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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0630

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Berlin, 18. Dec. (Allgemeine Wähler-
versammlung für das Norddeutsche Parlament.
Schluß.)

Reker. a. D. Heinrich Steinitz be^ründet darauf
einen Verbesserunqsantrag zu Nr.IV der Resolutionen;
er beanlra.N dieselde so zu faffen: ,Wtr verlangen von
dem Parlamenr ein energisches Einlreten für die von
der deuischen Nationalversammlung in Arankfurt a. M.
proclamirieip.Grundrechte deS deutschen Bolkes
und Festhaltcn an dem allgemeinen gleichen nnd^d l^r e c-

seiner AuS'aMng bewo-ien baben. fönne jetzt nichl mehr
austttgeben n-erden. Die IV. Resolulion sei in ihrer

^r^^n^In^^ d^-teinitzlche

zwingl die Tribüne zu verlaffen.)

Hr. Jörrissen: Bürger! Jch rede Sie so an,
wril -ich mich srene zum ersten Male einer wahren

wird, srine Kräfte immer mehr zu Befferem anzn-
strengen.

)*( Die Frau in Weiß.

Es gibt Frauen und Fraulein in Weiß, Schwarz,
Gelb, Grün, Grau, Blau, Braun, selbst tn Gari-
baldtroth und chamäleonartigem Changeant. Doch
keine hat fich mit der immer gleichen Leibfarbe in
die Ltteratur eingeschmuggelt, als die berühmte
Frau in Weiß. Unter diesem Namen erfchten
der interessante Roman von Wilkie Collins,
welcher in England ein so ungeheures Aufsehen
machte. Von da ist er nach Deutschland gewan-
dert, und die Dame wurde von der Lesrwuth des
Publikums so sehr in allen Museen, Harmonien
und Leihbibliotheken in Beschlag grnommen, daß
fich derjenige, der sie erobern konnte, wahrhaft
glücklich schätzen mußte. „Haben Sie die Frau in

u. A. seien stets sür daS allgemrine gleiche Wahlrrcht
eingelrelen. Er verstehe nichl, wen Hr. Stamm^un^r

gegenüber ein^ MeinungSverschiedenhcil über dic Wege
e.ntrele, wie denn Schulzc-Delitzsch für. er selbft ge-
gen die Annerion gestimmt habe. Solllen fie drßhalb

wo ein Zusammengehen der liberalen Parleien undedingl
Noth thut? Er wünsche auch, daß neue Kräfte gewählt
weroen, aber uichl neue Zunker (Heilerkeil uno stür-

verlraule Pfänd^so, daß man nicht^ sagen ^nn , Sic
haben eS vergeudet. Jch empsehle Jhnen oie einmü.
thige Annahme der Resolutionen mit Einschluß deS
Steinitz'schen Amendements. (Anhaltender stürmischer
Beifall.)

Berlin, 18. Dcc. An den Berathungen
der am Samstag Abend durch den Minifter-
präsidenten v. Biömarck eröffneten Conferenz

- Weiß gelesen?" war eine Zeitlang die stereotype
? Frage der Conversation. Selbst jetzt noch nehmen
fie Nachzügler, die früher nicht dazu kommen konn-
: ten, in Anspruch. Es war ein glücklicher Wurf der
Frau Charlotte Birch-Pfetffer, die Heldin
! dieses Romans auf die Bühne zu brtngen. Das
Schauspiek die Frau inWeiß ist gegenwürtig
die bedeutendste Novität in Berlin. Kaum konnte
der Roman eine stärkere Wirkung hervorrufen, als
! diese dramatische Bearbeitung, welche im königlichen
' Schausptelhause in Berlin bei ausverkauftem Hause
! gegeben und mehrfach wiederholt wurde. Das Ge-
! hetmnißvolle, welches über den Personen und den
! Scenen deS Stückes wie eine mysttsche Wolke lagert
und dennoch zuletzt fich in befriedigendster Weise
i löst, verleiht dem Stücke etnen seltenen, effectvollen
Reiz. Besonders anziehend ist die Hauptrolle der
Künstlerin, welche der Aebnlichkeit der Schwestern
wegen die beiden Rollen der Laura Fairlisle
und Anna Field darzustellen hat. Die schwterige
Aufgabe ist einer tückttgen Hand anvertraut. Frau
Gmilie von Glotz, deren Spiel, Geift und
Anmuth in so hohem Grade vereinigt, spielt diese
Doppelrolle und wird sie, wie wir mit Recht aus
rbren seithertgen meisterhaften Darstellungen schließen
können, in den beiden so sebr entgegengesetzten Er-
scheinungen mit gleicher Vollkommenheit geben. Der
seltene Kunstgenuß steht unS am zweiten Weth-
j nachtstage (Mittwoch, dcn 26. December) bevor.

nahmen, dem osfiziellen Blalt zufolge, uach-
stehende Vertreter der einzelnen BunddSregier-
ungen Theil: Graf BiSmarck und Geheimerath
v. Savigny (Preußen), Gesandter Baron von
Könneritz (Sachsen, in Stellvertretung des noch
nicht anwesendcn Ministers v. Friesen), Geh.
Legationsrath Hofmann (Heffen - Darmstadt),
Staatsminifter v. Oertzen (Mecklenburg-Schwe.
rin), Staatöminister von Watzdorf (Sachsen-
Weimar), Staatsminister v. Bülow (Mecklen-
burg-Strclitz), Minister von Rössing (Olden-
burg), Minister v. Campe (Braunschweig), Mi-
nister Frhr. 'v. Krosigk (Sachsen-Meiningen),
Ministerv. L'arisch (Sachsen-Altenburg),Minister
Baron von Seebach (Sachsen-Coburg-Gotha),
M'lnister Dr. Sintenis (Anhalt), Minister v.
Bertral (Schwarzburg-Rudolstadt), Minister v.
Keyser(Schwarzburg-Sondörshausen), Geh. Re-
gicrungsralh Klapp (Waldeck), Regierungs-
präsident Dr. Hermann (Reuß ä. L.), Mini«
ster v. Harbou (Reiß j. L ), LandesregierungS-
PräsidentBaronv. Lauer-Münchhofen (Schaum-
burg-Lippe). StaatS- und Cäbinetsminister v.
Ohei'mb (Lippe-Detmold), Senator Dr. Kurtius
(Lübeck), Senator Dr. Gildemeister (Bremen),
und Senator Dr. Kirchenpauer (Hamburg).

Berlin, 20. Dec. Das Abgeordnetenhaus
hat in seiner heutigen Sitznng das Einverlei-
bungSgesetz der Elbherzogthümer angenommen.
Dagegen stimmten ein Theil der Katholiken und
alle Polen. Der Ministerpräsident Gras Bis-
marck legte in ausführlicher Rede die Erfolg-
losigkeit der Verhandlungen mit dem Prinzen
von Augustenburg dar, sowie die Nothwendig-
keit, bei den Friedensverhandlungen auf die
Abstimmung in Nordschleswig einzugehen.

Oesterreichische Monarchie.

Wien, 19. Dec. Der Landtag von Ober-
österreich hat die knrze ihm noch bleibende Frist
seiner Thätigkeit zu dem Antrage auf Rcftitu-
tion der Geschwornengerichte im verfaffungs-
mäßigen Wege benutzt. — Der schlesische sprach
stch Dienstag einstimmig gegen die Einführung
der Jesuiten aus. — Letzten Montag wurde
in Agram die feierliche Enthüllung der Statue
des aüs dem Jahre 1848 äls Eroberer Wiens

WLen» 21. Decbr. Beust kam^ mit dem
Mittägszug hicrher zurück. Diesen Nachmittag
findet eine Ministerconfcrenz statt. — Ass der
Börse zeigten sich starke Vetckäufc von Valuten.

Wien, 21. Decbr. Die heutige „Wiener
Ztg." veröffentlicht ein Gcsetz vom 14. d. M.,
womit vom 1. Jan. 1887 ab die gesetzlichen
Beschränkungen des Zinsmaßes aufgehoben
und die Wucher-Strafgcfetze abgeändert werden.

Jnnsbruck, 20. Decbr. Bei der Adreß-
debatte ist es zu einem förmlichen Bruch im
Landtag gekommen. Die Tendenz der Adresfe
veranlaßte die Liberalen, den Sitzungssaal zu
verfaffen. Der Landtag wurde beschlußunfähig.
Der Schluß der Session ift alsbald erfolgt.

Pesth, 18. Dec. „Sürgöny" meldet, daß
Michael Horvath und Nicolaus Puky auf ihre
Bitte vom Käiser die Erlaubniß zur Rückkehr
in die Heimath erhalten haben.

Pesth, 21. Dec. Das Journal „Naplo"
berichtet: „Der Bürgermeister und der Sladt-
hauptmann von Pesth begrüßten den Minister
Frhrn. v. Beust bei seiner Ankunst, welcher,
indem er Sympathien für Ungarn ausdrückte,
erklärte: Er sei gekommen, um die ungarischen
Verhältniffe kennen zu lernen (in einem Tage?
D. R.) und berührte zugleich die Eventualität
der Ernennung eines ungarischen Ministeriums.
Frhr. v. Beust besuchte sodann die Häupter der
Parteien des ungarischen Landtags, darunter
Deak und Eötvös.

F r a n k r e i ch.

Paris, 18. Dec. Bcim Kaiser sollen stch
in letzter Zeit neue Krankheitserscheinungen
kund gcgeben haben. Unter Andcrem spricht
man von einer Aftergeschwulst (tumeur llavs
le reetum), wclche durch stark hervortretende
Hämorrhoidal Beschwerden vcrmehrt, tagtäglich
den Gebrauch stark wirkender Abführmittel nö-
thig mache und den Patienten sonach sehr
schwäche.

T p a tt i e n

Madrid, 20. Dcc. Zwei spanischk Fre-
gatten stnd auf Befehl der Regierung von
 
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