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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 10
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Meyer, Bruno: Berliner Kunstsalons
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Kunstchronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0180

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s54

Die Aunst-^alle

Dr. sO

leuchtenden scharfgeschnittenen Profil des Grafen von
Arnim-Muskau, daß feine eigenthümliche Gestaltungsweise
noch auf voller pöhe sich befindet. Löszlö's wirkungs-
volle Portraits des Papstes Leo XIII. und des Kardinals
Rampolla, beide im rothen Grnat und von der vor-
jährigen pariser Weltausstellung schon bekannt, stehen als
eindringende Menschenschilderung und Nalleistnngen sicherlich
nicht höher als seine frappent schönen Frauenköpfe, der
Fürstin Pleß, der Baronin Erlanger, in welchen sich wohl
mehr die Kunst den hohen Modellen zu gefallen, als jene
hohe Kunst, die um ihrer selbst willen gefällt, offenbart. F. I.
3. Salon Wertheim
Der Salon Wertheim scheint halten zu wollen, was
er — ziemlich überraschend — versprochen hat. Die neue
Füllung des ansprechenden und namentlich am Abend vor-
trefflich beleuchteten Raumes würde auch einem selbst-
ständigen Salon alle Ehre machen. Einige Karlsruher,
aber auch andere Provenienzen bieten eine entschieden
interessante Schau. Eine (Dualität, die man lange nicht
gesehen hat — es braucht das nicht zu bedeuten, daß man
sie gerade mit Schmerzen vermißt hat; aber das ganz
Gute sieht man immer mit Freuden ! — vertritt v. Weiß-
haupts wandgroßes Bild „Auf der weide", eine ruhende
Rinderheerde in fast lebensgroßem Maßstabe. Leider ist
der ganz und gar gelbgrauweiß bedeckte Pimmel etwas
massiv und vordringlich; aber das stört den Gesammt-Ein-
druck nur wenig und die zahlreichen Thiere in ihrer ver-
schiedenen Motivirung sind meisterhaft geschildert: breit
und wuchtig und doch mit einem so liebevollen Eingehen
auf die individuellen Einzelheiten, wie inan es nur als
„unmodern" — mit Freuden begrüßen kann.
Eine Kuhmagd beim Melken von Paul Meyerheim
und der Studienkopf eines Mädchens von seinem früh
verstorbenen Bruder Franz erregen Interesse. Auch von
Pans Looschen, dem Unberechenbaren, sehen wir einen
streng konturirten jugendlich weiblichen Kopf von edlem
Typus. Arthur Kampf giebt einen heimkehrenden Bauern,
palbfigur, riesig groß, die ganze Landschaft überragend, -
wie das die moderne „ Kunstxhotographie" mit unver-
standenen Apparaten zu Wege zu bringen liebt. Ludwig
Dill hat unter mehreren Bildern aus dem Moos nament-
lich einen anmuthsnden „Sommerabend". Pans Richard
von volckmann ist in zahlreichen, recht verschiedenen
Bildern leider sehr ungleich, sich selber kann: ähnlich, aber
vortrefflich in einer „ruhenden Gänseheerde" mit über-
raschenden Sonneneffekten. Aehnlich verschiedenartig stellt
sich Felix Krause dar, am besten ohne Zweifel in einem
recht tüchtigen weiblichen Porträt. Louis Lejeune giebt
interessante Landschafts-Studien. Mit einein schwäbischen
Städtchen von Gustav Schönleber sei die Reihe geschloffen.
Mit Nachdruck aber muß einer Anzahl von Litho-
graphien gedacht werdet!, die in der jetzt üblichen und oft
— zum Theil auch hier — übertriebenen Art mit einfachen,
breiten Flächen, auch in mehreren Farben, zu wirken suchen.
Ganz famos ist das düstere Bild von Schloß Runkel von
Karl Biese. Auch Friedrich Kallmorgen hat drei tüchtige
Blätter; wiewohl sie die Wucht seiner beiden hier befind-
lichen Bilder nicht entfernt erreichen. Traulich schildert
Gustav Kampmann die „Morgensonne im Pfarrhofe". Auch
ein „pof im Mondschein" von dem sonst recht manieristischen
Walter Gonz ist hübsch gerathen. Endlich sei Otto Fikentscher
mit einigen sicheren Thierstudien genannt. B. M.

Aunstchromß.

* Berlin. Die Nationalga Ilerie hat wiederum
ein französisches Werk, eine neue Arbeit des schon mehr-
fach in der Gallerte vertretenen pariser Bildhauers
Rodin, zum Geschenk erhalten. Ls muß wohl die Frage
abermals erörtet werden, ob die bekanntlich „der deutschen
Kunst" gewidmete Nationalsammlung noch ferner mit
fremdländischen Werken gefüllt werden darf, selbst wenn
die Sachen als Geschenke angeboten werden. Nebenbei
bemerkt, handelt es sich bei dieser Rodinschen Marmor-
gruppe „Der Kuß" nicht um die gleichbenannte ältere,
temperamentvolle Gruppe des Meisters.
* Berlin, lieber die von der Reichshauptstadt ge-
troffenen Vorbereitungen für die diesjährige GroßeKunst-
ausstellung berichtete unlängst Stadtbaurath poffmann in
einer Sitzung der städt. Kunstdeputation. In der Westhalle
des Parkes werden die größten künstlerischen Arbeiten zur
Ausstellung kommen, die die städtische Pochbaugesellschaft
in den letzten Jahren bearbeitet hat. Bei dec Art der
Ausstellung soll besonders darauf Rücksicht genommen
werden, daß jedes Werk auch dem Laien verständlich wird.
* Berlin. Der pistorienmaler William Pape
erhielt den kaiserlichen Auftrag, von der feierlichen
Investitur des Kronprinzen mit dem Grden des Schwarzen
Adlers ein Gelbild zu malen. Der Künstler hat den
Vorgang in zwei Darstellungen festgehalten. — Line Aus-
stellung künstlerischer Einbanddecken ist im oberen
Vestibül des Kunftgewerbe-Museums eröffnet worden.
Angeregt durch Ansprüche der neuen Bewegung im Kunst-
handwerk, beginnen die Verleger aller Länder, ihre Ver-
lagswerke in Einbänden auf den Markt zu bringeu, deren
Zeichnung die pand berufener Künstler zeigt. Die Aus-
stellung läßt an ganzen Bänden und einzelnen Deckeln
erkennen, wie vielerlei Kräfte bereits an dieser Arbeit be-
theiligt sind. Die ausgestellten Stücke sind den Sammlungen
der Bibliothek des Kunftgewerbe-Museums entnommen oder
von den Verlagsanstalten wie S. Fischer in Berlin, F.
volckmar, B. G. Teubner und E. Diederichs in Leipzig
u. A. zur Verfügung gestellt. — Die vornehmen Räume von
Fritz Gurlitt haben sich dieses Mal der „II. Aus-
stellung von Gemälden einer Vereinigung von Künstle-
rinnen" geöffnet. Des ersten Debüts dieser muthigen
Schaar weit überwiegend dilettantischer Malerinnen werden
sich vielleicht manche unserer Leser noch erinnern.
* Palle a. S. In der Gemälde-Ausstellung von
Tausch und Grosse waren die Gemälde von Professor
Eugen Bracht, die Kollektion pugo L. Braune, sowie die
weiteren Bilder nur noch bis Ende Januar ausgestellt.
Anfang Februar gelangten dann zwei große Kollektionen
von dein Norweger F. Smith-Pald und Ernst Liebermann
in München zur Ausstellung.
* Leipzig iDer Kunstsalon Mittentzwey-Windsch
hat soeben eine Sonder-Ausstellung von Werken der Brüder
pentschel, Eölln b. Meißen, eröffnet. Pans R. pentschel
bringt 12 seiner vortrefflichen Landschaften und sein Bruder
Konrad pentschel Zinngegenstände, Majoliken, Bronzen
und Möbel zur Ausstellung. Weitere Kollektiv-Ausstellungen
sind eröffnet von: Earl Poltzapfel-Wilmersdorf, p- F.
Günther-Meltzer, Potsdam, und Angelika von Lhchendorf,
Leipzig. Mit Einzelwerken sind Prof- Rich. Friese, Berlin,
A. p. tzchram, Wien, p. Told, München, Otto Erdmann,
Düsseldorf, Max Lieber, Karlsruhe, Prof. G. Frenzel,
Berlin, Pans Dahl, Berlin, Jos. Schoyerer,^ München,
Perm, pendricb, Berlin u. A. m. vertreten. Für Anfang
März befindet sich eine Llite-Ausstellnng von Werken erster
Meister aus dem Besitze der Fleischmannschen Pofkunst-
handlung in Vorbereitung.
* Braunschweig. In der ständigen Kunstaus-
stellung bei Dörbandt sind u. A. nachstehende, neu ein-
getroffene Gemälde ausgestellt: i) Böcklin, Landschafts-
studie. 2) Gabriel Maxt'Die Seherin von Prevost (Zeich-
nung). 3) Prof. Xul. Jakob: Badende Soldaten, Raus-
blasen, Malstudien." -p Max Uth: Abend in einer kleinen
Stadt. Nasses Wetter. Beguinage u. A m. s) Wilhelm
Feldmann: Zm sonnigen Birkenwald. Mondaufgang.
Perbst im Walde. Auf'dämmriger paide. verglühen des
 
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