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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Lindenberg, Paul: Die Osteria auf der Berliner Jubiläums-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0070

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Äußere Ansicht
Die Ofteris auf der Berliuer IuüilÄums-Ausftelluug.
von Paul Lindenberg


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WW'


Relief

-^rnst ist das Leben, heiter die Kunst! — ein alter Spruch, der
freilich nicht immer auf die Wirklichkeit anzuwenden ist, denn häufig
muß es lanten „anstrengend die Kunst", Nicht nur fiir den fchaffenden
Künstler, auch für den Kunstfreund, der mit Liebe und Berständnis die
Werke des Pinsels nnd Meißels, der Radiernadel und des Bleistiftes be-
trachtet, der nicht bloß flüchtig die Sale der Ausstellungen durchwandert
und in dessen Gedächtnis die Erinnerung daran nicht wie ein müchtiges
Farben-Kaleidoskop haftet, sondern der den oft zurückgelegten Weg immer
von neuem gern beschreitet und ftets neuen Genuß empsindet, vor allem
an seinen Lieblingsplätzen, vor einzelnen Werken, die ihm wert nnd teuer
geworden sind, gerad als wären sie Stücke seines eigensten Schaffens,
Anstrengend freilich ist eine derartige Kunstbetrachtung, das merkt man so
recht auf der Jubiläums-Kunstausstellnng, wenn man längere Zeit hinter-
einander ihren reichen Schätzen gewidmet; endlich wünfcht man sich doch
wieder hinaus, sehnt sich nach flimmernden Sonnenstrahlen, nach blauem
Himmel, nach frischer Luft, nicht zuletzt auch nach einem lauschigen Er-
holnngsplätzchen, von woaus man, nachdem man so lange die farbigen Ab-
bildungen der Menschen und der Natur betrachtet, die rauschenden Wogen
des mannigfachen Lebens und Treibens innerhalb des Ausstellungsparkes
an sich vorüberziehen lassen kann, Und zu einem solchen Ruhepunkt winkt
uns verlockend das wohlbekannte Malerbanner hin, welches lustig und lustig
von einem originellen kleinen Gebäude herabflattcrt, von der Osteria des Vereins
Berlmer Künstler, von der „Sommer-Wohnung" aller „hiesigen wie fremden"
Maler und Bildhauer, Zeichner und Radierer, Kunstfreunde und — Kunstfexe!

„Tretet ein, auch hier sind Gölter
Ausgestellt und angemalt,
Daß vom Saft der Farbenpötter
Unsre Künstlerkneipe strahlt.

Sollt' auch nicht im Kataloge
Unser klassisch' Dreieck steh'n,
Wird die Fremdenvölkerwoge
Doch es mit Bewund'rnng sehn'

heißt es auf dem mit einem flotten Aguarell geschmückten ersten Blatte des in der Osteria ausliegenden Erinnerungs-
Albums, und der Dichter, Julius Wolff, sollte Recht behalten, denn das seltsame, anheimelnde Gebäude, welches
sich nur schwer in eine Rubrik der Baukunst einreihen läßt, übt auf die Besucherscharen eine große Anziehung
 
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