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Heidelberger Zeitung (60) — 1918 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.55371#0749

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»>->natNch I.!k !»r. »t«rt«ll»»rllch ,r« M. au»Ich««tzlich durch die «,-uturril »d«r
di« rriig-rtuuiu sr« tz«u« m,«<«Mch I.Ii W. — Di« s«ch»««i»»lten« P«NN«Ue »der d«r«u Daum
kost«« S« Pig - im Dedlemet«» dl« xterHifPelieue V«Nt,«il« l.—, mit Pl<H»»rlchrlft l.ro M.
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Vr»ch «. »«rl,,: Ttzra»« »er»ea»usch-H«Id-lder,-r Deeiaq-anst«!«». Dru»«rei Heid«!d«rg.
P,M«<ick»»t» N«l«>ch« »r. «<7. F«uspr-ch-r: «kdadtt.u t«, ««Ichtsteft-ll-Mz

Heidelberger Zeitung «qq-mt air l«d-m Wochentag mittag-12 Uhr. Er-ti»»-i»a»-.n find da,
«injlg amtliq» verSündigungsdl»« de, D-jirtl» tzeidekberg, dis tzetdeidcrger gmt.ll!enbl»tttr,
auherdem amiNcher Wohnungsaujelger, Di« Heidelberger Zellung »aim durch aSe PostanstaUm,
durch di« Agenturen aus dem Land«, die Trägerinnen und bei der »eschäst-itelle lewst—Haupistr. !3—
MonaMch und viertellährllch beste« werden
H-Uptschristleiter: «urt Fischer i» Heidelberg
Druck ».Verlag: LheadorBerkenbusch—Heidelberger Serlagaanltalt «u» »nukerei.Heidel»^

HeidelbergerMung
vlnabhängige Tageszelinng) L-».« ..«»> Mtirlt«mb«r»
Verkündigungsblatt sür Nordbadeu und bi« a»ar«n»e«den Teile von Bayer«, Hesse« ^—-ch^TT"
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1 ^.^derildertatsächlichenlS

Abdankungsurkunde des
Kasers
.^rli«. 2g. Nov. Um aufaetauckten Mistver-
.^nuien Wer leine Abdankung zu benennen,
j/ Hailer Wilhelm ll. in einer stcmtsreckt-
eiawaiDfrsisn Urkunde nm leine Reckte «m
. nrone Breul,ens und der damit verbundenen
Stiche,, Kaiserkrone verzicktet. Die
*»Mtde hat folgenden Wortlaut:
"Ach verzichte hierdurch für alle Zu-
" t t auf die Rechte an der Krone Preustens und
7* damit verbundenen Rechte an der deutschen
'"serfrone. Zugleich entbinde ich alle Ve->
^tej, heg Deutschen Reiches und Preus,ens, sowie
Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften
' Marine, des preutzischen Heeres und die Trup-
E* der Vundcskontingcnte des Treueides, den sie
als ihrem Kaiser, König und obersten Bcfehls-
über geleistet haben. Ich erwarte von ihnen, das;
? bis zur Neuordnung des Deutsche« Reiches den
^baSernder tatsächliche «Gewalt in
^»tschland helfe«, das deutsche Volk gegen die
Lohenden Gefahren der Anarchie.
'Ungersnot u,,h Fremdherrschaft zu
Hu he«.
ärfkundlich unter unserer böcksteiaeirbänVioen-lln-
^pwift und beiasdruckteni kaiserlichen Sn siegel.
^Meronaen. 28. Roo 1918.
Mel' . ( Wilhelm.
Der Streit um die Auslieferung
des Kaisers
Nteuwe Rotterdancschen Courant zufolge
dis bekannte Autorität auf dem Gebiets
Völkerrechts, der derzeitige Vorsitzende des
ak ÄEs für Völkerrecht. Sir Thomas Barclay
n g - Auslieferung von Verbrechern nur
^.T^chränktem Umfange zulässig und diese Be-
demzufolge nicht auf den deutschen
»u anwendbar sei. Ein divlomatischer
«wuE^'ter des Daily Ehronicle schreibt: Die
Ke Regierung bat sich gelegentlich geweigert,
a« ">es BHchnldigte auszuliefern, weil sie
j» Zerbrechen während eines Aufstandes gegen
^/ies^erung begangen hatten. Die Entschei-
lniimr ^tens. Englands mache es schwierig, die
ru vertreten, doch ein regierender Fürst,
andere Staaten einen Krieg führt,
:«^!"Uch der Krieg in seinem Verlaufe eine
aller Regeln des Völkerrechts mit sich
^rh^^at, etwa» anderes sei. als ein politischer

Ect-
vorge-

dsr
heu-
d ie

Die Wahlordnung für die
Nationalversammlung
Der Ltz. Februar Wahltag
. ^T-ü. Berlin. 29. Nov. Der Rat
'°Usbeauftragten nahm in seiner
^n Sitzung eine Verordnung über
^hle« zur verfassunggebeltden deutschen Ra-
' °al - Versammlung (Reächswahlgsfetz)
Das Wahlrecht wird den Grundsätzen des
^ls vorn iS. November 1918 entsprechen. Das
wich in Lanr Gebietsumfang vom 1- Au-
1314, ohne das; damit der
^'bttng d-rr Friedens-Verträge
wird, in 38 Verhältniswahl-
eise eingeteilt, in denen nach der Einwohner-
ie 6 Hg ig Abgeordnete zu wählen soin wer-
Die Wahlen fallen, vorbehaltlich der Lu -
'M mung her «n iS. Dezember 1918 zusam-
entretende« Reichsversammlung der Arbeiter-
'fd Soldatenrätr Doutschlands am IS. Februar
stattfindsn. Das Reichswäülgesetz und die
'Msshörige Wahlordnung werden morgen im
^chmeseMakt verkündet werden.
ch «- S
3ur Annghvde der Verordnung über die Wahl
^rsaiinnggebenden lli at io na l Versammlung durch
. n Raj der Volksbeaustragte.n schreibt der Vor-
artg: Der für das Schicksal des deutjchen
'»ckeZ tief bedeutsame Beschlust ist nach längerer
Jalung und lebhafter Debatte aefastt worden.
o.s Zentral - Versammlung der Ar-
.'?er- u?d Soldatenräte dem Beschlust der
...Haltung beitrcten wird, kann nack den vor-
-ssnden Berichten aus dem Lande gar nicht
Zweifelt werden. - Im Berliner
blatt heistt es: Dieser Beschlust wird aut
' L'-la-mt« ooliKfche und Mirtsckmtslebeu. das

Am Vorge^hi^te öes Krieges

Die deutsche Note an die Entente
Berlin. 29. Nov. Die deutsche Reaieruna
übermittelte durch Vermittlung der Schweizer Re-
aiernrir folgend« Note an die englische, fvannösticke.
belgische, italienische und amerikanische Rsaieruim:
Für die Herbeiführung des Welt-
friedens, für die Schaffung dauern-
der Sicherheit gegen künftige Kriege und
für Vie Wiederherstellung des Ver-
trauens der Völker untereinander erscheint es
dringend geboten, die Vorgänge, die zum Kriege
geführt Haven, bei allen kriegführenden Staaten
in allen Einzelheiten auszuklären. Ei» voll-
ständig wahrheitsgetreues Bild
der Weltlage und der Verhandlungen zwischen
den Mächten im Juli 1914 und die Schritte,
welch« die einzelnen Regierungen in dieser Zeit
unternommen haben, könnte und würde viel dazu
beitragest, die Mauern des Hasses uird der Mist-
deutung niederzureistei!. die während des langen
Krieges zwischen den Völkern errichtet worbe'
sind. Eine gerechte Würdigung der Her-
gänge bei Freund und sr-ind ist die Vorbeding-
ung für die künftige Versöhnung der Völke-
die einzig mögliche Grundlage für ei-en dauern-
den FriÄ»e« und für «'-en Bund der Völker. Die
deutsche Regierung schlägt daher vor, dast ei»
neutrale Kommission zur Prüfung der
Frage der Schuld am Kriege eingesetzt werde, die
aus Männern bestehen soll, deren Charakter und
politische Erfahrung einen gerechten Ur-
teilsspruch gewährleisten. Die Regierungen
sämtlicher kriegführenden Mächte müsste« sich be-
reit erklären, einer solchen Kommission i h r g e-
samt es Ur ku n d e n m a teri al zur Verfü-
gung zu stellen. Die Kommission soll befugt
sei«, alle jene Persönlichkeiten zu vernehme«, die
zur Zeit des Kriegsausbruchs die Geschicke der
einzelnen Länder bestimmt haben, sowie alle
Zeugen, deren Aussagen für die Beweisführung
von Bedeutung sein könnten.
Nachdem Kurt Eisner iene bayerischen Doku-
mente. die Deutschlands Schuld am Ausbruch des

Weltkrieges ^beleuchten, der OMentlickkeit überge-
ben bat. ist die Forderung unseres.Auswärtigen
Amtes nack Einsetzung einer neutralen Kommis-
sion Ntr Untersuchung der Scku'ldskaae nur zu be-
ar.iitzew. Fraglich bleibt es nur. ob unsere Feinde
der nsuien deutschen Einladung folgen wetden. Sie
wollen offenbar ein allein schuldiges Deutschland
vor das Weltforum zerren, um ibm desto besser
einen Gewaliirieden auserlesen zst können.
Aeutzerungen des Kaisers
Der irübere Berichterstatter der ..Kölnischen Zei-
tung". Vrof. We ans r. Latte zrm Taas vor der
Kieler Revolution eine dreiviert,slstündiae Unter-
baltumla mit dem Deutschen Kaiser, in der
diäter erlklärtze. die aanze V 0 litik der letzten
Wochen vor dem Kriegsausbruch fei von Betb-
mann und Zaaow allein aeinackt worden.
„Ich musste nichts mehr davon. Sie haben nrich
durchaiks «egen meine« Willen nach Norwegen ge-
schickt. Ich wollte die Reise Nicht -machen, da die
GcGanntheit der Lage nach der Ermordumg Fram
FendinaNds auf der Hand lag. Indessen erklärte
oer RezchBamler: „Majestät müssen die Reffe an-
treten, um den Frieden zu bewahren. Wenn Ma-
jestät hier bleiben, dann gibt esstficher Kniog, rmd
die Welt wird Eurer Majestät die Schuld daran
zuschieben." Daraufhin bin ich abasraist und halbe
während der ganzen Zeit keine Nachrichten mehr
über die Vorgänge erhalten. Nur aus den vor
wegischen Zsitungsn erfuhr ich, was in der AMt
geschah, so auch von dein Fortgänge der 'russischen
Mobilmachungsvorüereitungen. Ms ich von dem
Auslaufen der englischen Flotte hörte, bin ich auf
eigens Faust zurückgekehrt. Beinahe hätten sie
in ich abgefang en."
Mit Bezug auf Rustlands Haltung er-
klärte der Kaiser. „Gewollt und erzwungen hat
den Kries die russische Kriegspartei am Hofe. Die
VorbsreitunBSn singen Lis ins Frühjahr 1914 zu-
rück. Ms sibirischen Regimenter wurden etavpen-
roeHs nach dem Wfften gezogen. In Wilna erhiel-
ten sie plötzlich scharfe Patronen, und es w'rl"
ihnen eröffnet, nun gebe es los. Tatsache ist, dast
Kis russischen Truppen schon vor der Krien'-
erklärt! n a unsere Grenzen übenschrittsn baibsn."

unter der gegenwärtigen Diktatur völlig gelähmt
war, eine befreiende Wirkung ausüben.
Die augenblicklichen Eewaltverbältnisse bekommen
den Charakter eines festbegremten Provisori-
ums. Das Reich, das infolge der allgemeinen
Unsicherheit M zerfallen drohte, wird wieder zu
einem seminsamen politischen Handeln aufgeru-
einem gemeinsamen politischen Handeln aufgeru-
sätzen der - Demokratie selbst über fein künftiges
Geschick zu entscheiden.
« » «-
Der V a rte iau ssck un der kazialdemakratt-
icken Vartei Deutschlands, der am Donnerstaa in
Berlin getagt Latte, bat einstimmta folgenden Bs-
scklun aetastt:
Für Vie politische Gleichberechtigung
aller Volksgenossen bat die deutsche Soztwldsmo-.
kvatis feit einein halben Jahrhundert gekämpft.
Indem dis Partei ihre Entschließung ausspricht,
die Erruingenschafisn der Revolution gegen alle
gegenrevolutionären Bestrebungen bis aufs letzte
zu verteidigen, wendet sie sich zugleich mit
Entschiedenheit gegen alle, welche dem deutschen
Volks das Selbstbestimmungsvecht vorenthalten
wollen, sei es auch unter dem Vorwand, es durch
die Diktatur gegen feinen eigenen Millen beglücken
zu wollen.
Die sozialdemokratische Partei so dert die schleu-
nigste Einberufung der Nationalversammlung. Sie
ist jeden Tag bereit, dem Volke über ihre bisherige
TätWett Rechenschaft zu geben und erwartet mit
Zuversicht sein Urteil. Dis Genossen im Reich wer-
den aufMordert, für dis Mleun i-ste Einberufung
der Nattonalversammlung zu wirken und durch
rastlose Aufklärungsarbeit den S'«g
der Demokratie und des Sozialismus zu sichern.
Die Anssvrache ergab, dast in dieser Anaelegenheii
in der Bartel "b- -r-a'-vt k «t n e Ms in n ngs»
v e rsch i ed e n b e i i e n bestehen. ..

Die liberale Einigung
Stuttgart, 23. Nov. Der gsschäftsfüHvenkse Aus-
schich der natiönalliberalen (Deutschen) Partei
Württembergs hat im Verfolg des ichm durch
die Bertreterversa-nrmlung gewordenen Auftrags,
die Einigu-izg der liberalen! Parteien herbeizufüh-
reir, den. B e i t r i t t der wür t t e mb e r g i s ch e n
natiönalliberalen Partei als Gesamtheit zu
der neuen demokratischen Partei be
schlossen.
Die Verhandlungen in Karlsruhe
sind entgegen der gestrigen Meldung des Hei. Vel-
ber g er Tageblattes noch nicht rum Ab -
schlnsz gelangt. Die letzte Entscheidung wird,
soweit Vis natioualliberäle Partei in Betracht
kommt, der Engere Ausschust tröffen, der 'morgen,
Sonntag Mittag 1 Uhr im TiergartenHotel in
Karlsruhe Zusammentritt.
Bon der NanteileituiM der FarMr Volksvartsi
wird -mitaetsklt. dast die Verband-lunaen auf Er-
sucksn der Natiönalliberalen Vartei stattoefund"n
backen. Dis KortiHr. B"kksvartsi Laibe dabei kei-
nen Zweifel d-nNer aelasten Vast eine reine Ver-
sckmslzuna del Heiden Varteien in Baven von ibr
abvelsbnt wenden mülle, vielmehr, dast ein anderer
Wra ackiuckt werden iollte. um zu dem. non der ua--
tionalKbevalen Vartei an"-lltrebten Eraebuis Zu
aslanaen. Ais ei» stckcker Wea wurv» Ls-' Eintritt
der niMonalllb. Vartei in v-e n>s'',earn."vete De-
"ookrakUcks Partei unter bestimmten Vorbehalten
bc'-eicknet.

General Fritz v. Below ck. Am 23. November
starb auf der Durchreise in Weimar der General!
der Fnfanisris Fritz v. Below, der. im Fried"«
zuletzt kommandiereiüder General des 21. Armae-
korvs. wäbre-uv des ^ls ste«n-'rber M-trer
einer ktoS''e^aruuue im. in den
HeresbericktE rühmend erwMmt wurde. -i

Der Auszug der Badener
aus der Sitzung des Grost-Mrliner Soldatsn«
rates ist ein erfreulicher Beweis dafür, wie stark
der realpoliiische Sinn unserer Landsleute, die
noch den feldgrauen Rock tragen und Delegierte
der badischen A.- und S.-Räte sind, entwickelt, ist.
Die Zsustänve in Berlin werden nachgerade him-.
melschreiend. Man hätte eigentlich annehmen
sollen, Vast man eines von dem russischen Revolu-
tionsvorbild nicht übernehmen würde: das viele
und endlose Reden. Es wird geredet, geschrien
und abermals geredet bis ins aschgraue- Das
Nichtoertrautsein mit einer pavlanrentarischen Gs-
schästsordnung erschwert noch dazu die Verhand-
lungen. sodast ein überaus unsrauicklicher Eindruck
bestehen bleibt. Ganz besonders erbärmlich aber,
sind die Enthüllungen Wer die Wirtschaft,
im Vollzussrat, aus denen stch ergibt, dast dort,
eine allerliebste Betterles-Wirtschaft eingerissen-
ist. Dis Germania hat dieser Tage schon darauf
aufmerksam gemacht, dast dis Mitglieder des Boll-
zugsrates außer ihrem Gehalt jährlich 20 000 ML,
Aufwendungsentschädigung beziehen. Die Voten,,
die für Botengänge in der /Stadt bestimmt sind,
haben den Titel „Kurier" erhalten und begehen
ein tägliches Einkommen von SO Mark. Konto- -
rWinnen erhalten 35 bis 40 Mark pro Tag! Ein'
gewisser Gebhardt hat es zustande gebracht,, seine
ganze Verwandtschaft in Stellen um sich herum
unterzubringsn. Es finden stch unter den Ange-,
stellten fetzt sein Schwager, sein Onkel, fckin».
Tante, eins Kusins und ein Vetter. Weiter wird,
mitgeteilt, dast einzelne Zivilloitsr der Polizei-!
wachen sich höchst eigenhändig ein mehr als aus-
kömmliches Gehalt bewilligt hüben.
Man kann die Entrüstung der Soldaten Wer
eins derartige Korruptionswirtschaft durchaus-
verstehen, und es liegt tm eigensten Interesse der
Sozialdemokratie, wenn sie mit derartigen
Zuständen sobald wie möglich auf-
räumt und auch alle Elemente von zweifelhaf-
tem Ruf aus den Posten, in die sie fick hinein ge-
drängt haben, entfernt. Weiter wird auch von
Tag zu Tag die Frage brennender, wie denn ev-
gentlich Vie Kosten für die augenblicklichen Re-
gierungsstellen aufgebracht werden unh über sie
Rechnung gelegt werden soll. Dem früheren
Regims ist, zum Teil mit Recht, der Vorwurf ge-
macht worden, dast der Verwaltungsavvarat viel
zu umfangreich und kostspielig sei. Wie will man.
aber die fortgesetzten laufenden Ausgaben für Re"
gisrunM,eamte, A- und S.-Räte. Bolksw-chren
usw. verantworten ohne genügende Deckung? Die
.Soldsrhöhungen für die Truppen begrasten auch
wir, aber es ist doch mehr als charakteristisch,
wenn ein Mann wie Molkenbuhr vor der ufer-
losen Steigerung warnt, da die ALehrkosten stch
binnen weniger Wochen auf oineinhalb Milli-
arden belaufen würden. Reichsschatzsekvetär
Schisser hat bsi der Neichskonfersnz am Anfang
dieser Woche seine warnende Stimme erhoben und
darauf hingewiesen, dast unsere ganze Fl-
nanzwirtschaft ins Wanken gerät, wenn
nicht endlich eine Kontroll-Instanz geschaffen
wird, diese Kontroll-Instanz aber ist die Natio-
nal - Versammlung und wenn die Quer-
treiber in Berlin nicht wollen, dast unser jeglicher
Kredit namentlich des Auslands. — und den
brauchen wir zum Wiederaufbau unserer Wirt-
schaft blntnotweudig, entzogen wird — so must,
allen Widerständen zum Trotz, endlich dis Einbe-
rufung der National ° Versammlung erfolgen,
wenn sie sich nicht selbst der Gefahr aussetzen wol-
len, dast sie später für das Chaos und Anarchie
verantwortlich gemacht werden.
Es ist uns überhaupt unverständlich, dast man
sich, in Berlin anscheinend über dis furcht-
baren Gefahren, die uns drohen, nicht r m
klaren ist. Was soll dieses ewige Suchen nach
Gründen dis National-Bersaiumilung zu verschie-
ben? (Der neueste isst der von den Unabhängi-
gen aufgebrachte, dast man erst die Heimkehr
der deutschen Kriegsgefangenen abwarten'
müsse, eins unmögliche Forderung, da ja c>'^
Hoimsendungon der Kriegsgefangenen erst nach
dem Friedensschlust erfolgen kann und dieser nur
mit oin-er auf Grund der iNationalberfaiiirinlung
entstandenen Regierung zustande kommen kannst
Sie must kämmen, und zwar so bald wie möa-'
ltch, wenn wie die beiden Hauptersordernisse un-
seres künftigen Lebens erlangen wollen: Frie-
den und Brot.
WNch, ein trostloses Bild bieten auch die ewi-
gen Erörterungen über Vis Sozialisierung der Be-
triebe, wobei dis konfusesten und unsinnigsten
Theorien entwickelt werden. Mit der Verstaat-
lichung oder Enteignung allein ist es doch wirklich
nicht getan, und mit Recht weist sogar dis „Frei-
heit," das Organ der Unabhängigen, darauf hin.
dost der alte Bebel einmal bervorgeboben hat
„Wo kein Profit, ranckt kein Schornstein". Wie
denken sich denn die Berliner Tbeerrtiksr do-, -n
. asytl-jch wi" dsy heimkebrenden Fs^dgrauen
i jeder einen Arbeitsplatz und Verdienst bekommen
 
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