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Heidelberger Volksblatt (5) — 1872

DOI Kapitel:
Nr. 88 - Nr. 96 (2. November - 30. November)
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3⁷⁷
Die Nagglmaiern. ö

D'r Dach-
auer Bank-
ſchwindl is be-
kannt, Leitcher.
Die Schbatze
uff'm Dach ver;
zähle davun!
So weit muß
es emool kum-
me, um die
heitig Welt,
die nix mehr
ſchaffe, ſon-
dern norr noch
ſchbekulire un
viel Zinſe ein-
nemme will,
zu kurire. Um
dem, der alle-
falls noch nix
vun d'r Freile
Schitzeder
g'heert, e kleen
Bildche vun
der große
Wohldhäterin
d'r Menſche zu
gewe, gew ich zum Beſchte,
Minche g'ſchriewe. Es laut:
„München, 16. Nov. Wie ſich bereits ergeben,
ſind bei der „Dachauer Schwindelbank“ am meiſten
betheiligt Niederbayern und Oberbayern, ſehr beträcht-
lich auch die Oberpfalz und Mittelfranken. Die Bahn⸗—
züge bringen auffallend viele bäuerliche Paſſagiere hier-
her, welche ſämmtlich kaum hier angekommen, in gro-
ßer Haſt nach dem Bezirksgerichte fragen, um dort noch
zu retten, was zu retten iſt. Wahrlich, es war die
höchſte Zeit, daß dieſem koloſſalen Schwindel Halt ge-
boten wurde, und einzelne mir zu Ohren gekommene
Fälle, daß Pfleger anvertraute Stiftungsgelder auf
eigene Fauſt in der Dachauer Bank anlegten (im Rott-
thale), Vormünder das Vermögen ihrer Mündel dort
einzahlten und die hohen Zinſen für ſich verwandten
(wovon mir ein paar Beiſpiele aus hieſiger Stadt ver-
bürgt werden), Landwirthe aus der Straubinger Ge-
gend den Erlös ihrer ganzen heurigen Ernte in Spitz-
eder⸗Wechſel umtauſchten, Andere ſogar (nach bezirks-
amtlichen Anzeigen) ihr Anweſen und Vieh verkauften
und nun Bettler ſind — alle dieſe traurigen, faſt un-
glaublichen Thatſachen, welche bis jetzt ſchon bekannt
geworden ſind, laſſen ahnen, welch großes Unheil die
Gier nach den Wucherzinſen dieſer Schwindelbanken
angerichtet hat. Adele Spitzeder befindet ſich in dem
erſt im heurigen Jahre neu erbauten Schuldgefängniſſe
an der Badſtraße, und es iſt ihr die Anweſenheit eines
Stubenmädchens gewährt worden.“

——

was die Woch Eener aus

E „vorläufige Anzeige“, die ich die Woch, den

Dachauer Bankſchwindl betreffend, innere baieriſche
Zeitung geleſe, is aah nit iwl. Sie illuſchtrivt dis
G'ſchicht ſo:
„Wir Endesunterzeichnete Fidelius Brecheiſen und
Kaſpar Dietrich, zur Zeit noch Zuchthausſträflinge zu
Plaſſenburg, geben einem procent- und gewinnſüchtigen
Publikum hiermit bekannt, daß wir geſonnen ſind, nach
Verbüßung unſerer Strafzeit, welche mit dem 23. No-
vember 1872 endet, für Ober⸗ und Niederbayern eine
Bank zu gründen.
Da wir ſchon ſeit langer Zeit mit bedeutenden
Häuſern, als: Kaisheim, Rebdorf und Ebrach in Ver-
bindung ſtehen, auch das Zutrauen der Gendarmerie
und Polizei uns ſtets erworben haben, ſowie Kenntniſſe
im Lokale, Commode-⸗ und Chatouillefach beſitzen, ſo
rechnen wir mit Beſtimmtheit darauf, gute Geſchäfte
zu machen. ö
Unſere Bank, welche mit dem 1. Jäuner 1873 ihre
Thätigkeit beginnt, zahlt vom Hundert 199½ Procent
und wird der Zins, da wir für die Dauer unſers Ge-
ſchäftes vorläufig keine Garantie bieten können, uur
auf ein halbes Jahr im Voraus bezahlt. ö
Die Anzahlungsſumme darf nicht unter 1fl. be-
tragen, aber auch 50,000 fl. nicht überſteigen und neh-
men wir, um dem Publikum noch mehr Erleichterung
zu verſchaffen, ſogar auch Pretioſen, Uhren und Klei-
dungsſtücke an.
Um uns nicht den Vorwurf machen laſſen zu müſ-
ſen, als wären wir Abkömmlinge von den Dachauer-
banken, geben wir noch bekannt, daß wir nicht in
Dachau, ſondern in Weichs und Plackenthal heimaths-
berechtigt, ſeit 1862 uns im Zuchthauſe befinden, daher
obige Banken nur vom Hörenſagen kennen.
Fidelius Brecheiſen u. Kaſpar Dietrich.“
Im Iwerige wär heit nix b'ſonders Neies mehr,
wedder in lokaler noch bollittiſcher Beziehung zu ver-
zeichne. In d'r Bollidik ſcheints, abg'ſehe vum Junker-
kunflikt im breißiſche Herrehaus, aweil iwerhaabt b'ſon-
ders ſchtill herzugehn, ſo daß d'r deitſche Ulk die ganz
bollittiſch Weltlag mit folgende paar Zeile zammereimt:
Laſſet die feurigen Bomben erſchallen. *
ö Thiers.
Sind wir wieder mal beiſammen geweſ'n.
Hie deutſchen Biſchöfe.
Ach, das Geld iſt nur Chimäre!
Krementz-
Fein de ringsum! *
Fürſt Wismark.
Ich weiß nicht, was ſoll es bedeuten,
Daß ich ſo traurig bin.
ö Graf Lulenburg.
Ich hatt' einen Kameraden,
Einen beſſ'ren find'ſt Du nit. Derſelbe.
Ich und moich lunges Weib
Können hübſch tanzen. Vater Hyacinth.

Pater Dufour.

Benazet.

Ich habe mein fein's Lrebchen.

Ich bin ein Spielmann, wohlbekannt
Und mache mich auf die Reiſe.
Ich wollt', ich wär' ein Louisd' or! ö
ö Das Zwanzig markſtück.

Druck und Verlag von G. Getſendörfer
 
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