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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Personal- und Ateliernachrichten - Vom Kunstmarkt
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Heilbut, Emil: Das Museum von Montpellier
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0023

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Personal- und Ateliernachrichten — Das

Jahresausstellung eine Medaille bekam. Hingegen hatte er mehrere
Schülerinnen herangebildet: Frau Tina Blau-Lang, die Witwe
unsres unvergeßlichen Schlachtenmalers, dann Frau Olga Wisinger-
F-lorian, Marie Egner, Schindler war nicht Akademieprofessor,
leider, denn er wußte zu begeistern. Wenige unsrer Maler be-
sitzen eine so feine Knnstempfindung, wie sie der Verstorbene
gehabt und wissen ihr Empfinden in so überzeugende Worte zu
kleiden, wie Schindler es wußte. Um ein Kunstlehrer im höchsten
Sinne zu sein, muß man den Glauben an die Kunst haben,
nicht nur an sich selbst. An Selbstkult werden Akademien zu
Schanden, das gilt für bildende Kunst wie für Schrifttum. llsei;

— Gestorben. Am 30. August zu Partenkirchen der
Maler und Bildhauer Professor Ferdinand Barth im Alter
von noch nicht 50 Jahren. Der Künstler hatte zuerst unter

Museum von Montpellier, von Helserich tl

Kreling in Nürnberg studiert, dann bei Foltz und Knabl in
München und trat schließlich in die Piloty-Schnle der K. Kunst-
akademie ein. Als Schüler der Akademie erwarb er sich den ersten
Preis und wurde später auf Ausstellungen in Wien und München
prämiiert. _ VW-O

Vom Kunstmarki

— München. Am 26. und 27. Sept. versteigert die Kunsthand-
lung von I. M. Heberle (Köln) in München die innere Aus-
stattung des Ateliers und der Wohnung des Malers Ferdinand
Wagner in München. Ein mit zahlreichen Lichtdrucken ausge-
statteter Katalog ist erschienen.

DäF Museum dem Montpellier

von Lerman Lelkerich*)

ie heißeste Universitätsstadt Frankreichs, in welcher
das Klima die Professoren mehr als ihre Kollegen
von Paris für allerhand Annahmen von gewaltsamen
unentrinnbaren Einwirkungen des Menschen auf den
Menschen vorbereitet hat, verdankt die Begründung ihrer
ruhmvollen ärztlichen Fakultät den Arabern; diese kleine
angenehme Stadt, welche der Hauch des mittelländischen
Meeres fächelt, war die erste sehenswerte französische nach
dem spanischen Intermezzo meiner Reise, und ich freute
mich, in einer mir selbst unbegreiflichen Weise, wieder
französischen Boden unter den Füßen zu haben. Was
war wohl der Grund? War es, weil ich zuletzt in
Barzelona gewesen war, nach einem Ausflug in den
Süden Spaniens, den schönsten Teil, und mir die Hafen-
stadt Barzelona wie ein verdorbenes Frankreich erschienen
war, nach der Echtheit und Unberührtheit der andern
spanischen Gegenden und namentlich jenes Südens, den
ich so unerhört langsam fahrend mir hatte erkämpfen
müssen? An Belgien hatte ich in Barzelona denken
müssen, wo gleichfalls der Begriff der französischen Leb-
haftigkeit sich in lärmende Plumpheit umgesetzt hat und
der des französischen Komforts in die Abwesenheit jeder
Eigentümlichkeit des Geschmackes. In Montpellier atmete
ich auf; sah ich doch hier wieder die so angenehme Höf-
lichkeit des Herzens erwachen in dem Mienenspiel der
Leute, welches ganz den Gedanken ausdrückte: wir sehen
alle, daß du ein Fremder bist, und das uns mit Be-
wegungen nachfolgt, als wenn jeder im Begriffe stände,
sobald wir einen Schritt thun, der von unserm mutmaß-
lichen Wege abführt, eilends auf uns zuzugehen und die
Richtung zu sagen; dagegen in Spanien die unterste
Schicht des Volkes zwar gleichfalls mit seiner Augen-
sprache sagt: wir sehen, daß du ein Fremder bist —

») In dem in Heft 23 des VII. Jahrg. veröffentlichten Beitrag
„Berühmtheiten von Madrid" von Herman Helferich hatte sich,
durch Abwesenheit des Autors vom Druckorte, folgender sinn-
störender Druckfehler eingeschlichen: es sollte gegen Schluß des
Aufsatzes, statt „dessen Urteil auch ich dem meinigen übertragen
hatte", heißen: überlegen halte.

aber hart und widerwärtig einen anblickt, und wenn man
irre ginge, unaufgefordert nicht helfen würde. Dies
beruht nicht auf einer Schlechtigkeit des Gemüts, sondern
auf Borniertheit. Diese Leute sind sehr zurückgeblieben,
sind Arme auch im Geist. Fordert man in einer der kleinen
Städte eine Briefmarke, so kann man sicher sein, daß
die Dummheit der Besitzerin des Lokales zuerst sagen
wird, sie habe keine. Mürrisch sieht sie nach, unzufrieden
rückt sie mit ihrer Ware heraus, ob es doch gleich ein
Gegenstand ist, durch dessen Hergabe sie einiges zu den
bescheidenen Bedürfnissen ihres täglichen Lebens hinzu
verdient. Aber das alles ist Frühzeit der Entwicklung,
noch schlafende Kultur. Mit Recht haben die alten Griechen
dem Barbaren die Eigenschaft, vor allem mürrisch zu
sein, zuerkannt; Heiterkeit des Geistes und was mit ihr
zusammenhängt, Höflichkeit erlangt die Menschheit erst im
Stadium der Kultur.

Merkwürdig ist, wie die geistige Grenze des Landes
und die Grenze der Pyrenäen nicht zusammenfallen,
spanisches Wesen läßt sich bis weit über die Pyrenäen
hinauf an der Westgrenze spüren, während bis nach
Barzelona französisches Wesen herunterdringt. Dergestalt
ist die geistige Scheidungslinie eine von Ost nach West
schräg aufwärts gehende, die mit der ungefähr wagrechten
Linie der politischen Grenze vielleicht in der Mitte nur
zusammenfällt. —

Wie dem auch sein mag, als ich in Montpellier
meinen Einzug hielt, war ich entzückt, obwohl es in
diesem sonst so warmen Ort schneidend kalt und regnerisch
war; ich erfreute mich an echtem Kaffee, menschlicher An-
teilnahme aller Beteiligten und angenehmerer Einrichtung
des Zimmers wieder, und danach suchte ich das Museum
auf, dessen Ruhm ich kannte, doch dessen Inhalt mir noch
unbekannt geblieben war.

Das Museum dieser Stadt von nur 56 000 Ein-
wohnern enthält mehr Wertvolles, als man nach dieser
bescheidenen Einwohnerzahl vermuten möchte; die Diener
vermuten, im richtigen Verhältnisse zu der Bewohnerzahl

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