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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 26.1928

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Heft 8
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Kunstausstellungen
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7393#0350

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wenigen Ausnahmen, vor allem in der deutschen Abteilung!
Was für deutsche Bilder hätten statt dessen geschickt wer-
den können!" — Die nächste Carnegie International soll
vom 18. Oktober bis zum 10. Dezember stattfinden. Danach
sollen die europäischen Werke auch in Cleveland und
Chicago gezeigt werden.

In der Wildenstein Gallerie waren zehn Skulpturen von
Georg Kolbe ausgestellt. Der amerikanische Kritiker der
New York Times nannte sie charakteristisch für die deutsche
Kunst nach dem Weltkrieg „in ihrer Mischung von Starrheit
und tiefer Empfindung". Er will eine entschiedene Ver-
wandtschaft mit Lehmbruck erkennen. „Die zehn aus-
gestellten Werke offenbaren einen tiefen Respekt vor der
»Kunst, die die Kunst verbirgt«."

In der Weyhe Gallerie wurden Zeichnungen Pascins aus-
gestellt. Sie werden als stark französisch beeinflußt be-
urteilt; doch glaubt man auch den Einfluß feststellen zu
können, den Pascin neuerdings in Amerika erfahren hat.

In der Wildenstein Gallerie waren vierundzwanzig Bilder
von Cezanne ausgestellt, aus Privatsammlungen und aus
öffentlichen Galerien.

Matisse hat sich dem Korrespondenten des Associated
Press gegenüber folgendermaßen geäußert: „Die Epoche des

heftigen Experimentierens ist vorüber, wenigstens vorläufig.
Vor etwa zwanzig Jahren eröffneten eine Anzahl Maler eine
Periode der Zerstörung. Sie zersplitterten die Sprache der
Malerei in ihre einzelnen Elemente: Farbe, Komposition,
Zeichnung, Valeurs. Für das Publikum war das Resultat ein
Chaos; für uns bedeutete es Bereicherung, da die Disharmonie
zu einer neuen Harmonie in unserm Vorstellungsvermögen
führte. Die neue Synthese ist Tatsache geworden. Die
moderne Malerei hat einen Weg zurück zu den Klassikern
gefunden. Wir gehen nun parallel mit den Alten. Ihr
Amerikaner habt enorme Fortschritte innerhalb dieser
Generation gemacht. Vorher wart ihr fast nichts, jetzt seid
ihr ein Malervolk, das an die Seite der europäischen Na-
tionen zu stellen ist."

In der Wildenstein Gallerie wurden siebzig Zeichnungen
von Picasso gezeigt. „Vielleicht ist Picasso in seinem Herzen
immer ein Konservativer gewesen", schreibt die New York
Times.

In der Galerie Arnold Seligmann, Rey & Co. stellte
Hermann Struck Zeichnungen und Graphik aus, die größten-
teils in Palästina entstanden sind, die aber auch Motive aus
dem modernen New York zeigen. Struck war 1913 in den
Vereinigten Staaten und weilt Zur Zeit wieder dort.

CHRONIK

HERMANN STRUCK, NEGER. AQUARELL

AUSGESTELLT IN DER GALERIE ARNOLD SELIGMANN, NEW YORK

DER PLAN EINER BERLINER MESSESTADT

T Tber dem Berliner Messegelände waltet kein guter Stern.

Mit dem Bau von ein paar Ausstellungshallen, die un-
verbunden und schlecht orientiert irgendwo in der Land-
schaft stehen, fing es an. Nun haben Poelzig und Wagner ein
Riesenprojekt entworfen, das aus dem zur Verfügung stehen-
den Gelände ein mächtiges Oval herausschneidet. Seitwärts
bleibt ein unregelmäßig spitzwinkliges Stück, auf dem die
vielberufene Bauausstellung sich einrichten soll. Ein eigener
Wettbewerb ist hierfür ausgeschrieben worden, ohne daß es
noch feststände, ob Poelzigs Entwurf wirklich zur Ausfüh-
rung kommen soll. Die selbstverständlich scheinende Forde-
rung, daß zuerst eine Aufteilung des gesamten Geländes nach
einer leitenden Idee erfolgen müsse, der nötigenfalls auch
die vorhandenen Hallen zu opfern wären, ist also nicht er-
füllt worden. Im Gegenteil, an die Straumersche Funkhalle
wird für die Zwecke der geplanten Ernährungsausstellung
ein Erweiterungsbau angefügt, der allein nach dem Voran-
schlag eine Million kosten soll, und an einer ganz anderen
Ecke des großen Geländes wird die Bauausstellung entstehen,
ehe man noch weiß, welche Gestalt der Hauptteil des Aus-
stellungsgeländes annehmen soll. Nach Poelzigs und Wagners
Projekt soll ein künstlicher Wasserlauf angelegt werden, um
ein mittleres von einem äußeren Oval zu scheiden. Inner-
halb des Ringes sollen ein Stadion, eine Kongreßhalle und
das Hauptrestaurant Platz finden. Das Außenoval soll von
weitgedehnten Hallenzügen umlagert sein, die rechteckige
Höfe einschließen. Es ist eine interessante Idee, aber ob es

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