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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 1
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Sarto, A. del: Raffael als Architekt
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Ahn, E.: Galvano-Bronzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0014

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4- Die Nun st-alle —-

Nr. s

Mehrere Kirchenentwürfe (S. Maria in Dom-
nica und S. Giovanni Battista dei Fiorentini
zu Nom, S. Lorenzo zu Florenz).
Beim Studium der Werke Raffaels, so bemerkt
genannter Autor, kam ich zu der Ueberzeugung, daß
er es immer verstanden hat, mit seinem Sinn aus
der Ausgabe die Form des Naumgebildes zu ent-
wickeln und zu schmücken, daß er sich nicht abhängig
machte von Vorbildern, aber auch nicht nach zweifel-
hasten Effekten haschte, sondern selbstschöpserisch jedem
Werke in seinem Wesen gerecht zu werden bestrebt
war. Seine Kraft steigerte sich von Bau zu Bau.
Stets leitete ihn das rechte Gefühl für Vertheilung
der Massen und der ihm angeborene Sinn für eigen-
artig schöne Verhältnisse im Einzelnen.
I.. cl. 8.
X
Von L. Ahn.
/II nter den technischen Prozeduren, welche dem Lurus-
bedürfniß unserer Zeit entgegenkommen, hat in
dem letzten Jahrzehnt besonders die Galvanoplastik be-
merkenswerthe Fortschritte gemacht. Obgleich schon in den
fünfziger Jahren, z. B. in Frankfurt a. M., die Aufstellung
drei Meter hoher Denkmalsfiguren in dieser Technik vor-
genommen wurde, konnte ihre Anwendung sich zunächst
doch nicht ausbreiten, weil die Kosten zu hohe waren und
sich von denen des Bronzegusses zu wenig unterschieden.
Seitdem aber Dynamomaschinen zur Erzeugung des elek-
trischen Stromes verwendet wurden, ist das galvano-
plastische Verfahren wesentlich billiger geworden und ihn:
damit sowohl für das Denkmal wie für den Zimmerschmuck
ein größeres Feld erobert.
Nun fehlt es nicht an Leuten, welche über diese
„Demokratifirung des Luxus" jammern und in einem
billigen Lrsatzverfahren unter allen Umständen einen Ver-
derb sehen. Es wird ja aber Niemand einfallen zu glauben,
daß der Bronzeguß jemals ganz verdrängt werden könnte.
Unsere Denkmäler, sobald dafür chunderttausende zur Ver-
fügung stehen, werden nach wie vor in dieser kostspieligeren,
vornehmeren Technik hergestellt werden. Ls handelt sich
darum, minderwerthige Surrogate zu verdrängen und z. B.
Leuten, deren Geschmack über einen „schoflen" Zinkguß
hinausgewachsen ist, und die doch nicht für einen kleinen
Ziergegenstand mehrere hundert Mark ausgeben können,
einen technisch einwandfreien Ersatz zu liefern. Sache der
steigenden Kultur wird es sein, der Galvanoplastik wirklich
nur künstlerische Modelle zuzuführen.
Nach Art der Perstellung unterscheidet man die pohl-
und die Kerngalvanoplastik. Für die erste wird eine Negativ-
form hergestellt, d. h. ein Abguß über dem Modell, dessen
pohlraum dann galvanisch leitend gemacht wird, um den
Kupferniederschlag ans dem Säurebade an sich zu ziehen,
sobald die Elektrizität zu wirken anfängt. Es entsteht auf
diese Art ein kupferner Hohlkörper, dessen Wandung man
eine beliebige Dicke geben kann. Man pflegt diejenige zu
wählen, welche für die getriebene Arbeit üblich ist. Nach

der Entfernung der Form zeigt die Außenfläche die Gestalt
des ursprünglichen Modells mit absoluter Treue. Die
Kerngalvanoxlastik kann man als ein positivverfahren
bezeichnen. Der Kern besteht aus imprägnirtem Gips, der
durch Liseneinlagen die nothwendige Verstärkung erhält.
Die Treue, mit der sich jede Form in Gips nachbilden läßt,
macht dies Material besonders geeignet, die. Unterlage für
den Kuxferniederschlag zu bilden. Nachdem der Kern durch
ein besonderes Verfahren erhärtet und gegen den Einfluß
vor: Säuren unempfindlich gemacht ist, wird er mit einer
leitenden Schicht sz. B. Graphit) überzogen. Aus dieser
erfolgt dann die Metallablagerung. Bei diesem Verfahren
waren aber verschiedene besondere Schwierigkeiten zu über-
winden. Sie hat sich darum erst später entwickelt, als die
zuerst beschriebene Art. Zunächst war dafür zu sorgen,
daß die Metallablagerung überall die gleiche Stärke erhielt,
denn darauf beruht die Schönheit und Modelltreue der
Form. Bei dem Negativverfahren kommt es auf kleine
Verschiedenheiten nicht an. Die äußere Oberfläche ist durch
die Wandung der pohlform genau bestimmt und ob die
Stärke nach der Innenseite wechselt, ist für das Ansehen
der Figur gleichgültig. Bei dem Kerngalvano würden aber
Schwankungen des Durchmessers der Metallschicht die Form-
feinheit völlig verderben können, besonders wo es sich um
einen kleinen Maaßstab handelt. Eine andere Schwierig-
keit besteht darin, daß die Bewegungserscheinungen, die
sich bei starken Temperaturwechseln an jedem Material
zeigen, für Kern und Ueberzug genau dieselben sein müssen.
Es versteht sich von selbst, daß z. B. bei einem im Freien auf-
gestellten Denkmal sich die Gberflächenschicht weder in der
Sonnenhitze stärker ausdehnen noch bei Frost mehr zu-
sammenziehen darf als der Gipskern oder umgekehrt, da
sonst der Zusammenhang gelockert werden müßte.
Die pohlgalvanoxlastik sichert bis jetzt noch eine größere
Modelltreue und wird daher zuweilen bei Statuen auch
dann für die Köpfe angewendet, wo es auf Genauigkeit
des Ausdrucks besonders ankommt, wenn mar: aus Spar-
samkeitsrücksichten den Rumpf in Kernxlastik ausführen
läßt. Für Arbeiten beider Arten hat man die Bezeichnung
„Galvanobronzen" eingeführt. Diese entspricht allerdings
nicht ganz den: tatsächlichen verhältniß. Der elektrische
Strom scheidet aus dem Säurebade nur chemisch reines
Kupfer aus; es fehlen daher in der Galvanoplastik die
Zuthaten, welche aus dem Kupfer die Bronze machen:
Zinn und Zink. Allerdings hat auch das Kupfer für sich
allein die Eigenschaften, welche die Bronze so werthvoll
machen: die Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse
und die Eigenschaft, eine Patina zu bilden. Freilich wird
dieselbe anders aussehen als die Patina der Bronze,
welche besonders je nach dem Zinngehalt an Schönheit
zunimmt und wechselt, während die Patinabildung am
reinen Kupfer nur durch Anwendung verschiedener Säure-
lösungen nach dieser oder jener Richtung hin beeinflußt
werden kann.
Die verschiedenen Schwierigkeiten, die sich den tadel-
losen Erfolgen der Galvanoplastik entgegenstellten, sind in
der letzten Zeit glücklich überwunden worden. So hat
man dann thatsächlich seit den 90er Jahren in verschiedenen
Orten, wo bedeutendere Geldmittel nicht aufzubringen
waren, Denkmäler in Galvanoplastik aufgestellt, die sich in
ihrer Haltbarkeit Witterungseinflüssen gegenüber bis jetzt
bewährt haben. So führte die galvanoplastische Kunst-
 
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