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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0164

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Zum Wechsel im Admiralstab Z
Der Wechsel im Admiralstab beruht im Gegen-
satz zu dem 1916 erfolgten Rücktritt v. Tiwitz «ruß
keinen politischen Gründen, sondern tatsächlich war
Admiral v. Holtzendorff, Lessen Namen in der Ge-
schichte für immer mit dem U-Boolkrieg verbunden
sein wird, schon seit längerer Zeit ein schwer kran-
ker Mann. Daß zu seinem Nachfolger der volks-
tümlichste deutsche Admiral, Scheer, ernannt wor-
den ist. wird überall -Freude erregen. Der Sieger
vom Skagerrak an der Spitze des deutschen Ad-
miralstabes. und der Sieger «von Tannenberg und
vielen anderen Schlachten als Leiter des groben
GeneraNwbes. das sind zwei Führer, Lenen Heer,
Flotte und Volk unbedingt vertrauen und sblgsn
können. In diesem Sinne kann man schon den
Wechsel im Admiralstab als eine weitere Stärkung
unserer Waffen anseben.
Loitzendorfs. Len der Kaiser aus Anlab seines
Scheidens vom Amte zum Grobadmiral er-
nannt bat. ist seit langer Zeit herzkrank. Das
Leiden, das sich in letzter Zeit verschlimmert hat.
zwang den Grobadmiral, seinen Posten su ver-
lassen. Grobadmiral v. Loitzendorfs, am 9. Jan.
1853 in Berlin geboren, ist am Avril 1869 in
die damals noch Norddeutsche Marine als Kade st
eingetreten. Von 1903—1904 führte er als zwei?'
ter Admiral das Kreuzer ge-schw aber in Ostasien.
Von SMS. .Hansa" aus nacheinander ist er dann
zweiter Admiral des zweiten HochseegeschwaLers,
des ersten HoMeegeschwaders und bis 1913 Chef
der Hochseeflotte gewesen.
Scheer wuide im Juli 1863 geboren und trat
1879 als Kadett in die Marino ein. 1882 wurde
er Leutnant s. S. und hatte als solcher ein Kom-
mando auf der Kreuzerfregatte „Bismarck". Mit
dieser war er 1884 in Kamerun, wo er wiederholt
an den Kämpfen mit Eingeborenen mit Auszeich-
nung teilnahm. Späterhin wurde er Wachosfizier
an Bord der Korvette .Sophie", von wo aus er an
der Niederwerfung des Araberaufstandes teilnahm
und sich Len Kronenorden 4. Klasse mit Schwer-
tern erwarb. Nach Beendigung dieses Kommandos
wurde er Kapitänleutnant und Navigationsoffi-
zier auf der Korvette „Prinzessin Wilhelm". Zwei
Jahre später. 1895, wurde er Dezernent in der
Zentralabteilung des Reichsmarineamts wo er
tätig war. bis er im Jahre 1900 Korvettenkapitän
und Kommandeur der 1. Torvedoabteilung wurde.

Später kam er wieder ins Reichsmarineamt, wo er
Fregattenkapitän und 1905 Kapitänleutnant L. S.
wurde. Als solcher führte er von 1907—09 das
Kommando über das Linienschiff „Elsaß". Im
Herbst 1909 erfolgte feine Ernennung zum Chef
des Stabes der Hochseeflotte und als solcher wurde
er bald Kontreadmiral. Im Herbst 1911 wurde er
zum Direktor des Alls. Marinedepartements im
Reichsmarineamt ernannt und im Frühjahr 1913
zum Vizeadmiral und Chef des 2. Geschwaders.
Nach dem Tode des Admirals Pohl übernahm er
dann Ende Februar 1916 den Oberbefehl über die
gesamte Hochseeflotte.
Die englische Arbeiterliga gegen
Lansdowne
Dis englische Arbeiterliga hat sich in einer Ent-
schließung gegen den Brief Lansdownes ausge-
sprochen. Sie erklärt, Lab sie keinen Verstä n-
dig'ungsfrieben wolle, wie ihn Lansdowne
im Auge Habe. Es müsse ein Friede geschlossen
werden, der eine genügende Sicherheit bietet. Als
genügende Sicherheit können sie nur die Entfer-
nung der Hob enzollern ansehen, s!)
Keine Entlassung des Jahrgangs
1870
Berlin, 2. August. Amtlich wird mitsssteilt,
das; dis schon mehrfach besprochene Entlassung des
Jahrgangs 1870 noch nicht möglich ist, auch
einer teilweisen Entlassung dieses Jahrgangs kann
zurzeit noch nicht naher getreten werden. Anord-
nungen, die von einigen Dienststellen in dieser
Richtung getroffen worden waren, sind wieder
rückgängig gemacht worden

* Das Linienschiff „Rheinland", das am 1. April
auf einer Felseninsel im Finischen Meerbusen fest-
gekommen war, ist nach dem Abschluß der sehr
schwierigen Abbringungsarbeiten in dem Heimat-
hafen eingetroffen.
* Zum Mreit um die finische Verfassung liegt
aus Stockholm eine Meldung des AftonLladet
vor. wonach die republikanische Gruppe der jung-
finischen Partei ihren Widerstand Gegen die
monarchische Regierungsform aufgegeben
habe. -

' Sei e 2 Heidelberger' Zeitung
kommt, möglichst viel Gelände zn entreißen, son-
dern. daß ihr ganzes Verfahren darauf ausgeht,
tie Streitkräfte des Feindes zu zer-
trümmern. Es ist ihnen ganz gleichgültig, ob
t>as im Angriff oder in der Verteidigung geschieht
und ob dabei Teile des besetzten Geländes froige-
heben werden. Dis Hauptsache bleibt den Deut-
'cken daß ihre Gegner möglichst viel Verlusts er-
leiden, während sie selbst möglichst wenig Kräfte
berbrauchen. Das deutsche Abwehrverfahren hat in
bief-er Beziehung in Flandern die Feuerprobe
bestanden. Nach den deutschen Berichten haben
pie Angreifer in den Kämpfen seit dem 18. schwere
Verluste erlitten. Eegenmeldungen fehlen, da die
kn anderen Beziehungen so beredten französischen
Berichte über diesen, für die Beurteilung von
Erfolg oder Mißerfolg wichtigen Punkt leider
keine Auskunft geben.
Stockholms Dasblad sagt, offenbar bezweckten
tue zähen deutschen Versuche, das Marneknie zst
halten, den Feind so lange zu fesseln, bis die
Hauptteile der Truppen und der Vorräte aus dem
-ngen Sack heausgesührt worden seien. Das sei
nun offenbar geschehen. Manche Anzeichen deuteten
darMf Hin. daß den Deutschen dieser Plan ge-
glückt sei. Die Gefangenenziffern in den fran-
zösischen Berichten und vor allem ihre Klage, Latz
zoeder Material noch Kanonen -in großer Zphl er-
beutet worden seien, deuteten auf die gleiche Rich-
tung. In den Sieaesfubel des Verbandes mische
sich recht viel Enttäuschung, und die Erörterungen
über die nächsten Pläne der Deutschen würden in
einem Tone fortgesetzt, der ahnen laste, daß man
nicht einen geschlagenen und ermatteten Gegner
vor sich habe, sondern einen Feind, der bereit
sei, jeden beliebigen Augenblick aufs
'i-oue zur Offensive überzugehen.
Das „befreite" Chateau-Thierry
Die Basler Nachrichten melden: Den französi-
chsn Zeitungen wird von der Front gemeldet, daß
Thateau - Thierry unter dem schweren Ar-
tilleriefeuer außerordentlich gelitten
zabe. Der Südteil der Stadt ist dem Erdboden
rleich gemacht. Die übrigen Stadtteile bestehen
rur noch aus Trümmern.

.—— Samstag, den 3. August 1913

Lstksw-Vorbecks RriegsZug


Wie aus feindlichen Blätter-
stimmen hervorgeht, hat der helden-
mütige Führer unserer Schutztrupp-
ler in Deutsch-Ostafrika, General
von Lettow, Mitte Juni die
Gegend von Villa Esperanza in
der Provinz Quelimane »besetzt.
Diese Provinz grenzt südlich an
die Provinz Mozambique, dis der
Schauplatz der erfolglosen Ein-
kreifungs - Versuchs der Monate
Januar bis Juni gewesen war.
Deutsche vorgeschobene, Abteilungen
scheinen die von dem Hafenplatz
Quelimane ausgehenden Bahnlinien
bedroht zu haben, denn diese mußten
schleunigst von engl.-Portugiesischen
Truppen zum Schutze gegen deutsche
Angriffe besetzt werden. In der Zeit
vom 20.-27. Juni wollen portu-
giesische Kompagnien diese vorge-
schobenen deutschen Abteilungen
von den Bahnlinien Vertrieben und
auf Villa Esperanza, die Hauptstadt
der Provinz Quelimane, zurück-
gedrängt haben. Nach einem eng-
lischen Bericht ist die tapfere deutsche
Schutztruppe unter General v. Lettow
bisher über 500 km tief in portu-
giesisches Gebiet eingedrungen.

Der französische Jahrgang 1920
Amsterdam, L.Aug. Das Reutersche Büro mel-
det ans Parks: Die Deputiert en kämm er
Lat mit 35« gegen 61 Stimmen Vas Gesetz über
Oie Einberufung der Jahresklasse 1920 ange-
rammen.
Der Gebietsverlust des Verbandes
Berlin, 3. August. Die Mittelmächte Ha-
ben seit Kricgsbcginn 770 000 Okm. feindlichen
Landes besetzt, d. h. etwa das löschte Gebiet des
qefamten Deutschen Reiches. Der Eeländege-
winn bat sich im letzten Krieysjahr um über
220 OOU Qkm. erhöht, nicht eingerechnet ist in ihn
Vas durch die deutsche Waffenhilfe befreite Ge-
biet der befreiten Randvöleker mit 811000 Qkm.
Allein rm Osten fielen durch die Operationen bei
Larnopol. Riga und Oesel und durch die Operatio-
nen im Februar und März 1918, soweit Liefe nicht
Gebiet der Randoölker betrafen, über 178 000 Qkm.
russischen -BdKens in die Hände der Verbündeten.
In Italien befreite die 12. Jsomoschlacht im Ok-
tober und November 1917 2211 Qkm. Oesterreichs
vom Feinde und nahm diesem außerdem 2 blü-
hende Provinzen mit über 12 200 Qkm. Flächen-
inhalt ab. Bei der deutschen Westo'ffe n -
sive ISIS sind 6200 Qkm. in Frankreich und
198 Qkm. in Belgien neu besetzt worden. Im ein-
zelnen verloren die Staaten des Vierverbandes an
ihre Gegner: Belgien 291/8, Frankreich
L5400, Italien 14558, Rußland 478 705,
Rumänien 100000. Serbien 85 6-87, Mon-
tenegro 14180 und Albanien etwa 17 000
Okm. Diesem Geländegewinn von etwa 770 000
Qkm. sieben nur 2039 Qkm. auf feiten des Verban-
des gqMiiber ,
* Trauerfeier für Eichhorn in Berlin. Am kom-
menden Dienstag. 5 Uhr nachmittags, wird in der
JnvaliVenkirche Berlins voraussichtlich eine
Trauerfeier für den ermordeten Eenevalfeldmar-
fckall v. Eichhorn stattfinden.

Fernsprecher Nr. e>2 ^cr.
BsLmmr und Oncken für
das gleiche Wahlrecht
Am 4. Juli, dem gleichen Tage, an dem-
preußischen Abgeordnetenhaus das gleich'
Wahlrecht zum vierten Male abgelehnt wurde,
Haben in der badischen Ersten Kammer der badische
Staatsminister v. Bodman und der Vertreter
der Universität Heidelberg, Geh. Hofrat
Prof. Dr. Oncken bedeutsame Worte z-ugunstc»
des gleichen Wahlrechts gesprochen, die in dieser
Form wieder einmal -den fundamentalen Unter-
schied »wischen politischem großzügigem Urteil in«
Süden und rückständiger, engherziger Argumentie-
rung jm Norden kennzeichnen. Nachdem jetzt der
amtliche Bericht über die Sitzung vorlisgt, wolle»
wir unfern Lesern die Ausführungen beider Män-
ner nicht vorenthalten. Die Veranlassung zu ihren«
Eingreifen in die Erörterung gab eine Attacke d-eS
Frkrn. v. Stotzingen gegen das -gleiche Wahl-
recht. wobei er einmal ein Wort des Stcmtsmi-
Nisters, das dieser bei der Behandlung der Kreise
frage gesprochen batte, etwa in dem Sinne: „LM
die Lasten trägt, soll sie bewilligen", heransog und
als weiteren Kronzeugen ein Zitat des Staats-
rechtslshrers Wuntschli brachte, das sich mit den
Nachteilen der gleichen Wahlrechtsmethode befaßt.
Daraufhin sagte Staatsminister v. Bodman u. er-
folgendes:
Dadurch, Laß Freiherr v. Sto-tzingen sich über-
haupt gegen das gleiche Wahlrecht gewandt hat/
hat er eine der Grundlagen unserer La«--
des- und Staatsverfassung angegrif-
f e n. und deshalb mutz auch ich ein Wvrt dazu sa-
gen. Zunächst hat Herr Frhr. v. Stotzingen sich
aus meinen Ausspruch Lei der Erörterung der
Kreisverfassuna berufen. Dort habe ich gesagt daß
der, welcher zahlt, auch wählen soll. Nun war La«
in dem Zusammenhang gesagt, daß für die Kreise
nicht die Staatsangehörigen einzeln die Steuer-
zahler sind, sondern die Gemeinden s j nd die
Steuerzahler und daraus habe ich abgelei-
tet. Latz die Gemeinden zu wählen Haben und niB
die einzelnen Staatsangehörigen. Das hat, glaube
ich mit der hier vorliegenden Frage nichts zu tun!
Venn ich Habe dort nicht gesagt, Latz, wer viel zahlt-
auch viel Wahlrecht Haben soll. Vom gleiches
Wahlrecht war dort nicht Vie Rede und Hatte dort
nicht die Rede zu sein. Ich weiß sehr wohl, Lab
man auch den Grundsatz geltend machen kann, wer
viel zahlt, soll auch ein größeres Wahlrecht haben.
Diesen Grundsatz haben wir in unserer Gemeinde-
ordnung. Es handelt sich aber eben jetzt auch fist
dis Gemeinden darum, diesen Grundsatz falle»
zu lassen. In der Gemeinde ist übrigens diese»
Grundsatz bisher in der Hauptsache damit begrün-
det worden, Latz -die Gemeinde in großem Umfang
em Verband für wirtschaftliche Interessen ist, und
Latz dort das Verhältnis von Leistung und Gegen-
leistung auch inuLNahlvecht seinen Ausdruck finde»
soll.
Beim Staat, glaube ich, liegt die Sache dc-ch
anders. Zunächst im Reich Hat jeder Angehörig
des Reichs die erste, ehrenvollste aber auch schwerst»
Pflicht in gleichem Matze, nämlich die Wehr-
pflicht. Und man kann auch von der SteiM
leistung sagen, daß in dieser Beziehung jeder Bür-
ger die gleichen Pflichten hat, insofern nämlich-
als jeder Bürger verpflichtet ist, nach seinen Kräf-
ten Steuern zu bezahlen, nach seinen Kräfte«
finanziell zu den Lasten des Stckates Leizutrags».
Darin erschöpft sich aber auch die Leistung des,
Staatsbürgers nicht, ganz abgesehen davon, daß
auch durch die indirekten Steuern beigesosen wird
zu den Staatslasten, so erschöpft sich überhaupt di»
Tätigkeit und die Leistung Les Staatsbürgers M,
das Reich und den Staat nicht in dem, was er be-
zahlt, sondern er arbeitet für das Reich und ffi»
den Staat auch durch sein ganzes sonsti-
ges Leben, durch feine wirtschaftlich»
Tätigkeit usw. Und weil nun ein jeder tnitar-
beitet für das Wohl des Staates und des Reichs,
deshalb soll auch ein jeder mitstimmen und Mitar-
beiten dürfen im öffentlichen- Leben. Menn daN»

Gerüchte
Ansprache an einen Blödian
Von Dr. Rudolf Presber.
Du hältst mich selbst nicht für sehr begabt, mein
Lieber. Und ich kann dir versichern, du biMdarin
noch immer Optimist. Das ist das Nette an dir.
Und weil du nicht sehr begabt, man kann schon
eher sagen: ein bißchen blöd bist, will's im Beruf
und mit einer rechten Tätigkeit nichts werden bei
dir. Nun Hast du natürlich auch deinen stillen Ehr-
geiz. Du stehst den mal ein Röllchen spielen und
jenen ein Erfölgchen einheimsen und bist immer
nur der Zeitgenosse, der Hörer, der Leser, das
Publikum.
Das kribbelt und verdrießt dich. Aber schau,
mein Junge, du Hast doch deine Ohren, nicht? So-
gar reichlich grotze. Du hörst doch mal was —
wenn du in der Straßenbahn fährst oder am
Strand liegst oder nach irgend was Schlange stehst.
Hörst irgend etwas von allgemeinen Dingen oder
prominenten Personen — du weist, was „promi-
nent" ist — du bist's nicht. So ein in den Wind
geworfenes Wörtchen, das du in einem deiner Lau-
scher auffängst ist ein kleines Kapital. Jawohl,
ein Kapital nicht gerade an Weltruhnr. aber an
Tagesbedeutung. Denn, siehst du: nun „weißt
du etwas" und „hast etwas gehört".
Du Hast einen Anfall von Bescheidenheit und
meinst: Deine Blödigkeit werde dich hindern, sol-
ches Kapital gut anzulegen? Ganz im -Gegenteil!
Wärst du nicht blöd, so könnte dir der Einfall
kommen, so etwas, wie — nun in der Gelehrten-
welt nennt man's: „Quellen-Kritik" anzuweuden.
Du würdest Vir vielleicht sagen: Wieso weitz gerade
die Köchin vom Rentner Meyer, was der König
von England dem König von Belgien versprochen
hat? Wieso ist gerade der Lehrling vom Barbier
Kuntze eingsweiht, was Hindenburg vor Hat? Wie
kommt's, daß just die Rotundenfrau vom Hambur-
ger Platz das Neueste vom neuen Sultan hinten-
herum erfahren hat? Aber, gottlob, du List blöd,
naiv und u n wissenschaftlich. Du „Hast gehört" ...
Las genügt. Du ahnst ganz richtig. Latz cs Zeiten
gibt, in denen nicht das Gewicht der Persönlichkeit

den Ausschlag gibt für den Glauben an gewisse
Gerüchte — das wäre auch sehr bedauerlich, denn
gerade die gewaltigen Persönlichkeiten sagen nichts.
Die tragen ihre Wissenschaft in ihren Herzen ver-
borgen und in ihren Aktenmappen und äußern sich
kaum -darüber, wenn sie von Kuntzes Lehrling
rasiert werden öder wenn sie wirklich auf dem
Hamburger Platz mal Aufenthalt nehmen.
Nein, nein, die Zeit ist günstig. Man stehts kei-
nem Menschen an. will's keinem ansehen — auch
dir nicht — ob er einen Vetter beim Gcneralstab,
einen Onkel in der Nähe des Sultans Hat.
Und ein kleines Eigen-Vsrdienst darfst du auch
-bei der Sache haben. Kein Mensch. Vas ist eine
hübsche, alte Regel, erzählt Gehörtes genau so
weiter, wie er's vernommen hat. Man ist fchlietz-
sicki kein Phonograph, kein Schalltrichter. Ein
bißchen was setzt man dazu, ausschmückend, wie
man denkt, daß es sich begeben hat. Das ist nicht
gelogen. Das ist die Wahrheit --- in Liefen, Fall
die gehörte Wahrheit — durch ein Temperament
gesehen. Und auf eines kannst du dich verlassen,
jeder, der von dir hört, was du gehört -hast, und
es weitererzählt. tut auch von Eigenem etwas
dazu. Das wäre ja auch schlimm, wenn die Men-
schen so ganz ohne Phantasie wären, wie eine che-
mische Formel! Nein, nein, aus einem Gerücht
wird erst ein rundes Geschichtchen. das auch klugen
Menschen zu denken und schließlich ärgerlichen Ver-
antwortlichen was zu dementieren gibt, wenn jeder
aus eigenem etwas a-nklebt oder Hineinknetet.
Und laß dich nicht irre machen von den Nüchter-
lingen, die sagen, Gerüchte verwirren die Geschichte,
hinderten die Forschung. Im Gegenteil: Was wäre
denn die ganze „Forschung", wenn alles schon
hübsch genau, wie sich's zugetragen, überliefert wor-
den wäre? Ueberflüssig wäre sie! Und Tausende
von braven Professoren wären- brotlos und könnten
Schnürsenkel verkaufen. Alles, was man heute
vom König Cheops weiß und von den Pyramiden,
geht auch nur darauf zurück, daß der Kerodot aus
Haliikarnaß in Aegypten und Phönizien herumgs-
reist ist und Hat sich da unten erzählen lassen, was
die Leute „gehört" Haben. Und dabei bat er noch
nicht einmal die Sprache der Aegypter und Phö-
nizier gut gesprochen, und so ist es gekommen, Hatz

er sogar die Namen ganz falsch verstanden bat.
Denn sein EHeops Leiht eigentlich Chufu und sein
Chefren beißt eigentlich Chafra und bei dem My-
kerinos, da muß er nun schon gar Wasser im Ohr
gehabt Haben, denn der heißt Menkera. Du aber
verstehst doch wenigstens die Namen: und wenn der,
B-aderlebrling .Hindenburg" sagt, so verstehst du
nicht „Quedlinburg", und wenn der Kassenbote in
der Elektrischen was von Foch erzählt, -so verstehst
du nicht „Frosch". Uebsrhaupt so weit geht deine
Blödheit ja nicht, daß nicht immer ein winzig Körn-
chen Möglichkeit in dem ist. was du hörst und. ein
bißchen ausgöschmückt. weitergibst.
Eines nur könnte und sollte dich vielleicht ein
bißchen vorsichtig machen — wenn du nämlich im-
merhin -schlau genug List, das zu begreifen. Es gibt
Gerüchte, die plötzlich aufflattern und die just für
Ohren, wie die deinem bestimmt sind: Gerüchte, die,
wenn sie wahr wären, sehr peinlich und u n-
angenehm in ihren Folgen- für uns wären,
Da aber unsere Feinde — kannst du folgen? — ein
Hauptinteresse daran haben, daß wir -an peinliche
und für uns unangenebms Dinge, die uns angeb-
lich verborgen werden, glauben sollen, so sind f-i e
es. unsere Feinde, die so ein Gerücht in ein paar
empörte Ohren blasen. Wie denn die Freude der
Zeitgenossen, wie d u einer bist, cm der Heimlichen
Wissenschaft dem Gerücht Räder und Flügel schafft
und es hübsch ausvutzt: wobei natürlich das Pein-
liche immer peinlicher wird, das hab' ich dir vorhin
mit Anerkennung für alle Leistungen in dieser
Richtung gegeigt Und ein wahres Eottesglück ist's,
daß auch gescheite Menschen, wenn sie Len größten
Blödsinn erst „von Len verschiedensten Seiten" zu-
getragen bekommen, anf-ansen zu zweifeln und zu
erwägen, ob nicht doch vielleicht ... Denn sonst
wäre- ja der Interessentenkreis des Gerüchts, das
allerdings immer in den Niederungen der Dumm-
heit oder der Bosheit -seinen Ausgang nimmt, aus
Blödiane, wie du. beschränkt.
Freilich, freilich, auch der Kress« wäre gar nicht
so klein. Heut nicht und später erst recht nicht.
Denn es ist möglich, daß, wenn die gehirnbildenden
Substanzen immer seltener, immer u-ners-chiwmg-
licher werden, die Weisen mal aussterben: aber
Lis --- nun, die anderen, die werden nie alle.

Erlebnisse der „Seeadler-
Besatzung
Wir sind in der Lase, auf Grund eines
uns übermittelten feindlichen Berichts dl»
erste spannende Darstellung der toll-
kühnen Flucht des Grafen Luck-
ner und seiner tapferen Leute aus neusee-
ländischer Gefangenschaft und ihre»
Abenteuer bis zu ihrer abermaligen Fest-
nahme zu geben und beginnen heute mit
den ersten zwei Abschnitten, denen w!»
bald die übrigen folgen lassen werden.
Die -schriftleituna-

Bereit zur Flucht
Die letzte Nachricht, die wir von der Besatzung
unseres Hilfskreuzers „Seeadler" erhielten-, s»"
langte am 6. März dieses Jahres durch die -M'
mes" aus Valparaiso zu uns. Danach war al»
Tags vorher der chilenische Schoner Gnlcabua.no
in diesem Hafen eingetroffen und Hatte von d»-
Osterinsel einen Offizier und 57 Mann von de»,
BeDatzung des deutschen Hilfskreuzers „Seeadlek
gelandet. Die Leute erklärten, daß sie an Bat?
des Kchoners „Fortuna" vor der Osterinsel Sck>E
bruch erlitten hätten. Sie wurden von der
Nischen Regierung als Schiffbrüchige behandelt E
interniert. Der „Seedler" selbst war am.2. Ausb»
1917 bei der Lord Howe Insel durch sine FlutwE
auf Stband geworfen worden. Die Mannschan
hatte sich geteilt. Graf Luckner, der Kommandant»
war mit einem bewaffnetsn Motorboot nach de»
Fidji-Jnseln in See gegangen und wurde dort am
8. Oktober von den Engländern gefangen
men und von da nach Neuseeland gebracht. DA
übrige Teil der Besatzung -hatte sich des stuELm
scheu Schoners „Lutece" bemächtigt, der jeden
falls mit döm oben genannten Schiff „Fortuna
identisch ist. Uober das weitere Schicksal von GE
Luckner und seiner Getreuen erhalten wir 1»m

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