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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0190

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iellr. Nun sind Beschlüsse noch keine Taten. Vor
fllem haben Wir als Austauschobjekt und ebenso
iswichtiges Gegenpfand Belgien und Teile Nord-
lankreichs in Hänchen, bis England von seiner
mebesvolitik abgebt
Schändliche Mitzwirtschaft
der G ng!ä»ldev in Deutsch-OstafriLa
r Ueber die Zustände in Deutfch-Ostafrika ent-
timmt die ..Deutsche Tagesztg." dem Briefe eines
ustasrikaners. der vor kurzem aus Dsutsch-Ostafrika
jurückkrihrte, folgendes:
Die Engländer richten die von den Deutschen
»erlassenen Pflanzungen systematifchzu-
, r u n d e. Sie machen einen wahren Spart dar-
aus. die Kautschukfelder abzuschlagen. Die reichen
paumWollbestände. die bei Kriegsausbruch im
ßande waren, sind soweit als möglich vernichtet
Horden, desgleichen die Maschinen. Sohr groben
Schaden richteten die Engländer dadurch an, das
he die Schwarzen außer Landes schafften,
vie übsrhaupt die Behandlung der" Schwarzen
Kirch die Engländer jeder Beschreibung
vottet. Dem Volksstamm der Massai haben
Re Engländer die ganzen Viehbestände
ve «genommen. Die Viehbestände Deutsch-
DstafrÄas sind demnach sehr zurückgegangen, zu-
mal die Engländer nichts gegen die stark grassie-
renden Seuchen unternehmen. Die Pflanzungen
liegen samt und -sonders unbewirtschaftet.
Die Tageszeitung bemerkt dazu: Man sieht, die
Engländer haben wie das Vieh in Deutsch-Ostafrika
bewirtschaftet. Soviel steht über fest: Mit
Deutsch Ostafrikas Rückgabe allein werden wir un»
nicht begnügen.
Gärung in Südafrika
Dem Nieuwe Courant zufolge hält die Zei-
tung The Afrioan World die politische Lase in
Südafrika für nicht sehr günstig. Man habe
dort eins solche Angst vor der immer mehr und
Mehr an Boden gewinnenden Trennungs-
strömung zu Gunsten der Wiederherstellung der
alten Unabhängigkeit, daß General Bo-
tha es nicht wage, seinen Posten zu verlassen, um
an der Londoner Kriegskonferenz teilzunehmLn,
vb-wohl seine persönliche Anwesenheit in London
Notwendig gewesen wäre. Die republikanischen
Tendenzen bilden, dem Blatte zufolge, zwar noch
«keine direkte-Gefahr, nähmest aber in den frühe-
ren Burenrepubliken einen immer größeren Um-
gang an
Hb
Ein neuer Brief Lansdownes
Lord Lansdowne richtete einen Brief an
die Times als Antwort auf einen Brief Sir Wil-
liam Tilde ns. In diesem Briefs Lansdownes
heißt es: „Ich werde gefragt, ob ich glaube, daß
ein Abkommen von einer Macht ein geh alt en
werde, die durch ihren Einfall in Belgien bereits
.einen Vertrag wie einen Fetzen Papier behan-
delte. Ich würde es ebensogern wie Sir William
Tilden vermeiden, mit Persönlichkeiten Abkom-
men abzuWietzen, die schon früher Verträge ge-
brochen haben. Aber, wenn Deutschland Bedin-
gungen an nimmt, die uns befriedigen können, so
ergibt sich daraus, daß der Vertragsbruch sein
Ziel nicht erreichen konnte und baß die Vertrags-
brecher eine unvergängliche Lehre erhalten haben.
Wenn außerdem Deutschland Mitglied des vor-ge-
fchlagenen Völkerbundes wird, so hätten
die übrigen Machte ein Mittel in der Hand, es
zu Winsen, seine Verpflichtungen einzuhalten. Ich
möchte Sir William, Tildens Worte gebrauchen
und erklären: Der Teufel des Militarismus ist
verbannt, in jedem 'Falle gebessert. Sir William
Tilden fragt mich: Glauben Sie, daß die britische
Regierung sich von ihren Alliierten trennen und
Unterhandlungen mit dem Feinde beginnen
würde? Ich meine nichts von dein, und ich habe
auch niemals von einer derartigen Notwendigkeit
gesprochen. Ich habe auf die Notwendigkeit hin-
g sw lesen, gemeinschaftlich mit unseren Verbün-
deten und unseren Dominions vorzugeben. Aber
.Tilden saht, daß Deutschland noch nicht bereit sei,
auf Vorstellungen zu hören. Wie können wir das
wissen ohne vorher Besprechungen mit ihm
geführt zu haben? Wenn sich herausstellt, daß
Deutschland zu seiner Wiedergeburt bereit ist.
Die Zukunft der deutschen
Mode-Industrie
, Die Hauptstadt des Reiches der launigen Kö-
nigin Mode befand sich vor dem Kriege in Paris.
Hier saßen auch die Höflings dieser Herrscherin,
die großen Schneider, deren Namen einen inter-
nationalen Ruf hatten. Bei ihnen ließen die Da-
men der vornehmen Welt ihre Kleider fertigen
zu ihnen wallfahrteten die Einkäufer der Mode-
Industrien aus allen Ländern, denn das Pariser
Vorbild war ihnen maßgebend. Deutschland be-
zahlte den französischen Modemeistern alljährlich
viele Taufende, um die zu übermäßig hohen Prei-
sen verkauften Biodelle zu erwerben. Und daß In
Deutschland alles aus Paris kommende Modische
mit Ehrfurcht betrachtet wurde, daß man es höher
einschätzte, als das in einheimischen Werkstätten
Erzeugte, mag zwar beschämend für uns gewesen
sein, war Tatsache. Und doch hatte di-e Sache ei-
nen Haken. Unsere Liebedienerei vor der franzö-
sischen Mode führte dazu, daß deutsche Mode-
schöpfungen sich das Pariser Mäntelchen umhüngen
mußten, um im eigenen Lande Anklang M finden.
Im Kriege hat dann die deutsche Mode-
Industrie -bewiesen, daß "e auch ohne das von
Paris empfangene Stichwort eine Rolle spielen
kann, und sich nicht zu scheuen braucht, ihre Er-
zeugnisse als das ausgugsben, was sie sind, näm-
lich als deutsche. Die vorjährige deutsche Mode-
sch-aiu in Bern, die im Rahmen der Werkbumd-
Ausstellung stattfand, bedeutete für die deutsche
Mode-Industri-e einen durchschlagenden Erfolg,
den führende Schweizer Blätter auch als solchen
neidlos anerkannten. Daß die Stärkung der deut-
schen Mode-Industrien eine vaterländische Not-
wendigkeit ist. daß es für unsere Volkswirtschaft
nicht gleichgültig sein kann, ob die mit der Mode
zusammenhängenden Industrien. Gewerbe und
Kunst-Handwerke blühen oder nicht, -geht allein
daraus hervor, daß nach der letzten Zählung lrrs
Jahres 1907 in der deutschen Tertickindu-strie rund
1 100 000 und im Bekleidungsgewerbe rund
1 300 000 Personen beschäftigt waren. Unsere
.-Ausfuhr an Baumwollen-. Wollen- und Seide-
waren, sowie an Kleidern und Putzwaren hatte

Die Engländer in Archangelsk

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rahtverbindung von Archangelsk nach England

im Jahre 1913 eine Milliarde überschritten, betrug
rund den zehnten Teil unseres gesamten Außen-
handels. Wir müssen also in Zukunft alles daran
fetzen, diesen wichtigen Zweig unseres wirtschaft-
lichen Lebens zu stärken, und wir sind um so mehr
dazu gezwungen, als der uns von unseren Fein-
den angekündigte Wirtschaftskrieg gerade die deut-
sche Mode-Industrie in eins Lage bringen kann,
bei der die Selbständigkeit eine Daseinsfrags be-
deutet.
Da der Hieb bekanntlich immer die beste Pa-
rade ist, so wird es sich für die Ankunft unserer
Molde-Industrien darum handeln, nicht nur eine
Abwehrstellung einzunehmen, sondern ie eher, de-
sto wirksamer, zum Angriff üherzugehen. Einen
solchen Angriff stellt die in Berlin auf Veranlas-
sung des „Verbandes der deutschen Mode-Indu-
strie" jetzt bis zum 13. August stattfindende erste
Berliner Mode woche dar. die von nun ab
alljährlich zweimal — im Februar
und August — vor sich -gehen wird. Dreihundert
Firmen der Berliner Mode- und Putzindustrie
Zeigen hier in ihren eigenen Räumen eine.Wille
gediegener und geschmackvoller Erzeugnisse. Zeigen
sie nicht nur vielen Hunderten von -Fachleuten des
Inlandes, sondern-'auch rund 300 Einkäufern, die
aus dem neutralen Ausland gekommen sind, und
somit beweisen, daß sie nicht einzig und allein
auf die Schöpfungen der Pariser Modegötzen an-
gewiesen sein wollen. Daß dis Modewocke in Ber-
lin veranstaltet wurde, hat seinen^ Grund darin,
daß Berlin feit dreißig Jahren unumstritten als
kaufmännischer und geistiger Mittelpunkt der
deutschen modeschaffenden Kräfte, sowie der ge-
samten deutschen Mode-Industrie anerkannt ist.
Modeschauen und Modeausstellungen sollen aber
-auch an anderen in Frage kommenden Plätzen
Deutschlands z. B. in Frankfurt a. M., München
und Köln veranstaltet werden; der Verband der
deutschen Mode-Industrie versichert, daß er ihnen
stets eine verständnisvolle' Forderung angedsitzen
lassen wird.
Die maßgebenden Kreise unserer Mods-Fndu-
stris vertreten die Ansicht, daß es -sich für uns nicht
um die Schaffung einer sogenannten „deutschen
Mode" handeln könne, sondern uM die Mit-
arbeit an der Welt modo. Die erste Ber-

Kunst und Wissenschaft
» Der Besuch der deutschen Universitäten im
Sommer 1918. Die Zahl der an den 22 Universi-
täten des Reichs in L-ehru». SomMer tatsächlich
anwesenden Studierenden beläuft sich auf
Ä) 928, wovon aber 6800 oder 32,5 v. -H. weibli-
chen Geschlechts sind. Im Sommer 1917 waren
-es 17 200 Studierende gegenüber 61 000 zur
Friedenszeit. Zu den anwesenden 14119 -Männern
kommen 60 000, die im Heeresdienst stehen und
von- den Universitäten als beurlaubt geführt
werden.
* Hochschulnachrichten. Dr. Ernst Horneffer,
der bekannte Religionsphiloscwh und Nietzschefor-
scher habilitierte sich in Gießen für das Fach
Ler Philosophie mit einer Arbeit über „modernen
Individualismus". Dr. Horneffer. -geboren 4871
-m Stettin, promovierte 1895 in Göttingen, -wirkte
im Reden und Schriften für die Philosophie Nietz-
sches und entfaltete erst in Leipzig, seit 190-8 in
München eine religiös-ethische Redner- und Er-
ziehertätigLeit, deren Ergebnis er vorzugsweise in
denn Werke „Am W-ebstuhl der Zeit, religiöse Re-
den" l 1914) niederlegts. Zum Landsturm einbe-
rufen und im vaterländischen Unterricht des Hee-
res tätig» entwarf er ein Programm einer staats-
bürgerlichen Erziehung im Heere in der Schrift
„Soldatenerziehuns". Ke auf Anordnung des
Chefs des Großen« GeneralstLbs bei allen Unter-
richtsleitern im "FelK und Heimathser „wegen der
programmatischen Bedeutung" zur Einführung ge-
langte. — Dr. jur. Walther Merk, Privatdozent
In Freiburg i. Br., hat den an ihn ergangenen
Ruf als etatsmäßiger a. o. Professor fttt deutsches
Privatrecht rund deutsche Rechtsgeschi-chte an di«
Universität Straß«v^s -nm 1 k I.
angenommen

Im Gegensatz zu den bisherigen
offiziellen gemeinsamen Erklärun-
gen der Alliierten, es handele sich
bei der sibirischen Intervention
lediglich um eine freundliche Unter-
stützung gegen dis Deutschen, schlägt
dis Northcliff-Presse anläßlich der
Besetzung von Archangelsk eine
scharfe Tonart an und läßt durch
ihren Wladiwostoker Vertreter redak-
tionell erklären, die Rettung
Rußland hänge von der
Disziplin ab. Diese sei nur
durch eine starke Hand und nicht
durch schöne Worte erreichbar.
Northcliffe erinnert Rußland an
die vielen Millionen, welche ihnen
die Alliierten geliehen, an die
amerikanischen Schiffssendungckn u.
betont, daß die unglückliche Dar-
danellenaktion auf Bitten Rußlands
ausgeführt wurde.
Die Morningpost meldet aus
Archangelsk, dgß eine unmittelbare
errichtet wurde. Die Bauern aus
den Dörfern in der Nähe von Archangelsk bringen rote Gardisten nach der Stadt, die sich
versteckt gehalten hätten.

den Landsleute durch den Wortlaut seines Beschei-
des die erfundene amtliche Gutheißung der Ne-
benehe in Deutschland, und gibt ihr den Schein
der Echtheit durch die Anführung einer Quells die
natürlich niemand von seinen Hörern zu Gesicht
bekommt. Für den Fall, daß ihm nachher schärfer
zu gesetzt würde, -bat er so die Ausflucht vorberei-
tet: -Ich habe ja schon gesagt, worauf sich meine
Angabe stützt. Auch der Leichenfettschwin -
del ist weder von der Times, Ks ihm die erste
größere Verbreitung -gab, noch van Balfour und
seinem würdigen Helfershelfer Lord Robert Cecil,
die ihm weiteren Vorschub leisteten, jemals wider-
rufen worden, obgleich sie sich seit einiger Zeit -hü-
ten. darauf zmückzükommen.
Warum setzt Amerika den Krieg
fort?
Unter der lleberschrift: „Amerikas Verant-
wortung" schreibt „Nya Dagli-gt Allehanda":
„Warum setzen die Vereinigten Staaten den Krieg
fort? Ihr Ziel ist ja nicht Deutschlands Vernich-
tung. sondern geht dahin, die Mittelmächte, beson-
ders Deutschland zu zwingen-, gewisse Rechtsgrumd-
sätze a-n-uerkennen und diese aNzuwen-den^ dies aber
könnte erreicht werden, ohne das entsetzliche Blut-
Vergießen weftSrgehen zu lassen, wenn Amerika bloß
dis entsprechenden Forderungen auch an die ur-
sprüngliche Entente, besonders an England stel-
len wollte. Warum setzt also Amerika in Wirklich-
keit den Krieg fort? Dis Antwort kann nur lau-
ten: Am Englands Interessen zu fördern. Eng-
land hat während des ganzen Krieges sein Gebiet
erweitert in Afrika, Persien, Mesopotamien, Pa-
lästina. Griechenland und zuletzt auch an der ru!s-
sischsn EdsmeeMste. Unterdessen ließ es Europa
für sich verbluten und ein Land nM dem anLdrn
verwüsten, -Vshgien, Serbien. Montenegro, Rumä-
nien. Griechenland und Rußland. Auch Wankreich
und Italien Läßt es denselben Weg wandern. Ist
dies Grund genug für Amerika zum Krieg? Es
wäre eine Aufgabe für. die Söhne der größten
Macht her neuen Wett, die in Neutralen Ländern
weilen und die verhältnismäßig unabhängig ur-
teilen können. die leitenden Männer Amerikas für
eine ernste Prüfung dieser Frage zu gewinnen:
„Warum setzt Amerika den Krieg fort?"
* Die ersten brasilianischen Truppen sind nach
dem Popolo d'Jtalia in Fran reich einge-
troffen. Sie werden zunächst in der Etappe
verwandt.

Deutsches Reich
* Die preußische Wahlrefsrm. Im Inters
einer raschen Förderung der zur Verhandluiw
stehenden Verfaffungsfragen wird, wie der
Lokalanz. meldet, die Wahlrechtskommission de»
Herrenhauses bereits geraume Zeit vor
Wiedereröffnung des Landtags Me Arbeiten be'
ginnen, voraussichtlich am 4. oder 5. September.
* Die Fleifchbelieserung Berlins. In dei»
Streit über die angebliche Besserstellung Groß'
Berlins in der Fleischversorgung haben sich dis
zuständigen Reichsstellen für Berlin entf-chiede^-
sodaß Berlin weiterhin wöchentlich eine FleisE
-menge von 250 Gramm pro Kopf erhalten soll-

ttner Modewoche hat gezeigt, daß Deutschland sich
seiner modischen Leistungen innerhalb der Wett-
mode -bewußt ist, und daß die Erzeugnisse der
deutschen Mode-Industrie in Zukunft und dann
erst recht ihrer stofflichen Gediegenheit und ihrem
künstlerischen Gehalt nach auch als deutschen Ur-
sprungs bezeichnet werden können.

wäre es dann nicht töricht, wenn wir diesen Pro-
zeß nicht weiter fördern, solange Deutschland nicht
durch eine Niederlage im Felde zu schlagen ist?.
Verfrühter Jubel M
Havas hat bereits mitgeieilt, daß das gefürch-
tete deutsche Ferngeschütz sich den Parisern Wie-
berum stark bemerklich gemacht hat. Man hatte
sich an der Seine schon in dem Mahn singelsbt,
daß die Deutschen nicht mehr in der Lage wären,
Grüße mit dem Ferngeschütz zu entsenden. Ans
diesem Wahn isst man am 4. August aufgeschreckt
worden. Noch zwei Tage zuvor batte Msttin froh^
lockend verkündet: Die Gefahr ist vorbei! Das
grobe Boulevardblatt hatte den Vertreter des,
Newyork Herald nach dem angeblichen Standorr
der „verschwundenen Bertha" entsandt und sich ein
Langes , und Breites Wer die Lage und Gegend
erzählen lassen. Die Rresenkanone hätte etwa 70
Kilometer vom Waldrand im Siidwesten von Brecy
ihre Ausstellung gehabt, von wo die Deutschen in
aller Hast die einzelnem Stücke fortgeräumt hätten.
Mit drei verschiedenen Eisenbahnlinien wäre man
zu dem WANdergesMtz gelangt. Es folgte eine
eingehende Schilderung der Dimensionen des Ge-
schützes. das der Berichterstatter aber selbst niemals
zu Gesicht bekommen bat. Das alles konnten die
Pariser am Morgen des 2. August lesen, um am
4. in aller Herrgottsfrühe zu hören und zu sehen,
daß der Matin wieder einmal geflunkert hatte,
und daß vor allem feine Behauptung, die Deutschen
hätten ihr Ferngeschütz bei Brecy ausgestellt ge-
habt. durch die Tatsachen glatt widerlegt war.
Sie können's nicht lassen!
Zu den Schw-indelgefchichten. mit denen der Groß-
lügner Balfour arbeitet, gehört die Einführung der
Neben ehe in Deutschland. Der nicht ohne
Grund stets mißtrauische Abgeordnete King stellt
ihn nun durch eine parlamentarische Anfrage vor
die Notwendigkeit einer Erklärung. Und wie lau-
tet sie? Es stehe ihm über die in Deutschland
mit amtlicher Gutheißung ssanctioni gemachten
Vorschläge betreffs Nebenehen oder Doppelehen zur
Vermehrung des VevölkerungssuMaHsss keine win-
tere Auskunft zu Gebote. Die solche Doppelehen
befürwortende Schrift sei von einem Deutschen na-
mens Torges verfaßt und in einer kölnischen
Druckerei erschienen. Statt Ke Wahrheit zu sagen,
daß der Vorschlag von einem ohne Verantwortliche
keit ganz auf sich gestellten Querkopf ausgeht, be-
kräftigt der englische Minister für seine unwissen-

AuZ Vaden
* Der Verbandstag des Landesverbandes bad
Schneidermeister wurde am letzten Sonntag in
Freiburg abgehackten. Er war von über IVO Teil
nehmern aus allen Teilen des Landes besuch»-
Auch die bad. Regierung, der Bund Deutschs
Schneiderinnungen, die bad. Handwerkergenossen-
schaften und andere dem Verband nahestehenden
Organisationen batten Vertreter entsandt, die von
dem Verbandsvorsitzenden Schneidermeister Wei«
begrüßt wurden. Der von ihm erstattete Jahres-
bericht hebt hervor, daß das Schneider-gewerbe un-
ter dem gegenwärtigen Rohstoffmangel schwer
kämpfen habe. Einer Beschlagnahme sämtliches
Stoffe und Futter seitens der ReichsbekleidungS'
stelle sei man'mit knapper Not entgangen». Nab
dem vom Rechner Drach erstatteten Jahresbericht
beträgt das Werbandsvermögen rund 16 000 M
Die Unterstützungskasss für die heimkehrenden
Krieger weist 10 267 M. auf. Die Versammlung
nahm -sodann zwei Vorträge Wer das Genossen-
schaftswesen und die Rohstoffversorgung sowie übe«
das Lehrlingswssen entgegen. In' der Aussprache
darüber wurde bemängelt, daß Baden bisher viel
zu wenig Rohstoffe von Berlin erhalten hat. Wet-
ter wurde em besserer Ausbau der Fachschulen ge-
wünscht. Wei den Vorstauldswahlen wurde wieder
Vorsitzender Weick zum Vorstand gewählt. Der
nächste Verbandstag soll in Karlsruhe stattfindeck-
Mannheim, 8. August. In der Bürgermeister!
Fuchs-Straße gab gestern vormittag der SpenS-
ler Georg Schub art aus Mundcnheim am
seine Frau, die ihn verlassen hatte, dreck
Schüsse- aus einem Revolver ab. die alle irä
fen. Die Geschosse sitzen in der Brust, der linket
Schulter und dem linken Oberarm, doch wurde
Allgemeinen Krankenhaus, wohin die Frau ge-
bracht wurde, keine Lebensgefahr festgestellt. Del
Täter stellte sich selbst auf der Polizeiwache des
Reviers. Er ist 40 Jahre alt und aus Mutter-
stadt gebürtig.
Mannheim. 8. August. Vor der Strafkamms
hatte sich heute der berüchtigte Ein- und Ausbr«
cher Karl- Grobs aus Odenheim wegen Wider-
stands und Bedrohung zu verantworten. De^
breitschultrigen, starken Angeklagten ist es ver-
schiedentlich gelungen, ausKrbrechen. Als mal.
ihn kürzlich hier verhaften wollte, leistete er hef-
tigsten Widerstand und machte von seinem Revol-
ver Gebrauch. Das Gericht erkannte auf
hochstzulässige Strafe von zwei Jahren
fängnis. Wegen der Einbrüche wird
Grobs gesondert zu verantworten haben.
Karlsruhe, 8. Aug. Am 12. Aus. feiert
Adelige Damenstift in Karlsruhe das
jährige Jubiläum seines Bestehens. Aus
sein Anlaß hat es, . einx. Festschrift heraüsgessbs^
- sGÄÄ-ichtv des EvsinM. WeltlichM KvaMgaüifcheN
Adeligen Dämenstiftes. von Vened. Schwarz
Karlsruhe. Müllersche Hopvuchdruckerei 1918), der
wir folgende Daten entnehmen: Dsa Stift ver-
dankt seine Entstehung der Weffrau Maria Amalia
Elisabeth von Mentzingen in Mentzingen, dis durw
Testament vom 12. August 1718 ihr gesamtes Ver-
mögen zum Zwecke der Unterstützung und Versor-
gung der Töchter des kraichgauischen Adels 'ver-ck
machte.-'Das Stift hatte zuerst seinen Sitz in
Pforzheim bis 1859, dann im Karlsruhe. DürK
Kaiserliche Konfirmation wurde das Stift reichs-
frei, es unterstand zuerst dem Kraichgaujschen Nft-
terschaftsdirektorium und kam dann 1806 unter ba-
dische Oberhoheit. Die Tatkraft und Fürsorge einet
Reibe von hervorragenden Aebtissinmen hat den«
Stift im Verlauf der 200 Jahre über so manche

* Der Kolmarer Rembrandt. Der Berlins
Generaldirektor Dr. v. Bode teilt im Lo-kab
anzeiger über den Verkauf des RembrandtM
träts durch die Stadt Kolmar. von dem wir neü
lich berichtet hatten, folgendes mit: Der Verla»
des Kolmarer Rembrandt an einen- PrivatsaiiE
ler in Stockholm scheint schon vor etwa einem ha»
Len Jahre stattgesunden zu haben. Vom Dire-kto»
des Straßburger Museums, Dr. Polaczek ist be-
hauptet worden, der Rembrandt sei gar nicht eck'-
Mit dieser Behauptung wird der Herr unter sei-
nen Fachgenossen sicher allein stehen. Das prä«
tige Bild ist gerade sehr charakteristisch für df-
letzte .Zeit Rembrandts, dessen Werke leider weil
verstreut in Petersburg. Newyork und sonst au-
ßerhalb Deutschlands, sich finden und nur wenig«
in Deutschland sind. Den Münchener HUndle«
Böhler, der das Bild von der Schongauer Gesell-
schaft kaufte, trifft ein Verschulden als Sändle»
schwerlich, denn Böhler behauptet, daß er da»
Werk -driei dcmtschen KuMammlern ansGoHA
aber überall Körbe bekommen Habs. Erst dar-auff
hin- habe er das Gebot eines Ausländers ans^
nommsn, Aber weshalb machte dis Stadt Kos,
mar nicht wenigstens zur Vedinsiung, daß d»
Bild in Deutschland- bleiben müsse? Und konm«
daraus nicht auch die bayerische Regierung dH
stehen? Hätte die Oberste Heeresverwaltung do»
das Bild wie den Isenheimer Altar und ander-
Kunstschätze aus Kolmar in Schutzhaft gegebe»
Ueber diese Fragen wird die Oeffentlichkeit vs»
aussichtlich bald Auskunft bekommen, da von
nem Reichstagsmitglied an den Reichskanzler eA
schriftliche Anfrage wegen des Verkaufs »e
Bildes gesteift worden ist. ,
' * Ein Haeckel-Museum. Wie schon kurz berichttsi
ist das Wohnhaus des berühmten Jenaer
turforschers Ernst Haeckel, die unweit des Asolo»
Instituts am rechten Ufer der Leutra gelege-»
Villa Medusa, in der Haeckel seit 35 IA^
lebt und arbeitet, für. 100 000 M. von -der Km ,
ZeißStiftun-g erworben und der Universit»
Jena zum Geschenk gemacht worden. Von d
Ka-uffu-mme entfallen rarb 86 000 M. auf fA
Grundstück, zu- dem auch- ein schöner Garten s^-or^,
der Rest auf Ne innere Einrichtung, die n-atur»
einen bedeutend höheren Wert hat, sodaß

Heidelberger Zeitung

Freitag, den 9. August 1918

Fernsprecher Nr. 82

Sei e 2

Nr. 184

- -1-. -
 
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