Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 2.1886-1887

DOI Artikel:
Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten -Kunst-Literatur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9417#0408

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
320

Vermischte Nachrichten — Kunstlitteratur und vervielfaltigende Äunst — l)om Äunstmarkt

der Malklasse entlassenen Schüler in auswärtige Ateliers gingen,
hätte die Schlutzfolgerung nahe gelegen, daß eben die Schüler das
bei Pohle Erlernte höher schätzeu, als die Dresdeuer Atelierschule.
Daß auswärtige Prosessoren mit Pohles Schülern — und es sind
die schlechtesten nicht, die Dresden den Rücken kehren —, gute Erfolge
erzielen, ist natürlich für diesen ein die Lust, in Dresden weiter
zu lehren, lähmendes Bewußtsein/ Fiir den Eingeweihten wird
es wohl auch ohne obige Ervrterungen unschwer zu erkennen gewesen
seiu, aus welchem Lager die mehrerwähnten Euthiillungen kamen.
Mögen Sie, verehrter Herr Redakteur, um der zu Jhrem Grund-
satze gemachten llnparteilichkeit und der guten Sackie willen diesen
AÜsführnngen, deren Zweck es ist, Mißverständnisse zn verhüten,
einen Platz nicht verweigern.
Mit vorzüglicher Hochachtung
der Jhrige
G. E. Node
VIN Einer Anzahl von Künstleni, welche sich um die vor-
jährige Jubiläuinsausstellung in Berlin besouders verdient gemacht
haben, ist seitens der Berliner kgl. Akademie der Kiinsie ein Ilnerken-
nungszeichen in Gestalt einer Medaille übersandt wordeir Dieselbe
ist von Prof. Fritz Schaper modelliert. Auf der einen Seite sind
die Portrnts König Friedrichs des Großcu und unseres KaiserS
uebst den Jahreszahlen 1780—1886 in der Umschrist „Jnbiläum
der Akadem. Kunstausstelluiig"' angebracht, auf der anderen thront
über ihren Jnsignien die allegorische Gestalt,der „Kunst" nrit
einem Lorbeerzweige in der Rechten.
— Der Königin von England hat das dentsche
Kaiserpaar am Tage der Jubiläumsfeier iu London durch Se.
Kais. Kgl. Hoheil den Kronprinzeu ein Doppelreliefporträt der
kaiserliche» Majestäteu überreichen lassen. Die lebensgroßen
PorträtS siud iu Medaillvnform in eiue etiva IXlVi^ messende,
von einem reichverzierten Nahmen aus licht - blauem Marmor
umschlossene Platte aus gleichem weißen Material eingelassen und
ein Werk des Bildhauers Professor Kopf in Nom, welcher sich
des völligeu Beifalls seiner Besteller zu erfreuen hatte.
ist Jm Miinchener Nathause hat jetzt das neue Bild Ernst
Ziininermanns „Die "Anlage ves Türkengrabens bei München"
Aufstellung gefnnden. Verständlichkeit der Situation uud küiist-
lerische Durchführung zeichnen diese neue Schöpfung des nüt
Recht geschätzten Historicnmalers gleichmüßig aus.
Ps Ein dauerndes Erinuerungszeichen an die vom Verein
für Kunst uud Litteratur in Nlainz kürzlich veranstaltete ?lus-
stellung vou Bildern aus Mainzer Privatbesitz ist der vvn
I)r. Velke versaßte, hübsch ausgestattete Katalog, der ea. 300 Bilder
älterer und ncuerer Nleister aufzählt.
** Berlin. Die Adresse, welche der Geueralkonsul des
Britischen Neiches m Berlin, von Bleichröder, der Königin von
England zum fünfzigjährigen Regieruugsjubiläum überreicht hat,
ist von E. Döpler d. I. in figurenreicher Gouache-Malerei auf
Pergament ausgeführt.

Kunstlittrrsiur uud vervielfültigende Runst
** Handzeichnungen von Gottfried Schadow.
Herausgegeben von der kgl. Akademie der Künste iu Berlin.
lBerlin, Paul Bette.) Je mehr sich die Bildhauerkunst in Berlin
unter Reinhold Begas' Führnng zu einem freien Anschluß an
die wirklichen Formen der Natur hindurch gearbeitet hat, desto
mehr lernt sie den Wert desjenigen Mannes schätzen, der vor
hundert Jahren die in ganz Deutschland zur Manier erstarrte
Plastik wieder zu einer unbesangenen Beobachtung der Natur
zurücklenkte und dadurch zum Begründer der gefeierten Berlmer
Bildhauerjchule geworden ist: Gottfried Schadow. Was
Schadow geleistet hatte, indem er zum erstenmale dem Volke
seine Helden in ihrer wirklichen Gestalt und Kleidung im Denk-
mal vor Augen sllhrte, wurde vergessen, als die Griechenschwttr-
mer soforl nach Beeudigung der Freiheitskriege uuter Schiukels
Fiihrung das ganze Kunsrleben in Berlin zu beherrschen begannen.
Schadow war diesen Männern zu realistisch, nnd selbst Rauch
würde von Schinkel zu Gunsten eines Friedrich Tieck in den
Hintergrund gedrängt scin, wenn der Hof nicht deu Schöpfer des
Denkmals der Königin Luise gehalten hätte. Auf diese Weise
geschah es, daß Rauch unseren Klassizisten zum Trotz seinen bei
Schadow erlernten Realismus, nur uneudlich gemildert, in jener
stattlichen Reihe von Denkmälern preußischer Feldherren zur

Herrschast bringen konnte. Jetzt, nachdem sich die jungen Rea-
listen von der befangenen Naturauffassung Rauchs und seiner
Schule losgelöst haben, ist auch Schadows Name sein alter Ruhm
zurückgegeben. Einen gnten Teil der Hauptarbeit seines Lebeus,
seine Zeichnungen, bcwahrt die Berliner Akademie. Bei Gelegen-
heit der Jubiläunis-Ausstellung ist dieser Schatz gesichtet und
zur öffentlichen illusstellung gebracht worden. Der Senat der
Akademie hat diese Veranlassung benutzt, um eine Auswahl von
54 dieser Blätter in Lichtdruck zu vervielfältigen, und das so
entstandene Prachtwerk deni Ehrenpräsidenten der Jubiläums-
ausstellung, dem deutschen Kronprinzeu, zu widinen. Der von
Eduard Dobbert verfaßte Text gibt ein klares Bild von
Schadows Lebens- und Bildungsgang, sowie seiner Stellung
innerhalb der geschichtlichen Eiitwickeluug. Ein Drittel der Blätter
ist in den Farben der Originale nach dem bewährten Farben-
Licht-Druckverfahren von Frisch in Berlin ausgesiihrt. Ein
Vergleich mit den Originalen zeigt, mit welcher Treue das ge-
naniite Verfahren bereits zu arbeiten im stande ist. Die Blätter
euthalten zum Teil Studien zu den ausgeführten Werkeu
Schadows; so zeigt die von uns abgebildete Darstellung der
Übergabe der Festung Schweidnip an die Preußen, eiue Studie
zu den Reliefs am Denkmal des Geuerals Tauenzien in Breslau.
Sehr auziehend sind ferner die zahlreichen Porträts, meist von
bekaiiuten Berliner Persönlichkeiten, ferner Schadows Zeichnungen
uach verschiedenen Bölkerrassen, ferner einige uichtauSgeführte
ideale Entwürfe. Die Auswahl ist so getroffen, daß jeder für
den Meister charakteristische Zweig scines Schaffens vertreten ist.
Die Akademie hat durch die würdige Herausgabe dieser Blätter
ihrem langjährigen Direktor das ehrenvollste Denkmal errichtet.
^V-^. Neue Kupferstiche. R. I. Arendzen hat eiue
Radierung in dlmsterdam vollendet, die zu den hervorragendsten
Kunstwerken dieser Gattung zu zähleu ist. Ju einer Stichgröße
vou 65X49 cin. hat er ein Gemälde Rembrandts auf die Kupfer-
plntte mit einer Meisterschaft übertrage», die ganz seines großen
Vorbildes würdig ist. Wir erblickeu eine echt holländische Patrizier-
frau, Eliznbeth Jakobs BaS, die Witwe des Admirals Jochem
Hendrik Swartenhont, in Kiiiestück mit weißem Kopftuch, breitem
Mühlkragen und pelzveibrämten Oberkleid, beiüe Hände vvr sich
über einander gelegt. Die Radieruug macht er in weiten Kreisen
bckannt, was den Kliustfreuiiden gewiß sehr willkommeii sein wird.
— Prof. R. Trossien brachte eiiieii fein ansgesührteu Stich:
„Jm Witweuschleier". So anspruchslos die Darstellung ini ersteu
Slugenblick erscheint, so rasch uud auhaltend gewinnt sie die Gunst
des simiigeii Beschauers. Wir sehen ein ganz jugendliches Mädcheu-
gesicht in edelster Form, mit feinsteni Ausdruck. Die Unterschrift
reizt uus zu näherer Betrachlung und da ist unschwer ein leiser
Schmerzeiiszug zu eutdecken. Wir koniiuen aber zu keinem eigent-
lichen Mitleid, denn vor diesem Frohsinu, der sich auf der Stirn
lagert, im Auge zittert, wird der Schmerz nicht lange stand hallen.
Das Gemälde, von F. vou Defregger gemalt, befiudet sich im
Museum zu Königsberg. Hier war Trossien als Lehrer 35 Jahre
thätig, siedelte aber in der Neuzeit nach Berlin über.

Vom Runstmark!
— Bouchers berühmtes Porträt der Mad. Pompadour
wurde bei der Versteigerung der Galerie Lonsdale in London
mit 20l,200 Mk. bezahlt. Der Kaufer soll dem Vernehmen
nach Lord Rothschild sein.
vm Berlin. Als Erlös der im Auftrag der kgl. Mu-
seumsverwaltung versteigerten Kunstgegenstände konnte Rudolf
Lepke an dieselbe rund 55,000 Mk. abführen. An dieser Sunime
partizipiereu die Gemälde, deren größter und wertvollster Teil für
hiesige Privatsammlungen angekauft wurde, mit nicht ganz
25,500 Mk.
— Bei einer Versteigerung moderner Bilder durch R. Lepke
in Bcrlin brachten am 24 Mai: Eschkes „Pannaeii-Bay in
South-Wales" 1850, Ziems „Allee in einer französischen Stadt"
1210, Koekkoeks „Waldlandschaft im Winter" 960, Ed.
Hildebi andts „Gosausee nüt dem Dachstein" 935 und ein
kleines Pastell von Passiui „Veilchenhündlcrin" 700 Mk.
Dcdaktionsschkutz dicses Keftes: 2. Auki — Ausgabe: 16. Iuti.
Bnhult des ZwüNZlgtteN ^eftesi Lert: H. Hetferich. Reisebrief —
Oklü Brandes. Ler Pariser Salon'i887 (Schluß) — Uuscre Bilder —
Kuustiwtizcu rc. — Mitdcrbeitagen: Bcrnhard Plockhorft, Kampf des
Erzeugcls Michacl mil'dcin Salau um den Leichnam Mosis — KarlLudwig,
Frühliug im l.«schnipthal — I. Jimcnez y Aranda, Unfall beim Stier-
gcfecht — Otto Gebler, Auf dem Heimwcge.

Redigiert unter verantwortlichkeit der verlagsanstalt für Runst und IVissenschaft vorm. Fr. Bruckmann (vorstand: A. Bruckmann)
Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München
 
Annotationen