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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 2

Heidelberger Zeitung

Samstag, den 7. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Nr. 2vv

August 1914 og auch nur Nir «tf-srittasten Ur
,-ulbLr gehalten, dug wir vier Jahre des Krie-
gs verstehen würden? Und nun haben wir sie
tzcht nnr überhaupt überstanden — wir sind nicht
»bevwältigt, ja wir sind, ans das Ganze der krie-
gerischen Ereignisse gesehen, Sieger geblieben, uno
tiehen aufrecht da in ungebrochener Kraft.
Ist einer unter uns, der sagen mischte, wir
jtien enttäuscht worden durch den Gang der Ge-
chehnisse? Mehr ist uns erfüllt worden durch den
sSwenmut von Heer und Flotte, durch Hiicken-
»urgs Genie und dank der Gnade Gottes, als un--
irre stolzesten Träum« gehofft haben; Eewalii-
-luiz ist an rms geschehen, als der begeistertste
vaterlandsswund ermattet Hütts, und di« Läng«
tes Krieges dient Nur dazu, unseren Sieg grober
zu mach«. Wie könnten wir nun. da wir den
vollen Erfolg fast schon in den Händen halten,
unmutig und unsere Hände lasch werden im
Stseile? Nur jetzt noch uns halten, nur eine
kleine Zeit noch unentwegt und willensstark blei-
ben — und unser Volk Wird mit einem Siege ge-
krönt werden wie niemals in seiner zweitaNsend-
ßährigen Geschichte.
England und Rußland
Der Angriff auf die englische Botschaft
in Petersburg
London. 5. Ssvt, Das Reuterscke Büro erfährt,
hast seit ungefähr zwei Monaten keine unmit-
telbare Verbindung zwischen dem eng-
lischen Auswärtigen Amt und Petersburg bestand
und Last der Bericht über die Ermordung des Mos
rincattachees Eromie London nur durch eins
neutrale Vermittlung erreichte. Gleich daraus
wurde eine Note cm Tschitscherin abgesandt.. Dor
mebr als einer Mache erhielt Litwinow ein Tele-
gramm von Tschitscherin, daß die Grundlage Mr
den Austausch der offiziellen Vertc>_,
t e r und der. nichtoffiziellen Personen bot. Letzt«
Donnerstag telegraphierte Litwinow die Vorschläge
der englischen Regierung über den schnellen Aus-
.tausch nach Moskau'. Die englische Rsgieruna Wil-
ligte ein. datz Litwinow und sein Stab, sobald die
.Engländer die ruffffch-finische Grenze mit dem
Froiaeleitschein der finischen Negierung überschrit-
ten haben Würden, sich nach Bergen einschiff« soll-
ten. Tschitscherin erLannts den Empfang dieses
Telesvamms nicht an. obwohl seit seiner Bestellung
bereits vermiedene Tage verstrichen sein mutzten.
TschitlÄerin schlug erst vor. mit dem Austausch zu
besinnen sobald Litwinow in Versen anaekom-
men fei. Darauf lieh sich aber die MalMe Regie-
rung nicht ein.
Litwinow in Arrest
London. 8. Sevt. Die Regierung bat den bol-
schewistischen Vertreter in London. Litwinow, un-
ter Arrest gestellt, bis alle englischen Ver-
trete« in Rutzland freiael,assen find und
die Erlaubnis erhalten haben werden, nach Fin-
la nd zu geben.
Die Anschläge auf Lenin und Urltzkijs
Petersburg. K. Sevt. Der Vorsitzende der Peters-
bunser antmuine. Sinowjew, bat in einer Rede
folgendes ausackührt: „Ick verantworte iedes
Wort, das ich sage. Uritzkis Tost ist durch En g -
kämdsr und Franzosen berLeiaefübrt.
sie halten uns Mr Chinesen oder Wild«, mit Lie-
gen man alles machen kann. Auch das Atten-
tat aus Lenin ist sicher das Werk der Enttlw-
der und Franzosen, die auch Faunes töteten, als er
tbnvn im Wens stand."
Lenius Zustand
Kopenhagen. 6. Sevt. Me aus Moskau gedrah-
tet wird, befindet Lenin stch in der Besserung.
Sein Allgemeinbefinden ist gut. Der Vatient
schlaft befriedigend und der Appetit ist surückge-
kebrt. Gorki drückte telegraphisch Lenin sein Mit-
gefühl aus.
Uritzki war gewarnt
Aus Petersburg wird gemeldet. Latz Volkskom-
missar Uritzki am Vorabend seiner Ermordung von
einem Unbekannte« die telephonische War-
nung erhielt, sich am folgenden Tage öffentlich
sehen zu lasten, da er dabei sein Leben aufs Spiel

Die Englänöer in Außlanö


Die Engländer haben nunmehr auf den ihnen
offen stehenden Wegen den Vormarsch gegen die
SowietMepublik in Gross-Russland angetreten.
Dabei ist zu bemerken. Latz ihr Hauptstoss lick nickt
gasen Petersburg richtet, sondern auf Kot lass an
der Dwina. Kotlatz ist nämlich der KnotenvunK
des russischen Wahnnetzes im Säockwsten. Die Ein-
nahme vonl Kotlatz würde ihnen den AnssckMss an
die -bei I e ta t e r i n s-b u r a im Aral kämmenden
Truppen der Ds-checko-Slowak« ermöglichen,. Md
das ist zunächst das wichtigst« Ziel der Engländer.
Eine britische Truppe ist auf Kanonenbooten und
Prämen von Archangelsk auf der Dwina abgefah-
ren. Bei Korbalsk ist es su einem Gefecht mit
einer russischen -Flottille gekommen, di« von Schen-
kursk aus der Waaa herabgekommem war. Allem
Anschein nach ist diese Flottille aber nur noch auf
die Nachhut der Engländer gestossen und bat zwar
einen Prahm versenkt Md 60 Engländer gefangen
genommen', die Hauptmasse wär aber schon vorbei
urid nähert sich jetzt der Stadt Krassnoborskv. wo
die BalschewM. die aus SolwytsLasodsk. Kotlatz
uM W-li'ki Ustiua Truvven zusammengezogen, ha-
ben. den Weg sperren wollen. Inzwischen sind in
Archangelsk neue enaliscke Truvven angekommen.

setzen würde. Uritzki beachtete den Hinweis nicht,
weil er zu» häufig Drohungen und Warnungen er-
hielt. machte aber ickne-m Sekretär davon Mit-
teilung.
Englische Mordmethoden
Ein empörendes Schandmal sittlichen Tiefstandes.
Eben noch lasen wir Mit halb ungläubigem Ab-
scheu in den Times die Verherrliche« der wider-
licken Heldentat jenes erfindungsreichen Matro-
sen. der. als Frau verkleidet, scheinbar ein kleines
Kind im Arm tragend mit kläglich« Hilfeschreien
die ritterlichen deutschen A-Boots-Held« herbei-
lockte. um dann den scheinbaren Säug-
l i n a der in Wahrheit eins Bomb e war. kn das
U-Boot zu schleudern. Dieser Bube wurde mit
dem Vjktsria-Kreuz geschmückt. Nun kommt uns
aus England die verbürgte 'Nachricht-.' dass dicke
Art abscheulicher MordkomMs zur Methode ge-

die ebenfalls auf Schiffen dis Dwina «Agaris
sieben. Wenn auch hier nickt mit grossen Massen
des Feindes zu rechn« ist. — er soll insgesamt noch
nickt 4000 Mann zählen. — so ist dock die bessere
Bewaffnung und vor allem das Geld, das ihm bis-
her die Wese geöffnet bat. nickt su unterschätzen.
Die beiden anderen Aktionen geben zur Sickerung
der englischen Stellung auf der Kola-Halb-
insel nebenher. Einmal geben die Engländer
längs der Murmackbabn nach Süden, sie sollen
Lurzeii m Gebend von Snsoselo «anKelanm ie!m.
und wollen Powjenetz erreichen. Das gleiche
Ziel «strebt dis zweite Expedition, die von Onega
gue-v durch das Sumpfland unterwegs ist. und
etwa bis Hälfte des Weges zurücksslegt bat.
Nebevall öffnet ihnen Geld und die kostenlose Ab-
gabe von Nahrungsmitteln die Ortschaften und.
wo etwa eine Sowjetbehörde Widerstand lefften
will, wird kurzer Prozess gemackt. Gefangenschaft
oder eine Kugel beseitigt die ihnen im Wege ste-
henden Elemente. Dass Powjenetz ihnen ohne
Kampf in die Hände fall« wird, ist zu bezweifeln.
Siomiettruvpen -sind wenigstens von Petrpsadowsk
aus dorthin unterwegs und man wird wob! bald
von ernstlich« Zusammenstössen hören.
macht wird, und dass bewaffnete, stark be-
mannte Dampfer mit vollständigen Da-
menkleidungen ausgerüstet werden, die
Matrosen anleaen. um in solcher Verkleidung beim
Nab« eines U-Bootes durch jämmerliches
Schreien. Hin- und Herlaufen udo. dis Aufmerk-
samkeit auf sich zu ziehen. Sobald nun das U-Boot
in Lev ALnckt. die hilflosen Frau« su retten, ttü-
her-gekommen ist. wird von d« anderen Matrosen
ohne weiteres das Feuer eröffnet. Auf dicke Weiss
soll bereits dis Vernicklung einzelner Boote ge-
lungen sein.
Die ganze Heuchelei des sittlich empört« Ge-
schreis Englands über die deutschen ..Mörder" und
..Piraten." kann nickt greller beleuchtet werden als
durck Anwendung solcher infam« Tricks. Besseres
freilich konnte man nickt erwart« von der Nation,
in deren Rubmesballe schon die glorreichen Tro-
phäen der ..Baralong"- und der ..King-Stephan"-
Mörder öffentlich prang«!

Die erste Heidelberger
Ferienkolonie in Wenkheim
Während in vielen ander« Stadt« schon längst
der Gedanke der Ferienkolonien Mr Schul-
kinder vopulär ist. vermochte er in unserer
Stadt bis jetzt nickt Wurzel zu fass«. Ohne Zwei-
tel bangt dies zum Teil mit L!sr landschaftlich be-
vorzugten Laae Heidelbergs zusammen, die es den
Kindern früher in ihren Ferien gestattete. Kör-
per und Geist in den Wäldern und Berg« der
keimst zu erfrischen und zu kräftig«. Nun hat
aber dis Not der Zeit den Gedanken der Ferien-
kolonien auch Mr Miere Stadt dringender denn je
werd« lass«. In den letzten Jahren ist man auch
hier, wie vielerorts, den Schritt gegangen, ein-
zelne Kinder zum Ar-beitsaufenitbalt auf
d em La n d e zu entsenden- Es könnt« aber,
meist nur ältere, kräftigere Schulkinder die
Vorzüge des Landaufenthaltes in den Feri« ge-
niessen. während die schwächeren, in diesem Falle
also die wirklich, bedürftigen Kinder' hier nickt
berücksichtigt,werden konnten.
Die Erfahrungen, die man mit der Eimelentsen-
dung der Schulkinder zum Landaufenthalt bisher
gemacht hatte. Veranlasst« deshalb die evange-
lische -Gemeinde Heidelberg, in dickem
Sommer mit einer Ferienkolonie ein« ,Bettuch. zu
macken. Das war gewiss keine kleine Aufgabe. Es
mussten erst die Mittol Mr das Unternehmen -auf-
gebracht werden, sodann gilt es. unter der grossen
Zahl würdiger und bedürftiger Kinder die bedürf-
tigsten auszuwählen. Keine leichte Aufgabe, be-
sonders in Anbetracht der jetzigen Zeitverhältnisse,
war auch die Mahl des Ortes und die Sorge Mr
d^e Quartiere. Verpflegung usw. Und alle diese
Fragen wurden verhältnismässig rasch gelöst, dank
der dem Unternehmen von Mitgliedern der evana.
Gemeind« zufliessenden reichlichen Geldm-itte-l. Lank
aber auch der nimmermüden, Werbetätigkeit einer
ganzen Anzahl hochherziger Menschen, unter
denen besonders die verdienstvolle Arbeit von
Frau Hedwig Neumeier und Fräulein. Luise
K u eck t hervorgehoben zu werden verdient. Und
nickt zuletzt das freundliche Entgegenkommen des

evangelischen Ortsgeistlicken in Wsnkbeim hal-
fen die Schwierigkeit« der Vorarbeit« rasch be-
seitig«. > . -
So konnten denn am 6. August 28 Mädchen
die Ferienfahrt nach dem freundlichen stillen
Döricken Wenkheim im Taubergrund antre-
ten. Missionar Dram-schiefer und Frau wa-
ren den Kindern nicht nur Reisebegleiter, sie wa-
ren ihnen Hüter und Beschützer während ihres
vierwöckig« Aufenthalts in Wenkheim, im cdslsten
Sinne Liss Wortes Vie MleKseltern. Und die
Verpflegung war nach dem ühereinstimmen-
den Urteil aller Teilnehmer vorzüglich Die Kin-
der bekam« einfache, kräftige Kost, reicklch Milch
um-d Obst. Gvies- und MilÄveis«, zu je-üem Mit-
tcmtvick ein« kräftig« Suppe und der Mrtagtisch
an Sonntagen war besonders reichlich. Da gab es
eine gute Portion Maten und zum Nachtisch
Kuck«, dessen Aussehen und Geschmack nach den
übereinstimmend« Aussagen der Pfleglinge stark
an die schönen lieimatlich« Festkuch« in Frie-
dens,reiten erinnerte!
Das Leben in der Kolonie war kurzwei-
lia und abwechslungsvoll. Es wurden öfter Spa-
ziergänge in die nah« Wälder oder in das lieb-
liche Taubertal unternommen und Spiele arran-
giert mit Gesang und Reigen. Die grösseren Kin-
der wurden Lei gelegentlich« häuslich« Arbeiten,
besonders in der Küche, beschäftigt, bin und wie-
der zog man auch, mit hinaus aufs Feld, um, den
freundlich« Quartisvleuten bei den Feldarbeit«
nützlich zu sein. Die Sonntage wurden mit ge-
meinsamem Kirckmang eingeleitet.
Aach vierwöchigem Aufenthalt, am 2. Septem-
ber. rüstete sich dis Ferienkolonie zur Heimreise,
und es aalt Abschied zu nehm« von dem trauten
Ort und seinen biederen Bewohnern, sowie von
den freundlichen Quartierleuten. An Geist und
Körper erfrischt und gekräftigt, traf« die Kinder
am verflossenen Montan nachmittag in der Hei-
mat ein. Sie zeigten alle eint frisches blühendes
Aussehen und gerundete Mangen und die meisten
hatten 4—5 Mund an Körpergewicht rutgenom-
men: einige etwas weniger, andere dagegen mehr,
bis zu 9 Mund.
So Lat dis evangelische Gemeinde Heidelberg
mit ihrer ersten Ferienkolonie ein-schönes Ergeb-

nis erzielt, das sie ermutig« .wird, dicke Ferien-
koloni« weiter aussubau«. Daran bat aber auch
die hiesige Stadtverwaltung ein Interesse!
Möge sie zu gegebener Zeit dem ebenso sozialen
wie menschenfreundlich« Werk ihre Unter-
stützu.na und Förderung zu Teil werden
lassen! _ —ck-
TheaLer und Musik
Mannheimer Ass-Theater
Eröffnungs-Vorstellung
Mit Lessings „Philotas" und Heinrich von
Kleists »Der zerbrochene Krug", die Leide
gegen Ende der vergangen« Spielzeit in einer
Neueinstudierung aufgeführt und damals an die-
ser Stelle von mir auch besprochen wurden, eröff-
nete das Ho-ftheater Donnerstag, den 5. Septem-
ber die neue Spielzeit, von der wir noch gar nicht
Wissen, was sie uns bringen will.
Den ersten Abend machte das Gastspiel eines
Mitgliedes des Ctadttheaters Koblenz bemerkens-
wert. Elinor Brinken gastierte auf Anstel-
lung im »Ljerrbochenen Krug" als „Eve". Fräu-
lein Mi,WZ« ist eine anmutige» zierliche Erschei-
nung; sie besitzt ein wohlklingendes Organ, ein
munteres Augenfpiel und natürliche -BsweMmgen;
also sämtliche Vorzüge für das Rollenfach der
Naiven. Zu zeig«, was sie kann, dazu Hot
die kleine Rolle der ,,Cve" der Darstellerin keine
Gelegenheit. Fräulein Brinken hat aber gefallen,
und so wird die Hoftheaterleitung, da sie schon
einmal A sagte, auch V sag« und der Darstelle-
rin die Möglichem geben müssen, in der Haupt-
rolle eines abendfüllend« Stückes zu Lewe-Mn,-
dass ihre Bewerbung um Anstellung auch jene
künstlerischen Grundlagen besitzt, die wir voraus-
setz« und an die wir -Lei Fräulein Mink« auch
glauben möchten.
Jnr übrigen wies die Besetzung der beiden
Stücke keine Aenderung auf. Der erste Abend ver-
lief ziemlich geräuschlos. Alfred -Maderno.
-i« * 4-
Am Sonntag, den 8. September gelangt
Beethovens „Fidelio" zur Aufführung. Die
Partie des Pacquiao singt zum ersten Male Paul

Hintze über die Tätigkeit
der Presse
Wien. 6. Sevt. Staatssekretär v ot>
Hintze enw-iing in der deutschen Bott
schatt im Beisein des kaiserlich« Bot
kckatters Grafen v. Wedel und d«>
deutschen Bevollmächtigt«. CenyrcttiMtt
jor v. Lramon di« Vertreter d«t
Wiener Blätter sowie dem VrAtt
denten und den Vizepräsidenten Les Wdtt
ner Verbandes der ungarischen Journa-
listen un d machte dabei etwa Li« solar ir-
den Ausführungen:
Bei meinem Aufenthalt in Wien bereitet t»
mir eine ausserordentliche Freude, dass Sie mir Lee
- leaonheit geben. Sie. meine Herren, begrüben zu
können als Vertreter der Presse. in der
ick ein« !-o wichtigen Faktor des öffentlichen Lo-
bens sehe. Wir wissen, dass der Geist und sch"
Träger, das Wort, ebenso nachhaltig zu wirken
imstande sind, wie die Gewalt der Watten. Nick
zum ersten Male komme ick -mack Wien. Immer
wieder packt mich di« Wucht der Vergangenheit,
ihre Glorie umd ihr Ruhm, die in Len ehrwürdi-
gen Bcmten und Denkmälern Wiens einen Aus»
druck fin'oen. Ich Labe mit besonderer Freude er-
seh«. dass es dem Optimismus der Wiener gelun-
gen ist dicke vier schweren Krieg sinh re so aut zu
übersteh«. Es muss ein starkes Quantum an
Vertrauen vorhanden sein, welches der Errei-
chung unseres Zieles dient. Wenn sich auch zmvett
l« zweifelnde Stimmen dagegen erhoben
haben, so habe ick mich durch d« eigenen Augen,
schein davon überzeugt dass solch« Meinungen
kein Gewicht beizulegen ist. Sie alle, meine
Herr«, sind als Schreiber der Tagesetn-
drücke dazu beruf« und hab« Ihre Pflicht er-
füllt. das Zusammenwirken und die Harmonie un-
serer Völker »u fördern und auf dieStimmuna
des Volkes, wie sie der Krieg geschaffen bat.
Einfluss zu nehmen und sie aufreckt zu erhalten, um-
so Lis zu einem ehrenvollen und unsere Interessen
sickernden Fried« Linüberzuletten.' Dicke Auf-
gc-be ist nickt immer leicht. wenn- die Nachrichten
einmal keine Triumphe und Lorbeeren melden
wenn wir auch manchmal auf Lick- verrichten müi-
!en und aus -strategischen Gründen di«
taktische Zurückverleaung unserer
Truvven vornehmen müssen, so wissen Sie aus
den Erfahrungen dickes Krieges, wie wenig solche
Wechselfälle von Dauer gewesen sind. Solche
Fälle sind, wie wir im Osten an Galizien und Ost-
preussen gsseh« haben, unvermeidlich. Daran se-
hen wir aber auch am besten, dass wir keinen
Grund haben, die Hoffnung sinken su lassen, son-
dern berechtigt sind, die Zuversicht hoch zu
halten. Ebenso wie im Osten der Friede ge-
kommen ist. so wird er auch im Westen kom-
men. wenn es vielleicht auch noch einige Zeit
dauern wird. Es können nicht immer Ros« blü-
hen. der Krieg ist kein Rosengarten. in-
dem man spazieren geht. Wenn man Rosen
pflück«, will, muh man auch ein« Dornensticd
gewärtigen» Ebenso braucht uns der Siegestau-
mel unserer Feinde nicht zu entmutigen. Sie wis-
sen Lesser als ick. dass die Presse unserer
Feinde weit mebr in dem Sinne wirkt ihr«
Tätigkeit dem Staate Md der Politik
cknterzuordnen. — Wir in Deutschland
und Oesterreich-Ungarn halt« an der
freien Presse fest, selbst unter dem Zwang«
des Krieges. Bei unser« Gegnern dagegen lieben
die Journalisten unter der Kontrolle des
Sta.ates. Der Zeitungsschreiber, der nickt die
Stimmung der Regierung vertritt, wandert bei
iün« einfach ins Zuchthaus. Das aber wider-
strebt unserer Auffassung: 'solche Massnahmen
sind Mr andere Länder aut. aber nickt Mr uns
Deutschs. Es ist besser, dass die Regier u n g und
Bresse miteinander arbeit«. Wir wollen
die öffentliche Meinung nickt vernichten: d«n nur
so verspricht die Politik Erfolg. Dies sage im
nickt, um Mr Wohlwollen zu erring«, sondern es
ist meine innerste Ueberzengung. Ein Zusammen-
arbeit« kann ungemein nütz«, ein EeaenWettte-
hen ungemein schad«. Ueberall in Deutschland
und wo ,ick sonst gewesen bin. habe ick Wert dar-
auf gelegt, in engster und bester Fühlung
mit der Presse zu bleiben. — Unsere Aussich-
ten sind positiv und sicher. Bei der Erörterung un-
serer gemeinsamen Interessen fand ich willigstes
—---.—----—.—--7
Kuhn. Die übrige Besetzung ist folgende: Dost
Fernando: Mathieu Frank; Don Pizarro: Hans
B-ahling; Florestan: Walter Günther-Braun; Fi-
delio: Paula Mindheufer; Rocco: Wilhelm Fen-
ken; Marzelline: Else Tüschkau; Erster Staatsge-
fangener: Fritz v. d. Heydt; Zweiter Staatsge-
fangener: Hugo Voisin. Spielleitung: Eugen
Cebrath. Musikalische Leitung: Wilhelm -Furt«
w ä n g l e r.

* Ritter Blaubart," die neue Over von E. N
von Reznicek (Textbuch von Herbert Eulen-
berg), ist von der Grossherzoglichen Hos-bühne in
Darmstadt zur alleinig« Uraufführung erwov
ben worden. _

Neues aus aller Welt
Die Steigerung der Weiupreise
Mit über 56.^. Millionen, M a rk erzielten
die heurigen Frühicchrsverst-eigeruna« Mr
ausschliesslich 1917er Gewächse den höchsten
mals erreichten Eckamterlös. Annähernd die gis-
chen Mengen älterer Weine lbauvtiäcklich ISIsier»
brachten es im Vorjahre auf 40 Millionen Man-L
während in Len letzten Jahren bedeutend grösser«
Bestände nicht über 13,5 Mill. M. auf dickem VS«
ab warfen. Eim schlawender Beweis für die uns^
beure Steigerung der Weinvreise während «es
Krieges, wo neck die Frühjahr sversteiaevunase^
gebn'rsse 1916 Mr die gleich« Mengen nur 9,»
Millionen Mark auttvicken. In der Pfalz ks-
wen Heuer 1182-/1 Fuder llOOO Liters 1917er
je 4 Fuder 19-15er und 1916er Viss- Md Rotweine
lvon dicken nur 6 Nummern) Mr rund 11300 00»
Mark zum Zuschlag. Den höchsten Preis
Deidesheimer Leinböble lEdelbeerarslese)
61800 M. In Rbeinhessen wurden 366 Dt»»
1177 Halbstück und 48 Viertelstück, darunter
Stück. 92L Halb-Mck und 33 VierteMick IM«-.
baMtsäcklick Weissweine zu rund 13 300 000 <M«
geben. Den höchsten Satz Mr Weissweine erreick-
1.917er SckarlTchHsrger mit 87 7M ffür 1200 Liter b
Rotweine erzielten Lis zu 133 800 im Stück.
Rbeingau setzte 14 Stück. 2153 HaMtück n^
.88 Biertelstück. vornehmlich 1917er Wdiss- und NA
weine zu rund 18 Millionen Mark ab. Das teuerne
 
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