hinaufgeſchwungen hatte, die ihm Alles als kleinlich und
weit unter ſeiner Sphäre erſcheinen ließ, was nicht vom
Geiſte ausging; aber Schöffer begriff ihn, verehrte ihn
und trauerte in- ſeinem Innern darüber, daß ihm die
Schwingen fehlten, um dem Gegenſtande ſeiner Bewunde-
rung nachfliegen zu können auf die lichtumſtrahlten Hö-
hen, worauf dieſer ſtand.
(Fortſetzung folgt.)
Krupp und ſeine Kanonenfabrik.
(Schluß.)
Nachdem ſich nun der Block ſo weit abgekühlt hat, daß
er aus der Form entfernt werden kann, wird er durch La-
gerung zwiſchen glühenden Kohlen, welche die Feuerung, der
Schmelzöfen abgibt, ſo lange in Rethglühhitze erhalten,
bis er durch Hebezeuge dem tauſendcentnerigen Dampfham-
mer zugeführt werden kann, über den ſo viel Fabelhaftes
auspoſaunt worden. Wenn Laien dieſem Rieſenhammer
eine Schwere von 1000 Centnern zuſchreiben, ſo thun ſie
ihm eben zuviel Ehre an. Weder die Eſſener Handels-
kammer, noch die Kenner der Krupp'ſchen Hüttenanlage
wiſſen etwas von einem Hammer, der das fabelhafte Ge-
wicht von 1000 Centnern hätte. Genug, der Krupp'ſche
Haupthammer*) wiegt viel weniger, als tauſend Centner,
trägt aber dennoch den Namen Tauſend-Centner⸗Hammer
nicht mit Unrecht, weil er als doppelt wirkender )
Dampfhammer denſelben Effekt hervorbringt, wie ein
einfach wirkender Hammer von tauſend Centner Schwere.
Jeder, der dieſen Rieſen in unmittelbarer Nähe arbeiten
ſehen kann, ohne ſchwach zu werden, hat ganz paſſable
Nerven und braucht ſich nicht erſt auf mediciniſchem Wege
Eiſen in's Blut zu ſchaffen und Jeder, der den Muth
beſitzt, ſeinen Kopf auf den Amboß zu legen und ſich von
dem aus einer Hubhöhe von zehn Fuß herabſteigenden
Hammerkoloß die Naſenſpitze kitzein zu laſſen, iſt gegen alle
Anbilden dieſer Welt gewappnet. Der Late traut dem
ungeſchlachten, abſchreckend ſchweren Dampfhammer keine
manierliche Arbeit zu und dennoch vermag derſelbe bei dem
einen Niedergange einen Stahlblock auszuſchmieden und
bei dem andern hart vor der Naſenſpitze eines Kaltblüti-
gen, der den Kopf auf den Amboß legt, Kehrt zu ma-
chen; ſo weit hat es der menſchliſche Erfin⸗-
dungsgeiſt in der Beherrſchung ſelbſtder gröb-
ſten Mechanik gebracht. Weithin pflanzt ſich das
Erdbeben fort, wenn der große Krupp'ſche Hammer auf
die vielleicht aus 30,000 Centnern Gußeiſen beſtehende
Chabotte, oder vielmehr auf das darauf liegende Schmie-
deſtück herabgefallen und ſich wieder auf die Hubhöhe
ſchwingt. Der nach gethaner Arbeit in die Atmosphäre
entweichende Dampf erinnert nicht mehr an das geheim-
nißvolle Singen des trauten Theekeſſels, aber wohl an das
Brüllen des Löwen. Alles wird hier eben mit ungeheu-
) Jetzt hat der Tauſend⸗Centner⸗Hammer noch einen mächti-
geren Bundesgenoſſen zur Seite.
*) Doppelt wirkende Dampfhämmer ſind ſolche Hämmrr, welche
durch die Kraft des Dampfes geh oben, und durch die Kraft des
Dampfes wieder abwärts getrieben werden.
auf 125,000,000 Pfd. geſtiegen.
ren Mitteln — und darin liegt wohl hauptſächlich das
Geheimniß für den Weltruf der Krupp'ſchen Fabrik —
zur äußerſten Leiſtung gezwungen. *
Wir wollen nun das koloſſale Schmiedeſtück, deſſen Be-
wegungen und Wendungen unter dem Rieſenhammer ein
ſinnreich conſtruirter Dampfkrahn vermittelt, nicht bis zur
fertigen Kanone weiter verfolgen, denn der Weg dahin iſt
noch lang. Das Stück hat außer der cylindriſchen Form
noch nichts mit einer Kanone gemein und doch hat es ſchon
ſo bedeutende Anſtrengungen und Unkoſten erfordert. Der
bis in das Tiefinnerſte verdichtete, und bearbeitete Stahl
geht jetzt der Bohrung entgegen und wir müßen es dem
Leſer anheimſtellen, über die Konſtruktion, die Schärfe und
die Wucht eines Bohrers nachzudenken, der den für jedes
gewöhnliche Schneide werkzeug unempfindlichen ) Stahl
dergeſtalt anzugreifen vermag, daß er er nachgibt, als
wäre er eine weiche Maſſe.
Als die Siegeslaufbahn der Krupp'ſchen Gußſtahlka-
nonen begann — und dieſe datirt ſeit 1857, in welchem
Jahre die erſte größere Beſtellung bei Krupp einging und
zwar von Setten des 300 Stahl-Geſchütze verlangenden
franzöſiſchen Kriegsminiſteriums — arbeitete Krupp in
ſeinen Werken bereits mit 161 Schmelz,⸗Glüh⸗ und Ce-
mentöfen, mit 11 Dampfmaſchinen, 7 Dampfhämmern,
102 Arbeitsmaſchinen, 980 Arbeitern und produzirte mit
dieſer Geſammtkraft 6,800,000 Pfd. Gußſtahl. Zehn
Jahre ſpäter ſchen wir die Zahl der Schmelz⸗ und Ce-
mentöfen von 161 auf 412, die Dampfmaſchienen von 11
auf 195, die Dampfhämmer von 7 auf 49, die Arbeits-
maſchinen von 102 auf 675, die Arbeiter von 980 auf
7625, und die Produktion des Gußſtahls von 6,800,000
Mit dieſer großartigen,
einzig daſtehenden Erweiterung der Betriebsmittel mußte
ſelbſtoerſtändlich das Wachsthum des Etabliſſements kor-
reſpondiren und ſo geſchah es, daß es innerhalb der ge-
nannten zehn Jahre ſich zu einer Stadt mit Rieſen-
kaminen ausdehnte, die Alles, Gasanſtalt, Waſſerlei-
tung, Eiſenbahn“), ein „Weſtend“, Haupt- und Neben-
ſtraßen, eine große Nord- und eine kleinere Südhälfte,
Feuerwehr, Photographiſche Anſtalt, Mühlen und eine
Mauer mit ſcharf bewachten Thoren hat. ö
Mitten in den Cernirungslinien um Paris ſtand das
Allerneueſte, welches innerhalb der Mauern des Krupp'⸗
ſchen Stahlreiches erfunden worden. Es waren die einem
großen Sternwartenfernrohre gleichenden Ballonkanonen,
deren Projektile mit Leichtigkeit einen Luftballon aus be-
deutender Höhe herabzuholen vermögen. Herr Krupp hatte
ſie der braven deutſchen Armee, die mit ſeinen Rieſenge-
ſchützen vor Straßburg ſo Außerordentliches leiſtete, zum
Geſchenk gemacht und er hatte auch nicht unterlaſſen, die-
ſer ſchwer verdaulichen Waare einen mit Nektar und Am-⸗
broſia gefüllten Extrazug nachzuſenden. So ziemt es ſich
für den einzigen Gußſtahlkröſus aller Kröſuſſe des Erd-
balls. ö
) Er iſt ſo feſt, daß die Seele des bezüglichen Geſchützes nach
dreitauſend Schuß noch keine wahrnehmbare Veränderung zeigt.
**) Krupp kann nicht nur einen Extrazug nach einer Himmels-
richtung, ſondern ſeine Extrazüge nach den vier Weltgegenden
entſenden.
weit unter ſeiner Sphäre erſcheinen ließ, was nicht vom
Geiſte ausging; aber Schöffer begriff ihn, verehrte ihn
und trauerte in- ſeinem Innern darüber, daß ihm die
Schwingen fehlten, um dem Gegenſtande ſeiner Bewunde-
rung nachfliegen zu können auf die lichtumſtrahlten Hö-
hen, worauf dieſer ſtand.
(Fortſetzung folgt.)
Krupp und ſeine Kanonenfabrik.
(Schluß.)
Nachdem ſich nun der Block ſo weit abgekühlt hat, daß
er aus der Form entfernt werden kann, wird er durch La-
gerung zwiſchen glühenden Kohlen, welche die Feuerung, der
Schmelzöfen abgibt, ſo lange in Rethglühhitze erhalten,
bis er durch Hebezeuge dem tauſendcentnerigen Dampfham-
mer zugeführt werden kann, über den ſo viel Fabelhaftes
auspoſaunt worden. Wenn Laien dieſem Rieſenhammer
eine Schwere von 1000 Centnern zuſchreiben, ſo thun ſie
ihm eben zuviel Ehre an. Weder die Eſſener Handels-
kammer, noch die Kenner der Krupp'ſchen Hüttenanlage
wiſſen etwas von einem Hammer, der das fabelhafte Ge-
wicht von 1000 Centnern hätte. Genug, der Krupp'ſche
Haupthammer*) wiegt viel weniger, als tauſend Centner,
trägt aber dennoch den Namen Tauſend-Centner⸗Hammer
nicht mit Unrecht, weil er als doppelt wirkender )
Dampfhammer denſelben Effekt hervorbringt, wie ein
einfach wirkender Hammer von tauſend Centner Schwere.
Jeder, der dieſen Rieſen in unmittelbarer Nähe arbeiten
ſehen kann, ohne ſchwach zu werden, hat ganz paſſable
Nerven und braucht ſich nicht erſt auf mediciniſchem Wege
Eiſen in's Blut zu ſchaffen und Jeder, der den Muth
beſitzt, ſeinen Kopf auf den Amboß zu legen und ſich von
dem aus einer Hubhöhe von zehn Fuß herabſteigenden
Hammerkoloß die Naſenſpitze kitzein zu laſſen, iſt gegen alle
Anbilden dieſer Welt gewappnet. Der Late traut dem
ungeſchlachten, abſchreckend ſchweren Dampfhammer keine
manierliche Arbeit zu und dennoch vermag derſelbe bei dem
einen Niedergange einen Stahlblock auszuſchmieden und
bei dem andern hart vor der Naſenſpitze eines Kaltblüti-
gen, der den Kopf auf den Amboß legt, Kehrt zu ma-
chen; ſo weit hat es der menſchliſche Erfin⸗-
dungsgeiſt in der Beherrſchung ſelbſtder gröb-
ſten Mechanik gebracht. Weithin pflanzt ſich das
Erdbeben fort, wenn der große Krupp'ſche Hammer auf
die vielleicht aus 30,000 Centnern Gußeiſen beſtehende
Chabotte, oder vielmehr auf das darauf liegende Schmie-
deſtück herabgefallen und ſich wieder auf die Hubhöhe
ſchwingt. Der nach gethaner Arbeit in die Atmosphäre
entweichende Dampf erinnert nicht mehr an das geheim-
nißvolle Singen des trauten Theekeſſels, aber wohl an das
Brüllen des Löwen. Alles wird hier eben mit ungeheu-
) Jetzt hat der Tauſend⸗Centner⸗Hammer noch einen mächti-
geren Bundesgenoſſen zur Seite.
*) Doppelt wirkende Dampfhämmer ſind ſolche Hämmrr, welche
durch die Kraft des Dampfes geh oben, und durch die Kraft des
Dampfes wieder abwärts getrieben werden.
auf 125,000,000 Pfd. geſtiegen.
ren Mitteln — und darin liegt wohl hauptſächlich das
Geheimniß für den Weltruf der Krupp'ſchen Fabrik —
zur äußerſten Leiſtung gezwungen. *
Wir wollen nun das koloſſale Schmiedeſtück, deſſen Be-
wegungen und Wendungen unter dem Rieſenhammer ein
ſinnreich conſtruirter Dampfkrahn vermittelt, nicht bis zur
fertigen Kanone weiter verfolgen, denn der Weg dahin iſt
noch lang. Das Stück hat außer der cylindriſchen Form
noch nichts mit einer Kanone gemein und doch hat es ſchon
ſo bedeutende Anſtrengungen und Unkoſten erfordert. Der
bis in das Tiefinnerſte verdichtete, und bearbeitete Stahl
geht jetzt der Bohrung entgegen und wir müßen es dem
Leſer anheimſtellen, über die Konſtruktion, die Schärfe und
die Wucht eines Bohrers nachzudenken, der den für jedes
gewöhnliche Schneide werkzeug unempfindlichen ) Stahl
dergeſtalt anzugreifen vermag, daß er er nachgibt, als
wäre er eine weiche Maſſe.
Als die Siegeslaufbahn der Krupp'ſchen Gußſtahlka-
nonen begann — und dieſe datirt ſeit 1857, in welchem
Jahre die erſte größere Beſtellung bei Krupp einging und
zwar von Setten des 300 Stahl-Geſchütze verlangenden
franzöſiſchen Kriegsminiſteriums — arbeitete Krupp in
ſeinen Werken bereits mit 161 Schmelz,⸗Glüh⸗ und Ce-
mentöfen, mit 11 Dampfmaſchinen, 7 Dampfhämmern,
102 Arbeitsmaſchinen, 980 Arbeitern und produzirte mit
dieſer Geſammtkraft 6,800,000 Pfd. Gußſtahl. Zehn
Jahre ſpäter ſchen wir die Zahl der Schmelz⸗ und Ce-
mentöfen von 161 auf 412, die Dampfmaſchienen von 11
auf 195, die Dampfhämmer von 7 auf 49, die Arbeits-
maſchinen von 102 auf 675, die Arbeiter von 980 auf
7625, und die Produktion des Gußſtahls von 6,800,000
Mit dieſer großartigen,
einzig daſtehenden Erweiterung der Betriebsmittel mußte
ſelbſtoerſtändlich das Wachsthum des Etabliſſements kor-
reſpondiren und ſo geſchah es, daß es innerhalb der ge-
nannten zehn Jahre ſich zu einer Stadt mit Rieſen-
kaminen ausdehnte, die Alles, Gasanſtalt, Waſſerlei-
tung, Eiſenbahn“), ein „Weſtend“, Haupt- und Neben-
ſtraßen, eine große Nord- und eine kleinere Südhälfte,
Feuerwehr, Photographiſche Anſtalt, Mühlen und eine
Mauer mit ſcharf bewachten Thoren hat. ö
Mitten in den Cernirungslinien um Paris ſtand das
Allerneueſte, welches innerhalb der Mauern des Krupp'⸗
ſchen Stahlreiches erfunden worden. Es waren die einem
großen Sternwartenfernrohre gleichenden Ballonkanonen,
deren Projektile mit Leichtigkeit einen Luftballon aus be-
deutender Höhe herabzuholen vermögen. Herr Krupp hatte
ſie der braven deutſchen Armee, die mit ſeinen Rieſenge-
ſchützen vor Straßburg ſo Außerordentliches leiſtete, zum
Geſchenk gemacht und er hatte auch nicht unterlaſſen, die-
ſer ſchwer verdaulichen Waare einen mit Nektar und Am-⸗
broſia gefüllten Extrazug nachzuſenden. So ziemt es ſich
für den einzigen Gußſtahlkröſus aller Kröſuſſe des Erd-
balls. ö
) Er iſt ſo feſt, daß die Seele des bezüglichen Geſchützes nach
dreitauſend Schuß noch keine wahrnehmbare Veränderung zeigt.
**) Krupp kann nicht nur einen Extrazug nach einer Himmels-
richtung, ſondern ſeine Extrazüge nach den vier Weltgegenden
entſenden.