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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Nr. 161

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Heidelberger Zeitung erscheint an jedem Wochentag mittag» ir Uhr. Eratirbeigaben sind da»
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- . .S—monalllch und vlerlelMrltch bestellt werden,
Hauptschristleiter: n u-r t Fischer in Heidelberg
Druck «.Verla«: Theodor Berkenbusch —Heidrlberger »erla,»anB«It und »rutkeret, Heid«l»«rg.


(Unabhängige Tageszeitung)
Verkündigungsblatt für Nordbaden und -Le angrenzenden Teile von Bayern, Hessen «nd Württemberg
Nr. 162 - Montag« den 15. Juli 1918 60. Jahrgang

Anhaltende feindliche Mißerfolge

Der Reichskanzler über die
belgische Frage

Die Norddeutsche Allgemeine Zei-
tung schreibt unter dieser Uebevschriit:
Nachdem die Ausführungen, die der Reichskanz-
ler Etvaff v. Hertling über die belgische Frage ge-
Macht «bat, veröffentlicht sind, ist aus dem Reichs-
lags angeregt wovden, auch die den gleichen Gegen -
starb behandelnden Darlegungen des Kanzlers aus
feiner Rede vom 11. Juli des Zusammenhanges
wegen bekanntzugsben. Diesem Wunsche ientzsvrö-
de». ergänzen wir unseren Bericht Wer jene Rede
Mich die Wiedergabe des folgenden, ihr entnom-
menen Abschnittes:
Was den Westen anbetrM, meine Herren, so
Acht nach wie vor die belgische' Frass im Border-
srund. Daß wir nicht daran denken^ Belgien dau-
ernd in Besitz zu nehmen, das ist von Anfang an
die Absicht gewesen. Der Krieg ist für uns von
Anfang an ein Verteidigungskrieg gewe-
sen und kein Eroberungskrieg. Daß wir nach Bel-
gien einmarschiert sind, war eine durch die Kriegs-
Mrhältnisse uns aufgezwungene Notwendigkeit.
Denso war es eins durch den Krieg uns aufge-
'Mungene Notwendigkeit, Belgien zu okkupieren.
Daß wir in Belgien die Zivilvsrwaltung einsesithrt
haben, entspricht durchaus der Haager Landkriegs-
ordnung. Dementsprechend haben wir dort also
kuf allen Gebieten die deutsche Ztoiloerwaltung
ringefiihrt und ich glaube, Lab es nicht rum Nach-
feil dsr belgischen Bevölkerung gewesen ist. Bel-
gien j,st in unserer Hand das Faustpfand für die
duftigen Verhandlungen. Ein Faustpfand bedeu-
tet die
Sicherung gegen gewisse Gefahren,
Ke man dadurch fernhält, daß man dieses Faust-
pfand in der Hand hat. Dieses Faustpfand gibt
man also nur heraus, wenn diese Gefahren besei-
tigt sind. Das Faustpfand Belgiens bedeutet also
für uns: Wir müssen uns in den Friedensbeding-
ungen dagegen sichern, daß, wie ich es schon frü-
her ausgedrückt habe, Belgien nicht wieder das
Bormarschgebiet für unsere Feind« wird; nicht nur
im militärischen Sinne, me'ne Herren, son-
dern auch im wirtschaftlichen Sinne. Wir
müsse« «ns dagegen sichern, daß wir nicht nach dem
Kriege wirtschaftlich ahgeschniirt werden. Belgien
ist durch seine Verhältnisse, .durch seine Lage und
durch seine Entwicklung auch durchaus auf Deutsch-
land angewiesen. Wenn wir in
ei« enges Verhältnis mit Belgien auf wirtschaft-
lichem Gebiete
treten, so liegt das ganz und gar auch im Interests
von Belgien selbst. Wenn es gelingt, in wirt-
schaftlich enge Beziehungen mit Belgien zu selan-
öen, wenn es gelingt, daß wir uns mit Belgien
auch Mer hie politischen Fragen verstän-
digen, die lebenswichtige Interessen Deutschlands
'berühren, so haben wir die bestimmte Aussicht, daß
wir darin die beste Sicherung gegen die künftigen
Gefahren hüben werden, die uns von Belgien aus,
kezw. über Belgien von Frankreich und England
"ms drohen könnten. Auch hiermit ist der Staats-
sekretär v. Kühlmann einverstanden gewesen."

Diese Mitteilung der Nordd. Allgüm. Zeitung
bildet eine willkommene Ergänzung, unr sich nun-
mehr ein Gesamtbild der Lage zu machen. Daß
bie Berliner Presse völlig gespalten ist und je
uach Temperament dis Aeußerungen des Kanz-
lers billigt oder verurteilt, ist klar, zumal auch
sie immer mehr in den Fehler fällt außerpoliti-
ichs Fragen unter dem Gesichtswinkel inuerpoliti-
scher zn betrachten. Wir meinen dagegen, daß die
Kanzlerrede so genommen werden muß. wie sie
verneint ist. Zunächst ist sie eine klare Ant-
wort aus die früher von englischer Seite, irren
wir «ns nicht von Llovd George, gestellte Frage:
»Wie steht ihr zu Belgien?" Unzweideutig läßt
stch aus der Rede der Schluß ziehen, daß das
Schicksal Belgiens fortab vor allem
«Ud ausschließlich von der Entente ab-
dünat. Die Wiederherstellung Belgien? ist nur

Die Lustbilanz für Mni

Die deutschen Tagesberichte
WT«. Gr. Hauptquartier. 13. Juli.
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht
Südöstlich von Bai Heul wurden mehr-
fache Angriffe stärkerer englischer Abteilungen
abgewiefen. Ebenso scheiterten
nächtliche Vorstöße des Feindes nördlich von
Albert. Heftigem Feuerkamps auf dem West-
ufer der Avre folgten zwischen Castell und
Mailly Teilangriffe der Franzosen, die der
Feind am Nachmittag bei Mailly und am
Abend im ganzen Kampfabschnitt nach erneuter
starker Artillerievorbereitung wiederholte. Im
Castell und im Gehöft Anchin setzte sich der
Feind fest. Oestlich dieser Linie brachen seine
Angriffe in unserem Gegenstoß zusammen.
HeeresgruppeDeutscherKronprinz
Zwischen Oise und Marne blieb die
Eefechtstiitigkeit rege. Erneute Vorstöße des
Feindes nördlich von Long-Champ südlich des
Ourcq wurden abgewiesen.
Heeresgruppe des Herzogs Albrecht
In den mittleren Vogesen und am
HartmannsweilerKopf lebte die Ge-
fechtstätigkeit auf. Nordöstlich von Pont-
a - Mousson und im Favegrund scheiter-
ten nächtliche Vorstöße des Feindes.

Im Juni wurde an den deutschen Fron-
ten 488 feindliche Flugzeuge, davon 92 durch
unser Flugabwehrgeschütze und 62 Fesselballone
abgeschossen. Hiervon sind 217 Flugzeuge in
unserem Besitz, der Nest ist jenseits der geg-
nerischen Stellungen erkennbar abgestiirzt.
Wir Haven im Kampfe 253 Flugzeuge und
51 Fesselballone verloren.
Der Erste Eeneralquartiermeister:
Ludendorff.

WTB. Gr. Hauptquartier, 14. Juli.
(Amtlich.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Nuppricht:
Auf dem Westufer der Avre tagsüber
rege Artillerietätigkeit. Am Abend
lebte sie auch an der übrigen Front in Verbin-
dung mit Erkundungsgefechten auf.

dann gesichert, wenn die Entente in einer Form
die uns vollauf befriedigt und die selbstverständlich
erst Lei den Friedensverhandlungen festgelegt
werden kann, auf den politischen, militärischen und
wirtschaftlichen Mißbrauch Belgiens gegenüber
Deutschlands verzichtet. Lehnt nun die Entente
die volle Bürgschaft über die restlose Erfüllung
dieser Bedingung ab, dann ist es ganz selbstver-
ständlich. daß Deutschland das wirkungsvolle bel-
gische Faustpfand nicht aus der Hand geben kann.
Weiter darf man den Schluß ziehen, daß die deut-
sche Regierung unerschütterlich und stark genug sein
^wird. auf der praktischen Durchführung und Durch-
setzung dieser Bedingungen zu bestehen, unter de-
nen sie zur Herausgabe Belgiens bereit sein
köstnte. Die Grundlinien unserer Bedingun-
gen sind ja bekannt. Erweiterung des deutschen
Kslonialgsbietes, Ersatz für die Kriegsschädsn in
wirtschaftlicher und völkerrechtlicher Hinsicht und
die Sicherung des freien Handels und Verkehrs
über See. Freilich sind die Erfahrungen, die wir
bisher mit den feindlichen Regierungen gemacht
haben, unerfreulich genug. 'Sie werden bei ihrer
Absicht, uns zu vernichten, fürs erste verharren,
was uns ja nicht weiter überraschen kann, da es
nichts weiter als Phrasen sind, dis von der Entente
zur Begründung der Wetterführung des Krieges
geführt werden. Beim Wort nehmen können wir
aber die Entente bei ihrer ständigen Versicherung
von dem Selbstbsstimmungsrecht der kleinen Völ-
ker, Dies wird hinsichtlich der Flamen um fo

H^eresgruppeDeutscherKronprinz
Oertliche Kämpfe am Walde von Vil-
lers-Cotterets. Nach starker Artillerie-
vorbereitung grisf der Feind am
Abend westlich von Chateau-Thyerry
an, er wurde blutig abgewiesen. Das
nächtliche Störungsfeuer war zeitweilig leb-
haft. —
Bei aufklärendem Wetter stießen unsere
Bombengeschwader zu nächtlichen An-
griffen gegen die feindlichen Bahnan-
lagen an der französischen Küste zwischen
Dünkirchen, Boulogne und Abeviller, im
Raume Villers-St. Pol—Doullens, sowie in
der Gegend von Crepy en Valcis und Villers-
Cotterets vor.
Der Eeneralquartiermeifter: Ludendors f.
Der deutsche Abendbericht
WTB. Berlin, 14. Juli abends. (Amtlich.)
Von den Kampffronten nichts Neues.
Die Wiener Tagesberichte
Wien, 13. Juli. Amtlich wird verlautbart:
An der venetianischen Gebirgsfront Aufklärungs-
geplänkel. Sonst nichts von Bedeutung.
W i e n, 14. Juli. Amtlich wird verlautbart:
Zwischen dem Garda-See und der Etsch
war beiderseits das Eeschützfeuer sehr lebhaft. An
der venetianischen Gebirgsfront hat sich die
Gefechtstätigkeit wieder gesteigert. Gestern
warfen auf dem Sasso Rosso unsere Siche-
rungstruppen feindliche Erkundungsabteilungen zu-
rück. Heute früh griffen italienische Bataillone
südlich Assiago und nördlich des Monte di Bal
Bella vergebens an. Auch ein Gefecht an dem
Westhan« des Brenta-Tales endete zu unseren
Gunsten.
In Albanien fühlen die Gegner gegen unsere
neuen Widerstandslinien vor. Im Devoli-Tal
wurde eine französische Eskadron abgewiesen.
, Der Chef des Eeireralstabs.
Der U-Vootskrieg
16 500 Tonnen
WTB. Berlin, 14. Juli. (Amtlich.) Im
Sperrgebiet um England wurden durch die Tä-
tigkeit unserer U-Boote 16 503 BNT. feindlichen
Handelsschiffsraums vernichtet.

mehr notwendig, die durch die Kanzlerrede kei-
neswegs etwa preisgegeben worden sind.
Die Kundgebung des Rates von Flandern vom
20. Juni und die Kanzlerrede widersprechen sich
nicht, sondern die Erfüllung der flämischen Wün-
sche ist in den deutschen Bedingungen über die po-
litische Sicherung mit einbegriffen.
Es ergibt sich daher aus der Kanzlerrede, und
das ist das wesentlich neue und auch erfreuliche,
daß die belgische Frage kein Friedens-
hindernis ist, andererseits aber von der deut-
schen Regierung nicht so aufgefaßt, und behandelt
wird, als daß nach ihrer Lösung eine wunde und
gefährdete (militärische und wirtschaftliches Flanke
für Deutschland bestehen bleibt. Wir haben freie
Hand, aber wir haben auch die Kraft, die Lö-
sung in einem für Deutschland günstigen. Sinne
durchzuführen.
Fliegerangriff auf Konstantinopel
Ein Bericht des englischen Seeflugzeugdienstes
meldet: Am , 7. Juli wurde Konstantinopel mit
einer halben Tonne Bomben belegt. Alle unsere
Flugzeuge sind unversehrt zuriickgskehrt. Wie ver-
lautet. ist an den Brücken und den: Bahnhof von
KulM-Burgas, das schon letzthin mit einer Vier-
teltonno Bomben belegt wurde, erheblicher Schaden
entstanden.
Nach dem türkischen Generalstabsberichti wurde
nur w enrs Schaden angerichtet.

Neue Besitzergreifungen des
Vierverbandes
Von Vizeadmiral z. D. v. Kirchhofs.
Unter unseren sämtlichen Gegnern sind — ab-
gesehen von Japan. — das im fernen Osten iy
Stühe und Stille seine eigenen Ziele verfolgt —*
die Heiden größten dis angelsächsischen Gegner,
England und Amerika, die weitschauenden. Beide
haben neue Schritte getan, die dafür abermals
den Beweis liefern.
Die schon seit mehr denn Jahresfrist durch
französische und englische Truppen begonnene Be-
setzung nordrussischer Häfen, an der Küste des Eis-
meeres, ist jetzt zu einer förmlichen Besitzergrei-
fung geworden. Dem abgefallenen, jetzt neutra-
len Neu-Rußland gegenüber ist als Grund ange-
geben, daß man die dort lagernden Kriegsvorräts
an sich ziehen und abfahren müsse. Das sollt«,
mehr für Archangelsk als für Murmansk gelten.
In letzterem Hafen ist kürzlich ein Dutzend engli-
sche?, französischer und ariderer Schiffe des Viel-
verbandes mit Truppen singetroffen. Man hol
sich an beiden Orten sowie der Krim an der West-
seite des inneren Busens des Weißen Meeres, süd-
lich der Halbinsel von Kola, an der Bahn nach
Petersburg befestigt und von beiden Punkten aus
die nach Süden laufenden Bahnen in Besitz ge-
nommen. Gründe hierfür sind eine große Zahl vor,
Händen. Vor allem will man nach dem Ausfall
der Baltenlande, Finlands und des nordöstlichen
Groß-Rußlands auf die waldreichen Bestände von
Europas Norden die Hand legen, um den bedenk-
lich gestörten Betrieb in den Kohlen- und Erz-
bergwerken Englands aufrecht zu erhalten. Fer-
ner kann nach der vollkommenen Beherrschung der!
Ostsee durch Deutschland der Zufuhvweg von Ruß-
land nach England nur noch über die Häfen des
Eismeeres gefunden weiden. Wir kennen das Ulti-
matum der Sowjetregierung und hören von den!
angeblichen Vorrücken der Bolschswiki-Garden, so-
wie finischer Truppen nach dem Norden. Letzter«
wollen mich die neue russische Abtretung an der
Eismeerküste sichern, die Finland zugesprochen ist,
das dadurch bei Petersburg einen brauchbaren
Hafen für sich erlangen könnte. Jedenfalls wird
cs erforderlich, die ganze Angelegenheit wachsam
im Auge zu behalten.
Hat England also an der NordMte Europa»
Fuß gefaßt und ist es bestrebt, ani der Küste Sy-
riens und Palästina, sich gleichfalls festzusetzen, so-
wie den Schlüffen zum (Schwarzen Meere mit deut
weggenommenen Lemnos ebenfalls in seiner
Hand zu behalten, so ist man in Amerika sei-
nem Beispiele neuerdings in ähnlicher Weise ge-
folgt. Nach der Besetzung der Azoren, um dort
während des Krieges für die Eurova-Truppen-Zu-
fuhren einen Stützpunkt zu erlangen und nach dem
Kriege von da aus die Ausfuhrstraßen zum Pa-
nama-Kanal von weither unter Aufsicht halten zu
können, ist man in Amerika noch einen Schritt
weitergegangen. Der Aufforderung Englands fol-
gend. die Besatzung Gibraltars zu verstärken, ist
man dort nicht nur sofort gefolgt, sondern hat
seine Truppen zugleich gegenüber, in Marokkko»
Nordhafenstadt Tanger ausgeschifft. Dem Viel-
verband gegenüber wird es wohl gedeutet als eilt
fernerer Schritt, um die Zufuhren von eigenen
Truppen, von Kviegsgerät, von Lebensmitteln
und Rohstoffen an die Vielverbandsgenossen In
Süd-Frankreich, Italien und Griechenland zu
sichern. Aber es steckt, abgesehen von dem Wun-
sche, im Mittelmeer, besonders der Türkei gegen-
über in Zukunft stärker auftreten zu können, wohl
noch eine weitere Absicht hinter dieser Festsetzung
an Afrikas Nordwestküste.
Die Tätigkeit dsr Schiffe Japans — diese«!
künftigen schlimmsten und schon jetzt sehr gefürch-
teten Gegners. — ihr wiederholtes Auftreten im
Mittelmeer, hat wohl den Vankees den Gedanken
«uahegelegt, sich auch vom weiteren Osten her von
einem künftigen zu gewärtigenden Angriffe Ja-
pans zu sichern, da der Weg über Südasien uni»
dasMittelmeer mit den violenZwischenpunkten fül
d-eFlotte weit sicherer sein würde, als der Uber di«
Weiaen des GroßenOzeans hinweg. Hier am Aus-
fallslore dieses Weges Fuß zu fassen, erschien den
Amerikanern ein strategisches Gcbot. dessen Erjfül
lung sie nunmehr naher getreten sind.
Auch wird amerikanischer oder gar demokratü
scher Ehrgeiz — beileibe natürlich durchaus nich
imperialistischer oder gar militaristischer Art —
dadurch gesättigt, und man sickert sich auch tzir di«
Ausnutzung der in Nordwest-Marokko vorhanden«
Erdbodenschätze ein gutes Plätzchen im voraus
Die -Monroe-Doktrin ist, was Europa anbetrifft
ganz beiseite geschoben. Statt Englands will ich
 
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