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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger Zeitung

Seite 2

Freitag, den 22, Noveinber ^S18

Fernsprecher Nr. 82 und 182

vcr.

die

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Am

Reichs-

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Weber in

Der Vorwärts ist lick des Ernstes
durchaus bswutzt. Er kniivit an die be'-den eben
erwähnten Geschebniße folaende Betracktüngon:
..Nachdem die brunche Negierung erklärt batte,
sie stäke sich aus das Vertrauen einer Volksvertre-
tuna die nach allgsmeuiem. aleichsin Wahlrecht ge-
rr ichlt sei bat PrÄrw ich Win e n seinerzeit aus
Nu nsck Deutschlands V-» Fr,< ^«navermittluna über-
ncmmen. Die deutsch« Revolution bat eine Losung
Mäaften und mutz sie durch die Bildung der Sol-
daten- und ArÄo terräte ausaesübrt sehen. Weil
man aut der arideren Seite sie nicht anerkennen
will, solange sine o dentbck gewählte Volksoer-
treturra niLt vorba.den iei. aidt es weder
Brieden noch Brot. Man mich daraus ge-
katzt sein, daß dieies von dort erklärt wird. Den
Anschein erwecken als sntwi-ckslten wir uns nur
unter nutzerem .8 wann zu einer demokra-
tischen Staatsverfaßunia. dürfen wir nicht. Diele
Verfassung wird rom ioiialLemotratilchen Pro-
gramm aesokdert. Die R-ichsleituna bat erklärt,
dcch alle Mab len nach dem allaeineinen Wahlrecht
voizunebmen loisn. auch die in Vorbereitung be-
findlichen Mrblen zu einer konstituierenden Ratio
nalverlammluma. Die u n a e b e u r e M ebr b e i t
des deutschen Volkes ist offensichtlich damit ein-
verstanden. Das deutsche Volk will in seiner
erdrückenden Mehrheit Frieden und Brot.
Sie wind sich daher aus eiaeMmn Willen die rein
demokvcröischs freiheitlich» Verfassung «eben, die sie
braucht umr zu ienen Eutern. M gelangen. Wollte
sie nicht, so nrützte aber lie will. Sie wird auch
dis allgemeinen Wahlen zur verfassunggebenden
Bebsmnmluno d-s Volkes nicht überfMßi-a bin-
auszAasrn wollen weil sie weist daß dadurch das
Friedenswerk gefährdet ist".
Konferenz der deutschen Regierungen
in Berlin
Die Reichsrogierung hat die Resierunsen der
einselnen deutschen Freistaaten aus telegraphischem
Wege zu einer Konserenz vingeladen, die am
Montas, 25. November, im KongreUaals des
Reichskanzlerpalais stattsinden soll. Ge-
senstand der Konferenz ist die Besprechung der po-
litischen Lase, die Darlegung der von der Reichs
r-gievwng bisher getroffenen Mastnahmen und die
Verständigung über das klirrst ige Ausamrmenmirkne
zwischen der R«chseegier"ng und den Regierun-
gen der Einzelstaaten.

Süddeutschland und der Berliner
Terrorismus
Di« liberale ..Muncken-Auasburae? ALendata."
schobt an leitender Stelle:
..Der Ausruf des Berliner A-- und S--
Rates aoaen di« bürgerliche Revublrk ist w.nn
nickt ioiort mit allen zur Veriüauna stehenden
Machtmitteln aeaen den Plan der Republikaner
und Kommunisten voraeaansen werde, n.ckt nur
der Anöcm« eines Miraerkrieaes in Deutschland,
dessen s-olaen unabsehbar sein können, sondern auch
das G-anal für den Abdruck der Friedensverkaiid-
lunaen und den Einmarsch der Entontetruoven in
Deutschland. Es ist notwendig, dies den jetzigen
Rkachtbaibern mit aller Deutlichkeit ins Gewissen zu
reden. In Stadt und Land Kat inan sich um
Schlimmes zu verhüten, um die Kräite zusaimanen-
»ukalten. wenn auch schweren Kerzen« bereit er-
klärt. auf dem Boden der vollzogenen Umwälzung
mn Neuaufbau mitzuarbeiten. Den UltvwRadi-
kalen ist diese Umwälzung nicht weit genug, sie wol-
len die Diktatur des Radikalismus. Da gilt es.
recktzeitiia vor-mHsuaen und nickst zu warten Lis
di« verderb end robende Saat au säest? eut ist und
Wurzeln aokastt bat. Besitzt man in Berlin nickt
die Kraft und Macht, dem Tenor der Diktatur die
Giftzähne auszubrechen, dann must Bauern in Ber-
kin unzweideutig erklären Last Bauern und Süd-
deutschland aus dem Wege dos radikal«« Terroris-
mus nickt mitmackt. Ganz Süddeutlckla^d must
lick von dieser Berliner Blutkerrkckoft trennen und
der Welt beweisen. Last es die Willonsche Forde-
runa: .Der Gewalt keinen Frieden" achtet. Rur
dann, wenn diese Erklärung in bestini-mter Norm
von SiSddsutschland und Bayern in Berlin aba-w'--
ben wird, wind diele verblendete Demagogie vi 'l
leicht zur Vernunft kommen. Möae die banr'Lch-
vrovisortschs Regierung sofort mit allem Ükackdruck
di« notwendigen Sckritte tun."
Der Berliner ..Täal. Rundschau" werden di-s«
Auslassungen mit folgender Einleitung von Mün-
chen aus teleavavkiert:
./beaen den Berliner Terrorismus macht lick in
ganz Snddeutlchlan'd schärfster W'deuivruch geltend.
Man bokatzt sich allen Ernstes mit der Trage, ob
bei dem zunehmenden Berliner Terrorismus sich
dock nock Siiddeutsckland vom Norden trennen
must."
Di« Redener^chelnunaen bei Erklärung der bay-
rischen Republik. die von München aus noch Wie-
ner Vorbild an Millon oee-'chtete Sond«ubitte um
Milderung der Massen/t'llstondsb«e»-ng''naen und
manche anders reyu-blck-mh'ckhnnr'kch-» Kundgebung,
die ganz den alten köügllchbgn^schen pg-t^nlo-
rtstächen Eetst atmete, lästt V.« schlimmsten Bvfii'ch
tuna«n z-n-. E«m-'?st. auch uns - ' macht
der ..Bzmllinru- ^e-vor" keinerlei Fre"de und m-r
sind auf das schärfr^ d->a->geu. Aber mau da's nicht
gleich Eedank-N der T-eanNi"na vorn Noe-
den sisielen. Tsi Deutschland nlcht fchever o-'n'-g
geschlagen mnst de» 7, ällrg » noch r-v,-
fNk-nv ebgnin die Ren"-Htis m>aue'n kann
doist'ich-and "i.chi n-fs ; i"in und Dro-
b"na»n den Terror in Berlin ZU bekämpfen ver-
suchen?
Protest der hessischen Negierung
Darmstadt, LI. Nov. Unter dem Eindruck der
Entwickelung in Berlin hat die bestech»
regierung heute folgenden Protest an die
regierung gerichtet:
Die hessische Regierung erhebt bei der
regierung schärfsten Protest gegen die Aus-
schaltung der E in ze l st aat e n und gegen
die Richtberücksichtigung dieser Staaten durch Er-
las; von Gesetzen und Verordnungen. Die hessisch«
Regierung verlangt unter allen Umstän-
den schleunigste Einberufung der Na-
tionalversammlung. Durch Fortbestehen
siwes gesetzlosen Zustandes wird der Reaktion in
die Hände scwrbsÄet und andererseits die Gefahr
vermehrt, das; sich die Entente in die innerdeut-
schen Verhältnisse einmischt und schließlich die
Reichseinheit gefährdet wird. Wir wol-
len nicht anstelle der glücklicherweise vernichteten
prouhistben Miltärautokrati« ein« einseitige vreu-
tzische Diktatur eintau'chen.

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ivereinünuiM mit dem Deutschen Reick erfuhren.
Dankbarkeit »float kein Faktor in der Rechnung der
Völker zu lein. Uber aus der politischen und der
Kulturgeschichte des Elstck «rockten wir dock) den
Schluß ziehen. >dast der nationale Verrat, vor dem
wir stoben, nickt die Mehrheit des elsässischen und
lothringischen Volkes hinter lick bat. Mir meinen
noch immer, daß das Elian, zum mindesten in sei-
ner überwiegenden Mehrheit, vielleicht ..vom
Reick e" frei werden, aber zugleich wird deutsch
bleibsn wollen. TiuÄcken wir uns aber, steht -di«
Mokrbeit der Reickslands wirklich'hinter 'den Ge-
sinnungen "der Mcklin und Genossen und d-e« Reuen
Straßburger Zeitung, dann- — ist es kein Ver-
lust den das Deutschtum erleidet!
Auch Italiener im Elsaß
Der Earriere della Sera bringt folgende Pariser
Meldung: Ein italienisches Armeekorvs
unter General Albico wird an der Besetzung
der deutschen Gebiete teilnehmen. Die Verwal-
tunaslbemrke Elsast-Lotbringen wc-chsn däe Namen
Oberrbein. Niederrhein und Mosel sück
ren.
Frankreichs Absichten auf
linksrheinische Gebiete
Die französischen Matter beschäftigen! sich anläß-
lich der Besetzung Elsaß Lothringens ntit der Fest-
legung der Grenze dieser beiden Provinzen. Der
Tsmvs veröffentlicht eine Karte, worin die Grenze
von 1815 mit dem Bezirk von Landau und dm
Saarbrückener Bezirk als zu Frankreich
ochöviB bezeichnet wird. Petit Parisien verlangt
dre Herausgabe dieser Bezirke, namentlich von
Saarlouis, Saarbrücken und Landau
an Frankreich. Er verlangt ferner, eine Klausel
im Friedensvertvag au-fzunshmen, dab niemals
wiöder sine deutsche Garnison auf das
linke Rheinnfer kommen dürste. Ein der-
artiiger Pufferstaat fei zur Sicherstellung von
Paris vor nenckn, wenn auch unmuchrschemkichen
EelUten Deutschlands nötig.

-einze
«e'aick» w«r
"orber.
°u^traL
L'nack^be
?unMtzlick
Artige Au
?"Mte ada^
^ruslick,/^
ch Bebör^
t^r s. E-z uv
Llrn. di«E,
VubW-m
besetzten Ter

Wer regiert?
Die Fraas, schon aktuell «nun feit Tagen, wird
angesichts zweier Geschehnisse derart bren-
>.end. da« sie.«Medinat aslüst^werden mutz. Ein-
mal Lat der enaliicks Äldmiral Beattv bei den Ver-
handlungen mit heg Vertretern de,- deutschen Flotts
rede Beteiligung von Abgeordneten
Lei Arbeiter und Soldaten-Räte ab--
gelehnt woil sie iuckt Vertreter einer anerkann-
ten Regierung iahen. .Zum anderen bat der N-ak-
runasmittelvorstand der Bereinigten Staaten
Koover vor seiner Wreike nach Hannover er-
klärt. datz dis Vereinigten Staaten aewib bereit
leien. Deuticklan!) mit Lebensmitteln zu ckils« zu
kommen, jedoch nur unter einer Bedingung: Falls
der Anarchismus nickt unterdrückt und die
Stabilität der Regierungen in den Kindlichen Län-
dern nickt erreicht wird, kann esniemand «eben,
init dem der Friede geschlossen' werden
kann, und dann wird die Frass lein, wer die Rcck-
nuna der in Frankreich und Belgien anaeriästeten
furchtbaren Schäden zu bezahlen gewillt ist." Nickt
genug damit. Laben die Ver-einMien Staaten jetzt
erklärt, datz die in Aussicht gestellten Lebensmit-
telsendunaen zunächst in Rotterdam und Kopenha-
gen zurück« eh alten werden sollen da dis
amerikanische Neaieruna abwarten wolle, ob in
Deutschland die von ibr al« notwendig anaclekene
Gewähr für eine ire-bcitlicke Verfassung und ord-
iiungsmätziae Verteilung er stillt wird.
Die feindlichen Regierungen im Augenblick um-
stimmen zu wollen, ist schlechterdings unmöglich
Sie Laben den Willen und vor allen Dingen, da sie
ierst dis Si-eaer sind «ruck die Macht, lbre Beding-
ungen ungem-ldert dustcku-kkE Wir sieben also
vor der furchtbaren Gokabr einer wirklichen Hun-
gersnot. wenn wir nickt endlich in Deuticklard eine
verfaksMasmäktae Rcaieruna erkalten. Denn daß
weder -die Do-lksboaustvaaten nach der Vollzuns-
ausschutz des A. S. R. Berlin noch der geplante
Zentral-A. S. R. die Realer-un» Deutschlands ist.
wird kein vernünftiger Mensch, auck selbst nicht die
riinasten Beckrwo-rtk - ter m.re>wörnacn ..Regie-
rung". bebau»ten wollen. Cs ist allo jetzt höchste
Zett, das'Für und Wider über die Einberufung
der NationalverfamnUung zu beendigen. Sie mutz
jetzt'kommen. d-s»n lang« dars die Frage», wer
eigrntlick in Dsuricha.no reg->rt. nickt »-»»br ofien
h'eibcn.
Sie wirst rbrs Sckatrs.i über unser Vaterland in
einem Augen blick, m- dnn nichts dringender nötig
ist als eine s «st 0 ?. a n d der Z?. a e l i ü h r u n a
und eure sickere F n 1 d c m e n t i e r u " a derRe-
gierunasaewalt. Die 2>inoholisteruna der
Frcnt und d -s Durckrübruna der VolkserniNrung
Nnd der icklimMsten lluoronuvg vreisaeseben.
wenn niemand weitz. wer in Deutschland cmentl'ck
r.micrt- Ebenso verhängnisvoll aber wirkt die
llunckerheit nack an-tzen bin. Die Entente schließt
kern-n Frieden mit un; wenn üs nickt weitz. mit
wem sie es m tun bäl. Die Bürgichait klarer und
aeerd-n-ter Reaierunasvsrhättnikl« >st die einzige
Bürgschaft eines raschen Friedens. Alle bürger-
lichen Parteien baden di« Lag« sofort am ersten
Tage der Nevolu.twn von dies-nn Gesichtspunkt aus
beurteilt und bereitwillig einer nationalen Not-
wendigkeit Rechne,na getragen. Sie haben ebne
Ausnahme rterivrocken, sie Reg-erung in ihren
Or-nunasLektreibungen zu untsrst'ätzsn und sie La-
ben das Versprochen auch gehalten. Sie können
nun wohl auch erwarten, datz die Träger der Re-
aierunasaewalt selbst nickt verl-raen. Sie können
eine Regierung fo-cksru die weitz. was sie ist und
was sie will. Sie könn.'1 und müllen fordern, das
dem Zustand der llnsrnsttzüeit so bald als möglich
die HerbeÄllbruna absolut geordneter R e
a i e r u n a s v e r b ä j »i i ts aus der Grundlage
varlon'ent-a.stlck r Neuwahlen solar. Nerlaacn di«
sozialistischen Parteien 'n der Erfüllung -dieser Auf-
gabe so wenden sie ihre Vor.rntwortuna
unausbleiblnbsn nirckiorl--.hr>, Folgen
mit denen das gesamte deutsche Vclk ibr
zu Lützen Kat.

Minister Dietrich u. Rebmann
über die Lage
Am Mittwoch abend hielten der Karlsruher
Nationallibsrale und der Iunslibevale Verein
ein« von Männern und Frauen überaus stark be-
suchte Versammlung aib.Nach den kernigen V-sgrü-
ßunssworten des nationalliberalen Parteichess
(Seh. Hofrat Rebmann ergriff der gegenwär-
tig«. badische
Minister des Aerchern Dietrich
das Wort zu programmatischen Mutzer urigen,
etwa folgendermaßen larüen:
„Nicht aus eigenem Willen, sondern auf
Forderung der Nationaliliberalen Partei bin
in di« Regierung emgetreten die auf dem
Boden der Revolution steht. Die drän-
gende Arbeit dieser Regierung besteht saft aus-
schließlich darin, die Staatsmaschine in Gang zu
halten, die in den ersten Tagen der Umwälzung
völlig still,zusto-hen drohte. Und es ist gelungen,,
sie in. Gang zu halten-, ein Neichen dafür, daß am
vergangenen Staat manches doch nicht gar so
schlecht war, wie es heute mancher ansisht. Was an
ihm entfernt wurde, war der Oberbau, der ver-
antwortlich gemacht wurde für die Mißerfolge der
äußeren Politik und des Krieges und für die be-
jammernswerte Tatsache, daß der Krieg für viele
in der Hemmt ein eigennütziges ErwerLsgeschäft
geworden war. Daß der Gute an der Front sein
Leben in die Schanze schlug für die Heimat, wäh-
rend der Sch-echte daheim die Allgemeinheit aus-
sog, mußte mit eiserner Notwendigkeit das Staats-
ssLäu-de ins Wanken bringen.
Das Ziel der gegenwärtigen Reg-erung. die
überhaupt nur ermöglicht wurde infolge des jalre-
langen Zusammenarbeiten? der nationalliberalen
Partei mit der früheren Sozialdemokratie ist vor
allem eine National - Versammlung so
schnell als möglich Levbsfzuführ-sn. Wir wollen
keine Parteidiktatur, feder soll s?in
staatsbürgerliches Recht frei betätigen können.
Die erste Aufgabe des Staates ist
die Wiedergutmachung.
Es muß ein Weg gefunden werden, der Ls er-
möglicht, den Vern'ügenszuwachs, der im
Kriege erzielt wurde, wieder -dem Staat zuKufüh-
ren. Das betrifft nicht den Bauern oder Bür-
ger, der im Krieg sich cin paar Tausend Mark er-
spart hat, es betrifft vielmehr dioUnternehnvn, die
mit Kr i e g s g ewr n ne n gebaut und abge-
schrieben, wie beispielsweise die Flugzeugfabriken,
Aber es muß vielfach an die Stelle der alten
wirtschaftlichen Staatsform ein« neue treten und
wir müssen darin in manchnt umlernen.
Soweit die Grundlagen im heutigen Wirt-
schaftsleben dafür vorhanden sind, müssen
Staatsbetrieb und Monopole
geschaffen werden. Für Baden steht in erster
z5liae der staatliche Ausbau aller Wasser-
kräfte. von deren Bedeutung wir bald den rech-
ten Begriff bekommen werden, wenn in nächster
Zeit vielleicht wegen KM««mangels di« Fabriken
für einige A.-it st>!lstehen müßen. Die Elektrizi-
tätswerke müßen auf den Staat übergehen,
damit die wechsel leitige Konkurrenz vermie-ven
wird, di« Versorgung des sauzen Landes mit
Strom muß nach einem ernh-eitUHen System er-
folgen. Angesichts des Vorkommens van Kali
in Oberbaden ist auch ein Kalimonopol ins
Auge zu faßen. Zu den Kriegsge-winnern schlimm-
ster Art gehören gewiß auch die hauptsächlich in
Berlin zentralisierten Banken. Ihnen müssen
die staatlich beeinflußten Sparkassen mit ih-
ren mächtigen Kapitalien zur Seite treten, di« be-
rufen sind, die Banken abzulösen.
Es isst gewiß heute oinem jeden verständlicher,
als vor dem Kriege, wen« ich sage: die Grundlage
alles Lebens ist
die Landwirtschaft.
Es muß unsere erste Corse sein, daß die heimische
Landwirtschaft mit allen Mitteln gefördert wird,
und daß i-edes Fleckchen Boden, das lseute n^ch
-bvachliegt, der Produktiv« verfügbar grunaast
wird. Die Mittel, die die LandWirtichaftskaiumer
in diesem Kriege angesammelt hat. müßen diesen
Zwecken unter Kontrolle Les Staates nach und
nach zugänglich gemacht werden.
Am schlimmsten betroffen wurden in diesem
Krioge zweifellos die Angehörigen des
Mittelstandes. Von ihnen wurde über-
haupt nickst gesprochen«, nicht einmal davon, daß
nwcn sie abschassen wollte, wie das Kavita-l. Wir
wollen nicht vergeßen, daß der Mittelstand der
Träger von Kultur und Kunst in unse-
rem Volke war und auch künftig sein mutz. Und
von seinem gesunden Dasein wird in erster Li-
nie die kulturelle und moralische Zukunft unseres
Volkes abhängsn.
Der ArSeitersiand
bildet heute das Eros der Bevölkerung. Lst sei-
nem Wowerge^en genüg! aver alle wäiüke Ge-
setzgebung nca-l, wenn dann! nickt ein« gchunü-e
Lvohnungspolitik verbunden. Was den
Vater des Arvsäsrs, der vielleicht unter vcej ärm-
licheren VerycuUstiM aus dem Lande glüul ch
leme, seines Lebens sroh machte, das war ferne
enge Verbindung mit dem heim-atncken Grund
und Boden und seine Freiheit. Und dies eng«
Verbindung mct Natur und Heimat durch ein
Stück eigenen Bodens müuen uxr' dem Arboner
zuerst ermöglichen, wenn,wir ihn als slücknchen
und zufriedenen Volksgenossen sehen wollen.
-Freiheit aus allen Gebieten" ist das Losungs-
wort der neuen Strömung. W-r vollen hoffen, daß
cs die Freiheit jeder Meinungsäuße-
rung, der Organisation jeder politischen Rich-
tung, aller Lerufsgruppen, besonders auch das
freie Koa l it i 0 ns r e cht der Arbeiter sei. W r
verstehen darunter aber auch das Recht auf Bs-
tätsgung der Religion und daß ungehindert wahre
Religiosität im Volks gepflegt und unterstützt
wird. „Freis Bahn dem Tüchtigen!" machen wir
aus innerster Ueberzeugung mit und hoffen, daß
«ür Schulgeld- und Lehr-mittelsrei-
heit auf dem Wege des LandesMetz.es eiusül.-ren
können. Im wirtschaftlichen Leben ist vor allem
auch die Knebelung mit den vielen Kleinigkeiten
und Kleinlichkeiten, die den Unmut der Bürger
und Dauern im ganzen Lande hervorrlef. so schnell
als möglich zu beseitigen-
Was die nLMs Zeit bringen wird, wißen wir
nicht. Unter der ruhigen Oberfläche sind unablässig
gefährliche Elemente am Wer' bolschewisti-
schen Ideen anhängen.

Nr.
Wir find Badener!
Wir widerstreben allen Aussicht»», die daE
ausgehsn, aus Deutschland einen GinheitssM
zu mache». Die glückliche Entwicklung des Rei^/
beruht, auf den krastvoljenBundesstcWten und da>'
um wollen wir Badener uns wehren geS?,
fremd« Elemente, die unsere Wesensim
nicht kennen und die sich in unsere Anselegenhe>'
ten einmischen und sich anmaßen uns zu komiua^
dieren. Wir wollen die Ordnung unserer
legenheiten selbst besorgen.
Es steht zurzeit Alles auf dem Spiel! AM'
es nicht gelingt, den heutigen Staat umzuba^7
so stürzt alles in sich zusammen und Leben uL»
Eigentum sind ein Spiel des Zufalls. Helft dal'
um alle mit. den neuen Staat zu farmen!
muß das Schadhafte endgültig beseitigt werdet
es müßen neue Gründlagen geschaffen werde"-
auf denen «in neuer Staat emporblüben kann,
dem ein jeder einer glücklicheren. Zukunft
gegensehen wird. Drum auf zur Arbeit!"
Stürmischer Beifall unterbrach häufig
kraftvolle Rede des Ministers, der der Chef
Nationalliberalen Partei Vadens, Geh. Host'"
Rebmann, einen zündenden
Aufrnf der Parte»
folgen ließ. Es heißt darin u. a.:
„Wir wollen d-e deutsche Volksrep"'
blik, den badischen Volks st aat.
Wir unterstützen mit aller Kraft die badcB
Vollsregierung, Vie dafür sorgen muß, daß wir'
Frieden »ad Ordnung leben können. ,
Badener wolle« w'r bleiben.»'
Badener aber geloben wir, daß wir in der A<!
gangenheil, s« auch in der Zukunft jur die WA
fahrt, Grütze und Zukunft des demjchen BM'
Ent und Blur freudig opfern wollen.
Der Wille des deutsche« Volkes muß aber >5
fort wirksam werden, darum fordern wir »'
deutsche National - Versammln'''
Sie mutz ohne Verzug gewählt werden.
Wir fordern gleiches Recht für all«. .
Wir verurteilen jeden offenen oder versteck.
Verrat an der wahren Freiheit und dem
chen Recht. ,
Wr begrjjtzen de« Einmarsch "st.
Frauen in das politisch« Leben durch "
Frauruwahlrecht.
Wir stellen uns vorbehaltslos auf
Boden der wahren Demokratie. d«e i"
Vergewaltigung verdammt, komme sie von o»«'
»der von unten, di« di« Ordnung hütet, A
Eigentum schützt, die allen Bedrängten und
drückte« in allen Schichten des Volkes hilft. . .
Znm Kampfe rufen wir auf für dies« rwl<
Ideale. Eieaen aber werden wir nur. ws«u
alle bürgerlichen Kreis« sammeln, alle MänA
all« Frauen, alle Berufe, all«, di« mit «ns in D
demokratischen Republik die
Möglichkeit sehen, unserem zertretenen B-tz
das Lebe« zu erhalten und wieder ein«
zn schaffen und ans ihm zu machen ein freies, «»''
zrs, starkes deutsches Volk".
DSr Vorsitzende schloß, da unter dem wacht tS"
Eindruck der vorausgegangenen R-üdon «Nif «ü
Diskußion verzicktet würbe, bi» Versammlung. A
der eine groß« Zahl van Männern und Frck^
mangels zureichenden Raumes keinen Zutritt W?
ten bekommen können.
Die gescheiterte liberale
Einigung
Von der Nationalliberalen Partei wird lB
Berlucer Blättern mitseteilt: .
Di« zwischen der Natioualliberalen Partei
der Forich;rcltlcä-en VoLkspartei Müurten
Handlungen, haben nicht zu der von der Na'^
nallrberalen Partei gewünschten Einigung
ftccstt. Nachdem ein« weirgeltende Uebereim^
n!-ung in fast allen grundssützliche» Fragen he^
stellt und hiernach die Einigung der beiden
Mlen Parteien in Deutschland gesichert erscv'^
trat die Fortschrittliche Volksvartvi mit
Wunsche hervor, auch die inzwischen in Gründ«
begriffene demokratische Partei in die Einigu-A,
perhanMuwgen hineinzubeziehen. Boi den eE,
tert«» Beratungen hierüber ging aus den im
trag dieser Partei von Herrn Professor
Weber-Heidelberg gemachlen Ausführunsen
vor, daß die demokratische Partei nicht geE
war mit einem linken Flügel der Rat
nalliberalen zusammen zu gev,°g
Die von dieser Partei vertretene Anschau»"
machte es aber den Vertretern des mrtionallM"
len Parteivorstandes unmöglich, di« Verl-anoi-ck
gen mit. dies«r Grupp«, deren Anschauungen
auch nicht mit denen der natioualliberalen Aü
l-erschaft decken würden, weiterzuführen. uüiPr
sie nochmals Lin Samstag ihre BsreitwilUSst.
erklärten, vorbehaltlos di« nation-alliber»
Partei mit der Fortschrittlichen Volksvartei sst
sammenzuschließen. Da die Fortsästu,
liche Volkspariei glaubte, auf ihre Einigung
der demokratischen Partei nicht verzichten st,
können, scheiterten di« so aussichtsreichste
gonnensn Verhandlungen. Die ReickcstagswVp
ordnete» von Äichthofen. Dr. Iunk. h i
uud Jckler sind der inzwischen aus der BereG
gung der demokratischen Partei und der
schrittfichen Volkspartei gebildeten Deutschs
demokratischen Partei belgetreten
nach den der Parteileitung abgegebenen Eh-
rungen aus der n at i an a l lb e r al«n P"
teiausgeschieden. „
Dieienicaen Nationalliberalen, die n'
zur 'deutschen domokratisscken Partei aokörsn *
laße,! eine Erklärung, in der es Keitzt: „
Die FMonsbesirsbuu-oen. di« zwischen der
simnten n-atiomEberalen Partei und der
schrittlicken Volksoartöi im -Eans« waren.
leider verhindert worden dn'-ch das -st».
ten e'm-er Gr'Wve. die sich als demakratr'h
Partei Kezeicknete. Die nationalf'ibLDals
kabe d>'-s A'Masft'n-, d>er Fortschrittler, d-ab
mit diessen Demokraten Z'-lammengiehen
nickt teilen können. S>e m-^« mit hi»
neuen Programm an di» Wi'hler heranire . 1
Dicke Erklärung ist unterzeichnet von ben
Friedberg. Dr. Stresemann und Vst
Eire Zentralvorstandssitznna soll "st^,^i
sr-r-sf e-s^beri'fen- we d-'M um ZU dem "L"
Programm Stellung zu nehmen.
Der gessckciftsfükrende Ausick u k
F-ortlckrittlicken Volksvortei teil!
 
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