Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0017

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Seite 3

Fernsprecher Nr. 82

Mittwoch, den 3. Juli 1918

Heidelberger Zeitung

Nr. 162

Nr. 152


dloßer

wie
der

kiff Dr. Rie^
er Annatzm«
itrages unE
r der Stcm-
veitden soll
Schatzanwei-
sstaiates Lil
Jahre nack
Mr Rückzah-

em!l

sckmsfenslufi
ßsreude, reu
sistenz — ja,
des LebeuK

a n g e r e ch-
ziere kön-
- Ausbildung

ten. — im
lernte er iiß
schwörer ua-
n und drei
zd in den
ichit-s bei sich
ein anderer
-eine eigeut-
w im Gehen
r seltsame«
M klonst et
er sich cm?
t er etwas
:en. Unauf
e größer Lil
'chlange ver>
omnren auf-
inuner eins
ufigste Mort
i, Mohain-
seiner Verse,
he vergleicht
' Asnar ei
iassan". Das
en auf di"

Staatsverwaltung überflüssig werdenden Beamten
geschehen soll. In der Petition werden verschie-
dene Vorschläge gemacht. Die Petition wurde
durch eine entsprechende und entgegenkommende
Erklärung der Regierung in der Kommission für
erledigt erklärt.
Aba. Neck sNatl.) berichtete über die Petition
des VereinsAlt-HeiLelberg und die Errichtung
einer

r Steuer-
er. Riehes
namentlich
on Anträgen
erhöhte
m. b. H.i di«
ctrages oder
die Verwer-
rd beschränk
von „inlän-
olonialgelsell-
m soll durch
Aktiengesell--
zugebilligt
nn deutschen
eines deut--
einem deut-
en zum E«o
Dr. Rießri
e i t für g-e-
Rach dei>
c der Stein-
der Reinge-
- övroz.ntig«
chränkt usw
c Absatz hin-
sbshöude er-"
mit dem
n zu Lean»'
mäßig ei NH
Kavitalseiiw
wurde ans«

er hat eins
auch NM ich
/freien eines
eses gefahr»
- ägyptisches
hrliche Eist-
ere mit d,r
D i n g l e r„
war. Lerich«
»Aus alleL
r „SüddsuiN

emporzukriechen. Und wie ihr Kopf sich über der
Hand befand, legt ihr der Mann den übergreifen-
den Daumen auf den Kopf, ganz vorsichtig lang-
sam, dann plötzlich ein Druck, und er hatte sic,
sprang auf und zeigte vergnügt seine Beute. Und
jetzt — das war das merkwürdigste und auch un-
heimlichste — schien er jede Vorsicht nutzer Acht zu
lassen. Er legte sich die Schlange, ohne sie mehr
am Kops zu halten, in zwei Windungen um den
Hals und lief; sie dann los. Sie wand sich um ihn
herum und auf und nieder, als mutzte das so sein.
Auweilen hielt er ihr auch wieder die Hand unter
den Kopf, die von dem giftigen Geifer nutz wurde
Ms sich das Tier halb in seine Kleidung ver-
krochen hatte, zog er es am Schwänze wieder her-
aus. Bevor er die Schlange in seinen Korb steckte,
entfernte er ihr die Eiftzähns.

erwl der Ick
heute seines
!our le ML'
» in Godes?

Ein Muster-Ernährungsamt
Der Leiter des Städtischen Krisgsernährungs»
amts in Danzig, Stadtrat Dr. Grünspan, veröf-
fentlicht in Len „Beiträgen zur kommunalen
Kriegswirtschaft^ eine Abhandlung über die Tä-
tigkeit dieses Amtes, die einen Einblick gibt in di«
Vielseitigkeit der Aufgaben, die einem solchen
Amte gestellt sind. Nicht ohne Humor stellt Dr
Grünspan diese Aufgaben wie folgt zusammen ;
„Durch die Hand der Stadt gehen heute fast alst
Nahrungsnuti'l sie besch.inr ferner Kellen und
Eummisaugsr, Spiritus und Petroleum, alte Klei»
der und Holzsohlen, sie mästet Schweine und Gänse
und beschafft und verteilt FuttermLv'l. sie züchtel
Hühner und Kaninchen, sie kocht täglich für viel«
tausend Menschen dasFRittag- und Abendessen, sie
beschafft Arbeitskraft^ uikd Pferde, sie verteil
Zuchtprämien für Ferkel und vermittelt Auftrag
für Heeresliefexungen; sie sMtzt die Ernte m«>
zählt das Vieh, sie gewinnt /rett aus Knochen untz
lwkert in eigenen Lüden Gemüse und Obst aus;
sie stellt Land zur Kartoffel- und Gemüseerzeugun«
zur Verfügung und bepflanzt selbst Land: sie san»
melt oder organisiert die Sammlung v-m Bren>
nesseln und Obstksrnen; sie beulet selbst Torflager
aus und kauft Holz im Inland und im besetzter
Gebiet auf; sie schlachtet selbst Vieh und kocht Mar-
melade. sie prüft Urlaubsgesuche für ihre m'lffcü
risch eingegogenen Mr.-cer und beschafft Dünge-
mittel für die Landwirtschaft; sie prüft die Pxeff,
für Brot und l-LÜndbölser. für Fleuch und Stiefel
für Mühlenwaren und Seife: sie läßt für den Be.
darf ihrer Einwohner Fische fangen und be'chast?
Maschinen für die Privatgewcvbe der Stadt: si>
führt die Sammlung und Beschlagnahme vor
Kupfer, Aluminium und Mi ss ngaesckurren; si>
verteilt Eimnachcuchr und regelt die Ernährung
der Kranken und Säuglinge. Und neben all di«
ser Fülle von Aufgaben beschäftigt sie sich mit de?
Hnüdsrten von Sonderwünschen, die aus der Be
vAkerung heraus täglich vargetragen wenden."
Durch eine Reihe von Tachau^MGm bat di!
Bevölkerung nicht nur Einblick m die Arbeiten des
Amtes sondern auch durch Vertreter Mer Sch ich
ten Gelegenheit zu verantwortlicher Mitarbeit

Mannheim, 1. Juli. Der Staldirat stellte zur
Herstellung von Kleinhäusern bei M-
fertal ein städtisches Gebiet von etwa 17 VW Qm.
bereit. Es sollen Bauten für kinderreiche Fami-
lien im Eigenbau, ausgssührt werden. Zu dem
Beschlüsse des Stadtvates ist noch die Zustimmuni
des Bürgerausschussos notwendig.
Mannheim, 1, Juli. Die Gutsverwaltung des.
Stratzenheimer Hofes bei Viernheim hatte die
Ernte eines hundert Morgen groben Erbse nfel-
Le s zum Kleinverkauf unmittelbar -an die Ver-
braucher ausgeschrieben. Der Preis wurde Mo
alle, die sich die Schoten selbst auf dem Feld«
pflückten, zu 38 Mg. für Las Pfund berechnet. Der
Andrang zahlreicher kauflustiger Frauen mar aus
der ganzen Umgegend, namentlich aus Mann-
heim, sehr groß. Man konnte täglich bis zu 60«
Personen auf Len Feldern arbeiten sehen. Bereits
am 5. Tage war die Ernte ausverkauft, im vorigen
Jahre Latte dieses Geschäft 14 Tage in Anspruch
genommen.
Karlsruhe, 2. Juli. Das Schwurgericht nahmt
gestern seine Beratungen auf. Wegen Stratzen-
raubs wurde der 18jährigeTaglöhnerEmilHerr«
mann von Baden-Baden zu IsH Jahren Gefäng-
nis verurteilt. Er hatte in Baden-Baden eine?
Hauptlvhrerin Werfällen und ihr das Handtasche
chen entrissen. — Wegen Abteibung wurde die 46-
iährige Ehefrau Anna Kolvenbach aus Bruch-
sal zu 2 Ialhren Zuchthaus verurteilt.
Pforzheim. 2. Juli. Nunmehr wurde auch da»
Standbild Kaiser Wilhelms von den"
im Jahre 1890 am Bahnhof errichteben Denkmal
entfernt, um eingeschmolzen zu werden.
Konstanz, 1. Juli. Der Schaufensterdekorateur
Gerhard Jablonski in Konstanz batte 13«
Wertpakete mit Schokolade im Werte von 24 00«
Mark. 9 Wertpakete mit Schokolade im Werte von
2000 Mi an Firmen nach Berlin gesandt, ferner 8
Kilo Zahngummi für 4000 M. nach Ravensburg
und 2400 Meter Gummiband für 7800 M. nach
Konstanz verkauft. Außerdem batte er noch ver-
schiedene Butter- und Kakaosendungen nach ande-
ren Plätzen ausgeführt. Das Schöffengericht
nahm Jablonski wegen unerlaubten Handelns mit
Gegenständen des täGlichen Bedarfs in eine Geld-
strafe von 3000 M. oder 200 Tags Gefängnis.

Karlsruhe, 3. Juli. Die Zweite Kammer
wird im August oder November nochmals zu einer
kurzen außerordentlichen Sitzung zusam-
mentreten. um Las Biersteuergesetz su er-
ledigen.

sschuh
Ri eher in
Gebiet der
tätigt, davon
russchuß des
o besprach er
s ch a f t s a b-
an Deutsch-
i und 1919
"wuitgs- und
in es diesen
eberschmse in
ris 1927 ein-
f von diesem
? t w e n d i g-
nMicher Wi-
rung indu-
en anderem
u erwarten
side bezogen
auch im In-
t notwendig,
n in über-
malten wird,
cck hier wie-
ruskiefchlosseO
rarUchen Re-
verden, das
erschösse Ru-
cmitteln an
egierung soll
sie aus Ru--
FrjiÄden üb--
rutschen Ver-

Aus Baden
Tagung der badischen Grund- und
Hausbesitzervereine
Gaggenau. 2. Juli. Der Verband der badischsui
Grund- und Hausbesitzervereine hielt am letztest
Samstag und Sonntag hier seinen aus allen Tei-
len des Landes aut besuchten 16. Verbamdstag ab.
Einen breiten Raum der Verhandlungen bean-
spruchte ein Vortrag des Rechtsanwalts Schmidt
aus Heidelberg über Mieteinigu-ngs-
amt und Mietpreiserhöhung. In einer
einstimmig angenommenen Entschließung wurde
gefordert, Latz dis Mieteinigunssämter als Be-
hörden mit Zwangsbefugnis sobald als möglich
aufzuheben seien. So lange sie aber als Spruch-
behörden bestehen, sollen bestimmte, vom Erund-
und Hausbesttzerverein Mannheim, ausgearbeiteto
Richtlinien beachtet werden. Die Tagung befasste
sich dann weiter mit Fragen der Gründung einer
Mobilaroersicherung. der Schaffung von Haus-,
besitzerkcvmmern und der Hypotheknbeschaffung.
Hierzu beschloß der Verbandstaa die Errichtung
einer Landes - Hypobhekenfchutzbank.
Das Grundkapital soll eine Million betragen und
durch Privatbanken und durch die Beteiligung ver-
kleineren Vereine aufgebracht werden. — Bei den.
Vorstandswahlen wurde der bisherige Verbands«
Vorsitzende Hofmann-Mannheim, der seit 18 Jahres
den Verband »leitet und infolge Gesundheitsrück-
sichten eine Wiederwahl ablshnte. zum Ehrenvor»,
sitzenden und Rechtsanwalt Dr. Wsingart-Mann-
heim zum 1. Vorsitzenden gewählt.
Am Schluffe der Tagung wurde der Vorstand
ersucht, Schritte Lei der Regierung zu unternehm
men, damit bei der Gebäudsversichsrungsanstalt;
die Entschädigung für Brandschaden in Einklang
mit der Steigerung der Baumaterialien gebracht
werden. Weiter wurde eine Entschließung ange-
nommen, in der das Bedauern ausgesprochen wird
Wer dis im Landtag abgegebene Erklärung des
Staatsministers von Bodman über die ablehnende
Haltung der Regierung zum Schuldenabzug.

ten. die der Regierung gangbare Wege weisen
wollten.
Von ganz besonderer Bedeutung waren dann
auch die von der Zweiten Kammer ausgehenden
Anregungen, die eine Aenderung in Ver-
sa s s u n g s s ra gen herbeiführen wollen. Es
handelte sich dabei um eine Erweiterung der Er-
sten Kammer, vor allem um die Zuziehung von
Arbeitervertretern, um Erweiterung des Land-
ständischen Ausschusses, um die Einführung der
Verhältniswahl, um das Frauenstimmrecht sowohl
zum Parlament wie zur Gemeindevertretung und
ferner um die Aenderung der Kreisvsrfassung und
die Wahl der Bezirksrüto. Andere Anträge
wünschten dann eine baldige Aenderung der Ge-
meinde und Städteordnung und in gewissem Zu-
sammenhang damit stand die Fürsorge für die Ee-
meindebeamten, deren Wünsche von der Kanmner
Unterstützung fanden, die fa auch dem provisori-
schen Gesetz über die Fürsorge -für die Gsmeinde-
beamtsn ihre Zustimmung gab-
Als weitere bemerkenswerte Punkt«, die wäh-
rend der Kammerverhandlungen vorgetragen wur-
den, seien noch erwähnt die militärischen Fragen,
wobei fa auch dis Frage der MilikärLon-
vention, die Behandlung Badener in preußi-
schen Truppenteilen, die Gefangenenfürsorge, die
Unterstützung von Kriegsteilnehmern und ihren
Familien erörtert wurden, endlich noch in dar
allerletzten Zeit die Forderungen nach einer Um-
gestaltung des Schulwesens und in Verbindung da-
mit die beantragte Aufhebung des 8'137 des
Schulgesetzes,
Aus dieser kurz gefassten Uebersicht, die ja kein
vollständiges Bild der Landtagsarbeit gehen kann
und nur einige der wichtigsten Punkte herausgrei-
fen wollte, ist deutlich ersichtlich, welch umfangrei-
cheArbeiten in der sisbenmonatiaenDauer desLand-
tages ihre Erledigung fanden. Mögen alle neuen
Gesetze und Beschlüsse der Weiterentwicklung unse-
res Landes förderlich sein.

Güterstation am Karlstor
in Heidelberg.
Abg. Rohrhurst sNatl.) unterstützte den Wunsch
der Petenten.
Ministerialdirektor Dr. Herrmann erklärte, das
die Regierung kein dringendes Bedürf-
nis für eine solche Eüterstation sehe. Außerdem
sei der Raum am Karlstor für eine Güterstation
nicht vorhanden.
Damit war die Tagesordnung erledigt. In den
LanLständ isch en Ausschuh wurden ge-
wählt dis Absg. Kopf und Neuhaus sZtr.),
Rebmann und Rohrhurst sNatl.). für den
Abg. Dr. Zehnter der Abg. Witte mann und
für Len Abg. Kolb der Abg. Strobel.
Präsident Kops übermittelte im folgenden dem
Hause Ne AbfchieLsgrütze des .Staat-Ministers und
gab eins Uebersicht über die Arbeiten der 2. Kam-
mer. Sie hat in 70 Vollsitzungen und 167 Kom-
miffivnsisitzungsn 26 Gesetze erledigt: ferner la-
gen ihr vor 102 Anträge, 24 Interpellationen, 43
kurze Anfragen und 159 Petitionen.
Abg. Rebmann dankte dem Präsidenten für seine
unparteiische Geschäftsführung, worauf Lieser mit
der Hoffnung auf baldigen Frieden Lis Sitzung
schloß.

Da marschieren sie alle auf. die groben berühm-
ten Linien, die Lunard-Linie, Union-Lastle-Linie,
die Ellormann- und Harrison-Linien und wie sie
alle Heiken, und künden „Regular Tastings" nach
Nswyork, Boston, Baltimore. Kanada nach sämt-
lichen Mttelmeerhüsen, Ost- und -Südafrika. Ost-
asien und Australien an. Die White-Star-Line
empfiehlt ihren regelmäßigen Fracht- und Passa-
gierdienst nach und von Australien init seiner „her-
vorragenden Gelegenheit zur Frachtbeiörderung,
besonders für Pferde. Schafe und alle Arten Vieh".
Warum wohl Lord RhonÄda. der englische Naü-
rungsmitteldiktator, von dieser Hervorragenden
Gelegenheit nicht mehr Gebrauch macht? Die
Princs-Linie macht auf ihren regelmäßigen Dienst
zwischen dem La Plata und Middlesborough. Ant-
werpen und London aufmerksam. Eine Agenturstil
Liverpool preist die Reize einer Ferienreise nach
den Kanarischen Inseln an, die ja zweifellos durch
die Aussicht, einer aufregenden U-Wvotsiagid Lei-
ruwoHnen. noch bedeutend gewonnen hüben muß!
Unwillkürlich legt man sich die Frage vor üb nicht
die vielen «rohen Zeitungsanzeigen englischer Wa-
renhäuser und Geschäfte, worin Nahrungs-
mittel und andere Artikel empfahlen ward.n,
es ebenso leicht mit der Wahrheit nehmen und
auf ähnliche Prestige- und BeruhiMngsmotive zu-
rücksuführen sind. Einige Firmen nehmen auf
den Krieg insoweit Rücksicht, als sie mit mehr
Stolz als Wahvheitsfinn verkünden: „Tastings as
usual" („Schiffahrt wie gewöhnlich!"). Also
ganz im Stile Churchills „Busineß as Usual" („Ge-
schiffte wie gewöhnlich!") Andere freilich sind vor-
sichtiger; sie versprechen nähere Angaben über die
Expeditionen „auf Anfrage" s„on application")
oder setzen unter ihre Anzeige in harmlassm Klein-
druck die einschränkende Klausel „die Dampfer fah-
ren ab, soweit es die Umstände erlauben". sStea-
mers ars desvatched as circumstcmces vermit").
Am vorsickstigsten ist die bekannte P. u. O.-Linie
nach Indien. Sie fügt Lex Aufzählung iihrer ein-
zelnen Linien Las ominöse Wörtchen „occasionaln"
(„gelegentlich") bei und macht ferner dis Anmer-
kung: „Alle Reisen können verschöben oder astge-
ändert werden mit oder ohne Bekanntmachung".
In der Tat. weiss gesprochen!

Aus „Presüge"-Gründen
Der regelmäßige Loser englischer Zeitun-
gen findet sich, wie der Franks. Ztg. geschrieben
wirÄ, für seine nicht immer genußreiche Aufgabe
entschädigt durch die Heiterkeit, die das Stu-
dium Les Anzeigenteils gelegentlich bei
ihm auslösen muß. Auf den Varietebühnen gibt
es eine Spezialität von Komikern, deren überwäl-
stgende Wirkung Larin besteht, daß sie die unglaub-
lichsten Dinge in der trockensten und ernsthaftesten
Weise erzählen. An Liefe Leute wird man unwill-
kürlich erinnert, wenn" man die -vielen Anzeigen
erblickt, dis lediglich -aus „Prsttigegründen" auf-
recht erhalten werden obwohl sie nur noch längst
vergangene Dinge künden. Nehmen wir beispiels-
weise ein Fachblatt d.r Seeschtifahrt wi« Lloyds
List zur Hand, so finden wir die gan«e erste und
letzte Seite bedeckt mit Ankündigungen der gro-
ßen L i n i en - R e ehe r e i e n. die den regel-
mäßigen Fortgang der Schilfsexpeditionen nach al-
len Teilen der Welt anzeigen, als ab wir uns
mitten im tiefsten Frieden beständen. Der arglose
Leser muß bei Liefer Lektüre auf die Idee kom-
men. daß es auch heute noch die einfachste Sache
der Welt ist, eine Fahrkarte nach irgend einem
beliebten Vergnügung-ort in Europa oder bei Len
Antipoden zu nehme».

Schlangen, wohl aber auf en Beschwörer selbst,
, der sich dadurch konzentriert und bis zu gewissem
Grade betäubt. Die vier Deutschen gingen hinter
dem Schlangenbeschwörer her und beobachteten sein
Beginnen. Keiner Schlange fiel es ein, auf die
Predigt hin aus den Steinen her vorzukommen,
dagegen entdeckte Mussa mit seinen guten und ge-
übten Augen die Spuren im Sand oder auch an-
ders Anzeichen, etwa Hautreste, und so schließlich
die Tiere selbst. Einer der Deutschen fand ein Stück
einer abgeworfenen Schlangenhaut. Mussa sagte
verächtlich: »Herr, das ist fa nur Las Hemd einer
Schlange". Kurz darauf sprang er auf einen
Stein los, schleuderte mit seinem Stöcklein eine
Aischnatcer (Psammophis Milans) darunter her-
vor und steckte sie in seinen Korb. Mit solch harm-
losen Wesen schien ex sich nicht näher zu befassen.
Zur Zeit des Sonnenuntergangs aber kam das
Ereignis: nach kurzem Ausspähen sprang er auf
einen Stein in der Ecke eines verfallenen Tempel-
vierecks los und schrie Untten unter feinen Be-
schwörungen: „Kobra"! Dann schleuderte ex auch
schon eine Brillenschlange von der Länge eines
«roßen Mannes hinter dem Stein hervor auf den
Sand und sing sogleich zum Angriff über. Es
folgte ein regelrechtes Turnier zwischen
dem Manne und der Schlange, herrlich anzusohen.
und doch wieder so unheimlich, daß ein spanisches
Stiergefecht kaum mehr aufregsn kann. Die
Schlange schien sehr gereizt, richtete sich zum An-
griffe auf und breitete den Hals aus. Der Araber
stülpte seine weiten Aermel auf, um besser „arb-i-
ten zu können: hin u. wieder sprach «. diöSchlange
scharf ansehend, einen seiner Verse. Sein Stöcklein
hatte er noch in der Hand. Nicht minder scharf be-
trachtete ihn dis Schlange und kroch auf ihn zu.
Sobald sie zum Sprungs ausholte, schleuderte er
sie mit dem Stock in die Luft; kaum war sie nie-
derMfallen, ging sie wieder auf ihn los und wurde
Wieder weggeschleudert. Das wiederholte sich einigo
Male. Vielleicht sollte die Schlange dadurch ermü-
det werden, denn auf einmal warf Muss« seinen
Stock weg, hockte sich nieder und erwartete sie mit
tief und horizontal gehaltenen Händen, so daß sie
auf dis innere Handfläche sah und ihn nicht in die
Kinger beißen kennte... Die Kobra kam nun.
Eislleicht übe- die plötzliche Rübe des Gegners er-
MNnt, vorsichtig näher, unr an dsm braunen Arm

Deutsches Reich
* Rückkehr Solfs nach Berlin. Der Staatssekre-
tär des Reichskolonialamts Dr. Solf ist nach
Berlin zurückgekehrt und hat die Amtsghschäfts
iibernommsn. Dis Frage der Fürsorge für Lis von
unseren Feinden immer noch fostgehaltenen Kolo-
nialdeutfchen die einen der Hauptge-
genstände der Verhandlungen mit den Eng-
ländern im Haag bildet, wird die Tätigkeit
des Staatssekretärs ganz besonders in Anspruch
nehmen.
* Aufwandsentschädigung für den Reichstags-
präsidenten. In einer Ergänzung zum Reichsetat
werden 30 000 Mark Aufwandsgelder für den
Präsidenten des Reichstags verlangt. — Dis
gegenwärtige Legislaturperiode des Reichstags
soll durch Gesetz bis zum 12. Januar 1620 ver-
längert werden.
* Reform der Heeres- und Marineverwaltung.
Der vom Atruptausischuß des Reichstags eingesetzte
Unterausschuß zur Vorberatung der Heeres-
und Marine-Beamten-, sowie der Arbeitersragen,
nahm am Dienstag einstimmig eine Entschließung
auf eine durchgreifende organische Re-
form der Heeres- und Marinsvermaltung zur
Durchführung nach Fricdensschlutz an. »
* Neue Reichsgesellschaften. Der Berl. Lok.-An-
zeiger meldet, daß neus Reichswirt'schaftsstellen in
Berlin errichtet werden, darunter eine Reichs-
stelle für Textilwirtschaft. Die neuen
Gesellschaften sollen zur Hilfs wirtschaftlicher
Schädigungen in der Uebergangswirtschaift dienen.
Wie verlautet, sollen trotz der scharfen Ein-
sprache des Reichstages weitere Reichssosell-
schaften gegründet werden.
* Rückgang der Mitgliederzahl in den Gewerk-
schaften. Auch die letzt« von der GenerMommis-
sion der Gewerkschaften Deutschlands veranstaltete
Erhebung über den Stand der Asntralverbände
weist wiederum eine starke Verringerung
der Mitgliederzahl auf.
* Auf sonderbare Ideen kommt man im König-
reich Sachsen. Neuerdings ist unter der Lehrerschaft
der höheren Schulen Sachsens eine Liste im Um-
lauf. in der Unterschriften für eine Angliede-
rung Litauens an Sachsen gesammelt wor-
den. Es genügt wohl, diese Tatsache fest,Mellen;
Len Kommentar dazu kann sich jeder selber
schreiben.

Badischer Landtag
Schluß in der Zweiten Kammer
Karlsruhe. 3. Juli.
Ick zwei Sitzungen erledigte gestern die Zweite
Kammer eine große Zahl Eingaben und An»
träge, aus denen die folgenden herausgegMen
leien:
Abg. Neck tNtl.) berichtete für die Budgetkom-
tnission Wer den Antrag Rohrhurst und Gen.
tNatl.) Wer die Förderung der Land- und Forst-
wirtschaft durch Errichtung einer landwirt-
schaftlichen Abteilung an einer ba-
dischen Hochschule. Mr die Kommission be-
antragte der Berichterstatter Zustimmung zu dem
Anträge,
Ada. Rohrhurst lNatl.) begründete leinen An-
trag. Danach ist die Forderung nach einer
' landwirtschaftlichen Hochschule
für Baden schon alt. Sie wurde bereits 1832 ge-
stellt. Die Gründe, die für eine solche Anstalt vor
80 Jähren gegolten haben, beständen heute noch
rscht. ja sie seien durch die Lehren des Krieges ver-
stärkt worden. Vielleicht finden sich hochherzige
Stifter, die dem Staate die Mittel zur Errichtung
Lex Lehrstühle zur Verfügung stellen. Die /<rage,
-wo dis Anstalt errichtet werden soll, sei jetzt nicht
^dringlich.
Ab«. WcMaupt sZtr.) stimmte dsm Anträge zu
.cund verlangte, daß die Hochschule für Landwirt-
schaft in Freiburg errichtet werde.
AL«. Mast sZtr.) unterstützte diese Anregung.
Abg. Kahn sSoz.) pflichtete dem ncrtionallibera-
len Antrag bei.
Aba. Rebmann sNatl.): Ich bedauere daß der
Abgeordnete Wnßhaupt dis Frage, wo die land-
wirtschaftliche Abteilung errichtet werden soll, in
bis Debatte getragen hat. Niemand hat der
Sache dadurch einen so schweren Schaden zugsfügt
wie der Abgeordnete Weitzhaupt. Die Regierung
wird infolgedessen zurückhaltend sein. Nachdem
Ler Abg. Weißhaupt seinen Weg betreten hat, muß
ich erklären, daß das landwirtschaftliche Institut
-bei der Technischen Hochschule einen besseren Boden
finden würde, als bei einer Universität.
Abg. Spang sZtr.) befürwortete die Errichtung
sder landwirtschaftlichen Abteilung in Freiburg
und verlangte, daß auch die LandwirtschMskammer
Abg. Rohrhurst (Ratl.) schloß sich den allgemei-
nen Ausführungen des Abg. Rebmann an und be-
seichnete
Heidelberg als geeignete Stelle
für ein landwirtschllftlichss Institut. Ebenso
dis Lanldwirtschaftskammer könnten auch
Bauernverein und andere Organisationen Mittel
für die Anstalt zur Verfügung stellen.
Abg. Göhring sNatl.) sprach für dis Errichtung
des landwirtschaftlichen Instituts in Freiburg.
Abg. Vanschbach sR. V.) erklärte sein Einver-
ständnis mit dem Anträge.
Geh. Oberregierungsrat Dr. Schwerer stellte in
Aussicht, daß die Frage in besseren Zeiten geprüft
' werden solle. Der Kommissionsantrag wurde hier-
auf angenommen.
Abg. Göhring sNatl.) berichtete Mer die Peti-
tion des Landesverbandes bad. Gewerbe- und
Handwerkervereinigungsn, betreffend die Mittel-
standshilfe. In der Petition wurde die Erhöhung
der Freigrenze in der Besteuerung der Handwerker
von 1000 auf 3000 M. verlangt. Das Haus be-
schloß. Len Schlußsatz der Petition der Regierung
empfehlend zu überweisen.
In der N a ch m i t t a g s s i tz u n g beantwortete
Finanzminister Dr. Rheinboldt die kurze An-
frage der Abgg. Dr. Koch sNatl.) und. Gen. über
dis Lage der Beamten und die Mietsteige-
r u n g e n. Der Minister teilte mit, daß eine be-
sondere Zulage für Mietserhöhungen nicht beab-
sichtigt sei und daß dis Frage, ob noch besondere
Maßnahmen von der Militär- oder Reichsbshörds
getroffen werden, von dem Ergebnisse der Erhe-
bungen aübünge.
Abg. Rebmann sNatl.) berichtete über die Peti-
tion des Verbandes der Beamten- und Lehrerver-
rme Badens über die Vereinfachung der Staats-
verwaltung. Dis Petition befaßte sich mit der
Frage, was aus den durch die Vereinfachung der

Die Arbeiten des Landtags
1817-18
Dis Zweite Kammer, die gestern ihre Tätigkeit
beendet bat, hat in 70 Sitzungen ein umfangrei-
ches Arbeitsgebiet bewältigt. Unter den wichti-
gen Gesetzentwürfen, die sie verabschiedete, nennen
wir das Fortbildungsschulgesetz, die
Neuregelung des Stiftungsgesetzes und
des Gesetzes über die rechtlich? Stellung der
Kirchen im Staate, ferner das Fürsorge-
gesetz und das erweiterte Berggesetz.
Einige andere provisorische Gesetze, die die Regie-
rung im Sommer und Herbst des letzten Jahres
erlassen hatte darunter das Gesetz über die Natu-
ralleistungen und den Gcckholzbezug. fanden die
Zustimmung der Kammer.
Während der Staatsvorcmschlag und der Nach-
trag Lazu (das Finanzgesetz) in verhältnismäßig
wenig Sitzungen durchbrratem waren wobei ganz
besonderes Interesse die Oberrbeinregu-
lierung, das Murswerk, die Erhöhten
Teuerungszulagen für die Staatsbeamten und Ar-
beiter und die Erhöhung der Bezüge für die
Ruhegehaltssmpfänger Witwen usw. in Anspruch
nahmen, wurde ein recht breiter Raum der Be-
sprechung der dritten Regierungsdenkschrift Wer
die wirtschaftlichen Kriegsmaßnahmen einge-
räumt. Schon der Ernährungsausschuß der Zfvei-
ten Kammer hatte zur Durchberatung dieser Denk-
schrift mehr als ein Dutzend Sitzrmgen verwandt
und im Plenum selbst fand dann nochmals eine
recht ausführliche Aussprache statt, wobei die ver-
schiedenen Gebiete der Lebens- und Futtermittel-
versorgung,, der Kohlen- und Brennholzversorgung
behandelt wurden. Ein sehr großer Teil der wäh-
rend der Landtagsiagung von dru Parteien einge-
brachten Anträge fiel mit dem Inhalt Liefer Re-
gierungsdenkschrift zusammen und wurde mit ihr
erledigt.
Im Zusammenhang damit stand die sehr wich-
tige Frage der Wohnungsfürsorge. Hier bessernd
einzugreifen, soll durch zwei Gesetze erwirkt wer-
den, nämlich durch das Bürgschaftssicherungsgesetz
und durch das Gesetz über die Meldepflicht zum
Wohnungsnachweis. Auch hier waren es einige
Anträge, darunter solche über die Kriegerheimstüt-
 
Annotationen