Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

DOI Heft:
Nummer 9
DOI Artikel:
Hellwich, H.: Lithographien Weimarer Künstler
DOI Artikel:
Gustav, Leopold: Münchener Brief
DOI Artikel:
Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
s38

4- Die Aunst-Halle «

Nr« 9

Zeichnungen oder Autographien Gleichens, welche diesen:
genialen Naturbsobachter die größtmögliche Leichtigkeit
und Freiheit der Mache gewährten und von nm so einheit-
licherer und packenderer Wucht sind. Demgegenüber zeichnen
sich dir blätter G. perrfurths durch zierliche Eleganz aus.
Jin Ganzen aber läßt sich von dieser Lithographen-Aus-
stellung sagen, was der bewährte Kunstfreund und Kunst-
kenner perr M. Eggeling-Weimar in seiner Einleitung
zum Katalog bemerkt: „Der Ruhm der Karlsruher Litho-
graphien ist in ganz Deutschland verkündet; aber sie alle
waren in einen: einheitlichen Geiste der Zartheit gearbeitet.
Weimar setzt dieser süddeutschen Zierlichkeit norddeutsche
Kraft entgegen " — pinzugefügt mag diesen: Urtheil werden,
daß auch die Weimarer Lithographen sich mehr als die
Karlsrnbcr figürlichen Dorwürfen zugewandt haben.
schließlich sei desverdienstesderhiesigen lithographischen
Anstalt der Herren Dietsch 6: Brückner gedacht, welche ihre
technischen Erfahrungen in den Dienst unserer Künstler
stellten, sodaß in kurzer Zeit eine so beträchtliche und
gelungene Sammlung lithographischer und algraphischer
Arbeiten zu Stande gebracht werden konnte.
p. pellwich.
Münchener Hriek.
enbach hat in: Kun st verein eine Kollektion aus-
gestellt. Besonders mteressiren die Männerbildnisse.
Die Porträtstudie Miquels bringt die scharfen Augen
des Ministers frappant in: Ausdruck; famos sind ferner die
Bildnisse des Universitätsprofessors Pringsheim und Prof.
Pausers, ferner bringt die Kollektion ein uns bekanntes
Porträt Mommsens und Permann Levis in einen: morgen
ländischen Kostüme. Marion Lenbachs Bildniß ist koloristisch
interessant, von natürlicher Ungezwungenheit und Kindlich-
keit das Porträt ihres Schwesterchens. Das Bildniß der
bekannten Sängerin Fritzi Scheff ist voll rassigen Tempera-
ments. Als Porträt genommen ist freilich das Stucksche
vom Dorjahre vorzuziehen, obwohl es diesen: wiederum an
Leichtigkeit fehlt. Die anderen Frauenporträts zeigen
Lenbachs Sinn für Pracht und weibliche Schönheit, ohne
gerade zu den tiefsten Werken des Meisters zu gehören. —
Attilio Sachetto zeigt interessante, vielleicht ein wenig zu
scharf gesehene Studienköpfe und frisch erfaßte Landschaften.
Seine Stärke liegt in der Zeichnung; die Farbenbehand-
lung entbehrt noch der Leichtigkeit. Lützows koloristisch
bestechende „Pochzeit zu Kana" ist uns schon aus den: Glas-
palast bekannt. Karl Steiners große Landschaften sind doch
etwas zu äußerlich, wenn auch stark in: Effekt; Permann
Klinisch, Julius Widnmann und Richard Scholz bringen
frische Naturausschnitte; aber bei allen: wäre etwas weniger
des Gleichartigen mehr gewesen. Lüdke bringt einige kleine,
sehr detaillirt ausgearbeitete Landschaften. Seine Eigenart
ist deutlicher in einem größeren Tiroler Bilde, das unlängst
bei einen: Kunsthändler zu sehen war, ausgedrückt. Lüdkes
Technik hat einige Verwandtschaft mit paider; nur ist er
farbenreicher als der Schlierseer Künstler. Jedenfalls geht
aus seine:: Bildern das heute wenig beachtete Bestreben
hervor, seine Motive völlig zur Bildwirkung ausreifen zu
lassen und nicht in: Skizzenhefte stecken zu bleiben. Bössen-
roths Novemberstimmuug macht hierzu auch einen Anlauf,
der bei ihm hoffentlich nicht vereinzelt bleiben wird.
Büchtgers Landschaften und Bauern sind etwas grobkörnig,
aber frisch. Prächtige Katzenbilder waren sowohl von
Stocks, wie von Jul. Adam zu sehen. Raschs venetianischer
Strand ist sehr frisch und flott gemalt; Bemerkenswertstes
bringt auch Karl Koexpels Kollektion, Marinen und Bilder
von der unteren Elbe. Wolken und Wasser sind stellen-
weise technisch vollendet; manches ist sehr fein in Ton und

Stimmung. Mathilde Ades Biedermaierzeichnungen find
flott gemacht und voll gesunden pumors. Sehr tüchtig
gezeichnet sind die Kinderköxfe von G. Wurmb. pugo
Braunes Federzeichnungen zu einem Märchenbuche sind
technisch flott und geistreich in: Gedanken. „Das Ideal"
in mir zu „literarisch" in seiner geheimnisvollen Allegorie.
Und nun das Beste. Line Zeichnung von Menzel. Ein
Tisch Kartenspieler und eine Damengesellschaft im Kass.
Je mehr man hinsieht, desto wahrer und lebensvoller werden
diese auf den ersten Blick ziemlich gleichgültigen Menschen.
— Der Dorstand des Kunstvereins hat den Mitgliedern
folgende Vorschläge unterbreitet. Man solle die zu An-
käufen verfügbare Summe in entsprechend viel größere und
kleinere Anteilscheine eintheilen und an die Mitglieder
jedes Jahres verloosen. Die Gewinner sind verpflichtet, für
die Summe, auf welche der betreffende Anteilschein lautet,
in: Laufe des Jahres ein im Kunstverein ausgestelltes
Kunstwerk anzukaufen. Don der Verteilung eines Vereins-
blattes will inan absehen. — Wir begrüßen den ver-
loosungsmodus mit Vergnügen, Derselbe wurde vor zwei
Jahren aus den: Lager, aus dem er jetzt vorgeschlagen
wird, mit Leidenschaft bekämpft. Die an die böse Zunft
der Kunstschreibcr gerichteten Zeilen des Zirkulars schlagen
keine Wunden. Leopold Gustav.
Auustchroniß.
* Berlin. Von: Reichshaushalt für (yo(. Im
Ganzen steht für Kunst und Wissenschaft der Aufwand
von 27(7-ti( Ulk. in Frage. Wir führen nur folgende
Einzelheiten an: Zuschuß für Zwecke der Altertums-
forschung «Archäologisches Institut in Ron: und Athen,
römisch-germanische Altertumsforschung in Deutschland,
Altertumsforschung in Kleinasien) 157 890 Mark, für das
Germanische Museum in Nürnberg 70000 Mk., für die
Nonumsnta AermaniLs llistorica 62<)00 Mk-, für das Römisch-
Germanische Museum in Mainz zovoo Mk., für die Be-
theiligung der deutschen Kunst an internationalen Aus-
stellungen des Auslandes 20000 Mk., für das Standbild
des Kaisers Friedrich und für den Ausbau der pohkönigs-
burg tooooo Mk., für die Ausschmückung des Reichstags-
gebäudes nut Bildwerken und Malereien je so 000 Mk.,
je 15 000 Mk. für Werke über die Sixtinische Kapelle und
über das Deutsche Bauernhaus, 25 000 Mk. für Wieder-
bcrstellung des ehemals kurfürstlichen Schlosses in Mainz.
* Berlin. Bei Ed. Schulte hat die am 26. Januar
geschlossene Ausstellung wieder viel Neues gebracht. Der
schottische Künstler James Guthrie, der in seiner un-
nachahmlichen Technik und seinem vornehmen Geschmack
seines Gleichen nicht hat, giebt in fünf Meisterwerken
Proben seiner Porträtkunst. Die Namen von zwei anderen
Malern, Parrington Mann undparold Speed (London),
sind vielleicht weniger geläufig; sie sandten beide Kollektionen.
James Whitelaw Pamilton, pelensburgh, der hier
bereits im vorigen Jahr ausgestellt hatte, konnte wieder
eine Anzahl seiner feinen Landschaften zur Verfügung
stellen. Julius Erter, München, sandte wirkungsvolle
Bilder; G. vanaife, Brüssel, die „Dame in Gelb", Jean
Boldini ein brillantes, lebensprühendes Damen-Porträt.
Als hervorragender Landschafter führt sich der Norwege
Thorolf polmboe mit Melgemälden und Aquarellen
ein; gleich reizvoll im Ton und Gegenstand ist der in
London lebende pannoveraner Ernst Gppler, originell
der Münchener M. Schiestl, und beachtenswerth sind
ferner u. A. Alf Bachmann, München, G. p. Engel,
Berlin, Th. Pagen, Weimar, P. pöcker, Rom.
* Weimar. Der Großherzog Wilhelm Ernst wird
die Kunstschule im Sinne und Geiste ihres Begründers
weiterführen lassen.
* Breslau. In der Gemäldeausstellung des Kunst-
vereins und des Derrn Lichtenberg im Mitzeum der bil-
denden Künste ist in der letzten Woche das große Triptychon
„Die Pest" von Fritz Lrler in München zur Aufstellung
gelangt. Ein zweites Werk von Bertha Wegmann,
 
Annotationen