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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Donnerstag, den 22. Äugust 1818

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. lSV .

tuf der einen Teile, Proletariat aus der anderen
kette gibt. Je eher die heute stillLelegien Be-
hiebe wieder dem neuen Leben erweckt werden,
imso besser ist es für uns und auck für die An-
inüpfung späterer Ausfuhkmöglichkeiten, zumal
«nsere Ausfuhr, was vielleicht immer wieder ver-
gessen wird, absolut nicht in erster Linie auf un-
sren Großbetrieben, sondern aus dem industriel-
-en Mittelstand beruhte und in Zukunft beruhen
vird. Schließlich wird «ach nicht zu umgehen sein
»ast künftig eine Differenzierung zwischen Ange-
t eilt en und Arbeiter im «inne der Schlechterftel-
sung der Angestellten nicht mehr erträglich ist.
Der geistige Arbeiter in der Fabrik
-st ebenso Schwerarbeiter wie der
Kann im Fabriksaal. Wir nennen es ach-
selzuckend Bolschewismus, wenn im Sowjet davon
besprechen wird, das; nur der Handarbeiter ein
Recht auf genügende Brot- und -F-leischzuteiluns
haben soll. Aber schließlich betreiben wir in der
Lleberspannung des Begriffes ISchwerarbeiter die-
selbe Bolschewiki-Politik bei uns in Deutschland.
Cie ist umso weniger berechtigt, als die Gehälter
her Angestellten - und Beamten sich durchaus nicht
lin dem Tempo erhöht haben, wie die Löhne der
»Arbeiter. Wenn männlichen Angestellten in deg-
Berliner Kricgsgefellschaftjen die ni-edrisen Ge-
hälter gezahlt werden sollten, von denen in der
.Protestverf-ammlung dieser Angestellten die Rede
'war, so ist der Protest dagegen durchaus berechtigt
Wie mancher techn ische Borgte ist e in Werften
und Fabriken steht heute in fernen Bezügen hin-
ter seinen Arbeitern zurück. Das ist ein unleid-
licher Zustand. Das Aurückschieben der Beamten-
besoldungsreform im großen war richtig, solange
Man mit einem kurzen Kriege rechnete. Es wird
-u erwägen sein, ob diese Gedankensänge aufrecht
erhalten werden können, wenn die Voraussetzung
nicht zutrifft. Zum mindesten wird man auch hier
die Teuerungszulagen, in das richtige Verhältnis
zu den gestiegenen Labenshaltungspreifen bringen
müssen. Gleiches Recht für alle bedeutet in derEe-
genwart gleiche Verücksichtikkun«, aller volkswirt-
schaftlichen Faktoren und Gleichstellung aller für
das Vaterland ehrlich Arbeitenden, gleichgültig,
auf welchem Platze sie stehen, unbeschadet dessen,
ab sie Kopf- oder Handarbeiter lind. Das heu-
tige System ist durch große Einseitigkeit gekenn-
zeichnet und birgt Gefahren in fich. denen wir be-
gegnen müssen, He es zu spät ist und wir uner-
setzbare Werte des deutschen Volkslebens dauernd
zerstört halben.
Die polnische Frage noch nicht zur
Losung gelangt?
Nach Schluß der Verhandlungen im Großen
Hauptquartier konnte man die Ueberseugung ha-
ben. daß die polnische Frage in dem Sinne einer
Lösung Angeführt würde, daß Polen als Königreich
feine Selbständigkeit in engem Anschluß an dis
Mittelmächte, vor allem an Deutschland, aber un-
ter dem Szepter eines österreichischen Erzherzogs
sieden würde. Entgegen dieser Annahme seht nun
aus fast der gesamten österreichischen
Bresse hervor, daß man dort nicht die Ansicht
vertritt, daß bei den Verhandlungen im Großen
Hauptquartier gerade über die polnische Frage end-
gültige Entschlüsse scheu gefaßt worden sind. Man
gewinnt auch aus den Nachrichten dec österreichi-
schen. ungarischen und polnischen Presse nicht den
Eindruck der vollständigen Übereinstimmung in
dieser für die gesamte Ostpolitik geradezu grund-
legenden Fvase. Mch wie vor bat es den An-
schein. daß Gvcrf Burian noch keineswegs feinen
Plan einer au st ropol irischen Lösung auf-
geseben hat und daß er dabei von weiten Kreisen
der Donaumonarchie unterstützt wird. Es ist von
deutscher amtlicher Seite schon wiederholt der
Ueberzeugung Ausdruck verlieben worden, daß eine
austrvpolnische Losung Deutschlands Interessen in
den Randgebieten in politischer Beziehung nicht
tntsprecheN kann. Denn es ist nicht zu erwarten,
daß auf diese Weife der enge Anschluß, auf den
Deutschland im Hinblick auf Las Königreich Polen
bestehen muß. erzielt wird. Wenn der Reichstag
sich in nicht allzuferner Zeit auch mit dieser Frage
»u beschäftigen haben wiitd. so wird auch er sich
schwerlich auf einen anderen Standpunkt stellen
können. Vorderhand kann nur so viel gesagt wer-
den, daß die polnische Frage zu einem Abschluß

noch nicht gelangt ist. und daß es noch weite-
rer Verhandlungen bedürfen wird, um in
dieser Frage eine beiden Teilen genehme Lösung
zu erzielen. Di? augenblicklichen Verhältnisse in
Rußland lassen es nicht als notwendig erscheinen,
daß diese Lösung übereilt vorgenominen wird. Je-
denfalls ist nach Ansicht wohlunterrichteter Kreise
damit zu rechnen, daß bis zum Spätherbst dieses
Fabres die Frage der Randstaaten eine entschei-
dende Lösung gefunden haben wird.
Ein englisch-amerikanischer
Geheimvertrag gegen Japan
Berlin. 21. Aug. Dem L.-A. wird aus neutra-
len diplomatischen Kreisen mitgeteilt, daß zwischen
de» Vereinigten Staaten und England ein Ge-
st ein; vertrag abgeschlossen worden ist, der das
zukünftige Verhältnis beider Länder nach
den: Friedensschluß genau regelt. Es han-
delt sich um eine Art Schutz- und Trutzöünd-
nis diplomatischer Natur, das seine Spitze ge-
gen Japans Expansionspolitik in Ost-
asien richtet. Großbritannien und die Vereinigten
Staaten glauben nach einer Niederzwingung
Deutschlands unter Ausschaltung Rußlands aus der
Wcltpolitik in der Lage zu sein, jeden Versuch, ihre
eigenen Interessen in Ostafien zu stören,
niederzuhalten.
Dieser Vertrag würde also nur das Gegenstück zu
dem kürzlich veröftentlichi-n i^pi>nisch-runischenGs-
heimoertrag sein.
Erfolge der Sowjet-Truppen
Nach Moskauer Meldungen sind die Sowjettruv-
pen sowohl gegen die Engländer wie gegen die
Tschöcho-SlcMaken in siegreichem Fort-
schreiten begriffen. Bei Onega wurden die
englischen Truppen geschlagen und
mußten sich fluchtartig zurückziehen. Der Befehls-
haber der Sowiettruppen erhofft die baldige Rück-
eroberung von Archangelsk. — Im Süden
wurde mit Hilfs der Flotte der an der Schwarz-
Meer-Küste gelegene Ort Tomaiak besetzt. Wei-
ter gelang es die Kosaken ausTamasrota
zu vertreiben
Keine Einberufung des Reichstags
WTB. Berlin, 21. Aug. (Amtlich.) Der Stell-
vertreter des Reichskanzlers hat heute
im Beisein des Staatssekretärs v. Hintze die
Führer der Reichstagssraktionenzu einer
mehrstündigen Beratung empfangen. Es wurden
zunächst die deutsch-russischen Zusatzver-
träge rum Brester Friedensschluß und deren ge-
schäftliche Behandlung erörtert. Die Mehrheit der
Abgeordneten vertrat dabei die Ansicht, daß auch
nach -Abschluß der zurzeit noch schwebenden Verhand-
lungen mit Rußland von einer sofortigen Einbe-
rufung des Reichstags abgesehen wer-
den könnte. Der Staatssekretär des Auswärtigen
Amtes sab im Anschluß daran nähere Auskunft
über die'außenpolitische Lage und Wer
die Ergebnisse der Beratungen, die vor kurzem im
Beisein von österr -ungarischen Staatsmännern und
nach Anhörung von Vertretern Polens im Groben
Hauptquartier stattgefunden haben,
Deutsches Reich
* Lorenz von Gottbera. der frühere Komman-
dant der Festung Borkum bat am 18. August als
Kommandeur einer Reserve-Jnfanteriebriaad« den
Heldentod gefunden.
* Das preußische Herrenhaus und di« Wahl-
rechtsvorlage Der Ausschuß des Herrenhauses für
die Beratung der Wa b l r eck t sv or la g e be-
ginnt seine Arbeiten am 2. September. Im Hsr-
reubause rechnet man damit, daß er zur Beratung
niLt länger als vier bis fünf Tage in Anspruch
nehmen wird _

Die neuen Steuergesetze in
der Zweiten Kammer
Eine Rede des Finanzministers
Karlsruhe, 22. Aug.
. Die 2. Kammer erledigte gestern in zwei Sitzun-
gen die neuen Steuergesetze. Zunächst wurde die
Wahl des Abg. Weißmann (Sozd.) für unbean-
standet erklärt und dieser vereidigt.
Zu dem zu: Beratung stehenden Gesetzentwurf
über die Erhebung von
Zuschlägen zur Einkommensteuer
machte Finanzminifier Dr. Rheinboldt längere
Ausführungen, wobei er betonte, daß der Krieg die
Ausgaben gswaltig steigere. -Eins große Zahl
schwieriger Aufgaben stehen noch bevor, deren Lö-
sung große Mittel in Anspruch nehmen wird. Es
müsse daran erinnert werden, daß für die dauern-
den Teuerungszulagen an Beamte und Arbeiter
über 50 Millionen jährlich und für dir einmaligen
Zulagen bisher rund 12 Millionen ausgegeben
wurden. Für die Mittelstandshilse ist 1 Million,
für das Wohnungswesen stad 800.000 M. bereits
zur Verfügung gestellt. Die indirekten Steuern se-
hen ständig zurück. Nur durch eine Steigerung der
direkten Steuern wird eine Deckung des Defizits
möglich sein. Im weiteren bemerkte der Minister,
seine im Haushaltausschuß gemachten Ausführun-
gen über die Finanzlage der badischen Eisenbahnen

Aus Baden


Strauh aus Achern
aus Lahr.

* Personal,-n«ld«ne<n. Dem LandeswohnunsB'
inspektor Dr. Hans Kampfsmeyer vO
Naumburg a. d. Queis ist die etatinäßigr AmD»
stelle eines technischen Hilfsreferenlrn Mr Wov
nungswesen beim Ministerium de, Innern Sek«
tragen und ihn; gleichzeitig de: Titel RevkMnM
:at verliehen worden. — Unter DeüMMs W
Titels Amtmann sind zu zweiten BeamtkR W
Bezirksverwaltung ernannt die RssteSANLS'
assessoren Dr. Kvrt Klemm aus ManiMiM
Wilhelm Engler und Otto Schock ruks Kalhtz
ruhe, Felix Becker aus Schop'Krim, Dr. Roder!ff
Strauh aus Achern und Dr. JakoL Dadm

Weinheim. 20. Aug. Der 66 Jahr« Lite Feld-
hüter Schröder war im VegcMe. dar elektrisch«
Bahngleis zu überschreiten. Dabei wich er dem
von Mannheim hier ankommenden Zugs aus, über«
sah aber, daß gleichzeitig auf dem andern Klefs
ein Eüterzug ausfuhr, von dem er erfaß«, unhs zur
Seite geschleudert wurde. Er erlitt neben einer
leichten Gehirnerschütterung einen Bruch zweier
Rippen und trug eine offene Wund« an der rech-
ten Seite des Kopfes davon.
Mannheim, 22. Aug. Mir der Poläzeiberichl
meldet, feuerte ein lOfähriser Soldat, der durch
einen Sergeanten zu seinem Truppenteil trans-
portiert werden sollte, in selbstmörderischer Ab-
sicht und verletzte sich leicht.

seien in den Blättern nicht ganz richtig wiederge-
geben worden. Der Zinspilicht würden die Eisen-
bahnen in vollem Umfang gerecht werden, -aller-
dings seien die Ergebnisse im laufenden Jahr un-
günstige Der Reinertrag werde nicht so hoch sein,
daß aus ihm die Zinsen werden geschöpft werden
können. Die großen Mehreinnahmen in den letz-

Karlsruhe, 21. Aug. Gestorben iS an, den
Folgen einer'Blutvergiftung, die er sich rm DkmKk
des Vaterlandes zugezogen hat, Oberarzt d. N-
beim Untersuchungsamt des 14. A.-K.. Dr. Frans
Egle, Professor am städtischen Krankenhau»
hier. Die Beerdigung des auf so tragisch-, Wei?«
ums Leben gekommenen Arztes, fand heute nrittast

ten F-abren ermöglichten aber, auf die Reserven zu

in Bräunlingen statt.

greifen. Die Eisenbahnverwaltung stehe auf so
festen Füßen, daß sie einen Rückschlag vertrage.
Abg. Seubert (Ztr.) berichtete sodann über den
Gesetzentwurf betr. die Zuschläge zur Einkommen-
steuer und stellte den Antrag, daß von Einkommen
von 240g M. Lis 4200 M. nur 5 Prozent Zuschlag
erhoben und- der Zuschlag bei Einkommen von über
150 000 M. «ui 65 Prozent festgesetzt werde.
Finonzminister Dr. Rheinboldt erklärte sich mit
den vom Ausschuß vorgenommenen Aenderungen
einverstanden. Die Regierung werde eine Verbes-
serung des Kinderpar-agravben durchführen.
In der Aussprache über den Gesetzentwurf be-
mängelte Abg Stockinser (Sozd) die neuen Reichs-
steuern. bkach kurzen Ausführungen des Abs. Neu-
haus (Ztr.) wurde der Gesetzentwurf einstim-
mig angenommen. Ebenso derienigs über
die Gemeindee in kommende st eueru n.g.
Es folgt die Beratung des

Karlsruhe, 21. Aug. Wegen Schleich-
handels mit Schlachtvieh, Geheimfcklackpunse«
und .Höchstpreisüberschreitungen wurde der Land-
wirt Karl Franz Schäfer von Sinsen san d»
Ferienstrafkammer zu vier Monaten G-sLngm«
und 1000 Mark Geldstrafe verurteilt. Außerde»
wird der über den Höchstpreis erzielte LrlÄ» opn
3S00 Mark eingezogem
Karlsruhe, 21, Aug. Das städtische Hochbau»
amt ist bei der im Auftrag des Stadtrats oovs»
nommenen Prüfung, ob nicht bei Errichtung «Ld
Kleinwohnungen statt Backsteinen im Hinblick aul
die außerordentliche Verteuerung dieses Bcrufto»-
feg wieder die billigere Leh-mstam pfb au-
weise verwertet werden könnte, zu einem, b e-k
faßenden Ergebnis gelangt. Auf dem städti-
schen Gelände im Stadtteil Daxlanden sollen vec->
luchsweife drei KleinwohnungshäiOer mit Lehm-
stampfwänden und Kalkstampfwänden errichtet

Biersteuergesetzes.
Berickterst. Abg Dietrick (natl l teilte mit. daß
nach der neuen Reichssteuer Baden jährlich 16,3
Millionen Mark an das Reich abliefern müsse ge-
gen bisher 5,3 Mill M. Der Ausschuß beantrage,
daß das Gesetz erst am 1 Avril 1910, nicht 1. Okt.
1918. wie es der Gesetzentwurf wünscht, in Kraft
trete. .Ftnanzminister Dr. Rheinboldt wandte sich
gege nd'e Hinausschiebung des Inkrafttretens des
neuen Gesetzes. .da dadurch Baden ein Einnahme-
ausfall von über 1.5 Mill M. entstehe.
In der Aussprache über den Gesetzentwurf stellte
sich Abs Weißhauvt (Ztr.l auf den Boden des An-
trags des Ausschusses, ebenso Abs. Herbster sntl.).
Abg. Geiß (Sozd.) sprach sich gegen das Gesetz aus.
Ab«. Massa (F. V.i und Abg. Banschbach (R Va.)
sprachen sich für das Gesetz aus. das von Abg. Geck
stl Sozd.) abgelehnt wurde. Von sozd Seite la-
gen einige Anträge vor. über dis Gewährung des
Lcmstrunts in Bier an die Vranereiarbeiter.-und
über den- Würzegebalt dieses Haustrunks.
Nach einer längeren Aussprache wurden diese
Anträge abgelebnt und das Gesetz mit eini-

werden
Mühlhausen. 21. Aug. Der Mährige Unteroffi-
zier Emil Wagner. Sohn des hiesigen Bänver-
ein-srschners Wilhelm Wagner, hat das Eiserne
Kreuz 1. Kl. erhalten .....
Baden-Baden. 21 Aug Um den auswärtige'.
Besuchern der künstlerischen OperettsnAufführun-'
gen Gelegenheit zu geben nach der Vorstellung
die Zugoerbindungen nach allen Richtungen be-
nutzen zu können ist der Anfang der Vorstellung
„Orpheus in der Unterwelt" am Sonntag, den
25 August auf abends 7 Uhr festMetzt worden.
Achern, 21. Aug Ein frecher Diebstahl
wurde in einem hiesigen Hotel verübt. Die Dieb»
hatten schon drei Tage in dem Hotel gewohnt,
ihre Zechs bezahlt, waren aber eines Morsens
verschwunden und hatten wertvolle Kleider, >m
Wert von einigen tausend Mark, darunter auch
einen Pel,Mantel, gestohlen.
Vom Lande. 21 Aug. Aus verschiedenen Ee«
gsnd-n wird berichtet, daß die Hafen- unk
Hühnerjagd in diesem Jähre recht gut M
werden verspricht.

gen unwesentlichen Aenderungen mit allen Stim-
men gegen- diejenigen der Sozialdemokra-
ten -angenommen. Der Termin für Las In-
krafttreten des Gesetzes wurde auf 1. April 1919
festgesetzt. -
Schließlich billigte die Kammer noch das Vorge-
ben der badischen Regierung bezüglich des bad.
Sonderrechts im Reichsgefetz über das Brannt-
weinmonopol.

Nachbarstaaten
Großniedesheim i. Pfalz, 21. Aug. Bei deick
hiesigen Großbauern Heinrich Hannstein, de»
zur Zeit im Felde steht, wurde gehamstertes N äh-
garn im Werte von 8000 Mk. beschlas
nahmt Hannstein hatte es sich im besetzten Ge-
biet besorgt, und beabsichtigte jedenfalls gute Ge-
schäfte damit zu machen.

Tugend ist der einzige Adel.
Benjamin Francklin
Gespenster des Glücks
Roman von Alfred Moderns
(36. Fortsetzung)
Die traf denn auch wirklich zwei Tage später
ein, erzielte aber begreiflicherweise bei weitem
nicht mehr den Eindruck, der ihr vorbehalten ge-
wesen wäre, wenn der. Brief des Leutnants von
Hillern Frau Lenzberg und Nora nicht schon vor-
her in einen Zustand zwischen Wachen und Träu-
men versetzt hätte. ,
-Frau Radcmann wußte sich vor Freude kaum
zu fassen, als der Geheimrat unangesagt plötzlich
vor ihr stand. Sie lobte die unerwartete Heimkehr
ihres Gatten, da Nora auch durch dieses Er-eignis
ruscher in die Wirklichkeit zukücksebracht werden
mußte, an die das zweimal so W überwältigte
junge Gemüt noch immer nicht recht zu glauben
vermochte.
Erst als es ihr Vater immer wieder vorsagte,
leise und zärtlich, mit schimmernden Augen, deren
er sich nicht schämte, warum er heim-gekehrt sei, weil
er sein Kind dem Glück wiedergegeben sehen wollte
und sich ntit ihm der glücklichen Fügung erfreuen,
die Lenzberg dem Leben zurückgegeben hatte, da
erst wich die Betäubung allmählich von Noras
Gedanken und Gebaren.
Sie sah nicht den Schwerverwundeten; sie sah
den zum neuen Leben Erwachten, sah ihn im fer-
nen Osten an Bord- des Schiffes sehen, das ihn
nach der Heimat zurück und -i-n ihre Arme führen
sollte. Nun durste sie sie ihm vor aller Welt ent-
g-egenstrecken; eine neue Welt lag vor ihnen auf--
getan, eins Welt, vor der sich mit sanftem Rau-
schen ein- dunkler, schwerer Vorhang aufg-erollt
hatte, und wo sich nun in blitzendem Frühlings-
lichte ein Miesenplan d-ehnte, auf dem die lich-
ten Gespenster -des Glücks ihren verlockenden, be-
törenden Neigen tanzten, wo sie winkten und
grüßten, als wollten sie fasen: »Wir verstecken

uns nur zuweilen; verschwinden können wir nicht.
Sind wir doch unsterblich 'und ewig gleich der
Göttin, der wcr dienen"'. —
Nach diesem lichten lockenden Erscheinungen
haschte im fernen Osten, im Lazarett zu Tientsin,
ein Schwerverwundeter in seinen glühenden Fie-
berträumen.
Von der Heimat gingen feine verworrenen,
unzusammenhängenden Reden, von der Mutter
und von blonden Haaren, deren Leuchten die
Kraft innewohne, ihn wieder gesund zu machen.
Unschlüssig schüttelten die Aerzte die Köpfe.
„Wir dürfen ihn noch nicht heim-schicken Es
wäre verfrüht, könnte ihn das Leben kosten, das
wir ihm mühsam genug erhalten haben".
„Mann schicken wir den ersten Verwundeten-
transport nach Europa?" fragte der Oberarzt, als
er einen Herrn aus dem Bureau der Lazarettver-
waltung traf.
„Für Mitte Juli haben wir auf dem fahrplan-
mäßigen Dampfer der Hapag vier Kabinen der
ersten und die halbe zweite Klasse reserviert".
„Bestimmung?"
„Wilhelmshaven, damit wir beim Ausfchiffen
die eigenen Leute zur Hand -haben".
„Zu früh, zu früh," murmelte der Arzt.
„Anfang August machen wir wieder einen
Transport fertig"
»Na, wir wollen sehen". Gleich darauf begeg-
nete der Oberarzt Hillern. „Wir müssen doch noch
Geduld haben. Herr Leutnant," sprach er ihn an.
„Die Ueberfcchrt jetzt, das heißt Mitte Juli, wäre
Mord an ihrem Kameraden".
„Und ich Habs seiner Mutter so schön ausge-
malt," bedauerte der junge Mann aufrichtig.
Aber ein Besuch am Krankenlager Lenzbergs zeigte
ihm selbst, daß die Vorsicht der Aerzte nicht über-
trieben war.
Seit vierzehn Tagen schon beinahe Delirien I
Ja, so eine Kugel paßte dem Gehirn eben schlecht,
selbst nach ihrer Entfernung noch. Und ein leises
Grauen schüttelte den jungen Offizier, als er den
Kameraden von der Heimat phantasieren hörte.
Der Mu-nitionsmangel draußen und die
drohende Aushungerung der abgeschnittenen Trup-
pen. das waren Schrecken gewesen, die einem das
Blut in den Adern für Augenblicke gefrieren ma-
chen konnten. Doch dieses Heimr-erlangen deS

Kranken in dunklem, unbewußtem Dräns hörte sich
noch viel grauenvoller an
Und nochmals setzte sich Hillern hin und schrieb
an die Mutter seines Freundes.
Daheim saßen die Frauen, warteten und war-
teten und begannen sich wieder Sorge«; zu mai-
chen. Di« Freiwilligen waren längst nach China
unterwegs; schon kündigten die Zeitungen die be-
vorstehnde Heimkehr der ersten Verwundeten an;
die bangen Gemüter rafften sich auf. die gebeugt
einherschreitenden Gestalten strafften- sich, doch der
Ersehnte war nicht unter den Zurückgekehrtsn,
auch kam kein Schreiben von ihm. sondern wiede-
rum von feinem Kameraden Hillern.
Es gehe sut, gewiß, eigentlich gehe es schon
ganz gut; aber sie wünschten doch sicherlich selbst
nicht, daß Kurt eine beschwerliche Us-berfahrt habe.
Also sollten sie ihn noch eine Weile hier l-assssn,
Lis er sich erholt habe, daß er <die Reise nicht als
Strapaze zu empfinden brauche. Denn von der
Gattung hätten sie genug hinter sich. Kurt lasse
alle vielmals grüßen, natürlich schrieb er am lieb-
sten selber — an wen wohl am allerliebsten —
doch da sei noch so eine kleine Verletzung an der
rechten Hand, die er in seinem ersten Briefe über
der Hast, den Jrrtmg. aufzuklären, zu erwähnen,
versessen habe. Sie sei vollkommen geringfügig,
wirklich nicht der Rede wert, lege der Hand noch
einstweilen Schonung auf. —
Hillern war froh gewesen, auch noch daran ge-
dacht zu haben, das; es sein« Mutter und Braut
beunruhigen müsse, wenn Lenzberg nächt selbst
nach Hause schrieb. Da hatte er die kleine Notlüge
ersonnen, ohne zu ahnen, daß sie den daheim War-
tenden zur Quelle neuen sSorgenleids wurde.
Still blickte Nora vor sich hin; es mar als
horche sic bangen Herzens, die Hände wie zur Ab-
wehr bereit. Hörte sie das dumpfe Geräusch des
sich langsam wieder senkenden dunklen, samtschwe-
ren Vorhangs? —
Tag um Tag kroch träge dahin. In ^Treuen
trugen es die beiden gemeinsam, die alte Mutter
und das junge Mädchen. Aber immer schweig-
samer gingen sie nebeneinander her. um es sich
gegenseitig nicht zu verraten, daß sie von- neuem zu
verzagen anfingen.
(Fortsetzung folgt l

Kunst und Wissenschaft

* Di- Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften ">
Göttingen wählte zu Korrespondenten ihrer pH'«
lologisch-historischen Klasse den Historiker Geb
Rat Dc. E. Seiko in Oldenburg, den Assyriol»
gen Prof. Dr. H. Zimmern in Leipzig, den.nie«
derländischen Philologen Prüf. Dr. Jakob Müb
ler in Leyden, ferner zu Korrespondenten ihr»
mathematisch-physikalischen Klasse die Zoologen
Prof. Dr. E. Korschels in Marburg und Prob
Dr. Spengel in Gießen, die Mathematik»
Prof. Dr. Erich Hecke in Basel und Prof. Ds.
Egbertus Bromoer in Amsterdam den Physi'
ker Prof. Dr. Paschen in Tübingen, den Cbe-
miker Prof. Dr. Fritz Haber in Berlin, de»
physiologischen Chemiker Prof. Dr. Albrecht Kol
sel in Heidelberg, und den Geodäten Prm
K rüg er in Potsdam.
* Staatswissenschaftlichcr Ossizierslehrgauk i«
Kiew. Auf Einladung des Oberkommando- d»
Heeresgruppe Kiew wird unter Geheimrat Se-
rins- Berlin ein st-aatswissenschaftlicher Lehrgam
für Offiziere in Kiew staiiftnden. Es tragen au«««
dem Leiter vor die Professoren Alfred Webe
und Oncken-Heidelberg, Stäbling-StrM
bürg. Pbilippfon-Bonn Aubaaen, Rektor d»
Landw. Hochschule Berlin. Dr. Poble-Berlin-, Dk-
Luther-Leipzig, v. Eckardt-Berlin, Dr. Doebel-Ve"

lin und Axel Schmidt-Berlin.
* Sveaborg als Museum. Bei der Untersuch»''«
von Sveaborg. der alten Insel feste von Holsingsor^
bat es sich ergeben, daß die Russen alle schwedische»
Urkunden zur schwedischen Geschichte von dort e">
führt haben. Finland will, wie ein Stockholm»
Blatt meldet, den Versuch machen, bei den Fhn
densverbandl-ungen wieder in den Besitz die!»
wertvollen Materials zu gelangen. Dagegeu be
sich-in SpeaLsrg so manches andere van Jnl/rei
und Wert gefunden: so schwedische Gencralpavh
kurten von 1700. Berichte aus d-en Kriegen in
Jahren 1808 und 1809 und etwa 40 schwedpw»
Kanonen. Diese Funde sollen zur. Verwendung,
langen bei dem Freiluftsmufeum, zu »e ,
man Sveaborg auszugestalten gedenkt. Man bE,
es bereits im Herbst eröffnen und zu einer leben
vollen Erinnerungsstätte ausseftalien zu rönnen'

Nr. Igsi
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