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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Vostsch-M-nto «arlorrcho Nr. W«7. z^rnOrsch«: «-d-ktton iS», w«sch»ft,ft«ll«

Heidelberger Zeitung erscheint an jedem Wochentag mittag, ir Uhr. Eiatisdeigaden sind das
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Druck ».Verlag: Theodor Berkenbusch—Heidelberger »erlagsanstalt und Druckerei, Heidelberg.

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_ berkündiauttasSLsLL für NoröbadsK KKd die Kttgrenzerrden Teile vs« Bayer«, Hssseu vu- DWtWb
Nr. 250 Freitag, den 25. Oktober ISIS 80. Jahrgang

Die Antwortnote Wilsons an Deutschland

Die neue Note Mlsons
Washington, 28. Okt. Der Staatssekretär
b^bt folgendes bekannt:
Vom Staatssekretär ist an den Geschäftsträ-
ger der S ch w e i z, der zeitweilig mit der Wahr-
nehmung der deutschen Interessen in den Verein.
- Staaten beauftragt ist, nachstehende Mitteilung
Serähtet worden:

Staatsdepartement, 23. Okt. 1918.
Zch habe die Ehre, den Empfang FLrcr Note
vom 23. d. M. zu bestätigen, mit der Sie eine Mit-
teilung der deutschen Regierung vom 20.
d. M. übermitteln. Der Präsident bat mich
mit der folgenden Antwort beauftragt:

Nachdem der Präsident-der Vereinigten Staaten
die feierliche und ausdrückliche Versickerung der
deutschen Regierung erhalten bat^daß sie
die Friedensbedingngen, die in seiner
Ansprache vom 8. Januar 1918 an den Kognretz der
Vereinigten Staaten niedergelest sind, und die
Grundlagen der Friedensordnung in seinen
späteren Ansprachen, insbesondere der rom 27.
September 1918 rückhaltslos annimmt, und daß sie
in Erörterungen über die Einzelheiten ihrer
Anwendung einzutreten wünscht, ferner, daz
dieser Wunsch umk» Zweck nicht von denen aus-
a«be, die bisher die deutsche Politik diktiert und
den gegenwärtigen Krieg für Deutschland geführt
daben, sondern von Ministern, dis für die
Reichstagsmehrheit und die überwalti-
aeisde Mehrheit des deutschen Volkes spre-
chen, und nachdem er ebenfalls das ausdrückliche
Versprechen der gegenwärtigen deutschen Regierung
spalten hat, datz die deutschen Land- und See-
!seitkräfte dis Gesetze der Menschlichkeit und ein e
zivilisierte» Kriegführung beobachten werden,
ktlaubt der Präsident der Vereinigten Staaten es
'icht ablehnen zu können, jetzt mit den Re-
gierungen, mit denen die Regierung der Vereinig-
ten Staaten verbündet ist, die Frage eines
Waffenstillstandes aufzunehme».

Er hält es aber für seine Pflicht, zu wiederholen,
einzige Waffenstillstand, den er sich
^echtigt fühlen würde, der Erwägung zu unterbrei-
ten, nur ein solcher sein könnte, der die Vereinig-
ten Staaten» und dis mit ihnen verbündeten Mächte
der Lage beließe, jene zu treffende Verein-
barung zu erzwingen und e'ne Erneuerung der
Feindseligkeiten deutscherseits unmöglich zu machen.
Der Präsident hat deshalb seinen Nstenwech-
>el mit tz^n gegenwärtigen deutschen Stellen den
egberungen, mit denen die Regierung der Ver-
ki'nigten Staaten als kriegführende Macht verbun-
. en tzst, übermittelt mit dem Archeimstellen, falls
»ess Regierungen geneigt sind, den Frieden zu den'
angegebenen Bedingungen und Grund-
berbeizusühren, ihre militärischen
. "Teber und die der Vereinigten Staaten zu er-
suchen, den gegen Deutschland verbündeten Regie-
rungen die nötigen Bedingungen eines Waffenstill-
standes zu unterbreiten, der die Interessen der be-
eiligten Völker in vollem Matze wahrt und den
verbundenen Regfevungen die unbeschränkte Macht
sichert, die Einzelheiten heg von der deutschen Re-
Rerung angenommenen Friedens zu aewäh! leisten
«nd ZU erzwingen, sofern sie einen solchen Was en-
stilfftMd vc.m militärischen Stauilpu kt aus Nr
iu »glich halten.

Sollt en solche Wasiensti llstNrdrw. rb and langen
vorgeschlagen werden, so wird ihre Annahme
oidrch Deutschland den besten und bündigston Be-
weis dafür liefern, daß es die Grumt bedngungen
Und Grundsätze der ganzen FriedeusoMon unzwei-
deutig annimmt.
Der Präsident würde der Aufrichtigkeit
^icht völlig zu genügen glauben, wenn er nicht so
freimütig wis möglich den Grund dafür angäbe,

Angriffe -er Engländer gesihertert

Der deutsche Abendbericht
WTB. Berlin, 24. Okt. abends. lAmtlich.)
Erfolgreiche Teilkiimpfe in Flander n.
Oestlich von Soles m es und LeCateaufin'
erneute schwerste Angriffe der Engländer
gescheitert; sie blieben auf örtlichen Gelände-
gewinn beschränkt.
Bon den anderen Fronten nichts Neues.
Der deutsche Tagesbericht
WTB.Gr.Hauptquartier. 24. Okt. (Amtl.)
Westlicher Kriegsschauplatz
In der Lv sNiederung dauern Teilkiimpfe
an. Südwestlich von Deinze schlug die seit 14.
Oktober täglich i-n Kampfe bewährte 52. Reserve-
Jzf.-Dipisicn unter Generalleutnant Walldorf
erneute Angriffe des Feindes an der Babn Deinze
—Waregem «ch. Beiderseits von Vichte setzten
wir uns in vorletzter Nacht vom Gegner etwas ab
und schlugen den Feind, der gestern in der Gegend
von Kutte st raat angriff, zurück.
Auf feindlicher Seite haben sich belgische
Landeseinwohner an diesen Kämpfen be-
teiligt.
Tournai und Balenciennes lagen un-
ter englischem Feuer. Bei Tournai «nd in der
Scheldeniederung erfolgreiche Borfeldkämvfe.
Beiderseits von Solesmes und Le La-
te an nahm der Engländer mit frisch eingesetzte«
Divisionen auf fast 3Ü Km. breiter Front keinen mit
grstzen Zielen angesetzten Angriff wieder auf.
Zm Haspresgrunde ist sein erster Ansturm am frü-
hen Morgen gescheitert. In wiederholte« An-
griffen stiess er im Lause des Tages beiderseits von
Romerics in Gegend von St. Martin und Sale-
sches und mit Teilen auf Beaudigniel vor. In der
Bkntte der Schlachtfront brachten wir den bei-
derseits der Römerstratze Le Cateau-Varai angrei-
fendsn Feind in der Linie Poir-Boufies zum
Stehen. /
Südlich von Bousies haben die schon in den letz-
ten Schlachten besonders bewährten Radfahrertrup»
pen weiteres Vordringen des Gegners ver-
hindert.
Südöstlich von Le Cateau sind mehrfache An-
stürme des Gegners völlig gescheitert.
Zwischen Pommereuil und Catillo«
kämpfende schleswig - holeinische, mecklenburgisch«
«nd wiirttembergische Regimenter haben aegen « e-
waltige llebermacht ihre Stellungen be-
hauptet.
Das Füsilierregiment 122 unter keinem Kom-
mandeur Oberst v. Alberti hat hier Besonderes
geleistet. Südlich von Catillo« bliebe« die gegen
den Sambre—Oise-Kanal vorbrechendcn Angriffe
vor diesem in unserem Feuer liegen.
Zwischen Oise und Der re zeitweiliger Artil-
leriekampf, dem auf dem Nordufer der Serre feind-
liche Angriffe folgten. Sie wurden in unserem
Feuer und durch Gegenstoh abaewies e n. Teil-
angriffe des Gegners gegen den Souche-Abschni:
Pierrepont scheiterten.
Das eng bewshnjs und mit Flüchtlingen ange-
süllte Montcornet liegt unter franzö-
sischem Feuer. Oestlich derAisne beschränkte
sich der Feind gestern auf sehr starke, durch heftiges
Feuer unterstützte Teilangriffe.
Bayern und Württemberger u. württembsrgische
Pioniere haben die Höhe» nordöstlich von Vou-
zieres gegen viermaligen Ansturm gehalten.
Oestlich von Vouzieres toten sich in. den letzten
Kämpfen Teile der 1. Res^Znf.-Divifion unter
Major Graf v. Eulenburg besonders hervor.

Zwischen Olizy «nd Grandpre schlugen
elsaß-lothringische und hessische Regimenter feind-
liche Angriffe ab.
Die Hauptlast des Kampfes trug das Ins.Regi-
ment Nr. 17, das sich wiederum unter seinem Kom-
mandeur Major Stobbe besonders bewährte.
Auf beiden Maas ufern nahmen die An-
griffe der Amerikaner wiederum grotzen
Umfang an. Aus den Wäldern von Bantheville
und nördlich von Cnnel stießen sie mit starken Kräf-
ten und von Panzerwagen begleitet, geaen unsere
Linien vor. Sie wurden abgewieken und er-
litten in unserem zusammengefahten Feuer be-
sonders schwere Verluste.
Oestlich -er M aas dauerten heftige Kämpfe um
die Waldhöhen beiderseits der Strecke Contsenvoye-
Damvillers bis zum Abend an. In hartem Kamps
und in erfolgreichem Gegenstoß warfen brandenbur-
gische und sächsische Bataillone den mehrfach an-
stürmenden Amerikaner zurück.
Südöstliche Kriegsschauplatz
In heftigen Gebirgskiimvfen habe« unkere Nach-
huten das Beziehen neuer StAlungen beiderseits
von Paraci« gesichert.
Der Erste Eeneralquartiermelster:
Ludendorfs
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Dr.
5olf liber die Ariegsanleihe:
Ls ist mir unverständlich,
daß manche glauben, durch
den Wechsel der Regierung
oder in der Reichstagsver-
tretung könnte die Sicherheit
der Kriegsanleihe nur im
geringsten gefährdet sein.

Fliegerangriffe auf Mannheim,
Ludwigshafen und Wiesbaden
WTB. Karlsruhe, 21. Okt. Vergangene
Nacht griffen feindliche Flugzeuge Mannheim-
Ludwigshafen in drei Mellen erneut an und
warfen mehrere Bomben ab. An Gebäuden und
Wohnhäusern wurde einiger Schade« angerichtet.
Durch Bomben wurde niemand verletzt, jedoch ist
eine Person, die entgegen den Vorschriften auf
der Stratze verblieben war, durch ein Spreng-
stück unserer Abwehr kanone« getö-
t e t worden, lG. KZ
WTB. Karlsruhe, 24. Okt. sAmtlickZ Heute
nacht erfolgten zwei F li eger«n griffe aus
die offene Stadt Wiesbaden. Nack den bishe-
rigen Fesfftellugnen wurden etwa sieben Bomben
absswovfon. Es entstand nicht unerheblicher Sach-
schicken an Privathäusern. Soweit Lis jetzt be-
kannt, werden fünf Personen, die sich in die-
sen Häusern befanden, vermißt. Ackt wertere
-Personen wurden verletzt.
In dein Badeorte MieÄaden, im dein zur Zeit
Tausende von Verwundeten und Krank n Erholung
suchen, befinden sich keinerlei militäriscke Anlagen,
die einen Angriff auf diese Stadt irgendwie recht-
fertigen Kumten. (G. K.)

dcck autzerordentlich« Sicherungen verlangt weiden
müssen. !/ ' ' , '
So bedeutend und wichtig auch die Verfassungs-
änderungen zu sein scheinen, von denen der deutsch«
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in seiner
Noto vom 2V. Oktober spricht, es geht daraus doch
nicht hervor, daß der Grundsatz einer dem deut
schon Volke «eranwortlichen Regierung bereit«
völlig dmchgoführt ist oder datz irgend welche
Bürgschaften dafür vorhanden sind, oder er-
wogen werden, datz die teilweise vereinbarte grund-
sätzliche und praktische Reform von Dauer sein
wird. Auch hat es nicht den Anschein, als ob der
Kernpunkt der gegenwärtigen Schwierigkeit
getroffen ist. Künftige Kriege sind jetzt vieb
leicht der Entscheidung des deutschen Volkes unter-
worfen, nicht aber der gegenwärtige, und
mit dem gegenwärtigen haben wir es gerade vm
jun.
Es liegt auf der Hand, datz das deutsche Volk
keine Mittel hat, dis Unterwerfung der Militärbe-
hörden des Feindes unter den Volkswillen zu er-
zwingen, datz der beherrschende Einfluß des Königs,
von Preutzen auf die Aieichspolitik ungekckwächt ist,
datz die entscheidende Initiative immer noch,
bei den « n liegt, die Lis tetzt die Herren in'
Deutschland gewesen sind.
In der Ueber zeugung, datz der ganze Weltfriede.
jetzt von offen er Sprache und geradem Handeln ab-
hängt, hält es der Präsident für seine Pflicht, ohne
allen Versuch, das, was schroff klingt, zu mildern,
auszusprechen, deck die Völker der Welt kein V e r-'
trauen in die AÄrrte derjenigen setzen und^
setzen können, die bisher die Herren der deutschem
Politik «wesen sind, und wir wiederholen, datz,
beim Friedensschluh und Leidem Unterneh-
men, die unendlichen Gewalttaten und Ungerech-
tigkeiten dieses Krieges wieder gut zu machen^ die
Vereinigtem Staaten einzig und allein mit den ech-
ten Vertretern des deutschen Volkes verhandel»
können, die als wirkliche Beherrscher Deutschland»
eine wahre verfassungsmäßige Stellung zugesichert
erhalten haben.
. Wenn die Vereinigten Staaten mit den militä-
rischen Beherrschern «Nd monarchische« Autoritäten^
verhandeln sollen oder wenn es wahrickeinlich ist,
datz sie später mit ihnen über die völker-
rechtlichen Verpflichtungen des Deut-
schen Reiches zu verhandeln haben würden, müssen
wir nicht Friedensverhandlungen, sodern Ueber»
gabe verlangen. Es kann nichts dadurck gewonnen
werden, datz diese grundsätzlichen Dinae unausge-
sprochen bleiben.
Empfangen Sie, mein Herr, die erneute Versiche-
rung meiner Hochschätzung.
(gez.) Robert Lansing
Die Austastung in Berlin
Berlin. 24. Okt. Fm Reichstag bat man dis.
Auffassung, datz die Antwortnote dos VMidertem
Ml Kon durckaus aeeianet erscheint, in absehbarer
Zeit zur Waffenruhe zu führen. Von iükrendor so-
zialdemokratischer Seite hört man. datz dicke Varteij
nunmehr mit allen ihr zu Gebote siebenden Mit-
teln dafür sorgen wolle, datz die von Wilson ve»
langten Bürgschaften ehrlich durckgesübrt worden.
Ein führender fortschrittlicher Abge-
ordneter meinte. Herr Wilson Labe endlich klar
daraeleat. was er wolle. An unserer Regierung
ist es nun dafür zu sorgen, datz, ar-ck nickt eine
Stunde länger, als es notwendig iit. dickes Blut-
vergießen fortaesetzt wird. Sacke der Regierung
wird es lein, das Friedsnswerk in die Tat umzu-
setzen. HieÄei scheint es besonders günstig daK
der Reickskanzler Vrinz Mar in engen verwandt-
schaftlichen Beziebunaen zum House Hohenzollersi
tteüt und somit der eventuellen Umgestaltung jede
revolutionäre Svide abaebrocken werden kann. Fn
fast gleichem Sinne äußerten sich Vertreter des
Zentrums und der N ati o na l l iL era l en.
* Kaiser Karl uMd feine Familie bscMicktigein
einen längeren Aufenthalt in Unaar«
»" nobmen.
 
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