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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 11
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Kunstchronik
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s70

Die Aunst-^alle

Nr. H

stammt von Bildhauer Hewetson, der sie im Jahre Z7Z0
in Rom geschaffen hat. An dieser Büste ist iiun vor länger
als drei Monaten — sei es aus Roheit, sei es in Folge
eines Zufalls — die Nase durch einen Stein abgeworfen
worden, und noch immer steht das Denkmal in diesem Zu-
stande da. Rann man sich nicht darüber einigen, welcher
Stelle die Pflicht zur Erhaltung dieses Denkmals, das ja
allerdings aus althannoverschen Zeiten stammt, obliegt?
Gder sollte überhaupt keine zuständige Stelle hierfür vor-
handen sein?
* Hamburg. Lommeters Kunst salon. Zu den
Kollektivausstellungen von Hans Unger (Dresden) und
I. F. Raffaelli (Paris) ist eine Anzahl graphischer Griginal-
arbeiten der Dresdner Sezessionisten M. Fischer, G. Lührig,
G. Jahn, G. Müller (Breslau), sowie des Berliner Radirers
Hermann Hirzel hinzugekommen.
* Kiel. Der schleswig - holsteinsche Kunstverein
faßte aus Anlaß des 5ojährigen Jubiläums der Herzog-
tümer den Beschluß, ein Albuin schleswig-holsteinischer
Künstler anzulegen, und zwar in der weise, daß alljährlich
acht im Lande gebürtige oder lebende Künstler mit der
Anfertigung je eines kleinen Bildes in Aquarell, Pastell rc.
beauftragt werden sollen.
* Frankfurt a. M. Jin Kunstsalon von Rud-
Bangel wurde u. A. neu ausgestellt: Der künstlerische
Nachlaß, Bilder und Studien des verstorbenen Prof. Hugo
König-München, sowie Gemälde von Ant. Lngelhard-
Frankfurt.
* Düsseldorf. Die „Freie Bereinigung Düssel-
dorfer Künstler" veranstaltet ihre io. Jahres-Ausstellung,
deren Geschäftsführung wieder der Hofkunsthandlung von
Bismeyer 6c Kraus übertragen ist, in der Zeit vom
(7. März bis 2t- April in den Räumen des Kunst-Gewerbe-
Museums.
* Aachen. Zur Errichtung eines Hochschul m u s e u m s,
dessen Grundstock Pros. Reiffs Gemäldesammlung moderner
und älterer Meister im werthe von über 200000 M. bilden
soll, wurde in der Stadtverordnetensitzung beschlossen, einen
Bauplatz für Höooo M. am Aufgang zum Lemxlerbend-
bahnhof zu verkaufen und 20000 Ak. baar zn gewähren.
Der Staat errichtet das auf (50000 M. veranschlagte
Museumsgebände und bewilligte einen reichen Etat für das
Hochschulmuseum.
* B a d e n - B a d e n. Die Städtische Kunst-
ausstellung im Konv ersations ha use, welche Anfang
April wie alljährlich ihre Pforten dein Publikum öffnen
wird, hatte sich in der vergangenen Saison namhafter Er-
folge zu erfreuen. Eine große Zahl guter Werke des In-
nnd Auslandes reihte sich an die neuesten Arbeiten der
Karlsruher Künstler Kallmorgen, Schönleber, von Volkmann
und Hans Thoma. Der „Badener Salon" stellt sich die
Aufgabe, in erster Linie den Interessen der Badischen
Kunst zu dienen, und eben deshalb sind die Bemühungen
der Direktion stetig darauf gerichtet, neben einheimischen
Werken nur solche der deutschen und ausländischen Kunst
zur Anschauung zu bringen, welche einen wirklich gediegenen
künstlerischen Gehalt aufweisen.
* München. VIII. Internationale Kunst-
ausstellung 1901 im k. Glaspalast. Im Auftrag des
Jentral-KomiKs werden sich die Professoren Frhr. Hugo
von Habermann und Albert von Keller nach Paris be-
geben, um im Einvernehmen mit der dortigen Künstler-
schaft die französische Abtheilung' für München zusammen-
zustellen. Angesichts der Wahl dieser Delegirten läßt sich
mit Sicherheit erwarten, daß Frankreich auf der hiesigen
Ausstellung imposant vertreten sein wird. Herr Prof.
Karl Marr, welcher die weitgehendsten Beziehungen zu
englischen Künstlern besitzt, ist beauftragt, für eine würdige
Vertretung der englischer: und schottischen Kunst Sorge zu
tragen. Ebenso wird es mit Genugthunng begrüßt werden,
daß Kollektivausstellungen von Werken der leider zu früb
verstorbenen Münchener Meister Wilhelm Leibl und
Nikolaus Gysis der Ausstellung einverleibt worden. End-
lich ist Aussicht vorhanden, die Separat-Ausstellung von
Werken Arnold Böcklins sehr reichhaltig zu gestalten.
* Straßburg. Line Ausstellung von Zeichnungen
und Aufnahmen der klassischen geschichtlichen Denkmäler in:
Elsaß wurde in den unteren Räumen des Alten Schlosses

durch den Statthalter Fürsten zu Hohenlohe inmitten einer-
geladenen Gesellschaft eröffnet. Die Bau- und sonstigen
Denkmäler von historischem Werth im Reichslande sind
bekanntlich „klassirt" und stehen als solche unter einer
staatlichen (Oberaufsicht. Diese Ausstellung nun ist im
Auftrag des Staatssekretärs v. Puttkamer von dem Konser-
vator Herrn Wolff veranstaltet worden und wird für einige
Zeit dem Publikum zu unentgeltlichem Besuche geöffnet
bleiben. Die Ausstellung ist überdies reich ausgefallen und
giebt in Photographien, Aquarellen, Stichen und Abgüssen
eine höchst lehrreiche und übersichtliche Schau der klassirten
geschichtlichen Denkmäler des Landes.
* Reichenberg. Im Nordböhmischen Gewerb e-
Museum wurde vor Kurzem nach vierwöchentlicher Dauer
eine Medaillen-Ausstellung geschlossen, welche vor: hier-
aus auch an andere österreichische Museen weitergeht.
Der Veranstalter dieser Ausstellung ist der im vorigen
Jahre begründete verband der österreichischen Museen
(derzeit Vorort Brünn), Hauptaussteller Adolf Heß in
Frankfurt a. M., sowie die ersten Wiener Medailleure,
vertreten waren von Wien Lizeck, Kautsch (jetzt in Paris),
Marschall, Neuberger, Neudeck, Pawlik, Scharff, Waschmann,
— ferner eine Reihe reichsdeutscher Künstler (aus einer
Reichenberger Privatsammlung) und hauptsächlich fast
sämmtliche moderne französische Medailleure wie Bottse,
Tazin, Lhaplain, Eoudray, Deschamps, Dubois, Dupuis,
Granger, Hannaux, Lechevre, Lefebre, Marioton, Mouchon,
Peter, Pillet, Rasumny, Roty, Trojanowski, Vernier,
Vernon, vencesse u. A., auch der Baseler Frei. Die best-,
bekannten künstlerischen Vorzüge, sowie die hervorragendsten
Techniken der modernen Medaillen fanden allgemeine Be-
wunderung, und namentlich die benachbarte Gablonzer
Industrie dürste durch die Fülle des Gesehenen viele werth-
volle Anregungen empfangen haben.
* Wien. Bei dem Karnevals feste der Künstler-
genossenschaft im Künstlerhause, welches am (8. Februar
stattfand, wurde in den Kostümen die Mode des kommenden
Dezenniums zur Geltung gebracht. Anklänge an die Mode-
formen, wie sie auf den Bildern von Botticelli, Walter
Trane, Burne Jones u. A. vorkommen, gaben dem Ganzen
einen pikanten Reiz.
* London. Line Ruskin-Ausstellung von über
vierhundert Zeichnungen, Studien und Bleistiftskizzen ist
soeben in der Gallerie der königlichen Gesellschaft von
Aquarellmalern. in Pall Mall Last eröffnet worden. Sie
ist für die Kenntniß des großen Todten von größter Be-
deutung. Der jetzigen Generation ist John Ruskin in
erster Linie als Meister der englischen Sprache und als
geistvoller Kunstschriftsteller bekannt; die Ausstellung läßt
ihn auch als bedeutenden ausübenden Künstler erscheinen.
Schon der Gesammtumfang seiner Arbeit ist erstaunlich
groß. Als Illustration der Methode seiner Kunstkritik
haben die ausgestellten Bilder einen besonderen Werth.
Sie zeigen, wie Ruskin unermüdlich die Elemente unter-
suchte, auf denen er seine Kunstprinzipien aufbaute, sie
zeigen, wie er jene Prinzipien unermüdlich nachprüste, ver-
besserte, vollendete. Aber nicht nur sein Fleiß, sondern
auch seine große Vielseitigkeit erregt die Bewunderung.
Die vorwürfe seiner Zeichnungen sind architektonischer Art,
Kathedralen, Kirchen und Landschaftsausschnitte, Berge
und Felsen. In seinen Jugendarbeiten zeigt er sich deut-
lich beeinflußt von Turner. Der wahre Ruskin aber er-
scheint erst in den Architekturzeichnungen, die die Grund-
lage der „Sieben Lampen" und der „Steine von Venedig"
bilden. Lr hat behauptet, daß jede große Kunst zart ist,
eine Regel, die nach seiner Meinung untrüglich und uner-
schütterlich ist, und Zartheit in Verbindung mit Genauig-
keit ist das charakteristische Merkmal seiner Zeichnungen.
Line Studie „Gneißfelsen in Glonfilas" zeigt eine prä-
raffaelitische Genauigkeit, die einen Geologen befriedigen
würde. Nillais war bei Ruskin, als dieser die Studie
machte, und Millais stellte sich mit seiner Staffelei auch vor-
dem Felsen auf — er steht im Hintergründe von Ruskins
Bild. Die Ausstellung zeigt den großen Kritiker in einem
neuen Licht, sie läßt erkennen, wie gründlich er seine
Studien getrieben hat.
* Florenz. Die langjährige Mitarbeiterin der „Kunst-
Halle" Miß Helen Zimmern hat einen Zyklus kunst-
 
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