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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0596

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stenen: 1) die ständische Zustimmung ;u den mil Preu»
tzen am 3. und 17. August d. I. abgeschlossenen Waffen-
stillflandS- und FrirdenSverlrLgen. 2) die Zulaffung
der rheinischen (Feuer-) VersicherungSgesellschasl in
Mainz zum GescdäfkSbelrieb in Baden, 3) die Erlbei-
lung der höchsten Geuehmigung für daS Statul über
die Bergralh Dr. Schüler'sche Stiflung, 4) die Erthei-
lung dcr Apolbekerlirenz an Anlon Haaf in Neckar-
gerach, und b) dic Tilgung deS auf 3^/,procentige L)b-

°om Jahr

III. TodeS'all. Gestorbeu ist: Am 1. Novbr. d. I.

Karlsruhe. 12.'Decbr. Heute trat der
landständische AuSschuß unter dem Vorsitz Sr.
Großh. Hoheit des Prinzen Wilhelm zusam-
men, um die Rechnungen der Amortisations-,
Eisenbahn- und Zehntschulden-Tilgungskassen
und des Grundstocks pro 1865 entgegenzuneh-
men. Außer dem hohen Vorsitzenden waren
gegenwärtig die folgenden Mitglieder des Aus-
schuffes: Äus der Ersten Kammer die Herren
Frhr. v. Göler, Obergerichtsadvokat Dr. Ber-
theau, Fabrikant Dennig, und aus der Zweiten
Kammer die Hcrren Präsident Hildebrandt.
Kusel, Friderich und Moll. Es fehlten die bei-
den Abgg. Kirsner, der noch an den Folgen
einer Verletzung leidet, und Advokat Eckardt.
Freitag, 21. Dec. wird der Ausschuß sich wie-
der vcrsammeln, um die Berichte der Referen-
ten entgegenzunehmcn und, falls thunlich, so-
gleich elwaige Anstände zu erledigcn.

Karlsruhe, 12. Decbr. Auf ergangene
Klagen eineS Localblattes, daß die Beträge für
die Ausgleichung der Kriegskosten auf Grund
des GesetzeS vom 30. Nov. d. I. noch nicht
zur Auszahlung gebracht worden seien, erwie-
dert die „Karlsr. Ztg.", daß die großh. Regie-
rung nur das in dem betr. Gesetz vorgeschrie-
bene Verfahren beobachtet habe. Um den au-
genblicklichen Verlegenheiten in einzelnen Ge-

großh. Ministeriums des Jnnern ein Vorschuß
von 50.000 fl. gewährt worden, und es kommt
ein zweiter Vorschuß in ungesähr gleicher Höhe
in diesen Tagen zur Vertheilung. Soweit es
möglich, sci dnrch die großh. Behörden, die da-
bei von der Privatwohlthäligkeit dankenswerth
unterstützt wurden, Sorge getragcn wordey,
der Noth in den durch den Gang der Kriegs-
züge beschädigten Gemeinden entgegenzutreten.

Nach einer weiteren Mittheilung der „Karlsr.
Ztg." soll unter den betheiligten großh. Civil-
ministerien der Entwurf eines neuen Diäten-
reglements in Berathung begriffen sein.

Wie das genannte Blatt endlich noch ver-
nimmt, habe das großh. Minisierium des Jn-
nern den großh. Landescommiffären empfohlen,
bei der zum 1. März k. I. bcvorstchenden Er-
neuerung der Bezirksräthe, dem Geist des Ge-
setzes vom 12. Juli 1864 entsprechend, mög-
lichst nicht die bisherigen Mitgliedcr der Be-
zirksräthe zur Wiedererneuerung in Vorschlag

rüheren Lcbens in derfelben Spanne Zeit erbleichen
sah, die unser schwergeprüftes Vaterland um eine

reicher machte.

(Fortsetzung folgt.)

-j- Heidelberg, 13. Dec. Verflossenen Sonntag
sand im „Prinz Mar" dahier eine Aufführung von

wir auch überrascht, von Dilettanten einc solche
Wahl treffrn zu sehrn, so mußten wir dock gestehen,
daß unsere bescheidenen Erwartungen nicht nur er-
süllt, sondern sogar übertroffen wurden. Nament-
lich war vie so schwierige Rolle beS Franz Moor
überaus gelungen und zeugte von wirklichem Talent
deS Darstellers. Ebenso wurde Karl Moor vor-
züglich dargestellt, und Amalie (ebenfalls Dilet-
tantin) ließ nichts zu wünschen übrig. Die Neben-
rollen wurden fast sämmtlich zur Zufriedenheit
deS zahlreichen Publikums durckgeführt, und daS i
Ganze erlitt nichl die geringste wesentliche Störung. j
Lebbafter Applaus und öfterer Hervorruf lohnte ^
die Mühe der Hauptdarsteller, und wünscht man i

! zu brittgen, damit das Ehrenamt der BezirkS-
räthe unter die Berechtigten und Verpflichteten
möglichst gleichmäßig vertheilt werde.

-i- Aus dem Unterlande, 10. Decbr.
Die jüngste Nummer des Verordnungsblattes
Gr. Oberschulrathes zeigt wieder den Austritt
von 6 Lchrern auS ihrem Berufe an. Nach
zuverlässigen Wahrnehmungen werden es der
ASpiranten, welche sich zur Aufnahme in die
Landesschulseminarien auf kommende Ostern
melden, nur wenige sein, so daß das Bedürf-
niß weit weniger als Ostern l. Z., wo es bei
Weitem nicht gedeckt wurde, befriedigt werden
wird. Außerdem sollen die wenigsten Zöglinge
den bescheidensten Anforderungen bei der Auf-
nahmsprüfung kaum entsprochen haben. Die-
ser letzte Umstand hat im Bcfondern in unserer
Zeit, welche mit vermehrten Anforderungen an
die Schule und darum auch an die Lehrer her-
antritt, viel BedcnklicheS. Dic mangelhafte Vor-
bereitung der Schulaspiranten kann im Semi-
nar, selbst bei einem dreijährigen Curs und
gewiffenhaftesten Fleiß der betreffcnden Semi-
narlehrer, nicht ersetzt werden. Es muß sonach
eine Klasse von Lehrern entstehen, welche ihrer
Aufgabe unmöglich zu genügen vermag, denn
diese ist keine geringere, alS: Träger eineS gu-
§ ten, geistbildenden, zeitgemäßen Unterrichts zu
scin. wie ihn die Schulreform verlangt. Der
eigentliche Fortschritt dcs SchulwesenS erscheint
daher, trotz verbesserter Einrichtungen und An-
ordnungen, so lange in Frage gestellt, als die
Verhältniffe sich nicht in der Weise ändern,
daß für den geeigneten uud fähigen Mann sich
auch eine lohnende Aussicht für'S Leben eröff-
net. Die persönlichen Opfer werden immer
größere; nur eine richtige Ausgleichung wird
die Schule vor wirklichen Verlegenheiten hin-
fichtlich tauglicher Persönlichkeiten schützen. Sie
wird daher folgcn müssen uud hoffentlich auch
nicht auöbleiben!

-j- -n Vom See, 12. Dec. Ein ausfal-
lendes Beispiel dafür, wic bas Bestehen guter,
zweckmäßig eingerichteter Verkehrsmittel den
Verkehr in unerwartetem Grade entwickelt, zu-
gleich eine recht fchlagende Blamage büreaukra-
tifcher AllweiSheit bildet die Dampfschifffahrt
auf dem Untersee und Rhcin, zwischen Konstanz
und Schaffhausen. Bis vor Kurzem war, wäh-
rend der obere (große) See täglich von ctwa
20 Dampfcrn bsfahren wurde, der Untersee
dieses Verkehrsmittels fast gänzlich beranbt; es
waren wohl früher die Dampfboote der Nord-
ostbahn auf jener Strecke gegangen, dann hatte
die badische Dampfschifffahrt eine Zeitlang die
Uferplätze bis zu dem Städtchen Stein befah-
ren, aber die Strecke galt für äußerst unren-
tabel, und man gab sie wieder auf, zum
Schaden nicht nur der Uferorte, sondern auch
des reisenden Publikums, welches diese an Na-
turschönheiten außerordentlich reiche Gegend
noch kaum kennt. Da entschloß man sich im
Thurgau, die Sache selbst in die Hand zu neh-
men, baute im Anfang vor. I. zwei Dampf-
boote und befuhr mit denselben täglich zweimal
die ganze Strecke Konstanz-Schäffhausen, alle
Uferorte berührend. Siehe da! sowie dem Ver-
kehrSbedürfniß in dieser Weise auch wirklich ge-


Aus Dessau, 30. Nov, wird berichtet: „Bei
dem gestrigen ersten Treiben wurden 1560 Hasen
geschossen, bei bem zweiten wurden erlegt: 12 Stück
Dammwild, 11 Rehe, 25 Stück Schwarzwild, 10
Füchse, 3 Dachse, 19 Fasanen, 42 Kantnchen und
265 Hasen.

§ Cheatrrnotiz.

Jm Berliner Hoftheater wird gegenwürtig ein
neues Schauspiel von Charlotte Birch-Pfciffer ge-
geben: „Die Frau in Weiß", nach dem gleich-
namigen berühmten Roman bearbeitet. DaS Stück
hatte einen beispiellosen Grfolg; in kurzcrZeit haben
fünfzchn Wiederholungen stattgefunden, und stets
bei ausverkauftem Hause. Wie wir mit Vergnügen
hören, wird das Stück auch hier bereits vorbereitet,
und ist rin günstiger Erfolg ficher zu erwarten, da
Frau von Glotz die Titelrolle spielen wirb.

dient war, sticg der Verkehr zu ungeahnter
Lebendigkeit, behauptete sogar den Winter über
eine ansehnliche Bedeutung und nahm diesen
Sommer — zum Beweise, daß das Schaffhau-
ser Schützenfest im vor. I. nicht die alleinigc
Urjache deS hohcn Ertrags gewesen — wieder
außerordenllich zu. Der Reinertrag pro 1865
betrug nämlich nicht weniger wie 30,000 FcS.
Jetzt baut die Gesellschaft ein drittes, vielleicht
auch viertes Schiff und will nächstes Zahr auch
das badische Städtchen Radolfzell befahren, wie
dies theilwcise schon im laufenden Jahre-ge-
schehen. Die badische Eisenbahn wird hierin
eine nicht unerhebliche Concurrcnz finden. Un-
willkürlich drängt sich Jedem die Frage auf,
ob nicht diese reiche Einnahmequelle ebensogut
den badischen Verkehrsanstalten hättc zugewen-
det werden können, welche dann schlimmsten
Falls sich selbst Concurrenzen machten? Aber
nein — eine Rentabilität dieser Fahrstrecke war
„gar nicht möglich".

DieKonstanzer Bürgergesellschaft, dieser mäch-
tige Hebcl für den materiellen Fortschritt und
die liberale Haltung der Stadt Konstanz, hat
ihre Versammlungen wieder aufgenommen und
cine Commission zur Prüfung und Begutach-
tung der Gemeinderechnungen gewählt. Diese
Versammlungen sind durchaus formlos, Jeder-
mann hat Zutritt und nur von Jahr zu Jahr
wird ein Vorsitzender gewählt; gleichwohl haben
sie die bestimmteste Färbung und beweisen da-
mit, daß die Gegner einer freien, kräftigen Ent-
wicklung sich in den gemeinnützigen Zusammen-
künften des Bürgcrstandes nicht wohl fühlen.
Nicht cinmal der Versuch ist gemacht worden,
den „katholischen Männervcrein" dort einzu-
bürgern. — Auch.der dortige Gewerbeverein
hat seine Thätigkeit mit eincm Vortrage über
gewerbliche Buchführung, dem auch viele Mit-
glieder des ArbcitekbildungSvereinS anwohnten,
wieder aufgenommen.

Nürnberg, 9. Dec. Fabrikbesitzer Herr
v. Cramer-Klett ist zum lebenslänglichen Reichs-
rath Bayerns ernannt worden. Die „Bayer.
Ztg." meldet zugleich die Verleihung des Com-
thurkreuzes deS Verdienstordens vom h. Michael
an Hrn. v. Cramer-Klett.

Berlin, 12. Dec. Jn-der hcutigen Siz-
zung des Abgeordnetenhauses erklärte vor der
Bewilligung des Bergverwaltungsetats der Han-
delsminister positiv, die Regierung beabsichtige
nicht, die Saarbrücker Kohlenbergwerke an eine
Privatgesellschaft zu verkaufen. — Die „Prov.s
Corresp." hofft, daß die in Hannover ergriffe-
nen Maßregeln zur Warnung dienen werden,
und daß dic volle Strenge unnöthig scin wird,
wozu jedoch die Regierung eventuell entschlossen
sci. — Die Berathungcn über die Verfaffung
dcs Norddeutschen Pundes beginnen am 15.
December; Graf Bismarck und v. Savigny
vertreten Preußen.

Hannover, 10. Die Zahl der den Ue-
bertritt wünschenden Officiere soll vorgestern
bereits etwa 400 betragen haben. Jn Betreff
der Unterofficierc und Mannschasten erläßt der
Generalgouverncnr cine Bckanntmachung, in
der es heißt: „Es besteht zwischen den Officie-
ren, Unterofficieren und Mannschasten der ehe-
maligen hannover'schen Armee keinerlei dienst-
licher Verband mehr; die einzelncn Regimenter,
Bataillone rc. haben mit der Capitulation auf-
gehört zu existiren; kein Vorgesetzter hat das
Recht, irgend einem seiner früheren Untergebe-
nen Bcfehle zu ertheilen; die Unterofficiere und
Mannschaften sind in ihre Heimath entlassen
und damit ihrcs Fahneneides entbunden, und
stehen dem preußischen Staate gegenüber allein
in dem Unterthanen-Verhältniß."
Qesterreichische Monarchie.
Wien, 10. Dez. Das heutige Wiener
Journal erklärt auf GrUnd genauer Erkundi-
gung die Correspondenz-Mittheilung cines Ber-
liner Blattes als gänzlich unbegründet, nach
welcher dic Broschüre „les Allignoes nu8tro-
Ir3llyai868 st au8tro-pru886-ru88v" von dem
Minister Frhrn. v. Beust an den Papst nnd
an den Cardinal Antonelli gesendet worden
sei und im Vatikan, so wie von der österreichi-
schen Botschaft in Rom als wirkliches Programm
des Frhrn. v. Benst angesehen wcrde.

Wien, 12. Decbr. ' Die hcutige „Preffe"
vernimmt, daß der Bruch zwischcn der Pforte
und Griechenland unvermeidlich geworden sei.
 
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