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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Dienstag, den 27. August 1918

Heidelbergs Zeitung

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 199

er-



einst

Hauptstr. ii(

Vernichtet dis Fliegen!

nach
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hoch
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3 Ak. gr.

Letzte Drahtkerichts
Getäuschte Erwartungen
„Durchbruch nicht möglich . .
Genf, 27. Aug.- Das Petit Journal meldet, daß
die Lage an der Front in den letzten drei Tagen
keine wesentliche Aenderung erfahren habe. Die
Deutschen räumten strichweise E-Mete, während sie
an anderer Stells mit Erbitterung Widerstand
leisteten. Der Militärkritiker des Petit Jour-
nal glaubt nicht, doch auf Liese Weise ein Durch-
bruch möglich sein werde, er hofft aber, daß man
den Feind allmählich so weit bringen werde, um
ihm eine Gegenoffensive unmöglich zu, machen. —
Die Humanste schreibt, die Gesamtpläne
Fachs seien zweifellos-durch das langsame Vor-
rücken der englischen Offensive stark De ein-
Nutzt.
Rotterdam, 27. Aus. Der Daily TelssmVh
meldet: General Byng konnte die Ueberra-
schung des vierten Tages nicht ausbeitten.
Seine neuen Kampfmethoden sind von den Deut-
schen erkannt worden, die ihm das Eingleiten in
die deutschen Linien verhinderten. Die Fromkor-
resvondenten der Times, Daily Mail und Morning
Post stimmen darin überein, datz, nachdem die
Ueberraschung des ersten Tages nicht gelungen sei,
Fortsetzung und Dauer der Offensive zurzeit pro-
blematisch seien.
Im Zeichen der Gegenangriffe
Genf. 27. Aug. Der Temps schreibt, die allge-
meine Frontlage stehe mehr und mehr im Zeichen
der Gegenangriffe. Es sei damit zu rechnen,
datz man vor einer nicht mehr fernen Gegenoffensive
stehe, df« durch Fortsetzung der Offensive abge-
schwächt werden müsse.

Ernährung u. Kriegswirtschaft
* Schweinehaltunzsverträge. Wie die Karlr.
Zeitung halbamtlich mitteilt, hat das Kriegs-
ernährungsamt die Frist zur Anmeldung der abge-
schlossenen Schwsinchaltunssvertrüse bis WM 1.
September verlängert. Dadurch ist den Schweine-
haltern Gelegenheit zum wetteren Abschluss solcher,
Verträge gegeben. Mit Rücksicht auf die für die
Vertragsschweine zugostandenen erhöhten W-
nachmepreise (ISO Mk. statt 64 bis 79 Mk. Ur den
Zentner Lebendgewicht) ist allen Schweinehaltern,
die in der Lage sind, Schweine Mr den Verkauf zu
füttern, dringend zu empfehlen, von dieser günsti-
gen Gelegenheit Gebrauch zu machen. Zur Siche-
rung einer geordneten Fleifchvetzchrgung, nament-
lich des Feldheeres, wird iM kommenden Versor-
grmgszsitraum auf alle Schweine gegriffen werden
müssen, die über den Bedarf der Selbstversorgung
und über die Zahl der beim Kammuna-iverbcmd
angemeldeten, für die Erhaltung der Zucht erfor-
derlichen trächtigen Muttovschwsine sowie der zur

wrsurgege
Vie vermiete
Kt. M

VreWnigstr.'
MaLensasse 1
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^löck 77, La
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des Direktors werden einem gefchästsführenden
Dreierkollegium anvertraut werden. Vesten Vorsitz
Hermann Bahr fuhren wind. Diestin Kollegium
werden 'ander dem Dramaturgen noch ein Vertre-
ter der Intendanz und einer der Regisseure des
Vuogtheaters angeboren. Zunächst wird die erstere
Stellung von Maior Robert Michel, 'letztere von
Sem rangältesten Regisseur Max Deorisnt be-
kleidet werden.

Weiber hab
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Gsspi
Ror

MIt»iiOSMch!iiWi strSMi. Zättt!
Am 27. August 1818, morgens 7 Uhr.

Dauptstr. 46,
lauvtstr. 86,
Arsiaasse 4,
«Älotz-Wolfs
S Bk. G. E

Zur Rede des Prinzen Max
Bern, 27. Aug. Die sonst deutschfeindliche Ga-
zette de Lausanne widmet der Rede des Prin-
zen Max von Baden Worte der Sympathie und
nennt ihn den weitherzigsten unter den deutschen
Fürsten und stellt fein demokratisches Instinkt fest.
Das Blatt meint, diese Rede zeige wohl manche
Selbsttäuschung und Lücken, aber auch das mache
sie interessant wegen der Aufrichtigkeit und der
habenen Gefühle, die sie zum Ausdruck bringe.
Amerikanische Truppen in
Archangelsk
Amsterdam, 26. Aug. Algemesn Handelsblad
meldet aus London: Die Amerikaner landeten
jetzt ebenso wie die Franzosen und Engländer In
Archangelsk Truppen. Rack Sibirien wird
eine aus allen Waffen gemischte kanadische
Brigade geschickt werden.

kauvtstr. 46.
Sü des. ist
vAwtstr. 85,
^uvtstr. 421
««Wir. 207
M. i,io
^WiNLvrsst. i
1-10.. M >

Dreikönrgftr.!
L^drichstr. g
Mantels«
owMMrstr. 1:

Die feindlichen Fliegerangriffe au'
deutsche Städte
Berlin, 26. Aug. Die ausgezeichnete Wetterlage
am 22. August benutzten unsere Feinde wiederum
zu zahlreichen Tages- und Nachtangriffen
auf das Heimat gebiet. Diesmal suchten sie
sich Köln./Koblens. Frankfurt «. M,
Karlsr-ube und Pirmasens als Ziele. Von
den Bomben, die der Gegner in unserem Abwehr-
feuer meist wabl- und ziellos abwarf, fiel ein gro-«
tzer Teil auf freies Feld. Einige r.chteten Sach-
schäden an Priwatgebäuden an. Der Gegner büßte
die Angriffe auf friedliche Mutsche Bürger mit
schwersten Verlusten. Aus dem Geschwader von
zehn feindlichen Flugzeugen, das am Morgen des
22. August Karlsruhe angriff, wurden sieben
Flugzeuge, aus einem anderen im Anflug be-
findlichen Geschwader in der Nacht vom 22. bis 2S.
August bei Saarbrücken weitere drei' Flug-
zeuge abgeschossen. Innerhalb 24 Stunden wur-
den also zehn feindliche Großflugzeuge in der Hei-
mat vernichtet. Einige fielen unversehrt in un-
sere Hand. anders zerschellten brennend am Boden.
Die Verluste, die unsere Bevölkerung zu erleiden
hatte, waren demgegenüber erfreulicherweise ver-
bältnisnMig gering.
In diesen neuen Erfolg im Luftkriegs teilen sich
Kampfflieger, Flak- und Scheinwerfer. Er reiht
sich würdig an die Erfolge von Frankfurt. Dieden-
hofsn und Darmstadt, die dem Gegner im
August schon 23 Flugzeuge bei ihren Angriffen
kosteten. __

Theater und Musik
* Grotzh. Koftheater Karlsruhe. Von der Ge-
neralintendanz wird uns geschrieben: Die neue
Spielzeit wird ein Mozart-Zyklus, der
unter Leitung des Hofoperndirektors Eortolezis
steht, eröffnen. Es folgen: „Zaide". ..— Die Ent-
führung aus dem Serail" fneu einstudiert). — „Fi-
garos Hochseit" —. „Don Juan" — ..Die Zauber-
flöre", „Cast fan Tutte" fneu einstudiert). Im
Laufs der Svielzeit werden noch die Mozarts,chen
Werke: „Titus". — „Mozart in Prag". lSämuspiel-
nrsktor) lnou einstudiert) dann zu einem nochma-
Ifigen Zyklus zwsammengestellt. Die erste Urauf-
st, hrung findet am 15. September statt: „Mei-
ster Guido" von Hermann Nobel. An weiteren
«lrauMhrunsen kommen zur Aufführung:
.Schwarzschwanenreich" von Siegfried Wagner, —
.Laurins Rosengarten" von Wilhelm Mauke, —
.Die Rauensteiner Hochzeit" von H. v. Walters-
Hausen. — „Francois Villon" von Albert Noeite.
Kn Erstaufführungen: .Salome" von Rich-
Straub. — „Der Glöckner von Notre Dame" von
Kr. Schmidt. — ..Di« glückliche Insel" nach Ofien-
vachschs-n Motiven von Leopold Schmidt. — Neu
»instudiert werden die Werke: ..Feuersnot",
— „Elektra". „Rosenkavalier", — „Ariadne auf
Karos", — von Richard Straub. Unter Leitung
bes Komponisten findet dann ein Straub-Zy-
klus statt. Ebenfalls neu einstudiert werden:
.Der arme Heinrich" von Pfitzner, — „Richardis"
-on H. v. Waltershausen, — „Der Freischütz" von
Weber, — „Die Meistersinger von Nürnberg'. —
Das Schauspiel eröffnet Dienstag. 27. August
tzrit Goethes „Iphigenie" die diesjährige Spielzeit.
Samstag. 31. August ist die erste Neueinstudierung
dieser Spielzeit: „Was ihr wollt" von Shakespeare.
Die erste Uraufführung findet am 21. Sep-
«einber statt: „Tharybdis" von Hans Fritz von
tzwehl. An wetteren Uraufführungen sind ge-
rlänt: „Simfon" von Hsrm. Burte. — „Die Nacht-
wandler" von Klabund, — „Marlens" von Karl
Sei brock, — „Karl V." von Wilh. Speyer. An
Lrsta-uffLhrungen: „Götzendienst von Frdr,
Seebrscht. — „Die Bürger von Calais" von Georg
Kaiser. — „Fradamonte" von Ernst Legal, —
Sigurd Vrag" von Job. Bdjer. — ..Komödie der
Ksbs" von Ibsen, — „Schwanenweih" von Strind-
ier«. — „Erdgeist" von Wedekind. — „Das Licht
buchtet in der Finsternis" v. Tolstoi. — „Der Kan-
didat" von Sternheim, — „Der Hahn im Korb"
wn Friedel Merzenich. Von Emil Gott werden
4en falls neu einstudiert: „Mauserung" und „For-
'unatas Mb" und mit „Edelwild" und „Schwarz-
künstler" zu einem Gott-Zyklus vereinigt. Zu
Kotzebues 100. Geburtstag werden die „Deutschen
Meinstädter" neu einstudiert.
'' Herrmann Bahr am Wiener Bargtbeater. Nva>
Amtlichen Verlautbarungen gedenkt der Generalin-
tendant der H oft Heater Baron Andri an den
Dosten eines Direktors des Vurgtbeaters
«einstweilen nicht zu besetzen. Die Befugnisse

nicht an schönen Djamen, die heute Blumen verkau-
fen — was ihnen einst an Blumen zu Wsiein ge-
legt wurde,, war gewitz weit kostbarer, als was
sie heut feilbieten. Eins grauhaarige Generals-
witwe, die pfrüher Hofdame war. verkauft Sand-
kuchen,
Am Ende des Newski-Prospektes aber drängt
sich zu jeder Zeit eine unabsehbare Menge von
Menschen, die hier mit allen ihren sieben Sachen
auf einen Aug warten, der sie Ms der Stadt des
Hungers und des Elends in «ine bessere und nahr-
haftere Gegend entführen soll. Und jeden Das
hützt die Newastadt etwas von ihrem Leben ein.
Kunst und Wissenschaft
* Für die Karlsruher städt. Sammlungen wurde
ein von Prof. Samberger in München au-sgr-
fiibrtes Oelbildnis des Oberbaurats Pros. Dr. Karl
Schäfer, des langjährigen hervorragenden Leh-
rers der Architektur an der hiesigen technisch-»
Hochschule, erworben.
- Deutscher Musemnsbesitz gefährdet. Der Ver-
kauf von Kunstwerken in öffentlichem deutschen
Besitz scheint epidemisch zu werden. Nack dem Rem-
brandt und dem Djaukerschen Rsliefportrat des
Kalmarer Museums ist jetzt ein grobes Menzel-
bild vom Großherzog von Weimar verkauft wor-
den, während unsere Fürsten bisher ihren Kunst-
besitz regelmäßig im Interesse der OeßfentlichZeit
konserviert hatten. Jetzt erfährt der Berliner Lo-
kalanzsiger," daß ein Stift in Sigmar ins en
im Begriff steht, eine ausgezeichnet, ihm durch Ver-
mächtnis zugefallene deutsche mittelalter-
liche Skulptur, an internationale
Händler zu verkaufen. Ein Hobes Gebot des
Landesfürsten hat die Verwaltung abgelehnt; sie
verlangt volle 100 KM Mark. Das leuchtende Vor-
bild Kalmars findet rasche Nachfolge und viel-
leicht glauben die verantwortlichen Leiter dieser
Institute noch, daß sie sich dadurch ein großes Ver-
dienst u'm Deutschland erwerben, indem sie zur He-
bung der Valuta beitragen. Brüsten sich doch auch
die Händler damit, daß sie als Retter des Vater-
landes zu betrachten leien, denn -nur der Vo^-ta
wegen verkauften sie jährlich für Millionen Mark
Kunstwerke ins Ausland.

Berlin, 27. Aug. Der Kaiser richtete
einer Besichtigung der Eder Talsperre
Waldeckschen an den Minister der öffentlichen
Leiten eine Drahtung, in der es heißt:, „Bin
erfreut, daß das Werk so gut gelungen,
spreche Ihnen meine dankbare Anerkennung
Die Zukunft wird den großen wirtschaftlichen
Nutzen erweisen und Ihren Namen verewigen". Dis
Nardd.Allgem. Ztg. hebt hervor, daß die Waldecker
Talsperre schon während der verflossenen vier
Jahre einen wesentlichen Teil ihrer Aufgaben er-
füllt habe.
Berlin, 2?,. Aug. Mit Bezug auf das Aus-
fuhrverbot für Möbel wird darauf hin-
gewiesen, daß die beim Reichskommissar für Aus-
und Einfuhrbewilligung zu stellenden Anträge auf
Ausfuhr eingehende Angaben. über Menge, Be-
schaffenheit und Verkaufswert der auszuführenden
Möbel enthalten müssen. Kunstgewerbliche
Erzeugnisse von hohem Wert, unter Aus-
schluß solcher mit anerkanntem Altertumswert
können zur Ausfuhr zu gelassen werden. Mö-
bel, die den Bedürfnissen der weniger bemittelten
Bevölkerung dienen, find von der Ausfuhr ausge-
schlossen.
Kurze Nachrichten
* Neue Ritter des Pour le Merite. Dem Gene-
ralleutnant Grafen v. Schmettow. ist das Ei-
chenlaub zum Orden Pour le Merite, sowie dem
Major Schwindt, Hauptmann Trenk und
Leutnant der Reserve Jacobs der Orden Pour
le Merite verliehen worden.
* Schade! Leeds Mercury meldet, daß vier
Deutsche aus einem englischen Internierungs-
läger aüsgo rückt waren. Sie wurden wieder
sestgendminen, als sie eben im Begriff standen, ein
entwendetes Flugzeug für ihre Heimreise
fertig zu machen.
* Kaiser und König Karl stattet den Königen
von Sachsen und Bayern heute in Drssden und
morgen in München Besuche ab.
* Die französischen Kriegskosten Lis einschließ-
lich 1918 berechnet der Temps auf 147 Milliarden
Franken.

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kchloßMolf-
B. 7 M.

Bilder vom heutigen
Newski-Prospekt
Der Newski-Prospekt — aller Glanz der
io glänzenden Kaiserstadt an der Newa war in
»issem zusammengefaßt. Eine halbe Stunde er-
'streckt er sich von der Admiralität bis zum Nikolai-
Mhnhof, und die größten Sehenswürdigkeiten, die
imposantesten Bauten, die elegantesten und größ-
ten Geschäftshäuser drängen sich hier zusammen.
In jenen alten Tagen, die dock erst wenige Jahre
«mrückliegen, war der Newski das Hauptquartier
des Adels und des Bürgertums. Wie hat sich al-
les verändert! Der Newski ist nicht mehr der
Newski. Heute ist es das Proletariat, das
yier herrscht, und ein« gewisse allgemeine Zügel-
losigkeit prägt dem Leben au; dem Newski ihre
Merkmale auf.
Da sind die Straßenbahnen. Der Führer, wie
".in Berichterstatter von „Politiken" erzählt, oft
ftn Bengel von vierzehn Jahren. Die Fahrt ra-
rnd. Das will sagen: wenn ihm eine schwere
Menschenlast das erlaubt. Dio Wagen platzen fast
vor Fahrgästen. Sie hängen an jedem Vorsprunge
.and auf jedem Brette. Das ist eine treffliche Ge-
legenheit Wr di« Taschendiebe, die Lier glänzende
Heschäfte machen — worden sie ertappt, so gibt es
)urzen Prozeß: an der nächsten Mauer fällt ein
Schuß und der Missetäter ist bestraft. Jungen in
>en Flegeljahren machen sich eia besonderes Ver-
»nüsen daraus, den auf den Trittbrettern hüngen-
Fahrgästen im Vorübergehen den Hut vom
Kopfe zu schlagen oder ihnen paar kräftige Jagd-
iiebe mit einem Lederriemen zu verabreich;».
Die Fahrgäste in ihrer beängstigenden Situation
Annen nichts dagegen tun und die Vorübergehen-
den denken nicht daran, diese Freiheit der lieben
Hugend einzufchränken.
Noch sieht man häufig dieselben Luxuskraft-
»agen über den Newski sausen, wie früher - nur
«den Eigentümer und Wagenführer ost den
Plötz getauscht. Sitzt ein Matross in dem Kraft-
oagsn, so tut man gut, eiligst die Flucht zu er-
»reifsn, denn ihren Fahrkünsten ist nichts Leben-
fi «es gewachsen. Viele Kraftwagen find mit

fremdländischen Flaggen geschmückt, worunter die
deutsche jetzt am häufigsten erscheint. Lastkraft-
wagen und Anbei tsgefährt haben sich den Newski
erobert, jene gewöhnlich beladen mit Proviant
und bewacht von Soldaten mit starrenden Bajo-
netten, diese gezogen von schweren, aber nun aufs
äußerste abssmagerten Pferden, von denen täglich
ei» paar Dutzend fallen und auf dem vernachlässig-
ten Holzpflaster des Newski den Hungertod ster-
ben. Zuweilen zieht ein Regiment Rotgardisten
mit voller Musik über den Newski und begegnet
etwa einer Prozession, dis heilige Kirchenfahnen
trägt und wehmütige Psalmen singt. Dann begeg-
nen und brechen sick Musik und Gelang in einem
wütenden gegenseitigest-HSsse.
Dasselbe Chaos, wie auf dem Fahrdamm,
herrscht jetzt auf dem Bürgersteig vor. Vor den
Verschlagen mit denen zahlreiche Läden fest ver-
schlossen sind, macht sich jetzt das Volk der Bett-
ler breit. Krüppel und Mißgestalten von allen
Formen, Blinde, halbverhungerte Frauen mit ih-
ren Kindern suchen die Aufmerksamkeit auf sich
zu lenken; einer läutet mit einer Glocke, einer
bringt unartikulierte Laute hervor, einer weint
oder betet oder schlägt das Zeichen des Kreuzes —
und so suchen sie auf alle Weife das Mitleid für
ihren wahren oder erheuchelten Ammer zu erwek-
ken. Mit den Bettlern hat sich auch der Straßen-
handel den Newski erobert und hier erscheint ne-
ben dem Proletarier jetzt «auch der „Bourgeois,"
der sich seinen Lebensunterhalt auf diese Weise
zu verdienen sucht. Die Bilder fügen ineinander:
kaukasische 'Schuhputzer, die Gummisohlen feilbie-
ten und Herren und Damen auf der Stelle wi?
Pferde „beschlagen," Chinesen, die ihre Leder- und
Papierwaren verkaufen oder ihre Lekannien Zau-
berkünste zum Besten geben. Kinder, die mit
Zigaretten und Streichhölzern zu M Kopeken die
Schachtel oder aber mit Zucker Hanseln — letzte-
rer zu einem Rubel das Stück! Kakao, Regenmän-
tel, Bücher, Schleichware von jeder Art wird Ael
angeboren. - Dazu der Schwarm der Zeitungshän-,
ler. deren Blätter bei den Russen immer eifrige
Abnahme finden. Unter ihnen sieht man einen
alten abgesetzien Obersten, oder auch gutgekleidete
gebildete Damen, Diese Erscheinungen sind über-
haupt für den Newski von heute typisch. Es fehlt

* Eine Gesellschaft zur Förderung der EA
Wicklungslehre hat sich im Anschluß au die 1. M
Lust dieses Jahres erfolgte Gründung eines ErE
Haeckel-Museums gebildet. Philosophische
these der genetischen Einzelforfchung, Geschichte dr>
Entwicklungslehre. Erweiterung der Entwicklung
Theorie zu einer aktivistischen Entwicklungs-Erlm'
Ausbau des Haeckel-Archivs zu einem 'Seminar D
cntwicklungsgeschichtliche Forschung und Leh^
Einrichtung von wandernden Volks-Hochschul^
sind die Aufgaben, deren Förderung sich die neu^
EehekMaft vorgesetzt hat. Nähere Auskünfte iM
die neue Gesellschaft erteilt der Direktor d^
Ernst-Aacckel-Museums in Jena, Dr. Heim"'
Schmidt.
Zumsr vom Tage
An einem preußischen Gericht ist es eingesubH
daß der Eerichtsdiener nicht nur die UnterschE
zu eiligen Verfügungen, sondern auch die Einzem
nungen zu den von der Verw-altUnssbehörde H:
schafften Sonderzuweisuagen von Lebensmuts l
während der Verhandlungen vom amtierens
Richter ejnfordjert. Als der Richter den DienZ;
mit den, blaiuen Aktendeckel ankommen sieht, Sh
er nut den Worte» ab winken: „Dezernat? E
Zeit bis nach der Verhandlung". Der im Dien/
ergraute Gerichtsdiener beugt sich jedoch zu i»
und flüstert ihm ins Ohr: „Es gibt marinier/ !
Heringe und Honig. Herr Rat". — Ach so,
fache!" entgegnet laut der Richter, „das ist s«,
vnderes!" Die Verhandlung wird sofort u»M
krochen und das „eilige Dezernat" unverzüglich /
ledigt. lSimplizissimusl
* U, A. w. g. Darf man während der fleM
losen Wochen noch frisch von der Leber reden?
Jrgenwie und wo Schwein chaben? — Wie «f.!
Ochse vor dem Berge stehen? — Als ReicL-tag' !
Lote an einem Hammelsprung teilnehmen? —
Schäfchen im Trockenen haben? — Mit der /
Bahn fahren? — Eisbeine kriegen? — Ein WE
blatt losen? —- Im Bratenrock erscheinen? — Fkb
häkeln? — Eine Schnitzelsa^ mitmachen?
lKladderadatM >

Niederschlag
Mittelwerte von gestern:
Temperatur
Dunst druck
Relative Feuchtigkeit _
Verantwortlich für den gesamteic Textt^
Kurr Fischer
für den Anzeigenteil Hermann Beyerl^
Rotationsdruck und Verlag
Theodor Berkenbusch, sämtl. in Heidelberg

Hande! und Verkehr
* Umfang des Posischeckverkehrs. Dis Zahl
PüUchockkunden Ende Juli Leirug 222 712, Em
Juni 216 408, der Zugang im Juli 6304. Auf df
Konten sind im Juli ausgsführt 10 158 692 G/.-
schriften Über 6 054 066 339. 4 905 838 LwstschriE
über 6 »36 404 182 Mark.

MellmW des StmimMts.
Sterbesälle.
Im April: Sebastian Stich, Bäcker, 20 I. N
Mai: Johann Georg Emil Edel, Student, 22 2
Emil Kauffmann, Gymnasiast, 20 I. Im Äugln
Luise Charlotte Knörzer von Untergimvern. 11;
Josef Eduard Schneider. Werkzeugmacher, 20 n
Lisdwig Christian Chrrstmann von Eppenö ruS'
7 I. Anton Josef Homvertz. Graveur von MaiS'
heim. 52 I. Mm Gurwitz, städt. "Verwaltunsskt'
amter vom Bierhelderhof, 26 I. Josef BetzwieJ
Weichensteller von Edingen. 50 I. Rosa Schafe^
acker. Dienstmädchen von Mannheim, 22 I. Eeol
Heinrich Schäfer, Landwirt von Beerfelden, 87 n '
Hermann Lutz. 2 I. Emil Schwab von KeW
9 I. Katharina Riegel, Handelsschülerin von M»
lutzheim, 15 I. Marie Weinreuter geb. Weigel
von Heppenheim. 34 I. Julie Eva Hetz geb. GM
Ehefrau des SantMsseldwSbels Herrn. Hetz, 38 5
Theresia Elisabeth« Dehm geb. Kernberger
Bruchsal, 65 I. Heinr. Ullrich von Schriesheim
8 I. Karl Philipp Baier, Grotzh. BahnverwaltM
59 I.
Mitteilungen des Standesamts Handfchuhshe's
Geburten.
Klaus Werner. S. d. Studenten Werner Felcki<t
Cäcilie Garzella und Marie Johann« Henrietta
Zwillinge des Drehers Andreas Buchner. Gg. Lud
wig, S. d. Weichenstellers Frdr. Schmitt. Gg. Lud
wig. S. d. Kaufmanns Gg. Gerbert.
Sterbefälle.
Am 25. Jan.: Christian Schwind, Gasarbefte<
33 I. Am 11. Mai: Heinrich Wink. Dreher. 20 5
Am 1. Juni: Gärtner Wilh, Priester, 34 I. V
16. Juli: Johann Wernz, Landwirt, 20 I. M
10. August: LNdiw. Wbüer. Fuhrmann, 60 I. M
11. August: Margarete Müller seL.Nischwjtz, 82 o
Am 13. Ang.: Peter Gentbner, Landwirt, 51 5
Am 17. Aug.: Frdr. Walk. Landwirt. 72 I, m
Diakoniffenhauskapeller Mittwoch nachm. 3 E
Frauengebetstunds. Donnerstag' abend 8'ft W
Kriegsändacht, Pfarrer Kaiser._
Wasserstände am 27. August 1818:
Heidelberg: 0,97 m, Heilbronn: 0,21 m und in
Neckarsteinach: 0,52 m

Seile 4
t. Attenbach, 26. Aug. In unserer Gemarkung
kommen jetzt häufig F e ld d i e b st ä L l e vor. In
«iner der letzten Hellen Mondnächte wurden d.n
Landwirten Valentin I u n g m a n n und Huf >
Hagel eine größere Menge K-arloisrln und Bob-
neld auf d<m Felde gestohlen.
Weinheim. 25. Aug. Der Verein für Heimarbeit
/Verband badischer Frauonbeftrebüngc-N) bat in der
Kricgszeit Lis Anfang 1918 an ArLeits chnen iür
Nab- und Strickarbeit insgesamt 77 734 M. an
Kricgersr-anen ihm bissigen Bezirk verausgabt.
Weipheim, 26. Aus. Die Eheleute Heinrich
Albrecht begehen heute das Fest der goldenen
Hochzeit. — Trotz scharfer Aufsicht der Feld-
polizei haben die Felddiobstähle, die oft
mit großer Dreistigkeit ausgeführt werden, aber-
mals 48 Personen wegen Feldfrevels hier zur An-
zeige gebracht.
Smsheim, 27. Aug. Pilzvergiftungen
find hier in größerer Zahl schon vorgeksmmen,
glücklicherweise ahne Todesfälle. Wenig, r giftige
als verdorben« Pilze führten die Erkrankung,
herbei.
Karlsruhe, 27. Aug. Am 29. Sept, d: I. findet
in Karlsruhe die Landesverfammlung des Lan-
'»esverbandes bad. Gewerbe- und Handwerkerver-
. Einigungen statt.

___Nr. 199,
Zucht ausgestellten Eber hinaus vorhanden
Soweit eg sich dabei um nicht vertraglich gsb»^
dene Tiere handelt, kann dafür niu-x der niedrE
Preis der Bundesratsverordnung vom 5.
1917 mit 61, 74 und 70 Mark für den Zentner
bendgewicht bezahlt werden. Etwaige weitere
Meldungen zum Abschluß von Schweinehaltung
vertrügen wären ungesäumt an den zuständig
Kommunalverband zu richten.


Wärme-
Eraüe
N. Cels.
niederst. höchster
Wärmegrad
feit gestern
Wind-
richtung
Himmel
Luftdr-
mm
-i- 13,5
-ft 13,1
-1- 21,5
— —
—- —

 
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