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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Schulze, Otto: Modernes Tafelsilber
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0244

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Tafelaufsatz in Silber, von Laz. Posen Wwe. in Frankfurt a. N.

Modernes Lafelsilbcr.

von Vtto Schulze (Köln).

d^chon der Prediger Salomo sagt im
^ 3. Kapitel neben anderen inhaltreichen
Worten: „Darum merke ich, daß nichts
besseres darinnen ist, denn fröhlich sein und
sich gütlich thnn in seinem Leben. Denn
ein jeglicher Mensch, der da isset und trinket
und hat guten Mut in aller seiner Arbeit,
das ist eine Gabe Gottes".

Tafelfreuden, Essen und Trinken, ein
Stück deutscher Schlaraffia. Die alten
Deutschen auf ihren Bärenhäuten, mit den
mächtigen metgesüllten Hörnern des llrs,
dabei saftigen Bärenschinken und mürbes
Lendenstück vom Rind. — Wie lacht dem
deutschen Bauern allen Schlags noch heute
das Herz im Leibe, wenn „Mutter" anfahren
und „austischen" läßt, daß die Tische knacken.
Auf derbem, selbstgesponnenen Linnen, in
einfachem, reinem Weißgeschirr und blanken
Zinnschüsseln alle wohlschmeckenden Gerichte

eigenen Grund und Bodens, eigener Zucht
und Mast, dazu der bauchige Krug schäumen-
den Hausbieres. Und dann die rechtzeitigen
Anschlüsse bis hoch zur kaiserlichen Tafel
mit all den verführerischen Genüssen und
Herrlichkeiten für Nase, Gaumen, Kehle und
Magen, dann auch für Auge und Ohr, alle
Sinne in Anspruch nehmend, daß man „Essen
und Trinken" fast als Last, als Arbeit
empfinden möchte. Und doch, nichts ist
wahrer als: Essen und Trinken hält Leib
und Seele zusammen.

Vergebung-ich wollte ja nur von

Tafelsilber sprechen, nicht aber in der Magen-
gegend Stimmungen wachrufen. Aber, cs
lag so nahe, Tafelsilber zieht alles übrige
nach sich.

Jede Zeit hat ihre Gebräuche und Sitten,
und diesen entsprechend, Materialien und
Gerät. Die hohle Hand, um am Quell
daraus zu trinken; die Kürbisflasche, das
Holzgefäß, das sinnige, künstlerisch durch-
gesührte Geschirr der Griechen; jenes im

Berliner Antiquarium verwahrte pompöse
Tafelsilber aus dem Hildesheimer Silber-
fund ; in wunderbarer Durchführung, von
den Taselfreuden eines römischen Feldherrn
herrührend, da unsere Vorväter noch Bar-
baren waren. Dann die gewöhnlichen Töpfer-
scheiben, die farbige Majolika, Fayence und
Steingutgeschirre, das blinkende Zinn, das
gesuchte Porzellan in seiner transparenten
Weiße mit farbigem Dekor, und zu allen
Zeiten: das echte, blitzende, vornehme Silber.
Prunkend auf jeder besseren Tafel der Pa-
trizier, Handelsherren, Edlen, bei Rats-
festlichkeiten wohlhabender Städte und nicht
zuletzt bei den Hohen und Höchsten der
Länder.

Manches Milliönchen ist in Tafelsilber
zinslos angelegt, ein eiserner Schatz, den
nur bitterste Not hebt. Von Familie zu
Familie vererben sich gerettete Stücke eines
früher wohl vollzählig vorhanden gewesenen
Tafelsilbers. Familienglück, Familienstolz
und Ehre verkörpern derartige Bestände,
nnd schweren Herzens trennt sich davon die
Hausfrau. Es ist etwas schönes um silbernes
Tafelgerät, und das Erstreben seines Besitzes
ist wirtschaftlich von nicht unbedeutender
Einwirkung für die Erziehung zur Spar-
samkeit.

Es ist kein leerer Wahn, daß an einer
gut und schön ausgezierten Tafel Essen und
Trinken trefflicher mundet, »ochzumal, wenn
freundliche Gesichter dabei sind. Welch' be-
deutsamer Schritt, welch' sittlicher Wert:
Das Losreißen von dem rein Materiellen!

Das Silber ist als preiswürdiges Material
mit seinen hohen Vorzügen der Verar-
beitungsfähigkeit durch Treiben, Hämmern,
Gießen, Ziselieren, Gravieren, Schleifen und
Polieren, sowie Löten und sonstige Ber-
zierungstechnikcn wie geschaffen, der Tafel
seine Dienste zu widmen: seine Rostfreiheit
und leichte Reinigung befähigen es ganz
besonders dazu. Die größten Gold- und
Silberschmiede aller Zeiten haben ihre
Triumphe in der Gesäßbildnerei aus diesem
Edelmetall gefeiert. Vom einfachsten Teller
bis zur kunstvollsten Terrine und den Tasel-
mittelpunkt bildenden, monumental auf-
gebauten Aufsatz in Brunnen- und Denk-
malform ; vom Salzfäßchen bis zum Wein-
kühler, Becher und Prunkpvkal; von der

Weinkühlrr.

von Laz. Posen N)rve. in Frankfurt a. M.
 
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