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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Jahresausstellung im Wiener Künstlerhause
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Pecht, Friedrich: Gottfried Neureuther: geb. 22. Januar 1811 - gest. 12. April 1887
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Pecht, Friedrich: Unsere Bilder, [20]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0305

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2ss Iahresausstellung rc. von A. v. vinceuti — Gottfried Neureuther h — Unsere Bilder. vom kferausgeber

Mehoffer, Trentin und dem MünchenerRein ike, sowie
anf Maroks Landschcifts-Zeichnungen einen Blick geworfen,
dann ernbrigt uns fnr dies durch räumliche Verhältnisse
des Blattes leider so knapp gebotene Resumee nnr noch
ein Wort über die Plastik, welche ani hervorragendsten
durch die so anmntigen Statuen Benks („Venns" und
„Pallas") für das neue Bnrg-Theater, die beiden Pracht-

Hochreliess von Weyr („Sappho", „Traum ein Leben")
für das 'Grillparzer-Denkmal, das Kaiserstandbild von
Zumbnsch für die neue Universität und die reizvollen
Büsten Tilgners vertreten erscheint. Wie viel Vortreff-
liches wäre noch zn nennen und zu besprechen! Leider
— wird mir keine Zeile mehr bewilligt.

Gottfried Neureuther
(geb. 22. Ianuar <8zi, f >2. April z88?)
vom Uerausgeber

/«l^rst vor wenigen Wochen haben wir nnsere Leser
>>»- mit dem eben vollendeten Hauptwerk dieses vorzüg-
lichen Baumeisters bekannt gemacht, und heute fällt
nns bereits die traurige Pflicht zu, ihm einen letzten Nach-
ruf zu widmen. Haben wir uns damals schon über die
Stellung ausgesprochen, lvelche er in der Entwicklnng der
Münchener Baukunst einnimmt, als der Künstler, welcher
die italienische Renaissance da erst durchgesetzt, die Ein-
führung der dentschen angebahnt habe, so bleibt nns heute
als Ergänznng des damals Gesagten nur übrig, Nachricht
über den Lebenslauf des dahingeschiedenen Meisters zn
geben.
Neureuther war der Sohn cines Maler-Architekten
und Bruder des bekannten Malers und Jllnstrators Eugen
Neureuther. Jn Bamberg aufgewachsen unter den herr-
lichen Bauten dvrt, zeichnete er von früh an uach den-
selben und Ivußte es vou allem Aufaug nicht anders, als
daß er Architekt wcrdeu wolle. Ebenso eignete er sich
daher auch mit Vorliebe in den Nebenstunden die Kennt-
nis der klassischen Knnst des Altertums an. Schon mit
l6 Jahren trat er dann in ein Baubureau ein, und
lernte dort das Handwerk seiner Knnst kennen. Tann ging
er nach München, um sich das Gymnasial-Absolutorinm zu
erwerben und kam 1829 in die Bauschule zu Gärtuer,
desseu Gunst er aber trotz seiner hcrvorragcnden Besähigung
bald dnrch seine Borliebe für die hellenische Bankunst vcr-
scherzte. lllachdem er die Prüfungen als Architckt und
Jugenienr mit Anszeichnnng bestanden, kam er nach Würz-
bnrg, wo er dcn Einfluß des ausgezeichneten dlrchitekten
Gntensohn erfuhr, für desseu mit Knapp herausgegebenes
Werk über die Bankunst er noch vicl zeichnete, als er
endlich 1836 mit eineni Staatsstipendinm nach dem lang
ersehnten Jtalien kam und dort erst im Studinm von
Palladiv nnd Sammicheli, dann von Bramante nnd Pernzzi
in Rom anderthalb glückliche Jahre verbrachte. Sie wurden
bestimmend für seine Richtung und ließen ihn selbst nicht er-
matten, als er uach seinerRückkehr zunächst acht Jahre lang in
der Rhön, dann in Ansbach, Gunzeiihausen und Nürnberg als

Eisenbahnbaukondukteur verbannt blieb. Erst 1845 ward
er nach München bernfen, aber auch jetzt nur um Bahn-
höfe nach Gärtuer'schem Schema baueu zu müssen. Erst
nach des Allmächtigen Tode gelang es ihm endlich
noch 1850 den Würzburger Bahnhof zu einem kleinen
Meisterstück in der damals im rvmantischeu Müncheu arg
Verpvnten Renaissance ausführen zn dürfen. Das dlnssehen,
welches dieser graziöse Bau machte, bewirkte seine Er-
nennung znm Profcssvr der Hochbaukunst am Münchener
Polytechnikuui, wo sich uun alsbald eine große Schule um
ihn versammelte, auf die er durch seiue außerordentlich ge-
diegene Bildung und sein Lehrtalent ungeniein günstig
einwirkte, so daß der ganze llmschwnng in der Münchener
Banknnst, der nach Kvuig Maximilians Tode eintrat, nnf
ihn zurückznführen ist. Denn solnnge die Herrschaft des
„neneu Baustils", dieser nnglücklichen Forffetzung der
herrschenden Romantik, danerte, gelang es ihm trotz der
Überlegenheit seines Tnlents nicht, einen größeren Ban zu
bekommen. Erst dann ward ihm das Polytechniknm und
nach 1870 die Akademie übertragen, die er mit so epoche-
machender Feinheit ausgeführt hat: Obwohl ihm nnn,
überzengungstren und weit entfernt von der Geschmcidigkcit
anderer, wie er es war, niemals die Aufmerksamkeit irgend
eines der Regcnten, die sich in dieser Zeit in Bayern folgten,
zn teil ward, so ist er dvch der weitaus einflußreichste
Architekt dieser Periode gewvrdeu uud die allgemeiue
Hochachtung mußte ihn für die versagt gebliebene Fürsten-
gnnst enffchädigen. klneigcnnützig, schlicht nnd charakteiffest,
von einer ' Berufstreue ohnegleichen und voll glühender
Begeisternng für seine künstlerischen Jdeale, dabei ebeuso
zärtlicher Familieuvater als eifriger deutscher Patriot war
er von allen geliebt, die ihm näher standen nnd iu der
Lage wareu, deu Reichtum seiues Geistes, die Gründlichkeit
seiner Bildung, die llnabhängigkcit scines Charakters kennen
zn lernen. Ebendeshalb hing anch die Jugend mit Be-
geisterung an ihm und machte seine Wirkung zu einer so
nachhaltigen ivie sie kanm je ein Münchener Baumeister
gehabt.

Anfeve Mitöev
vom kieransgeber

ie sich doch mit der Zeit die Auffassung JtalienS
nnd der Jtalieucrinncu geändert hat! Seit erst
Goethe, dann Corinna und endlich George Sand Land
nnd Volk mit dem Zanber ihrer Sprache in goldenen
Schimmer gehüllt, es znm Sitz des Jdeals aus Erden
erhoben haben, seit dann vollends Leopold Rvbert nnd

Winterhalter aus jeder Jtalienerin eine Venus von Melos
oder dvch von Medici machtcn, hatte sich diese Auffassung
so in dcn Köpfen der iibrigen Europäer festgesetzt, daßüie
sich selbst durch den Augeuschein samt seinem Schmutz nnd
seinen Lumpen nicht von derselben abbringen ließen. So
mußte denn jedes weibliche Wesen von Trient bis Palermo
 
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