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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Seite 2

Heidelberger tzerrung

Mittwoü-, ^sn L. ^ois

^erniprecysr r«cr. «L uns 182

Nr. 230^

Die neue Ministerliste
füll heute veröffentlicht werden. Wir versichten
Laber darauf, die Unsumme der Namen -m veröf-
fentlicken. die in. Men nur erdenkbaren Kombina-
tionen durch die Blätter geben. Lediglich darauf
fei verwiesen. daN v. Payer das Reickskansleramt
abaslsbnt bat. Dagegen will er seine Kratt gern
auch dem neuen Kanzler sur Verfügung stellen.
Als aussichtsreichster Bewerber für
das Kanzleramt gilt zur Stunde
Prinz Mar von Baden,
der gestern nachmittag in Berlin ein traf und im
Laute des Tages mit den Parteien Besprechungen
Eielt.
ch, * 1»
Unter der Uebettckrift .M us der Kanzler-
suche" last der .Borwärts": Die Verbandlunsen
über die Mchfolseschaft des Grasen Leitung haben
bisher nur ein negatives Ergebnis gehabt nachdem
der Reichstagsvväsident und der Vizekanzler die
Annahme de-s Amtes endgültig abgelebnt haben.
Ms dritte Kandidatur ist nunmehr die des Prin-
zen Max von Baden ausgetaucht. Die Partei-
führer worden sich beute mit ihm bbivvecken. Die
Lage ist um so schwieriger, als sie zu ralicksir Ent-
schlüssen drängt. Man mutz nur an die Vorgänge
tim Osten, die Unterzeichnung des WasfenMlstands-
oerträges zwischen Bulgarien und der Entente, an
den bedrohten Zststzind der Türkei und ander« be-
souaniserreaende Erscheinungen denken um zu er-
kennen. daß das Reich nickt lange im Uebergangs-
zustand zwischen zwei Regierungen bleiben darf.
Auf der anderen Seite ist aber der Entschluß. den
dis Parteien zu troffen haben, von verhängnis-
voller Sckweue. Mögen sie sich am heutigen Tage
dessen 'bemüht sein, wieviel nach innen und außen
von dem Gelingen ihres Versuches abhängt. — Die
..Pessische Zeitung" lagt: Schon johl kann man sa-
gen. daß auch die Aussichten des badischen Prinzen
Mm: nicht f e hr grab sind. Gr stützt trotz feiner
Beliebtheit bei verschiedenen Parteien auf Beden-
ken. besonders bei den Sozialdemokraten. — Dis
.Deutsche Tageszeitung" betont nachdrücklich. Latz
nur durch «ine Regierung der nationalen
Koalition das ganze Volk zu einer Einheits-
front zusammen geschmiedet werden könne, di«
Kräfte aus ihm herausbole.
Der Reichstag
dürft« am nächsten Dienstag zusammentreten,
am das Programm der ersten parlamentarischen
Regierung amtlich entgesensunehmen. Di« Frak-
tionen haben ihre Mitslieder bereits zu Sitzungen
Unberufen
Das preußische Staatsmiuisterium
Berlin. 1. Okt. Nach Meldungen hiesiger Blat-
te« sollen rir einer Sitzung des preußischen Staats-
ministeriums deren Teilnehmer beschlossen haben,
'dem König ihrs Portefeuilles zur -Verfügung zu
Kellen. Wie der Lokalameiger aus bester Quells
«fährt. N diese Meldung völlig unzutref-
fend. Zu einem derartigen Schritt lieg« zur
Zeit für das preußische Stcmtsministeriuw kein
SrmnÄ vos-


MMVMMWWWWMDWWWWWWW^kDWWWWW^
Theater und Musik
Heidelberger Stadttheater
Eröffnungsvorstellung:
Der Widersviinstigen ZiiLmmm.
D«r Krieg ist zwar nach Heraklit der Water aller
Dinge, aber auch aller — Entschuldigungen. Und
Io mühte folgerichtig eine Abhandlung darüber,
was das Heidelberger Stadttbsater. das nach.drei
Vastivielwintern wieder zum eigenen Betrieb über-
gebt. künstlerisch leisten sollte, aber aus 1001 Grün-
den Nicht leisten kann. >da die Verhältnisse stärker
find, als der beste Willen- der Personen, eine lange
Levorelldliste gewichtiger Entschuidisungseründe
werden. Alan tut daher- besser, von vornherein
nickt eine Art von Programm auisustellen und dann
an dessen BuMtao-ett zu kleben, sondern -das The-
ater und seine Leistungen so zu nehmen, wie sie ge-
boten werden: aus den besten Absichten geboren,
aber den Krivgsv erhält nissen -angevaßte uirtd von
ihnen Mick beherrschte Aufführungen. Wir dürfen
das Vertrauen zu Direktor Johannes Meißner
haben, daß er die Gelegenheit nun wieder selber
walten m können. voll ausnutzen wird, soweit ihm
nicht die Flügel gebunden sind, und-daß weiter das
neu« Personal seinem Leiter zur Verwirklichung
seiner künstlerischen Absichten treue Gefolgschaft
leistet. Auf -der anderen Seite wird sich aber auch
das Publikum, vorab das tbeatergewöbnte — nicht
vevwühnts — in manches schicken müssen, was ab-
zustellen erst einer späteren Zeit vo>rLs.halten sein
wird. Ein Glückwunsch aber für die neue Spiel-
zeit fei auch an dieser Stelle dein Direktor und fei-
ner -KüiMerssckar mit auf den Weg gegeben.
Naturgemäß hafteten der Ersffnunasoorstellumg
..Der WildersväEigen Zähmung" (leider in der
üblen Bearboitlma von Deinbardstein. zu.der kick
das Original etwa verhält wie ein Friedensiweck
aus feinstem Kmsermebl zum Kvieasbrot mit 50
Prozent Rübenftteckuugj noch manche MLmM an.
die den Gcsamtem-Lruck zu beeinflussen im Stande
waren Erft nach Ablauf der notwendigen Schon-
zeit, die auf «tum 2—3 Wochen zu bemessen sein
dürft«, will ick auf Einzelheiten der Sviellertung
und der Kräfte eingeben. Für beute lei aber Mm

Die bulgarische Krisis
Irgendwelche authentischen Nachrichten übe»
den wirklichen Stand der Dinge in Bulgarien,
im besonderen über die- Sitzung der Sobvanije vom
30. September, liegen auch heute noch nicht vor.
Doch scheint es. als ob sich das Land im Zustand
völliger Revolution besticket, da Meldun-
gen über Kämpfe südlich von Sofia stattge-
sunden haben, von denen man nicht weiß, von
wem und gegen wen sie eigentlich geliefert worden
sind. Einzelne Teile lws bulgarischen
Heeres, sind bundestreu verblieben, so
vor allem die am Westflügel der bisherigen Front
ausgestellten, die sich an die k. und k. Truppen in
Albanien angeschlossen und unter dem
Oberbefehl des Generalobersten Pflanzer-
Baltin gestellt. Auch liegt folsenbrr
Protest des bulgarischen Generalissimus
vor. Der in Wien weilende bulgarische Gene--
ralissimus Iekow hat -einem Redakteur des
Budapester Az Est erklärt. «r habe an seine Regie-
rung in Sofia ein Telegramm gerichtet, in
dem er gegen den Schritt Malinows ener-
gisch protestierte und erklärte, das; er sich als
Generalissimus mit der bulgarischen Regierung
nicht solidarisch fühle. Er Habs darauf
hingowiesen, das, Bulgarien weit stärker bleiben
werde, wenn es an der Seite der Ver-
bündeten Frieden schließe, als wenn es
sich isoliere. Er habe die Regierung aufgefordert.
den übereilten Schritt rückgängig zu machen und
die Verhandlungen «Mubrechen.
Gleichzeitig hat Iekow als Oberbefehlshaber
des bulgarischen Feldheeres, Hindenburg und
dem Chef d«s österreichisch-ungarischen General-
stabs. Generalobersten von Arz, von seinem
Standpunkt Kenntnis gegeben und erklärt, daß
er sofort nach seiner gesundheitlichen WiedePher-'
stellung seinen Posten wieder übernehmen
werde.
Gegerrmatzuahmeu
Dis „KölcEche Zeitung" meldet aus Budapest:
Das Ausscheiden Bulgariens aus der Reih« der
kämpfenden Mittelmächte das. vollzogen war. als
Bulgarien ohne vorherige Kenntnis seiner Ver-
bündeten den Werbandsltteitkräften Waffenstill-
stand anbot. wird in Ungarn mit größtem Be-
dauern ausgenommen:, man verkennt den dadurch
entstandenen Ernst der Lase keineswegs, ist aber
wett entfernt, die in der Reihe der. BerbüiMtoni
entstandene Lücke als Katastrophe aufzufassen. Es
wurden sofort Verfügungen getroffen, nicht nur
su der Zurücknahme der Nach Albanien
vorgeschobenen Truppen, die Äsentlick eine Flan-
kendeckung des bulgarischen Heeres bildeten^ son-
dern auch zur Wiederherstellung einer
neuen deutsch - österreichisch - unga-
rischen Balkanfront, die mit Sicherheit
gehalten werden kann. Auch dis fsrner-e Ver-
brndung mit der Türker erscheint ver-
bürg t. Truppen für dis neue Front sind in ge-
nügender Zahl unterwegs.
Der Berichterstatter der Kölnischen Volkszeitung
in Berlin hatte Gelegenheit, mit einem Parla-
mentarier. der eben aus Sofia suvückgekommcn
ist. sich zu unterhalten. Dieser berichtet unter «Intz
derem folgendes:
Das Friedensangebot kam überraschend, aber
doch nickt ganz unerwartet. Man wußte längst van
der Zersetzung der Armee, das beißt von
deren totale Krie asmüdisksit. dis in
Fahnenflucht ausartete: nur daß ganze Truppen-
teils wie in Rußland einfach nach Laus« fuhren,
sodaß die Engländer «ine große Anzahl ESfchütze
erbeuteten, weil diese «ans verlassen dastanden,
war etwas Raues. Auf Liese Weise erklärt sich auch
der rasche und ausgedehnt« Durchbruch. Lar nur
durch dis an einzelnen Stellen standbalktenden
Truppen aufgabalten wurde. Ein bulgarischer Of-
fizier erklärt« einem dänischen auf dessen Verwun-
derung Mer den Treubruch:' „Wir denken an kei-
nen Treubvuch. wollen keinen, -aber wir kö-nln en
nicht meh r." Di« deutschen Truppen sollten
eben dassbliabon sein, und so ist auch die Meinung
der Intelligencs in Sofia daß alles wieder
gut wird, wann die Deutschen die militärische Lag«
wieder Herstellen. _

Oesterreichisch ungarische Trupven in
Sofia
Wien. 30. Sept. Die Blätter melden aus Sofia:
Oesterreichisch - ungartßche Truvven-
stnd hier ein getroffen.
Berkin, 1. Ott. Laut Vossischer Zeitung hat der
Einmarsch Leutsch-österr.-ungarffcher Truppen
in der Hauptstadt Bulgariens im allgemeinen eine
gute Wirkung ausgeübt. Dem Vernehmen
nach stehe die Bildung eines v r o v ifori s chen
Kabinetts bevor, in deM auch mehrere Gene-
räle Platz haben sollen^ Mit der Leitung des Ka-
binetts soll: Peschew betraut wAden, der im Mi-
nisterium! Radvslamow UnterrichtsminWer war
und in der Sobranje Wer einen beträchtlichen An-
hang verfüge.
Ein Kabinet Pesch ow?
Wie der »Reuen Freien Presse" aus sSofra ge-
meldet wird, ist die augenblickliche Stim-
mung in Bulgarien viel ruhiger geworden
T»e-r Einmarsch deutscher und österreichischer Trup-
pen übt im allgemeinen eine gute Wirkung aus.
Dem Vernehmen nach steht die Bildung eine pr a-
visorischen Kabinetts bevor, in dem auch
mehrere Generale Platz haben sollen. Mit
der Leitung des Kabinetts soll Pescho> w be-
traut werden, der im ARuRertum Radoslawow
llnterrichtsminister war und der in der Sobranfe
über einen beträchtlichen Anhang verfüge. Die
von der Entente zu erkennen gegebenen Friedens-
bedingungen (Demobilmachung. Ausliefe-
rung der Eisenhahnen, Verzicht auf
alle Eroberungen!) haben sehr ab-
schreckend gewirVt, und es Besteht, nach der
jetzigen Stimmung zu schließen. weni« Aus-
sicht, daß sich in der Sobranj-e für sie -rin« Mehr-
heit finden wird.
Verewigung des Krieges
Die Nordd. Allssm. Zeitung schreibt Wer
Bulgarien: Der einzige Erfolg, den Bulgarien
wenn es tatsächlich von den Mittelmächten ab-
fällt. hätte, wäre «ine Verewisung des
Kriegs-zustandes. denn neue Krieg« müßten
entbrennen und Bulgarien verwüsten, da die Bal-
kanvölker jetzt von allen Seiten Wer Bulgarien
herfallen werden, um dem zus-ammengebrochenen
iStaate zu entreißen was zu fassen ist. Die For-
derungen Ms Verbandes bedeuten nichts anderes,
als daß Bulgarien nunmehr der KrhegssHau-
st lach für weitere Kampfhandlungen wer-
den soll, wenn seine bisherigen treuen Verbün-
deten gezwungen sind, in seinem Land« den
Feind niederMtschtassn, der es zur Ohnmacht ver-
urteilen will.

Deutsches Reich
* Die Berfas?ungsreVrsicn im Zerrenhause. Uebep
die Dienstagssitzuna des Verfafsungsausschusses
wird folgende amtliche Meldung veröffentlichte
Nach kurzer Aussprache wurde unter Ablehnung
eines Berufs- oder eines Eruvvenwablr-echies dem
gleichen allgemeinen Wablr echt s ent-
warf nach der Regierungsvorlage unter
KinzuWaung einer Zusatz stimme Mr Ä» Al-
ter von 40 Fahren zugestimmt. Di« An nähme
erfolgte mit 17 sogen 11 Stimmen.
* Eine meiningjsche Mimsterkrise. In Mei -
nina sn erhält sich fett einigen Wochen hartnäckig
das Gerücht, daß im Ministerium ein Personen-
wechsel. eintreten soll. Als neuen Minister nennt
man den Eehoimen Kabinettsrat Frhr-n. v. Bran-
d enstein als neuen Staatsrat den Regierungs-
rat Ma r r. Dieser toll das Innere. Frhr. v. Türke
Kirche. Schule und Justiz übernehmen. Wie berich-
tet. batte die Sozialdeniokrat i e im meiniugÄcken
Landtage in diesen Tagen einen Antrag auf, Erhe-
bung der Anklage widerdieS-taatsräte
Trinks und v. Türke eingebrackt. die darin be-
schuldigt werden, «in« vom Landtage, richt vev-
fassungsaemäß vevabischiedete Vorlage (über die
Dotieruma der Kirche) -publiziert zu haben.

Zu Hindenburgs Geburtstag
Am 2. Oktober.
Bon Walter Moem
Aiu wnnenlichtem Lase Feste zu feiern, ist leibt.
Dem Sieger zuzujubeln im Augenblick, da er lov
beergekrönt durch das Triumvbtor einreitet — da»
bringt der Feigste, der Erbärmlichste fertig. DM
Kämpfer, dem ringenden Helden zu huldigen
dunklen -Stunden der Schickialsprüfun-g. des Rück
schlaaes — in solchen Zeiten gläubigen Herzens
tröstenden Au g«s vor ihn hinzutvcten mit dei>
Gelöbnis rm Mick und Herzen: Dm bfft dennoch-
bist gerade jetzt unser Held und Hort — LaM'
brauchts Mon Mer Eesinnuwg. die selber Helden
tum ist.
Seit das deutsche VE in einer Einstimmigkeit
des Empfindens, wie es solche selten einem feinet
Vorkämpfer bei Lebzeiten entgeaengettaaen. feinem
EenevaMimus im Krieg zum 70. Geburtstag end
aegenjuibelte. bat sich viel Gewaltiges begeben. IM
Osten ist Friede geworden. KM Friede, der un»
vollauf begluckon könnte. Eine ganze Herde von
Sphinxen scheint -dort gelagert, starren Ritte Micks,
die Tigerv-vanke wie zu neuem Hieb der Tücke ge-
krampft. Immerhin: Waffenruhe für Gegenwart
und Zukunft, feierlich verbrieft von jenen, die st
den vormals feindlichen Ländern die MachthaM
der Stunde sind.
Und im Frühjahr holten wir su dem furchtbaren
Schlage gegen unsere westlichen Gegner aus. von
dem der jüngste Rekrut in der Front und das ärmste
Bäuerlein daheim im entlegenen Waldtal hosf-
ten. Laß er entscheidend, daß er für unsere Bed-rätt-
aer vernichtend fein würde. Ob der. welcher ibn
leitete ob Hindenburg und sein getreuer Kampfge-
fell die gleiche kindliche Zuversicht gehabt habet
mögen? Wir dürfen es bezweifeln. Der Kops
weiß meist mehr .als die Hand, als das Schwert
das sie führt.
Gewaltige Erfolge wurden uns zuteil. Es schiel
an manchem Tage, als seien di« Wilden Sieg«
Wochen des Vormarsches von 1914 neu ackommeü
Dock der Widerstand der Feinde verstellte stö
von Stunde zu Stunde. Und schließlich setzte sink
machtvolle Gegenwirkung der Weltmächte ein. dst
uns einen großen Teil des Erkämpften Wieder auft
geben ließ. Da tat Hindenburg, was er nickt zuB
erstenmal in diesem fabelhaften Gigantenrinse»
getan: er gab den Befehl, der in deutsche Soldaten»
obren mitztönig schrill ei-ngebt: den Rücktzussbefehl-
der alles Eroberte der Frühjahrs- und SomnE
kämpfe dem Feinde wieder überließ. Und Hecke
stehen wir von neuem fast in den UusganssstelluN»
gen der Kämpfe dieses schreckensvollen Jahres.
Ahnt ibr. was das für Men Feldherrn bedev'
tet?! Habt ihr eine schattenhafte Vorstellung. maS
in einem Menschenherzen vorgoht während solches
Geschehnisse — in jenem Herzen, das wohl ein aus-'
erwähltes Werkzeug des allmächtigen LoiMers allcr
menschlichen Dinge ist — das aber dennoch, sb-e"
auch nur ein Menschenherz ist. mit der Wucht von 7^
Lebensjahren, von vier Führeri-ahren im Welt--
kriege belastet — das feit zwei furchtbar lange*
Jahren die Verantwortung für Millionen von Sol-
datenleben tränt, für das Schicksal eines ganzen
Volkes, eines Völkerbundes, einer Welt von Men»
schenglück und Monschenweh?!
Und unser Hindenburg ist -kein eiskalter Navo»
leon. kein EMrr. der unerschüttertsn. unbeweglichni
? Herzens- über die Leichenbevae der Schlachtfelder
binritte. Schaut ihm ins Auge dessen leidkun-
digen. verhangenen Wick jeder Deutsche keimt, und
versucht zu begreifen, was dieser Mann um euret»
willen duldet und leidet!
Merkt, wie ex euch bvguM — euch all«, jeden
Einzelnen unter euch: Mann. Weib und Kind, den
Soldaten und den Arbeiter, den Streiter uüd dst
Dulderin!
And gelobt ihm als Keburtstagssvends. was er
mit lo unvergänglichen Taten sich erkämpft, was
ibn und euch stark macht:
Euer Vertrauen!
Unser Verbündeter Oesterreich-Ungarin bat noch
einmal — ja. wirklich noch einmal unseren Fein
den die Friedenshand hinsestreckt. Auch diesmal
haben sie sie aus-geschlagen. Wohlan, es weiß. M
Einfältigste iw Deutschland was unser« Feind« wol-
len — unstzr aller Vernichtung!

das eine festgestellt, daß neben manchem Ausgefal-
lenen dort die unbedenklich zugreffende Frische
nvancker Darsteller viel Erfreuliches bot. Den
notwendigen Ausgleich zu schaffen, wird Sack« des
Direktors und des Spielleiters «sein, als der sich üb-
rigens Kurt Gübne vorteilhaft einführte. Im
Einzelnen seien noch Käte Nevikl und Irmgard
Allisn neben den Herren Walter Horst. Bern-
hard Fock und Malter Grießmann erwähnt.
Aus dem lebhaftem und herzlichen Beifall des voll-
besetzten Hauses darf man wähl schließen, daß es nach
der künstlernchen Wikitenkcrrtenabgab e erfreut war.
die neue BÄanntfchaft gemacht zu haben. Hoffent-
lich entwickelt sich eine rechte Freundschaft daraus!
Die der Vorstellung vomnaebend-'. durch Direk-
tor Meißner vorgetragene Aufforderung zur
Krie-asanleibeseichnung war ebenso originell wie
nett. K. Fi
» »
Morgen Donnerstag geht, gütti-g Mr die
Abonnenten der Miete B. zum ersten Male das
Schauspiel »Sigurd Vraa" von Johan Böser
in Szene. Die Hauptrollen des Bühnenwerkes,
das bereits an vielen großen Bühnen, u. -a. auch
in Karlsruhe mit Erfolg zur Darstellung ge-
langt«, werden gespielt von Leu Damen Bernq,
Böhlau, Landory, Manhof und Pfeffer und den
Herren Kirchner, der auch dis Inszenierung be-
sorgte. Gühne, Horst, (Titelrolle). Alinas. Fort,
Gridßmann, -Seyfried, Schmid, MsssÄs -Und
Wagner.
* Richard Strauß hat soeben Orche st r a tio -
nen feiner fünf Lieder- ..Freundliche Vision",
„WinteAweihe". .Winterliche" .Ma-ldssseeligkett",
„Des Dichters AbevkWmg" beendet: 'j-- werden im
Laufe -dieses Winters unter Mitwirkung erster
Sänger und Sängerinnen »ur Aufführung kommen.
* Obdachlose Hsfschaussieler. Die Gcineralinten-
Lanz des Großberrsal. Hoftheaters in O lden-
burg ricktet einen Appell an Lis-Bürgerschaft der
Stadt, unbenutzte freie Räume den Mitgliedern L-s«
Hofbübne einzuräumeN. Die Eeneralinten-dchns ist
für entspreche-d? Meldungen dankbar. 14 Mit-
glieder Les Hsftkeaters sind ohne Wok-nungsn und
werden ihren Verpflichtungen der Intendans ge-
nsnWer nickt nmbkommen können, wenn sie nicht in
den nsÄten Tsssn eine Wohnung erhalten.

Eduard Graf Keyserling -f-
Dem das Sonnenlicht seit Jahren nicht mehr
gelächelt, er bat nun die Augen für immer ge-
schlossen. Und einer der stillsten M-enkcken. Mer
der Lasten BüeiMenkenner, M Künstler von über-
feiner Gmvfmdunü. ist Mt di-Äem blinden Dichter
aus der Welt Mjchiedsn. Graf Kehserlina stammte
aus Volß-PwddernM W Kurland, wo er am IS,
Mai 18S5 geboren wurde. In Berlm und Mün-
chen in die Ährenden lirevarilchen KreÄ« Mge-
Mirt. näbert er sich in feinen ersten Schöpfungen
schon einem damals noch ungewöhnlichen verfeiner-
ten Naturalismus, der sich in lernen iväter-en Wer-
ken immer mehr veredelt um als gcfunder Sym-
bolismus ichlivßlick jein reifes Schüssen zu chauak-
teriksren. -Seit feinem Roman ..Beate und Ma-
reile". seit dem Jahre 1903 also, begegnc-n wir rn
Keyserlings Büchern immer nur dem ostseuuchen
Lldelsmikieu.. als Lessen berufenster SckUderer er
wohl unübertroffen bleibem wird. Immer begeg-
neic wir aber auch feinen heiMlüttsen Menschen in
Landschaften von Ll-aE. Lein-ahs durch, lchttgsn
Farben. Menschen, die aneinander vorübergehen
müss-sn. La jedem von ihnen das eigene Ich am
wertvollsten und wichtigsten erscheint, d.e alle nach
Lebensfreuden hungern und voin Leidenichaften
dennoch gemieden werden, weil die Leidenschaft
nichts anderes ist als ein Verketten und Mriseinan-
derröißsn von Herzen: diese Menschen aber bleiben
-einander ewig fern, so verlangend sie auch d.-e
Hände ausftrscksn. Wir begegnen solchen Gestalten
bei keinem anderen Dichter: wir finden die Erotik
aber auch bei keinem anderen so automatisch ge-
wissenhaft untersucht. Jedenfalls hielt der Dchter
an der Aüberzeuguna fest, nur durch die strengste
Einzeldurchbikdung der Charakter« psychische Kon-
flikte Men su können, und -der Er-foln. die ErgO-
niss«. scheinen Mm recht zu geben.. So oft sich Key-
serling im Drama versuchte, mußte ihm -als Dichter
von so ungewöhnlicher Manier der starke Erfolg
verfagt bleiben. Um so vorbildlicher und persön-
licher Mat keime Gestalt neben den führenden- Ro-
manWnstle-rn und NovellenLichtern. Keykerling
war Autor des Verlags S. FAcker in Berlin: fein
letztes Werk .Fürstinnen" erschien vo-- noch nicht
langer Zeit. , - A. ML

Mannheimer Theater- und
Kunftbericht
Loftheatü
Mtt dem denkbar lebhaftesten Interesse wurde i»
ganz Mann-Heim die Neueinstudierung von Schillers
..Räubern" ^begrüßt, die seit vier Jahren nick!
wieder gegeben worden waren. In vollstänLÜ
neuer Besetzung bot die von Richard Weicher»
aufs wiMamste in Szene gefetzte Aufführung Höhe-
punkte. die der Stätte wahrhaft würdig waren.
der am- 13. Januar 1782 die ..Räuber" ihrs dem»
würdige Uraufführung erlebt haben. Für die Ml-
stellung von 1918 wurde die damalige Fassung S?»
wählt, seit langem also wieder Szenen geboten, d!^
xins nur von der Lektüre des Dramas Ker bekanM
waren. Bon unseren Künstlern verdienen Mck
Grün berg als Franz und Adalbert Schlet-
ts w -als Schweizer besonders senammt su werde^
Der alte Moor Carriso.ns erick su mir am M
fang zu wenig gebrechlich. Wenzel Hoffman»/
Karl -war M-e gute Durchschnittsleistung. M
Rolle der Amalie erforderte keineswegs die
roiue Maria Vetri, ein neues Mitglied, -das mu
,an-Mlick des EngaaementsarUpiels zu Ostern
Mcdea nickst besonders-gefallen hat. Ihre AmM- "
war auch viel zu voluminös und uniuaeudlich.. '
Theater-KultMverLand
Der Reigen der Veranstaltungen besann
einer BorleAmg aus den Briefen vom Goethes
Mutter Liurck Frau Hedwig Zeiß - G a s uv-
Der ausEeichntte Ruf. der der ernst belieben fmu»
Mcken Hv-ilchaufuislerin vorausging, bürgte im
eine ebenso vetstand-estiefe als gemütvolle Am
fassung des Materials wie auch für ritte» -natm,
lickett Vortrag vou unmittelbarer Wirkung
den Zuhörer. Unikere Erwartungo» wurden
auch'aufs schönste erfüllt. Wir- batten Franc
Eäsny nickt allein für den Vortrag der fcköstlt
und bezcichnklnWsn Briefe der „Fra"
Lanken, sondern auch- für einige ltterc
bemerkenswerte einleitende Worte, die
die Stellung der Mutter Gottes in der

raefchicdtl.A
ro ncM»'«!
DicktUNL«^
 
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