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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Sei e 2

Heidelberger Zeitrme

Donnerstag, Len 8. August 1918

Fernsprecher Nr. 82

Nr. 1?S

b-c.tv.-eht das nicht, richten lick die Alliierten aus
>n wiedevsewonnenrn Linien ein, so stehen H i n-
'eüburg und Ludendorsf vor neuen
Entschlüssen, die vielleicht zu einer völli-
gen Umwandlung des Feldzuges sühren.
ch.elleicht gelangt sogar eine ganz neue strategische
jstedankenrichtung zur Herrschaft. Die Erhaltung
nöglichst viel lebendiger Kräfte wirkt unter Um-
länden entscheidender als die rasche Dürch-
sämpfung des Entscheidungsfeldzwges, der jetzt di«
ttrise, in die Hindenburgs. Initiative die Alliier-
ten gestürzt hat, behoben sieht. Dan daraus ohne
weiteres eine deutsche Krise geworden sei, wird
nur der schlankweg bejahen, der aus Hindenburgs
Rückzügen nichts gelernt hat".
Das deutsche „Halt!'
Der Matin berichtet, das, dis Deutschen an
ter ganzen Front in ihrem Rückzug Halt machen.
Für die nächsten Tage sei mit schweren Kämpfen
-u rechnen
Die amerikanischenVerlustein 14 Tagen
Nach einer Newnorker Meldung weisen die
amerikanischen Verlustlisten für die Zeit von 15.
Lis 30. Juli 44 732 Namen auf
DerBlntzott derJtattener tu Frankreich
Dio Frage, welchen Hilfstruppen die relativ
bedeutendsten Verluste durch das deutsche .Sperr-
feuer Leigobracht worden sind, findet jetzt ihre Be-
antwortung: es sind die Italiener. Die
.italienischen Mannschaften, die im Ardre-Ab-
fchnitt kämpften, büßten bereits nach dem vierten
Kampftage durchschnittlich 45 v. H. ihrer
iKopfstärke ein. Nach einem glaubwürdigen
jBericht aus Le Havre erzählen italienische Ver-
zwundete, die sich zurzeit in Rouen zusammen mit
Garbigen und Negern befinden, das, General
Dorthelot „das Unmöglichste van den
^Italienern forderte". Es scheint viel mit französi-
schen Maschinengewehren im Rücken der „lateini-
schen Brüder" gearbeitet worden zu sein. Verräte-
risch find jedenfalls die zahlreichem Rückenschüsse
Italienischer Verwundeter.
* * *
> Bern, 7. Aug. Die italienischen Truppen iM
.Frankreich find nach Mitteilungen des Pariser Be-
richterstatters des Secolo wieder inErholungs-
:1ager hinter der Front zurUckgezoegn worden.
Foch Marschall von Frankreich
! Nach einer Pariser Havasmeldung begab sich
Po incare am Dienstag früh in das amerikani-
Me Hauptquartier und überbrachte dem General
Pershing im Namen der Republik das Groß-
krouz der Ehrenlegion. Der Präsident kehrte so-
dann nach Paris zurück und führte den Vorsitz im
Ministerrat. der auf Vorschlag des Kriegsmini-
sters Llemonceam beschloß, den General Foch zum
Matschall von Frankreich zu ernennen
«ich dem General Petain die Militärmedaillr
zu verleihen. In der von Llsmenceau verfaßten
Begründung des Ernennungsdekrets des Mar-
Malls Foch wird bemerkt, daß Foch durch scsine
Gegenoffensive die vom Feinde gesuchte Entschei-
dung verhindert, Paris befreit (!), Soissons
und Chateau-Thierry wiedeverobert habe.
Die Ernennung in diesem Augenblicke, sowie
die Begründung zeigen die Stimmungs-
mache aufs deutlichste an
Sine wackelnde Ententestütze
Aus Wladiwostok wird gemeldet, daß der
Sturz der Regierung des Generals
Horvat unmittelbar Levorftehe. Angesichts detz
Erbitterung, die sich in der Bevölkerung gegen
Horvats Koalitionsministerium geltend macht,
haben dis Ententevertreter beschlossen, von einer
weiteren Unterstützung General Horvats abzu-
Msn.

* Die Wiener Brotversorgung. Von iSonntag
Nb erhält die Bevölkerung Wiens wieder die
»olle Brotmenge. Der Preis des Brotes
wird um 18 v. H. erhöht. Ein Kilogramm Brot
wird 1 Krone 26 Heller kosten, sodaß der gesetzliche
EinheitSlaib von 126 Dekagramm 1 Krone 56 Hel-
ler kostet.

Das Ende dss Mcüoy-ProZesses
Der französische Staatsgerichtshof fällte gestern
das Urteil gegen den früheren Minister Ma Ivy.
Die Anklage wegen Verrats und Mithilfe
am Verrat lMalvy war angeschuldigi worden,
Nivelles Niederlage am Damenweg im Avril 1918
dadlÄch verursacht zu haben, daß er dem Feind den
Angriffsplan verraten habet wurde mit 179 gegen
36 Stimmen völlig verworfen. Dagegen
wurde Malvy wegen A m t s m i ßb r a u chs mit
97 gegen 55 Stimmen bei zahlreichen Stimment-
haltungen verurteilt. Malvy wurde für schul-
dig befunden, durch Duldung und Unterstützung
der pazifistischen Agitation die bekannte grotze
Meuterei von 75 Infanterie-Regimentern und 23
Jäger-Bataillonen herbeigeführt zu haben. Da
nach dem Gesetz auf diesem Vergehen Verbannung
steht, wurde Malvy zu 5 I a h r s -n Verban--
nung ohne Verlust der bürgerlichen
Ehrenrechte und zur Erstattung der Prozeß-
kosten verurteilt. Die Verbannungsstrafe wird
wahrscheinlich in Form einer Festungshaft auf
einer der französischen Inseln im Mittelm-eer oder
an der Westküste Frankreichs vollzogen werden.
»
Dieses Urteil bedeutet eine schwere Nieder-
lage Clemenceaus. Clemenceau, dessen
ganze Regievungsweisheit zwischen den zwei Heu-
bündeln des Terrors und des Kriegsfamatismus
hin und her schwankt, hat. nachdem er bei Bolo
und Duval mit 2 Todesurteilen Erfolg gehabt
hat. diesmal durch das Urteil des Staatsgerichts-
bofs eine überaus deutliche Absage erhalten. Mit
ihm sind auch dis Reaktionäre aller Schattierungen
schwer getroffen, denn der öffentliche Ankläger
Leon Daudet, nebenbei bemerkt ein Sohn des Dich-
ters Alfons Daudet, ist der Typus des Bsulevards-
Iournalistsn. der sich diesmal zum Sprachrohr der
Royalisten gemacht hat und mit diesem in dieser
Hinficht mit Clemenceau am gleichen Strange
zieht, wenn es sich darum handelt. Pazifisten oder
Verräter zu treffen. Die Anklage wegen Verrats
war so irrsinnig, daß von vornherein der Mißer-
folg sicher war. Dagegen war die Schlinge. Malvy
wegen Aimtsmibbrauchs den Prozeß zu machen,
sehr geschickt geworfen, denn genau so wie gegen
ihn kann auch gegen die anderen Mitglieder des
Kabinetts Briand, dem Malvy angehörte, aus die-
sem Grunde die Anklage erhoben werden. Durch
den Ausgang des Prozesses find Briand und
sein« Kollegen Ribot und Painleve von einer
Gefahr bedroht, der Liese erfahrenen Politiker
zweifellos zu begegnen wissen werden. Der gege-
bene Weg ist der Anschluß an die wachsende Op-
position gegen Clemenceau. und so könnte der Pro-
zeß doch noch anders Folgen haben als die von
Clemenceau erwarteten. Die Politik des Nieder-
knutens und Vernichtens hat schon einmal in
Frankreich die mit dem Tode Bedrohten zur Selbst-
ermannung gebracht, und ganz von selbst richten
sich die Gedanken des Eeschichtskenners auf die
vor und' am 9. Thermidor 1794. dem Tage dss
Endes der Robesvierreschen Gewaltherrschaft.
Nachdem der Malvv-Prozeß erledigt ist. steht nun
noch der Caill-aux-Prozeß in Aussicht. Vielleicht
wird er ähnliche lleöerraschungen bringen wie der
Malvy-Prozeß.
Die Schlamperei BraLlanus und
seiner Genossen
In dem Ausschußbericht betreffend die Anklage
gegen Vratianu und Genossen ist von besonderem
Interesse Und in Anbetracht der Umstände einiger-
maßen verblüffend die ausführliche Darlegung des
Zweiten Anklagepunktes, der die großen Mängel
in der Organisation des rumänischen Heeres be-
handelt und schlechte Bekleidung. Verpflegung uich
schlechten Gesundheitsdienst, sowie mangelhafte
Ausrüstung mit Waffen und Munition nachweist.
Obgleich nämlich die Negierung Bratianus über
mehr als eine Milliarde und genügend Zeit für
die Ausrüstung des Heeres verfügte, war die Be-
waffnung und Bekleidung der Truppen vollkom-
men unzureichend.
Die im August 1916 mobilisierte Armee bestand
aus mindestens 850 000 Mann, Kr die inur
3 7 5 0 0 0 Mannlicher-Repetier-Eewehre von 5
-und 6 Millimeter -und 160 000 gänzlich wertlose

und unbrauchbare Henri-Martin-Eewehre zur Ver-
fügung standen. Manche Regimenter waren nur
mit je 2 bis 6 Maschinengewehren ausgestattet.
die Feldartillerie unvollständig organisiert und
unzureichend, die Gebirgsartillerie nahe-
zu gar nicht vorhanden. An schwerer
Artillerie fehlte es fast vollständig. Die
einzigen Geschütze vom Kaliber 105 bis 150 waren
alt und rührten in der Mehrzahl von der Des-
armierung von Befestigungen Ker. Die Vorgänge
von Tutrakan haben die Folgen des Mangels
an schwerer Artillerie und gleichzeitig die ganze
Fahrlässigkeit und Leichtfertigkeit gezeigt, mit der
man beim Eintritt Rumäniens in die Kriegs-
aktion vorging. Die sechs 150-Mllmtr.-Geschütze, die
sich bei diesem Brückenkopf in Wirksamkeit befan-
den. besaßen nur je 150 Geschosse, die in fünf-
viertel Tagen verbraucht waren, während der
Kampf 6 Tage dauerte. Die rumänische Armee
war nicht mit modernen Waffen -und Kampfmit-
teln ausgerüstet. Kampfflugzeuge fehl-
ten. und für die ganze Armee waren nicht mehr
als fünf Fesselballone vorhanden. Fern-
sprecher gab es nur in sehr geringer Zahl urd an
Drähten fehlte es nahezu gänzlich.
Zwischen den Truppeneinheiten bestanden keine
genügenden Fernsprechverbindungen. Drahtlose
Telegraphie gab es nahezu gar nicht. Die
Bekleidung reichte nur für eine Armes von
470 000 Mann und für eine kurze Kriegsdauer. so
daß man bei der Berechnung der tatsächlichen
Kriegsdauer sagen kann, nur 30 v. H. der rumä-
nischen Armee war bekleidet. So kam es,
daß man schon kurze Zeit nach dem Eintritt in den
Krieg genötigt war, sich an die öffentliche Mild-
tätigkeit zu wenden, um der Armee Wäsche, Klei-
der, Flanell üsw. zu verschaffen. Den Verwundeten
wurden die Mäntel weggenommen, um sie den
kämpfenden Truppen zu geben. Ueberaus mangel-
haft war auch der Verpflegungsdienst, worin die
gröbsten Mißbräuche und Unterschleife- fest-gestellt
wurden. Der Gesundheitsdienst war schlecht or-
ganisiert und das ärztliche Personal unzureichend.
Alls diese Mängel sind lediglich das Ergebnis der
strafbaren Nachlässigkeit, weil weder Zeit noch
Kredit«, noch auch die Kenntnis 8er Notwendig-
keit fehlten, di^ Armee mit dem ganzen Rüstzeug
des modernen Krieges zu versehen.
Nach alledem ist es klar, daß der Großteil der
von der rumänischen Kammer bewilligten Gelder
in den Taschen der Minister, ihrer Günstlinge, der
Lieferanten, Spekulanten und willfäriger Zjei-
tungsleiter hängen geblieben sein muß.
Die Strafverfolgung Bratianus
beschlossen
Aus Jassy wird amtlich gemeldet: Die ru-
mänische Kammer eröffnete die Debatte über den
Bericht der parlamentarischen Untersuchung-,-
kommission laut dem der ehemalige Minister-
präsident Vratianu und vier Minister seines
Kabinetts in den An klage zustand versetzt
werden sollen. Für die Anklage sprachen die Ab-
geordneten Mit-escu, Antonescu, Volu und Par-
sen,a. Trotz vorgerückter Stunde schritt di« Kammer
zur Abstimmung, die gssetzgemäß für jeden ange-
klasten Minister gesondert erfolgen nuiß. Die
Versetzung Bratianus in den Ankl-agezustand
wurde einstimmig mit 109 Stimmen ange-
nommen. Die Abstimmung über die vier anderen
Minister soll am Mittwoch vorgenommen werden.
Der Mörder Eichhorns
Politiken bringt über den Mörder des Genie-
ralseldmarschalls von Eichhorn nachstehende Mit-
teilungen eines Mitgliedes der sozialrevolutionä-
ren Partei, der sich die ganze Zeit über in Ko-
penhagen aufhielt: Boris Donkoj. oder mit
seinem richtigen Namen Donzow, ist ein etwa 23-
jähriger Bauer aus dem Gouvernement Twer.
Vor vier Jahren schloß er sich der sozial revo-
lutionären Partei an. Im Jahre darauf
wurde er eingezogen und diente als Matrosse auf
einem Transportschiff. Beim Ausbruch der Revo-
lution wurde er Mitglied der sozialrevolutionären
Partei in Kronstadt, wo er bald eine hervor-
ragende Rolle spielte. Er gehörte zum linken Flü-
gel der Partei und zu den Parteimitgliedern, die
sich gleich nach dem bolschewistischen Aufstand der
Räteregierung erschlossen. Aber er trat in heftige
Opposition gegen den Frieden von Brest-Litowsk.

In der letzten Zeit war er Mitglied dss sciffff'
revolutionären Zentralkomitees. Das Zentral'
komitee beschloß neulich das Attentat gegen
Horn und betraute Donzow mit der Ausführung
Nach den Mitteilungen desselben Gewährsmannes
soll die Zahl der von dieser Partei geleiteten
roristischen Handlungen gegen die Deutschen
60 betragen. Dazu gehört die große Revolution
in einer Munitionsfabrik in Kiew.
Badische Politik
* Der Haushaltausjchuß der Zweiten Kamins
wird am Freitag, den 16. August nachmittag Hai"
4 Uhr seine erste Sitzung abhalten.
Die beiden näuen Steuervorlagen und zivä
das Biersteuergssetz und das Einkommensteuer
sesetz sind den Abgeordneten bereits zugegangen
— Nach einer Vereinbarung mit den Fraktion«
sind von dem Präsidenten des -HaushaltaussHussef
mit der Berichterstattung betraut.worden für dar-
Biersteuergesstz Aba. Dietrich (Nass.) und D
das Einkommensteuergesetz Abg. Seubert (Ztr.)
Die zweite Kammer selbst wird zur Beratung dir
ser Gesetze und zugleich zur Feier des lOOjährigei'
badischen Verfassungsjubiläums am Donnerstao,
den 22. August zusammentreten.

Aus Baden
Weinheim, 6. Aus. Als heute nachmittag Lek
Farrenwärter von Leutershausen, ein betagter
Mann, einen Bullen rum hiesigen Schlachthaust
überführte, wurde er unterwegs auf der Lützelsaän
serstratze durch das mächtige Tier gegen eine
Mauer gedrückt und ziemlich schwer verletzt-
Bei dem Versuche, das Tier niederzuzwiugsn!,
wurde dem alten Manne die Schlagader der list-
ken Hand durchschnitten.
Durlach, 7. August. Beim Graben eines Funda-
ments zur Herstellung eines Neubaues der Muni-
tionsfabrik G. Genschow und Co., wurden in einer
Tiefe von eineinhalb Metern zwei menschliche
Schädel gefunden, hart am Waldrands. Das
Gewann führt den Nonnen Galgen; mann nimmt
daher an, daß die Schädel von Personen Herrichten
die dort hingerichtet wurden.
Karlsruhe, 7. August. Gestern abend gegen
halb 9 Uhr kawen hier mit einem SonderzuB
aus d«m Oberlande über 200 Austau schge-
fang e n e an. Sie wurden auf dem ^Bahnsteige
Lurch die Klänge der Kapelle des Landwehrersatz'
batarllons und durch stürmische Hochrufe eines
vielhundertWpfigen Publikums begrüßt. Draußen
vor dem Bahnhofsgebäude wartete em« unge-
heuere Volksmenge auf das Erscheinen der Tapfe'
ren; leider wurden diese durch Ausbruch eines
wolkenbruch-artigen Gewitterregens im Bahnhofs-
gebäude zurückgehalten. Endlich ließ der Regest,
nach und unter klingendem Spiel zog der frohe
Zjug der Heimgekehrten den Quartieren ist, der
Humboldtschule zu.
Eggenstein b. Karlsruhe 7. August. AB
Dienstag mittag wurde di« 70jährige Witwe Kel-
ler in ihrer Wohnung ermordet auf Zs-
fund en. Die Leiche hatte einen Strick um Lest
Hals und wies außerdem am Körper eiste Stich-
wunde auf. Unter dem Verdacht, die Liordtat
verübt zu haben, wurde in Karlsruhe ein 18 jäü-
riger Bursche verhaftet, der früher hier
als Zwangszögling unter gebracht und wohl mit
den Verhältnissen bekannt war. Aus welchen Be-
weggründen die Mordtat geschah, sicht noch mW
fest.
Bruchsal, 8. August. Der im gestrigen Tages-
bericht genannte Korvettenkapitän »Straffer,
der bei einem Angriff auf England den HelLentoS
gefunden hat, hat hier seine Gymnasialzeit ver-
lebt Er ist der zweite Sohn des Mitbegründers
der hiesigen Kalkwerkfirma Strasser und Feder-
busch.
Ueberlingen a. S., 7. Aügust. Als vor einigest
Tagen Fischer auf dem See, ihrs Netze zusammen-
zogen. Um den Fang zu heben, sprang ein HE
mit offenem Rachen aus dem Netz und einer Da-
me, die in einer Gondel gerade vorbsisuhr in
den Schoß, die darüber nicht wenig erschrak
Der Fischer überließ den Hecht, der ein anständi-
ges Gewicht Hatte, der Dame.

Die Kriegsmünze in Deutsch-
Ostafrika
Ein Ruhmesblatt deutscher Technik
Mährend des Weltkrieges ist ist Deutsch-Ostafrika,
das vorher keine eigene Münze besaß. Metall-
geld geprägt worden, und die Ueberwindung
der großen. Schwierigkeiten, die den Deutsch-Ost-
«frikanern gelang, verdient als Ruhmesblatt der
deutschen Technik für alle Zeit festsehalten zu wer-
den. Es «ab weder eine Münze, noch bestand die
Möglichkeit, das Fehlende herbeizUschaffen; trotz-
dem prägte man Geld, und zwar ausgezeichnetes.
Als Münzmetall, so berichtet der „Prometheus"
(Verlag: Otto Spamer, Leipzigs diente Mes-
sing, weil davon größere Beistände vorhanden
waren, nämlich leere Patronen- und Grastatsn-
bülsen, Beschläge, Geräte verschiedener Art, Blech,
Platten und andere Teile von abgerüsteten Schif-
fen; das Altmsssins bot zudem den Vorteil, daß es
sich mit verhältnismäßig einfachen Mitteln ein-
schmelzen ließ. In Tabora wurde die de-utsch-
ostafrikanische Münze eingerichtet. Das Einschmel-
zen -des Altmessings, dem etwas Küpser, Blei und
Aluminium beigemischt wurde, erfolgte in zwei
mit einem Aussatz von Blech versehenen und mit
Lehm ausgeschmierten Schmisdefeuern und einem
aus Schamottesteinen erbauten kleinen Ofen.
Diese drei Feuerstätten mußten die wenigen
Sclnnelztiegel aus Graphit aufnehmen und konnten
täglich 200 bis 3M Klgr. schmelzen. Das Münz-
gut wurde in zeitweiligen gußeisernen Formen zu
Stäben ausgegossen, dann wurden diese Stäbe ge-
walzt. und La selbstverständlich kein Metallwals-
wcrk vorhanden war. behalf man sich mit Kaut-
schuk-Walzwerken. die auf den Pflanzungen zum
Maschen des RcMautschuks gedient hatten. Dazu-
wurden die geriffelten Walsen glatt abgedreht.
Der Antrieb erfolgte durch kleine Lokomobilen.
Die Walzwerke waren der hohen Beanspruchung
nicht gewachsen, und ein ungestörter Betrieb wurde
erst möglich, als ein besonders stark gebautes Kaut-
schukwalzwerk verwandt werden konnte, das Krupp
Landesausstellung nach Dar-es-Salam gesandt

batte. Die Messingstäbe wurden zu zwei Milli-
meter dicken Stressen ausgewalzt und dann auf
einer gewöhnlichen, mit einer Blechschere verbun-
denen Lochstanzs weiter verarbeitet. An Stelle
der Scherenmesser wurden die Prägewerkzeuige ein-
gebaut. sodaß die eins Seite der Maschine aus dem
Blechstressen runde Münzplättchen ausstanzen, die
anders sie mit einer -Prägung versehen konnte. Much
die Herstellung der Prägestempel war unter Len
gegebenen Verhältnissen und mit den verfügbaren
Hilfsmitteln wieder eine beachtenswerte technisch«
Leistung. Die wusgestanzten Münzvlättchen wur-
den in einem Glühofen ausgeglüht, dann brachte
man sie in eine -Scheuertrommel. die sicherlich frü-
her auch anderen Zwecken gedient hatte, und trvm-
melte sie mit Sand und Sä-Mpänen, sodaß di«
scharfen Stanzkanten abgeschlisfen wurden und eine
gleichmäßige Oberfläche entstand, wie das Prägen
sie erfordert. Nach einiger Zeit waren die -weni-
gen Schmelztiegel awfgsbraucht. Das Gießen war
unmöglich, und so blieb nichts übrig, als die vor-
handenen Messingbleche und Röhren in Stressen
zu zerschneiden und diese auszuiwalzen; als diese
Metallvorräte zu Ende gingen, wurde das vor-
handene Kupferblech verarbeitet. Die eine StLnz-
und Prägsmaschins konnte anfangs etwa 5M
Zwanzig-heller- und Fünfhellevstücke am Tage Her-
stellen; als die Bedienungsmannschaft — aus-
schließlich Eingeborene — gründlich eingearbeitei
war und noch eine zweite Stanz- und Prägepresse
ausgestellt -worden war, konnten die Tagesleistun-
gen aus 10 000 bis 20 000 Münzen gesteigert wer-
den. Am 5. Sept. 1916 mußte der Betrieb der
MüNze eingestellt werden, weil belgische Streit-
kräfte Tabora bedrohten. Insgesamt hat die
deutschsostafrikanische Münze in Tabora Messins-
und Kupfermünzen im Gesamtgewicht von 20 000
Kilogramm geprägt, außerdem sind aber auch
Goldmünzen geprägt worden, 15 Ruvienstücke im
Werte von etwa 20 M.. insgesamt 116,1 Klgr.
Das Gold dazu- stammt aus der Kirondamine: es
ist mit Silber und Kupfer versetzt worden, sodaß
die Münzen einen Feingehalt von 750 auf 10M
Teile bekamen.

Kunst und Wissenschaft
* Di« Ausstellung Deutsch« Kunst Darmstadt
1018 scheint die in sie gesetzten Erwartungen in je-
der Hinsicht erfüllen zu wollen. Der Besuch ist
andauernd gut. die Zahl der Besucher beträgt Lis
jetzt schon über 8000 Personen. Auch das bis-
herige Verkaufsergebnis von rund
2 50000 Mark darf als außerordentlich günstig
bezeichnet werden; es übertrifft das Ergebnis der
vorjährigen Ausstellung mit 113 MO schon um mehr
als das Doppelte. Die Zahl der verkauften Kunst-
werke beträgt bis jetzt zusammen 185.
* Emma Vely, die beliebte Romanschriftstellerin,
feiert am Heutigen Tage ihren 70. Geburtstag. Sie
ist die Tochter des aus alter Husenottenfamtlie
stammenden Braunfelser Waffenfäbrikanten Hein-
rich Couvely. An Anerkennung hat es ihren Zahl-
reichen Romanen nicht gefehlt, und eine -wissen-
schaftliche Arbeit aus der Schillerzeit über „Fran-
ziska von Hohenheim" hat ihr sogar die ,Moldens
Medaille für Kunst und Wissenschaft" von Dem
dankbaren Nachfolger Karls von Württemberg,
dessen Ehrenrettung ihr in jenem Werk -gelang,
eingetragen.
* Ein Lehrstuhl für flavisches Recht. Prof. Dr.
A. Frbr. v. Fr eytagh-Loringhofen, z. Zt.
beim Stabe des Oberbefehlshabers Ost. hat Len
Ruf auf dem neugegründeten Lehrstuhl für sla-
visches Recht an der Universität Breslau an-
genommen; er wird sein Lehramt zu Beginn des
bevorstehenden Wintersemesters antreten und zu-
gleich die Leitung der Rechtsabteilung an dem in
Breslau nsubegvüNdeten Osteuropa-Institut über-
nehmen. Alexander Axel Frhr. v. Freytagh-Lo-
ringhoven ist 1878 zu Arensburg in Livland ge-
boren. Er habilitierte sich im Sommer 1908 als
Privatdozent für russisches Zivilrecht ast der Uni-
versität Petersburg, wurde im folgenden Jahr zum
Dozenten an der Petersburger Frausnbochschule
gewählt. 1910 als a. o. Professor an -das Juristische
Lyzeum sabgeteilte Fakultätj ist Iaroslaw und
1911 an die Universität Do wat berufen, wo er zu-
erst als a. o.. dann als ord. Professor über rus-
sisches Zivilrecht, römisches Recht und baltisches
Prioatrecht las. Im Sommer 1917 reiste er nach

Schweden, reichte von dort seinen Abschied aus dem
russischen Staatsdienst ein und kam stach Deutschs
land. Im Awgust desselben Jahres wurde er al-
juristischer Berater an Len Stab des Oberbefehls
babers Ost berufen. Er Hat zahlreiche juristische
Werke in deutscher und russischer Sprache versaßt.
* Reichsbund für Heimatkmsst. Fm Kur-
haus in Homburgvor der Höbe trat unter
dem Vorsitz von Professor Dr. Brunner- Ber-
lin-Lichterfelde, bei lebhafter Beteiligung aus al-
len Teilen des Reiches der Rsichsbund Wr Hei-
matschuß zusammen. In den Verhandlungen wur-
den die Richtlinien für die künftige Arbeit des
Bundes festgelest. der als ebne Arbeitsgemein-
schaft aller in Frage kommenden Verbände md
amtlichen Stellen der Pflege Äss Deutschturas die-
nen soll. Der -Reichsbund soll keine neue Konkur-
renz für die bestehenden Körperschaften mit al-ei-
cher Richtung sein, sondern soll ihnen eine Stütz«
werden und sie ergänzen.
Thsater und Musik
* Ei« neuer BUHnenshakesseaee. Hans Olde«
gibt iw Berlage Oesterheld u. Co.. Berlin W. 15,
eine New-übersetzung und Bearbeitung selten «e-
spielter Stücke Shakespeares heraus, die LffduM
den deutschen Bühnen gewonnen werden sollest
und inzwischen auch von den namhaftesten Bühne-st
erworben rcsp. gespielt worden sind. Vischer er-
schienen: .Wie es Euch gefällt", „Mich für Wsaß'
und „Timon von Athen".
* Eine Musikhandschrift Beethovens. I? Lest
Besitz von Karl W. Hirseman n in Leipzig is»
eine wertvolle Handschrift Beethovens ge-
langt. nämlich der letzte Satz des Trios fürStreM
iustrumcmte. Opus 3. Beethovens Trio besteht,
aus sechs Sätzen, von denen der letzte, das Finals
hier in eigener Handschrift dss Meisters vorlftM
Für die Beetzhovenforschung ist das Mmuskrtzo»
durch mancherlei Abweichungen von dem späieren
Liefert MentiM I8r MmÄstt
Annahme: Schlosserstratze 1»

N. 183

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