchiel
Simon sofort dem König Georg sein ganzeS
Vermögen zur Verfügung gestcllt hat, dem sich
bercitS cine größere Zahl der ersten hannover'-
schen Bürger und Notabilitäten, vertragsmäßig
im Fall des Bedarfs durch Unterschrift ange-
schloffcn haben. Ferner cursirt eine derartige
Liste in den wohlhabenden Sländen hicr, die
ebenfalls auS diesen Ständen hervorgcgangen
ist und gleiche Verpflichtung durch NamenSun-
terschriften zu hohen Summen übernommen
hat. (D. V. Z.)

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 1. Dec. Die „Neue freie Preffe"
meldet, der Kaiser werde Dieustag die Adreß-
deputation empfangen. — Man glaubt allge-
mein, daß Ministerveränderungen nahe bevor-
stehend sind.

Prag, 29. Nov. Bei der heutigcn Wahl
hum Landtage wurde an Stelle des Professors
HaSner für die Altstadt Prags der Kandidat
der czechischen Partei, Pstroß, mit 460 von
835 Stimmen gewählt.

Pest, 1. Dec. Jn der heutigcn Sitzung des
Unterhauses motivirte Tiscza seinen Adreßan-
trag, währcnd Baron Eölvös für den Adrcß-
antrag Deak's sich auösprach. Balthasar Hor-
vath sprach in schr beifällig aufgenommener
Rede für den Ausgleich im Jnteresse der un-
garischcn Nation, und drückle gletchzeitig die
Hoffnung aus, daß ein Ausgleich durch die Er-
kenntniß gefördert und gezeitigt werde, daß die
Monarchie und Dynastie in einem mit ihr
sympathisircnden Ungarn die festeste Stütze haben
werde. Der Ncdner wurde beim Schluß seiner
Nede von Deakistcn bcglückwünscht. NLchsten
Moutag findet die Fortsetzung dcr Adreßdebatte
statt.

Frankreich

Paris, 27. Nov. Der „Siecle" bespricht
die vielen Wundergeschichten, welche in letzterer


* Literarische Notiz.

Jn drm Verlage von H. Kastner in Berlin find
neuestenS eine Rcihe interrssanter Sckriftrn erschie-

srtzung. Ausgewählt.für Frauen von Breta Alrebi.
Nebst kurzer Grschichte dcr grirchischen Porfie und
rnythologischem Anhang". Mit feinem Geschmack
führt diese Anthologte drn Lescrinnen die schönsten
Dtchtungen deS hellenischen AltrrthumS vor Augen
und birtet dte Sammlung der Frauenwelt den srl-
tenrn Genuß, sich Kenntntß der griechischen Lultur
durch bas Studium deS Werkes tn angenebmer
Wcisc zu verschaffen. — Ein weitereS Schriftchen
führt den Titel: „Von RheinSberg biS Königgrätz.

Zeit von mehreren Seiten berichtet wcrden, und
welche die Geistlichkeit mehr oder minder direct
mit der Lage deS Papste» in Derbindung bringt.
Namentlich erwähnt er deS Falles, wo eine ge-
fährlich an der Cholera Erkrankte, durch Auf-
legen cineS Fetzen eineS alten PriesterkleideS
des Papstes, vom Tode errettet wordcn sein
soll. Wcnn ein altcr Lappen weißen Wollzeu-
ges solche Heilkraft besitzt, so begreift der „Siccle"
nicht daS Lamentiren der Klerikalen wcgen Aus-
führung des Seplembervertrages. Wenn man
in solchem Grade deS übernatürlichen Schutzes
sicher ist, wozu ist's dann nothwendig, eine kle-
rikale Agitation hervorzurufen?

Paris, 28. Novbr. Die Presse gibt eine
nicht unintereffante Zusammenstellung der Be-
soldung der höchsten Chargen in der franzö-
flschen Armee. Ein Marschall, der gleichzeitig
ein Obcrcommando begleitet, bezieht heulzutage
im Ganzen eine jährliche Summe von 175,000
Fr., nämlich: freie Wohnung 12,000 Fr.. Ge-
halt alö Marschall 30,000 Fr., Dotation als
Senator 30,000 Fr., Gehalt als Obercomman-
dant 40,000 Fr., Repräsentationskosten 48,000
Fr., für Bureaukosten 12,000 Fr., Großkreuz
der Ehrcnlegion 3000 Fr., zusammen 175,000
Fr. Ein Divisionsgeneral in activem Dienst
bezieht 15,000 Fr. Ein Brigadegeneral 10,000
Fr. Ein Präsect erster Klasse bezieht 40,000
Fr. Gchalt.

Paris, 30. Nov. Jm Proceß des preu-
ßischen Gesandten gegen das „Memorial diplo-
matique" wurden die Herren Olivry und Boutet
jeder zu einem Monat Gefängniß und 100 FrS.
Geldbuße vcrurtheilt. Auch der Buchdrucker
Dubuisson soll 100 Frs. Geldbuße bezahlen.

C n g l a n d.

London, 1. Dec. DaS mit dcm Neuyorker
Haüse „Troost, Schmidt und Comp " dort eu>
gagirtc bedeutende HandelShauS in Manchcstcr
Troost und Comp. hat seine Zahlungen einge-
stelli.

Z t a l i e n.

Florenz, 30. Nov. Wie die „Jtalie" vcr-
stchert, habc der Papst den Wnnsch auSgespro-
che», mit Hrn. Vegezzi wcgcn dcr gcistlichen
Angeiegenheiten zu unterhandcln. Die italie-
nischc Negierung sei damit cinverstanden, aber
Vegezzi erhcbe wegcn seiner Gesundheitsverhält-
nisse Schwicrigkeilen, dic man jcdoch bcseitigen
zn können hofft.

D ä n e m a r k

Kopenhagen, 1. December. Dic officiöse
„Berlinske Tid." bestätigt die Nachricht von
dem bevorstehenden Besuche des Kronprinzen
in Berlin. — Sensation erregt hier die Amts-
enthebung des Beamten im Cultusministerium
Nosenberg wegen seiner schriftstellerischen Thä-
tigkeit im skandinavischen Sinne.

M u ß L a n d

St. Petersburg, 29. Nov. Das Kriegö-
ministerium verordnet die zeitweilige Entlaffung
der in Folge der diesjährigen Nekrutirung in
Polen überzählig gewordenen Soldaten des
Heeres.

Odefsa, 30. Nov. Nachrichten aus Kon-

Bilder auS der vaterländtschen Geschichte." Der
Zweck der Schrift ist, dte Hauptmomente der Ent-

der Iugend als Leitfaden zu dtenen, auS dem dte-
selbe Belehrung beim Lesen alter Classtker schöpfen
und sich Raths erholen kann zum Verständniß der
mythologtschen Dichtungen der alten Grirchen und
Römer. — Weiter führen wir noch an: ,;Reinecke
FuchS. Erzählt für Jung und Alt von F. Schmtdt.
Jllustrirt von Barth." Etn ergötzltches Schriftchen
des genannten IugcndschriftstellerS, von dem auch
nock ein weiteres unter dem Titel „Iohann Gottl.
Fichte. Ein LebenSbild für Iung und Alt", vor
uns ltegt.
 
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