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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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203 Heidelberger Zeitung

tsamstag, den 7. September 1918

Fernsprecher Nr. 82 und 182

Gelte 3

^titck 1917er — Lattenbeimer Nußbrunaen-Auslese
w-urdd mit 93 280 M„ 1918er Lattenbeimer En-
«e smannsbera mit 120 280 Bk. und Eltviller Tcm-
Trockenbeerauslese mit 128 400 M. lbö-
teuerste Rotwein — Aßmannskäuser
— sma zu 21640 M. über: alles für
W und Ruwer erlösten für
runr?2^r> lS60 Literlund ein Lalbfuder 1917er
ein tt?^0 000 M. Die böchste Bewertung erfuhr
r-n »duder Piesporter Goldtröpfchen mit 24 900 M.
K^.s.^«"panik in Berlin. Durch blinden
ia*'ir/"tstand am Mittwoch -abend gegen
Wki.tn^r während des Volkskonzertes in der
Wvößt-ön, etwa 2600
sabeudeu Konzertsaal Ver-lims, eine
.T .Is. d,e Kapelle das Bacchanal aus
irn spielte, standen plötzlich in den letz-
vollbesetzten Saales mehrere
sl^ ^rn auf und riefen Feuer. Sofort
W §"es m wilder Flucht den Ausgängen zu.
ck i kr Vefoimenhelt des Kapellmeisters L-a-
die ldebrand. der seine Kapelle sofort
spielen lief;, wurde weiteres
sbnen verhütet. Die Zuhörer beruhigten sich
Mn» dre Aufführung ihren Fo-rt-
soll . '^uen „konnte. Die Ursache des Vorfalles
^"sen sei Unfall eines der Zuhörer ge-
Ä>irt^«?"^barer elektrischer Unfall. Em Land-
räte schadhaften Lolsstiele einiger Ge-
ti-ne 1-7 ergänzen -und stieg zu diesem Zweck in
eii a'^lmlicke Birke seiner Nachbarschaft, die
Fekl°» L .Material su- bieten schien und nur -den
nun---st?' i" der Nähe einer Lockspan-
iiichti.»»n Ortung zu stehen. Er säbelte einen
lvsidsrn«,»^.^ aber nicht auf den Boden,
rmch weni^>^" fiel- Der Zweig fing schon
kem Minuten an zu brennen unter -star-
uach dem ^- als nun der Mann schleunigst
8eu E< bekam er nicht -nur einen
sondern konnte weder den
Äck'-ie Bauin losln! sen. Er
kamen ^^^^^^leäften nach Lilie, und es
tz^.r«^b-Kd Leute herbei, wagten ibn aber
e nickt anzurühren. Dis Lase sab
vem-wEt als eine ganz unverhoffte Rettung

Die Not der Zeitungen
r«K zur Einberufung «inet allg-bm-ein-Äi Zei-
»-lnssverleger - Versammlung gSMHrt.
Kl-e am Mittwoch, kl. September in Berlin statt-
«^ndfn soll. Einziger Gegenstand der Beratung
»t-s »Papi er preis und Tagespreise".
Lags ist überaus ernst, sie ist derart, daß
lchlrunige Entschlüsse not tun. Es- droht nicht nur
»- Mietbar ein bedeutender MMchl-ag auf den
msPierlÄopreis seitens der PavierfaLrikanten, es
»-mmt dis Regierung mich in der Abbürdunss-
l-ase eine zaudernde Haltung ein. die geeignet
Fnt größter Sorge um die Entscheidung zu
»ciMen. Tz handelt sich um Gefahren für
u-e wemmtheit der deutschen Zeitungen, denen
unvorzüglich begegnet werden muh. Die dem Ze-i-
,^"b2uerlagsgeschäft -bereits cmfg-ebürdeten ge-
werblichen Lasten, di-ö Teuerungszulagen und
Lohnaufbesserungen für die Gehilfen und Hilfs-
-vderterschaft, die Befriedigung der Ansprüche der
«ugeüellten, die neuen schweren Steuerlasten fal-
?"'a schon so erheblich ins Gewicht, datz die. Grenze
Gleichgewichtshaltung erreicht ist. Werden
weitere Lasten in die Wagscha-le geworfen,
'"n steht das deutsche Zeitungsae-
^erbe vor der Existenzfrage. Hoffsnt-
'>ar gelingt es der Versammlung einen Ausweg
aus -der Notlage zu finden!
. * Graf Georg v. Wedel, der -bisherige Referent
-oer diplomatischen Personalien Abteilung A des
'uuswärtigen Amts, der gleichzeitig Gesandter an
thüringischen Höfen gewesen, hat seinen
paudigen Wohnsitz von Berlin nach Weimar
Erregt. Wi« wir hören, übernimmt das P-erso-
ual-e^ferat an seiner Stelle Prinz Victor
von Wied.
«, . * , Der Vorsitzende dex sozialdemokratischen
^>k'chst«gsfraktion, Ebert, -ist vvm Reichs--
?^.i-Sler empfangen worden. Mau nimmt au,
^8 Graf Hertling darlegen -wollte, welche
^lchenulgen zur Wahlrechtsvorl-ase er mit seinen
Sozialdemokrat^ gsinachten Magen für ver-
-Moar halte.
Beleucktunasnot auf dem vlatten Lande,
^-'rr Aba. Graf Westarp bat im Rsichstaae fol-
teude kleine Anfrage eing-ebr-ackt: ..Was gedenkt
v" Lerr Reichskanzler LU tun um der Beleuck-
rn.iiasuot auf dem vl-atten Lande rechtzeitig vor
«uuritt des Spätherbstes abzubslffen und- diie mit
^„^rbundenen schweren wirtschaftlichen Sckädi-
- 7 .^dZUWenden? Ich bsanüae mich mit
«Ariftlicker Antwort."
« Eänichränkuna -er Beamtenversetzunaen. Die
reu Kisch en Minister des Innern Wtd der Fi--
, lLiiLe-7^ kalborr -an die nicMaeord-wsLen Be-bövden dre
^nrveWnL erseben lassen, einstweilen die Versetz-
AO", Beamte und etwaige auf Genehmigung
Von Versetzungen zielende Anträge, soweit anaän-
«m. e'.nsulckranken. um elu« Lerabmin-derun-a der
«am erLoblrck gestiegenen Zuschüsse zur Umzu-gs--
«»nenverRutung für versetzte Beamte su erzielen,
x-,, bayerische Staatsanleihe. Gegenüber
von der Absicht der -bayerischen Re-
tel Ni Staatsanleihe zur Deckung der Mit-
«m - Teuerungszulagen aufz-unebmen. erfährt
«er üNunchener Vertreter der Nordd. Alla. Ztg..
d»? an- ke-dialich um Möslickkeitserwäaun-gen
Auash. Abendstg. handelt. M deren
das bayerische Finanzministerium
ter kernen Umstanden denke. Eine bayerische
«matsanleche komme ebensowenig wie für irgend
«'nen anderen deutschen Bundesstaat, solange der
^rieg dauert..in Frage.

^ntaegen-kommen und weitestgehende Uebereim
MmmMtzl. was ich besonders dankbar anerkenne.
Was uns noch trennt imd worüEftr noch ZweÄel
«rrrlÄen. werd«», wir in freundschaftlichen Ver-
KEmrg«n klären und aussleicken.
-oenn- ick meine Eindrücke zusammen fasse so
lagen, unser Bündnis U sÄ -wirkliches
.-Hausn is". es ifi ein Mindnis. Lurch das wir
an«.. w«s die Zirkrinkt uns auferlegt. sem-einsam
Uttd besten Einvernehmen zusammen tra-
vcn wild«!,. Wenn diese Aukiossung ein Echo in
dtrmsen. Presse fände, so würde ich Zonen,
W«.w« Lerr«;. z>, grobem Danke verbunden sein.

Aus Baden
Die Fürsorge für die Kriegsblinden
in Baden
Die Ladifcken Kriegsblinden werden
zunächst den Universitätskliniken in Freiburg und
in L-Sidelibera überwiesen. Lier wird ihnen eine
Berufsberatung zuteil, der sich neben den Augen-
ärzten die blinden Dr. Pavendieck und Divl>
Zna. Banoli in Freiburg und Postsekretär a. D.
Ziegler widmen. Zn den Kliniken in Fvei-burg
Und .Leidölberg beginnt die Unterwerfung in der
Blindenschrift, die Zum Verkehr mit anderen Mim
den dient. Daneben lernen die Kriegsblinden die
Schreibmaschine schreiben. Die weitere Ausbil-
dung erislst dann' in der Blindenbefckäftigungs-
anllalt in Freiburg, im Blindenheim in Mann-
heim und in der staatlichen Blindenanstalt jn Fl-
vesb-erm. Zunächst erlern-sn sie einen der tyMcken
Blindsnberufe: Korbflechterei-. Bürfte-nb-mdsrer
u. a. Dann besteht das Bestreben, die Blinden
einem geregelten Berufe zuzuführen. Dabei sind
bereits schöne Erfolge erzielt worden. «>o arbei-
tet der kriegsblinde Sckreiner Beckerer in- seiner
eigenen Werkstätte in Seslback. Amt Lahr, die er
sick in einem eigenen Lause durch- KapitailabflU--
dung erworben- bat. und versteht es. durch gute
Leistungen in einfachen Möbeln- den Kundenkre-is
zu erweitern. Zur Zeit fertigt er auf Bestellung
des Baubundes drei Zimmereinrichtungen -cm.
Durck! Bür-gfchafts'Lbernahme durch den Badischen
Leimatdank bat Veckerer Sei der Labrsr Gewerbe-
lmük einen laufciiden Kredit von 1000 M. Der
frühere S-ckreinermeMer Lasch in Freistett. Amt
Ksbl. hat -mit Hilfe von SvezialweMeugeu seine
Tätigkeit ausgenommen und seine WerMätte wie-
der eröffnet. Verschiedene Kriegsblinde konnten
lobnSnd-s Beschäftigung in der Fndu-strie erhallten',
so iU einer -gro-tzen Pforzheimer Uhrkettenfabrik,
drei im Brkleidungsamt zu Karlsruhe sÄbteil.
SckuhmiMereil. vier bei der WMenfabrik in
Karlsruhe, ein, früherer Schmied bei Benz in
Mannheim. . Auch Äie BeschäftiguUg von Kriegs-
blinden in der eigenen Landwirt-ichaft n-ack Erler-
nung Äsr Korb- oder Bürstenmacherei bat sick -be-
wäbrt. -5im Fuli ist die Landwirtschaftliche Blin-
denschule auf der Lochburg ihrer BMmmuüg zu-
geführt worden. Die Arbeiten der -Kiriegsblmdsn-
für-sor« werden betrieben durck einen SbnKdraUs-
sckutz dss LandeSaussch-usses für Kri-egsb-eschäb-ig-
tenfürsorge. Unterstützt wurde der Sonder'aUs--
fckutz wesentlich durch die KriegsSlindenstiftung in
Berlin. Fed-er Kriegsblinde findet in! Äeu Aus-
bildungsstellen sret-e Aufnahme, die Löhnung und
die Rente fließen ihm ungekürzt zu. Bei feiner
Entlassung nach der Ausbildung stattet ibn der
Sonderausschuß mit Werkzeug und Material Lis
zu. 1200 M. aus. Die Zahl der Kriegsblinden be-
trägt sur Zeit 82. Bckonderes Fnteresse finden die
'Bestrebungen der Krie-gÄLlmdenfürsor« bei den
Großherzoginnen L'ilda und Luise.
Karlsruhe, 6. Sept. Der 18 Fahre alte W-i l li
Siegmund von Frankfurt hat den 28 Jahre
gltsn Former Paulus Münz, der ihn, Unterkunft
gewährt hatte, erstochen. Der sugendlichs Mör-
der, eignete sich nach der Tat das Geld und den
Anzug des Getöteten an und entfernte sich dann.
Er vergas; aber seine Brieftasche, die ihn zum
Verrrätsr wurde.
Karlsruhe, 7. Sept. Beim letzten Luftangriff
auf Karlsruhe U es dem Mzefeldwe-bel und Flug-
zeugsührer Emil Baer, Sohn des Kurhaus-
besitzers Karl Baer m Friedensweiler (Schwarz-
wald) gelungen, den englischen Gefchwa-
der-führer abzuschieken. . Seine Kampf-
staffel hat aus demselben - feindlichen Ee'Ww-ader
fünf Flugzeuge htzvausgeschossen. -Vizefeldwebel
Baer wurde lt. -Kreid. Ztg., für seine schneidige
^«t ?Ar Beförderung zum Offizier, sowie zum
Eisernen Kreuz 1. Klasse eingereächt. (g. K.)
Morzherm. 7. Sept. Ein A am ster-nest. des-
sen Inhalt für ein hiesiges vegetarisches Restau-
^stimmt war, ist auf dem württembsr-glschen
Va-hnWf Aulendorf entdeckt worden. Das Ham-
sterlager enthielt über SO Pfund Butter ferner
Eries, Mehl,^Schweineschmalz. Käs-e usw. Die Le-
bensmittel wurden beschlagnahmt
Sinzheim, A. Baden. 6„ Sept. Auf der (Straße
nach Müllhofen war dchn Anscheine nach eine elek-
trische Starkstromleitung nicht mehr in Ordnung,
eintrat. Der an den Baum Gefesselte konnte
nämlich plötzlich ohne weiteres die Lände wieder
be-wmem. sah sich befreit und stieg, nachdem er
sich von seiner Erschöpfung einigermaßen erhält
batte, vom Baum herunter. Der rettende Engel
war für ibn der Schalttafelwärter !des Elektrizi-
tätswerks gewesen, der seine Pflicht mit so großer
Aufmerksamkeit wabrnahm. daß er die auffallend
Kob« Belastung auf der betreffenden Strecke ver-
spürt und diese ausaekckaltet batte, «wodurch dort
der Strom unterbrochen wurde. Cs bleibt im
E-amen höchst merikwLMg. daß ein BaumAweig
eine so a-efäkrliche Leitung Nr den elektrischen
Strom abzugeben vermochte, lehrt -aber, datz eben
in ievem Fall die größte Vorsicht geboten ist.
Außerdem dient Zur Erklärung, daß der -Man«
von LrMcrft feuchte Lände und auch nasse ge-
nagelte StisfeKoblen batte, was Leides die Lei-
tU'NMSfäbigkeit erböbt.
* Warum in Amerika ein Buch über den Kai-
ser in den Bann getan wurde. Der Senator Be-
veridse, der Zu den wenigen gehört, die sich dbrch
die amerikanische Kriegspsychose nicht anstecksn
ließen, hat ein Buch veröffentlicht, das den Titel
führt: „Was liest hinter dtzm Krieg?" Diesem
Buche ist Las Schicksal widerfahren, daß es aus
der Oeffentlichen Bibliothek in Chicago feierlich
ausgeschlossen wurde. Worin bestand das Verbre-
chen des Buches? Senator Beveridge hatte vor
Kriegsausbruch eine Reise nach -Europa unter-
nommen, hei der er auch Gelegenheit Mrd. die
Bekanntschaft des Kaisers zu macken. Cr schildert
nun in seinem Buche den Kaiser als eine -aufrich-
tige, tief religiöse Persönlichkeit,, die den Eindruck
von Reinheit des Geistes, des Charakters und
des Betragens rmwtderftohlisck und in wachsendem
Maße -aufdränge. Diese Schilderung des Kaisers
war nach Ansicht der Biblistheksle-itung in CM.
c-aso gefährlich und unstatthaft, und darum wurde
Beveridgss Buch von ihr mit dem großen Banns
belegt.
* Wenn die Feuerwehr ins Kino will. Jn der
Langstraßo in Straßburg rasselte Mittwoch vor-
mittag die Garnisouföuerwchr -geräuschvoll heran
und reihte gleich ein galWes Dutzend Feuerlösch-
geräte in Ordnung auf. Das brachte Löben in
die Straße, und rief Neugierde und Beklemmung

Infolgedessen ging der elektrische Strom in die
Erde und als ein mit Dung beladenes Fuhrwerk
die Stelle überfuhr, wurde es vom Strom zer-
stört. Die Leiterin, ein junges Mädchen, ist tot
desgleichen das aus zwei Kühen bestehende Ge-
spann.
St. Blasien, 6. S-spt. Wegen Hamsterns
würden wieder aus gewiesen: B-erta Dreifuß
aus Habsheim. Maria Reiß aus Mannheim und
Fanny Dreifuß aus Mannheim.
Freiburg, 6. Sept. Bei der NahrungsnÄtel-
kontrolle im Monat August «wurde söstgestellt,
daß in hiesigen Friseurgelschäften Seife «angeblich
ausländischer Herkunft, zum Preise bis zu 148
Mark das Kilo verkauft wurde, -während der
vorgeschrieden-e Höchstpreis 12 Mark Nr das Kilo
beträgt. — Wie der Polizeibericht mitteilt, wurde
vom Militärgericht ein hiesiger Bäcker zu acht
Tagen Gefängnis, verurteilt, weil er Gerstenspreu
zur Brotbereitung verwendete.
Konstanz, 7. Sept. Der Staatsameiger veröf-
fentlicht heute die Ernennung des MeLizinalrates
Dr. Johannes Klew-e - Neben ins zum Di-
rektor der Heil- und PflÄgsanst-alt bei Konstanz
und zwar als Nachfolger des nach Heidelberg an
die dortige Universität LewGenen «Professors Dr.
Wilmanns, der seinen Direktorposten an der
Konstanzer Heil- und Pflegeanstalt nicht -an-getre-
ten hatte, weil er bisher beim Karlsruher Sani-
tätsamt Dienst tat,. Der neue Direktor -der Heil-
und Pflegeanstalt, Dr. Klewe-NeL-enius stammt
Ms Wutzig in PomMern.


Die 9. Kriegsanleihe '
Mährend unser unvergleichliches Heer in zähem
Ringen dem wilden Ansturm der -Gegner tapfer
standhält und alle Durchbruchsversuche unter den
schwersten feindlichen Verlusten zunichte macht-
wird demnächst von neuem der Ruf der
Reichsleitung zur Kriegsanleihe - Mchnung er-
gehen. um weiter die Mittel aufzubringen, die
das deutsche Volksheer in dem Verteidigu/gs-
kampfe -uni Heimat und Herd in seiner bisheriAn
Schlagfertigkeit erhalten sollen. Kein Deutscher
darf zögern. Air Erreichung dieses Zieles beiM-
tra-gen. Wenn seder gegenüber dem Vaterlande
seine Pflicht tut, wenn feder sich vor Augen hält,
daß die, Kriegsanleihe-Zeichnung -seinen «wissent-
lichen Bestandteil des Willens zum Dur-chhalten
darstellt, der das deutsche Volk -beseelt, dann wird
auch die 9 Kriegsanleihe zu einer neuen, gewalti-
gen Großtat werden. Sie wird den Feinden gegen-
über .Jrugnis ablegen von dem ungeHrocheinen
Glauben! an den Erfolg unserer guten Sachs.und
damit zu einem weiteren Baustein des künftigen
Friedenswerkes werden.
An den L-Swährten ZsichnungsL-eding-ungen ist
auch diesmal Nichts geändert worden. Cs wer-
den f ü n spr oz e nt i g e Schuldverschrei-
bungen und v i ere inhalbprozenti gs
auslösbare Schatzanweisungen gum
Preise von 98 .Mark für 100 Mark Nennwert aus-
gegeben. Bei Eintragung der Kriegsanleihe in
das «Schuldbuch — mit "Sperre bis 13. Oktober
1919 — tritt eine Ermäßigung des Zeichnungs-
preises auf 97,80 Mark ein. Die Auslosung der
Schatzanweisungen der letzten drei Kriegsanleihen
Mch die Verlosungsbedingungen sind -die gleichen.
Die Zeichnungs frist läuft vom 23. Septem-
ber bis 23. Oktober. Dis Zeichner können die ge-
zeichneten Beträge vom 30. September an voll
Lezcchlen. Die Kriegsanleihe braucht indes zu die-
sem Termin nicht etwa voll bezahlt zu werden.
Es steht den Zeichnern- vielmehr frei, die Einzah-
lungen in vier Raten zu leisten (30 v. H. am
6. November ds. Fs.. 20. v. H. am 3. Dezember
!ds. Js., 85 v. H. am 9. Januar n. Js.. 25 v. H.
aim 6. Februar n. Js.) Der erste Zinslschsin ist
Lei den Schuldverschreibungen am 1. Oktober
1919. hei den SchatzanLveisungen am 1. Juli 1919
fällig. Auch diesmal können wieder die älteren
fünfprozentigen Schuldverschreibungen und die
SchatzaäweisungeN der ersten, zweiten, vierten und
fünften Kriegsanleihe in Schatzanweisungen der
9. Kriegsanleihe unter den bekannten Bedingun-
gen uMgetMM werden.


DerBaltenbesuch in Heidelberg
nahm trotz des zunächst wenig einladenden Wet-
ters. das sick aeaen Abend sogar zu einem reckt
heftigen Gewitter pevdicktete. einen überaus har-
monischen und anregenden Verlaus. PUnkUick um
3.37 llbr trafen die baltischen Pressevertreter mit
ihrer militärischen Führung auf dem B-ahuhof ein.
wo sie von OLer-büraermeister Prof. Dr. Malz,
den Stadträten Atzler. Schäfer u. Ueberle.
Laüvtmann Wens Prof. Dr. Lausratb. Rcft-
schroüber Welker, sowie von den Lau'vtschriftlei-
tern der hiesigen Zeitungen empfangen wurden.
Nack herzlicher Begrüßung -mna es zunächst mit
Son-derwaaen der Straßenbahn bis zum Ritter,
worauf eine Besichtigung des «Stadt- und Schloß-
bildes von der Mitte der alten Brücke aus er-
folgte. Gerieten schon hier die fremden Herren,
von denen übrigens einer vor 18 Fahren in Hei-
delberg studiert lmtte und der daher alte liebe Er-
innerungen auffriscken konnte, in freudiges Er-
staunen. -so steigerte sich dies im Laufe Les Tages!
bis zu den« Ausdrücken höchster Bewunderuna und
Entzückens, -als sie später in die Herrlichkeiten der,
Schloßruine und des Schloßgartens einaefüLrt
wurden. Nachdem der Kaffee in der Schloßwirt-
icka-ft unter den Klängen der Darbietungen des
Stadt. Orchesters e-inaenvmmen worden war. über-
nahm Gymnastaldirektor Luckenb-ack die Füh-
rung durch das Schloß, wobei er durch seinen ebenso
iaMimdiaen wie lebendigen Vortrag den Gästen
ein an-Mauliches Bild von der alten Größe der
Pf-alzg-rafenLura und dem Kurmr-stenschlotz ent-
rollte. Die Gäste folgten mit lebhafter Anteil-
nahme und größtem Fntereste den Ausführungen
des sachkundigen Führers und kargten nickt mit
danköaren Beweisen für den Vortrag.
Mit der Bergbahn besah Man^ick sodann auf
die Molk en kur. wo ein den Kriegsverhalt-
nissen «Msvrechende-s. aber den Gästen würdiges
Abendessen eingenommen wurde. Schöne Blumrn-
deloration Lot einen freundlichen Anblick der Ta-
fel. Mar es bis ldabin schon möglich gewesen, im
einzelnen Grcwpenacwräck sich näher kennten zu
lernen, so bot kick -während und nach der Takel
vielfach Gelegenheit längere Aussvvachen über die
mannigfaltigen Fragen des Ostens herbeizMhren.
OberLüvaermelfter Dr. Walz fand in seiner Be-.
aMßrmasansvracke an die Gäste, «denen sich noch
Bürger-meistM v. Hollander-Mannheim an-
aes-chlossen batte die reckten Worte des Gemein-
s-amkeitSKödankens und -Gefühls zwischen uns und,
den Balten -und kleidete den Wunsch, daß das'
Baud zwischen Neckar und Düna immer stärker be-
festigt werden Möge, in derartig zu Herzen gehende
Worte, daß sein Loch auf die Gaste stürmischen Wi-
derhall -bei diesen fand. Fn ihrem Namen dankte
Dr. -Seraph in-Dorpat, der der Hoffnung Aus-
druck «ab. daß nunmehr, nachdem Dorvats Univer-
sität neue AufeMebunig begangen haLe. wdetder das
aeMige Vaud neben dem wirtschaftlichen ßur Gel-
tung kommen werde In sein auf Alt-Leidelbera'
ausaeLvack-tes Loch stimmten die Gäste freudig ein.
Gel,. Rat v. «Schubert entbot in ungemein war-
men und von Herzen kommenden Worten den
Deutschen des Baltenlandes den Bruder- und.
Willkommenarutz während Direktor Lucke-nbach
den Esten und Letten Unterstützung und Berücksich-
tigung ihrer berechtigten Wünsche und Forderun-
gen in Aussicht stellte.
Weitere Reden wurden nicht gehalten dafür
aber ergab sich, wie erklärlich, erwünschte Gelegen-
heit. die Probleme des Ostens duck! einmal von der
anderen Seite betrachtet und erörtert zu sehen.
Fntevessante EimelerleLniske aus der Zeit der Za--
renberrschaft. der Verschickung nach Sibirien, sowie
ungemein anschauliche Schilderungen aus der Bol-
icaswisten-..Herrlichkeit" in Estland ergänzten dla
Mitteilungen, die die fremden Miste den Herren!
machen konnten. So überschattete zwar der Ernst
des Krieges auch diese Gespräche, durch die aber
stets ein herrlicher Ton des Sichverstebenwollens
kindurckklana. sodaß der geistige Gewinn des Ta-
ges Nr Leide Teile bock anzuick-lagen ist. GeseN
10 llür suchten die Gäste, die den Vormittag« be-
reits in Mannheim mit großen Besichtigungen ver-
bracht batten und daher ermüdet waren, ihr Hotel,
den ..Europäischen Los", auf. Usbereinstimmend
versickerten sie die Tiefe ihrer Eindrücke von Hei-
delbergs Sckönbent. Möge ihnen der Ausenthalt
in unserer Vaterstadt eine schöne Erinnerung blei-
ben. ebenso wie -auch -wir der L-altsicken Gäste stets
Lerne gedenken -wollen.K F.

hervor. Etwa ein Großfeuer in dem Olympia-
theater. in das die Feuerwehrleute hineinström-
ten? Das war es nun nicht, wie überhaupt kein
schreckhafter Anlaß gesehen war. Nur eine Kino-
vorstellung fand da für die Wöhr statt, die ihr
eigenes Tun und Treiben im «Film kritisch beob-
achten sollte, wozu die Aufnahme der Feuerwehr-
übung am Stadttheater, Gelegenheit Lot. Um
sofort einem Feuerruf folgen zu können, mußte die
Wehr natürlich mit ihrem ganzen Gerät
zum Kinobesuch ausrücken.
* 1000 Mark für die Ermittelung eines ano-
nymen Denunzianten. Beim Landratsamt in
Gelnhausen ging ein annonymer Brief ein. in
dem der Milchhändler Peter Brückner in Som-
born geheimer Viehschlachtungen beschuldigt wurde
Brückner hat jetzt auf die Ermittelung des Brief-
schreibers die ungewöhnlich hohe -Belohnung von
1000 Mark ausgesetzt.
* Eine neue Marke zu 500 Mark. Eine Marke
zu 500 Mark wird von der Reichsdruckerei her-
gestellt und demnächst ausge-geben. Dieses wert-
volle Stückchen Papier ist 6 Zentimeter hoch und
3 Zentimeter breit. Es ist dies der höchste Wert
von Grundstücksstempelmarken. mit de-
nen Abgab-ebeträgs bis zu 1000 Mark entrichtet
werden. Die Marke ist bliauviolett und in Ku-
-pferdruck ausgesührt. Das Mittelfeld z-sigt in
ovalem Rahmen auf dunklem Grunde das Brust-
bild einer mit Kaiserkrone und Eichenkr-an-z ge-
schmückten Germania. Der Raum neben dem
ovalen Rahmen ist mit -Eichenlaub gefüllt. Der
obere Rand trägt die Inschrift »Deutsches Reick".
Diese Stempelmarkön werden im Werte von 10.
20, 40. 50 Pfennig, 1, IlL, 2 S^L, 3 4, 5, 10 15.
20, 25, SO, 100, 200, 300, 400 und 500 Mark aus-
gegeben.
* „Standesämter" für — Rindvieh. Der große
Umfang der Geheimschlachtungen im
Reich hat den zuständigen Behörden Veranlas-
sung zu verschärften Maßnahmen gegeben. Es ist
nun die Einführung einer verschärften Kontrolle
der Rindviehbestände beschlossen worden. Fn er-
ster Linie wird ein Melde.zwang> für KälHer-
gebürten eingsfü-hrt. In den Geme-indöämt'ern
werden besondere Viehregister geführt wer-
den, aus denen jederzeit jeder Viöhzuwachs in

den betreffenden Gemeinden orsichtlich ist. Jeder;
Viehhalter wird verpflichtet. Geburten und Fehl«,
gebürten der Rinder dem zuständigen Gemeinde-
amt innerhalb zwei Tagen anzuzeigen. Jn eini-
gen schlesischen Kreisen ist das .Standesamt für
Vieh" bereits ins Leben getreten.
* Eine Frau als Polizeimeifter. B-i der Neus
Yorker Polizei ist kürzlich ein« Frau zum Polini.
meister ernannt worden. Ihr Name ist Edith»
Byth Cotton; es ist eine junge Dame von
gefälliger Erscheinung, der die Leitung der neuen
weiblichen Abteilung der Newüorker Polizei über-
tragen worden ist. Diese Abteilung führt i-nr
Volksmunde den galanten Namen: die „Nettesten"
Die »Nettesten" werden gegenwärtig von erfahre-
nen Polizeioffizieren -eingeübt. und nach Abschluß
dieser Uebung-en sollen dann wöMicke Pblizefc
wachen in den verschiedenen Bezirken Newyorks
Patrouillengängo unternehmen. Die Ernennung
von Edythe Byth Cotton ist eine Tat des neuer;
Newyorker Bürgermeisters Hylan; weibliche De-
tektive sind bei der Newyorker Polizei schon frühe!)
ernannt worden.
* Auch ein Protest. Havas meldet aus Pa-
ris: Eine Versammlung des -lux-en'.burgisck:r
Komitees in Paris protestierte gegen dit
Verlobung der Prinzesün Antonie von Luxem-
burg mit dem Kronprinzen Rupprecht von Bayern.
* Eine gefühllose Rohheit hat der Kutscher
Erich Di sm er in Hannover an den Ta»
gelegt. Der vorbestrafte Angeklagte verstand es
im M-a i ds. Js. sich -unter schmarotzerhaften Ver,
sprechungen mit dem 'm Felde erblinde-
ten Zeugen Wenzel anzufröuudon. Er redet»
dies-öm vor, er sei, auch -im Kriege erblindet uni
könne und wolle ihm Nahrungsmittel -billig vcr.
schaffen. Dec arme Blinde faßte Vertrauen uni
nahm ihn mit in seine Wohnung. Dort ließ döi
Schimn-dler- sich nicht bloß 1241 Mark Vorfchus
für die angeblichen Nahrungsmittelm geben, son.
Lern er stahl auch dem Blinden die beste Stütz,
seines jetzigen Lebens, seinen wertvolle^
E a n i t ä t s h u n d, -und ferner stahl er ihm eins
Straßenbahn-Abonnementskarte. Der Schwind
ler trug militärische Uniform und -das Band de»
Eisernen Kreuzes. Er markierte auch überall
wo er hinkam den „blinden Mann" und erzielt!
 
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