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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 10
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Ruhemann, Alfred: Von belgischer Kunst
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Die Pan-Amerikanische Ausstellung 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0176

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(50

——-r- Die Aunst-^alle

Nr. (0

beiter", nachträglich vom Staat für das Museum
erworben, die Porträts des Senators und Advokaten
Ldmond Picard, eines Balzac, eine Tirce und so
fort. Diese Bilder von Leveque waren theils
Bizarrerien, theils vollendete Kunstwerke, wie z. B.
das Mittelstück eines Triptychons „Der Triumph des
Todes", welches ebenfalls zur höllischen Freskenserie
gehören wird — eine in Linie, Farbe und Kompo-
sition meisterhafte Leistung. Während das Porträt
des wachenden Senators Picard eine völlig gehalt-
lose Leistung, ist das Bildniß des schlafenden be-
rühmten Stilisten ein kleines Juwel. So in sich un-
ausgeglichen, launisch, abstoßend, verdreht und
wiederuni in hohem Grade philosophisch und kolo-
ristisch ist das Wirken dieses Künstlers, von welchem
wahrscheinlich noch viel zu sagen sein wird, wenn
nicht seine Melancholie und sein Menschenhaß ihn
allzufrüh unterbekommen sollten, was nicht ausge-
schlossen ist.
(Schluß folgt.)
Vie Van-Hmerikaniscbe
Ausstellung iyoi.
(Nachdruck verboten.)
Amerikaner machen gewaltige Anstrengungen,
ihre diesjährige pan-amerikanische Ausstellung in
Buffallo zu einer besonders eigenartigen und glänzenden
zu gestalten. Ihr stolzes Bewußtsein-, heut im Besitz
der industriellen Suprematie zu sein, hat ihnen die
Aufgabe diktiert, eine Ausstellung zu schaffen, welche
sich in jeder Hinsicht von allen früheren unterscheiden
soll. Das soll in ganz besonderem Naße von der
Architektur und der dekorativen Gesammtwirkung der An-
lagen gelten. Nan hat beschlossen, im Gegensatz zur
pariser Weltausstellung den Gebäuden polychrome Fa?adeu
zu geben, ja man hielt es nahezu für eine Unmöglichkeit,
ohne Farben überraschende Effekte zu erzielen. Line zweite
„Weiße Stadt" zu errichten, wäre auch nicht klug gewesen,
weil man damit nur einen vergleich mit den bis jetzt noch
unübertroffenen Darbietungen Lhikagos auf der Kolum-
bischen Ausstellung von j8>tZ herausgefordert hätte, der
vielleicht zu Ungunsten der Ausstellung in Buffallo aus-
fallen würde.
Nau entschied sich für die spanische Renaissance; das
war im Hinblick auf die Notwendigkeit, einheitliche Wir-
kung und künstlerische Farbeneffekte zu erzielen, eine glück-
liche Wahl; warme intensive Töne können nur dazu dienen,
die Schönheit der Architekturformen dieses Stils zu er-
höhen. Aber nun gilt es auch die geeignete künstlerische
Kraft für diesen plan ausfindig zu machen. Die Schöpfer
der Ausstellung hatten vom ersten Augenblick an ihr Be-
streben darauf gerichtet, ein vom künstlerischen Standpunkte
aus vollkommenes und harmonisches Ganzes zu schaffen;
zu diesem Zweck standen die einzelnen Abtheilungen in
engster Verbindung und es wurde Alles gethan, was ge-
schehen konnte, um zufällige unbeabsichtigte Wirkungen und
schreiende Kontraste zu vermeiden. Man wollte die Farben-
wirkung der gesammten Ausstellung von vorherein nach
dem Plane sestlegen. Dieses Fernhalten alles Unkünft-
lerischeu bot ungewöhnliche Schwierigkeiten, ym so mehr,

als keine früheren Anordnungen ähnlicher Art eine Richt-
schnur für die Arbeit boten; mit anderen Worten: der
Mann, welcher die Aufgabe zufriedenstellend lösen sollte,
mußte sehr große selbstschöpferische Fähigkeiten besitzen.
In Charles H. Turner, dem Präsidenten der
„Art Students League" in New-Hork, hat die Ausstellungs-
Leitung den Künstler gefunden, welcher der Aufgabe ge-
wachsen. Turner hat unter Beihilfe anderer Maler von
nationalem Ruf die zu lösende Aufgabe von praktischem
und künstlerischem Standpunkte aus gründlich studirt, und
sie haben dann die ganze Ausstellung in Modellen ausge-
führt und die farbige Behandlung jeden Theils danach fest-
gestellt.
Zuerst wurde der allgemeine Charakter der Farben-
anlage bestimmt, und zwar geschah dies unter spezieller
Beobachtung des Zweckes und der Lage jedes einzelnen
Gebäudes und mit Rücksicht auf den Charakter des ganzen
Werkes.
Die spanische Renaissance ist besonders dazu geeignet,
den Eindruck festlicher Freudigkeit hervorzurufen. Sie ist
wie geschaffen für die Verwendung zierlichen Bildwerkes
und für phantastische Behandlung von Formen und Farben.
Sie bietet Gelegenheit für reichsten Schmuck an Zinnen
und Thürmchen, Bogen, Kolonnaden und Gewölben.
Freudigkeit und Lebenslust, die charakteristisch sind für die
bunte, vergnügensuchende Menge der Ansstellungsbesucher,
sollten besonders zum Ausdruck gebracht werden.
Die aufgetragenen Farben werden stellenweise, insbe-
sondere an kleineren Pavillons, Thorbogen und Säulen-
gängen, den Charakter von Mosaiken zeigen- Einen anderen
hübschen Effekt wird die Bronzefärbung des Gitterwerkes
über dem Haupteingange zum Maschinenhause bilden und
in ähnlicher weise sollen die Haupteingänge der anderen
Gebäude ausgestattet werden.
vor Beginn der Malerarbeiten wurden versuche mit
den verschiedensten Farbenpräparaten gemacht und schließ-
lich wurde eine Velfarbe gewählt, die nach den angestellten
Proben sehr haltbar sein soll. Wie bereits gesagt wurde,
ist das ganze Farbensystem mit besonderer Rücksicht auf
Zweck und Lage der einzelnen Gebäude festgestellt worden.
Dasselbe gilt von den Skulpturen, die unter Leitung von
Karl Bitter, und der gärtnerischen Anlagen, die unter
Aufsicht von Rudolf Ulrich ausgeführt wurden.
Turners Farbenplan folgt in der Hauptsache den
Ideen der Architekten und Bildhauer. Die Dächer werden
durchweg roth und die wände der Ausstellungsgebäude in
gelben, graueit und zarten Elfenbein - Tönen von ver-
schiedenen Nüancen gehalten. Turner nennt die Hellen
wände und rothen Dächer mit dichtem Laub darunter und
dem blauen Himmel darüber — der sich in den verstreut
liegenden Wasserbecken wiederspiegelt — seine „Haupt-
farben", und dieser große Effekt soll das Hauptgemälde der
Ausstellung bilden.
Der Plan ist im Ganzen so angelegt, daß man beim
passtren der Triumphbrücke die ganze Gruppe der Aus-
stellungsgebäude als ein Ganzes vor sich sieht und den
ersten Eindruck von ihrer Größe gewinnt. Der „TZüerhof",
dessen Profil man vor: einem bestimmten Punkte aus ganz
überschauen kann, bietet den größten Farbenreichtum.
Die wände der Gebäude für Gärtnereien und graphische
Künste zur Linken werden einen warmen röthlich-gelben
Ton, die Dächer ein mitteldunkles Terrakott zeigen, während
 
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