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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 20
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Kunstchronik
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Neue Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0364

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3ls8

4- Die Run st-Halle

Nr. 20

die Jungen. Böcklin, Toorop, Sluck, Lenbach, Khnopff,
Anetsberger, Brandt, Samberger, v. Habermann, Uhde und
Andere, sowie die Symbolisten, Pointillisten, Impressionisten
und wie die — isten alle sich nennen, sind zunächst als
(Opfer des mit geistreichem Humor sich harmlos gebenden,
parodistischen Uebermuthes zu nennen. Bei allen aus-
gestellten Bildern und Plastiken ist mit künstlerischem
Verständniß und großem Geschick die Ligenart des be-
treffenden Künstlers in Manier, Technik, Farbengebung re.
vorzüglich wiedergegeben und im Motiv ohne Mühe zu
erkennen. Pros. A. Hertel und p. Meyerheim beweisen
dabei, mit welch' geringen Mitteln große Effekte zu er-
zielen sind. Sie haben in diesen Arbeiten die Muster von
sogenanntem Buchbinder-Vorsatzpapier mit seiner krausen,
wellen- und wolkensörmigen Marmorirung als Untergrund
sür die Wiedergabe von Baumschlag, Wasser und Lust-
stimmung benutzt und durch wenige, aber genial ausgesetzte
Farbenflecke mit scheinbar völlig unzureichenden Mitteln
Bilder von geradezu entzückender Wirkung geschaffen. Die
Hertelscherr Bilder haben vorher dem Kaiser einige Tage
vorgelegen, und der Kaiser hat dem Künstler von dem
großen Vergnügen Kenntniß gegeben, das er bei Betrach-
tung derselben empfunden hat.
* Königsberg i. Pr. Bei der Kunstakademie
war es bisher üblich, daß sogenannte Meisterschüler, d. h.
akademische Maler, die ihre Kunst selbstständig ausüben,
eigene Ateliers im Akademiegebäude hatten, sür welche sie
eine verhältnißmäßig geringe Miethe entrichteten. Aus
veranlass ung des neuen Direktors, Prof. Dettmann, wird dies er
Brauch fernerhin abgestellt. Sämmtliche Ateliers werden für
die unmittelbaren Zwecke der Akademie in Anspruch ge-
nommen, da mannigfache Neuerungen ein erhöhtes Raum-
bedürfniß Hervorrufen. Dies gilt u. a. von der bereits
beschlossenen Einrichtung einer neuen Klasse für vorge-
schrittene Schülerinnen.
* Frankfurt a. M. In der Juli-Ausstellung des
Kunstsalons Hermes hat neben Hans Thoma mit sieben
seiner besten charakteristischen Werke Prof. Ribarz-Wien
eine Kollektiv-Ausstellung von so Gemälden und Aquarellen
veranstaltet vertreten sind ferner Franz v. Lenbach mit
H Porträts, Fritz v. Uhde mit H Gemälden, G. Schönleber
mit H Marinen, von Fritz Thaulow, Paris, ist eine
Mondnacht zu sehen, und von Ld. v. Gebhardt dessen
zwei Hauptwerke Elias Berufung und die Kreuzigung. —
In dem Kunstsalon von Rudolf Bangel sind neu aus-
gestellt: vier Gemälde von Albert Lang, zwei von Lmil
Lugo, drei von Edmund Steppes (Münchens ferner drei
Bilder von Manfred Gibson (Hanau). — Im Kunst-
gewerbemuseum sind gegenwärtig Gipsabgüsse und
Photographien zu einer Ausstellung vereinigt. Die Mehr-
zahl der ausgestellten Abgüsse nach Büsten und Reliefs
ahmen, dem (Originale entsprechend, Marmor oder Bronze
nach. Am schwierigsten ist es, bei Marmor den Eindruck
des (Originals zu erwecken, da man dem Gips nicht die
Transparenz der Marmoroberfläche zu verleihen vermag.
Neben den Abgüssen sind zahlreiche Reproduktionen nach
Werken von Rembrandt und Franz Hals ausgestellt. Bei
der großen Farben - Empfindlichkeit der Platten läßt das
Braunsche Kohledruckverfahren eine sehr getreue Wieder-
gabe der Farbentonwerthe zu.
* Wiesbaden. Im hiesigen Museum sind einige
Zeichnungen von Knaus und vautier ausgestellt u. a.
Studien zur „Verhaftung" ((879) von vautier und zum
„Leichenbegängniß" von Knaus. — Bei Banger finden
neben den Bronzen von Kurt Stoeving, Berlin, die
Landschaften des Düsseldorfers G. Iernberg und allerlei
Figürliches von L. Braun, Paris, Beachtung.
* Düsseldorf. Bei Ld. Schulte ist eine Sammlung
von 20 Gemälden des belgischen Malers Henri (Vttevaere
ausgestellt, eines jungen Künstlers, der in seiner Heimat
sich schon einen ansehnlichen Ruf erworben hat und sich
zum ersten Mal in Deutschland mit dieser Zusammen-
stellung präsentirt. Ls sind Motive der verschiedensten
Art, biblische Gegenstände, Landschaften, Porträts, Archi-
tekturbilder, Marinen u. s. w. Daran schließt sich die
zweite Sonderausstellung des Märkischen Künstlerbundes,
Berlin, mit Landschaftsbildern von A. Achtenhagen, Fritz

Geyer, Felix Krause, Karl Kayser-Lichberg, Louis Lejeune,
Hans Pigulla und Theodor Schinkel.
* Regensburg. Die am so. Juni geschlossene
^1. Ausstellung des hiesigen Kunstvereins umfaßte 7(
Kunstwerke zum Theil besserer Meister.
* Karlsruhe. Die unter Leitung der Maler Mtto
Kemmer und Max Roman stehende Malerinnenschule
hat ihr sechszehntes Schuljahr soeben beschlossen. Die be-
währte Anstalt, deren Jahresbericht von syoo/tyos uns
vorliegt, arbeitet mit guten Lehrkräften und hat zuletzt
53 Schülerinnen, darunter 7 aus dem Auslande und nur
(0 aus Karlsruhe, ausgebildet. Der neue Kursus beginnt
am (. Oktober.
* Freiburg i. B. Line umfangreiche Sammlung
bietet gegenwärtig die Gemäldeausstellung des Kunst-
vereins. von den vielen beachtenswertsten Werken fesseln
den Beschauer zunächst zwei große stimmungsvolle Bilder
Meister Volkmanns: „Herbst-und Frühlingsabend." Mehrere
hervorragend schöne Gemälde hat Kallmorgen ausgestellt,
von denen „Das Innere einer alten Kirche" und das fein
gestimmte, packende Bild „Zur Arbeit" besonders genannt
seien. Mit einem hervorragenden Meisterwerk ist Prof.
Schönleber-Karlsruhe vertreten. Die duftigen und frischen
Felsxarthien und das Meer an der Riviera sind mit größter
Natürlichkeit wiedergegeben. Von den Münchener Künstlern,
die gegenwärtig ausgestellt haben, nennen wir Meister
Dieffen'bacher, der mit einem packenden, lebenswahren
Kunstwerk „Schwerer Entschluß" vertreten ist. Fritz Reiß
hat eine Kollektion Aquarelle „vom Rhein" ausgestellt.
* wie n. Aus dem Niederösterreichischen Landtage.
Im Finanzausschuß berichtete kürzlich Abg. Anton Bau-
mann über deu Antrag des Abg. Sturm, die bildende
Kunst dadurch zu fördern, daß für den Ankauf von
Werken von einheimischen Künstlern, vor Allem solchen
aus Niederösterreich und Wien, jährlich 20000 K. ge-
widmet werden, und die anzukaufenden Kunstwerke der
zu gründenden Galerie des städtischer: Museums in Wien
zu überlassen seien. Abg. Fürst Auersperg bezweifelt, daß
der Kunst auf diese Art wirksame Unterstützung geleistet
werden könne, es sehle auch an (Organen, die den Ankauf
in richtiger weise vornehmen könnten, und es sei Gefahr
vorhanden, daß werthlose Werke angeschafft werden.
Abg. Ritter v. Lindheim erhebt Bedenken dagegen, daß
diese Werke einer städtischen Galerie überlassen werden,
da sie doch aus dem Ligenthum des Landes angekauft
werden sollen. Ls sei zu erwägen, ob die Werke nicht
zur Ausschmückung des Landhauses selbst verwendet werden
könnten. Abg. vr. pattai tritt der Anschauung des Fürsten
Auersperg entgegen und schlägt vor, mit der Stadt Wien
ein Uebereinkommen dahin anzustreben, daß dieselbe vor-
läufig, bis das Land selbst über eine Galerie verfügt, die
Ausstellung in der städtischen Galerie gestatte, wobei
jedoch das Ligenthum des Landes gewahrt werden müsse.
Abg. Prinz Liechtenstein tritt dieser Anschauung bei und
bemerkt, daß die Auswahl der Gemälde dem Landes-
ausschusse nicht schwer werden könne, zumal gebildete
Laien in dieser Richtung oft ein besseres Urtheil haben
als sogenannte Fachmänner, die sich von voreingenommenen
Schulmeinungen und künstlerischen Parteirichtungen leiten
lassen. Ls wurde der gestellte Antrag mit der von
vr. Pattai beantragten Modifikation angenommen.
Neue Denkmäler.
* Berlin. Line künstlerisch geschmückte Gedenktafel
für Wörth wird gegenwärtig von dem Berliner Bildhauer
von Glümer hergestellt. Sie ist bestimmt zum Gedächtniß
der im Kriege Gefallenen des Grenadier-Regiments Nr. 6
in Posen.
* Berlin. Zu einem Denkinal für vr. Brehmer,
den am 22. Dezember (889 verstorbenen Begründer der
neueren Lungenschwindsuchtstheraxie, ergeht jetzt ein Auf-
ruf von Seiten des Komitss, dem als Ehrenvorsitzender
Herzog Viktor von Ratibor, forme die Vorstände der bal-
neologischen Gesellschaft und des Tuberkulose-Kongresses
angehören.
 
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