Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

DOI issue:
Nummer 22
DOI article:
Paris: Aus den "Salons" von 1901
DOI article:
Kunstchronik
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0399

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 22

Die Aunst-Halle

bildete, die ihre Kunstwerke in einem „Spezial-Salon"
ausstellte.
Interessant und sehenswerth sind auch die Ausstellungen
von Tourette, Grandhomme, TeuillLtre und Philippe
Wolfers. Namentlich die Vitrine des letzteren ist mit aus-
gesuchtem Geschmack arrangirt. Seine Emailbijouterien
sind zum Theil außerordentlich schön, manche derselben
jedoch lassen Originalität vermissen. Lin Künstler von dein
Talente Wolfers sollte seinen Werken den charakteristischen
Stempel seiner Persönlichkeit aufdriicken, sodaß man auf
den ersten Blick erkennt, daß er und niemand anders der
Schöpfer derselben ist. Wit Vergnügen jedoch machen wir
auf ein Kollier aufmerksam, an dem die geflügelten Samen-
körner der Sykomore als Ornament verwendet wurden,
ferner auf ein Gehänge mit der Figur einer Leda in Elfen-
bein und verschiedene andere Gehänge in egyptischem Ge-
schmack, die Geist und Geschmack verrathen.
Joe Descamps hat sich in diesem Jahr eine freiwillige
Beschränkung auferlegt und führt uns ausschließlich Bijoute-
terien in gallischen und druidischen Motiven vor, an denen
die Liche, die unvermeidliche Mistel und eine ebenso unver-
meidliche Sichel sich hartnäckig wiederholen. Manche seiner
Werke verdienen Anerkennung, während das Medaillon
eines Kolliers, welches eine ruhende Druidin zeigt, Sicher-
heit der Zeichnung vermissen läßt. Der Lmailfond desselben
wird von gewundenen Goldfäden durchzogen; doch fehlt
dem ganzen Entwurf das charakteristische Gepräge.
pouillon hat hauptsächlich schöne Emailbijouterien
ausgestellt. Marcel Bing führt uns eine Serie reizend
anmuthiger Schmuckstücke vor, und auch die Broschen,
Nadeln und Uhren Maurice Dufrsne's muthen uns durch
ihre vornehme Einfachheit und vorzügliche Ausführung an.
Als Künstler von lebhafter Phantasie lernen wir
Dubault kennen, dessen Arbeiten interessant sind trotz ihrer
Mängel. Seine Motive sind oft etwas kapriciös und bizarr,
und das Schmuckstück, welches eine Frau zeigt, die sich von
einer Schlange auf den Mund küssen läßt, will uns gar-
nicht gefallen; es ist außerdem zu schwerfällig in ferner
Linienführung, weit schöner ist eine Frauengestalt mit
aufgelöstem paar, die ein sehr originelles palsgehänge
aus patinirtem Gold, Perlen, Korallen und durchsichtiger
Email bildet, oder die Schnalle, welche eine Art Leda-
Ehimäre in trefflich gelungenen Gold- und Silbertönen
darstellt. Noch eine ganze Reihe anderer Arbeiten Dubaults
verrathen Temperament und eine eigenartige Persönlichkeit.
Alles in Allem bietet die ganze Ausstellung einen
erneuten Beweis sür die Thatsache, daß der neue Stil aller
Kritik zum Trotz sich seinen Platz in dem Tempel der
Kunst erobert hat. Dg.
Aunstchroniß.
* Berlin. Ed. Schultes Kunst-Salon eröffnete am
t t-August eine neue Ausstellung, und dürften in derselben
neben Ed. von Gebhardt, G. Iernberg, F. A. von Kaul
bach, F. von Lenbach, G. Deder, F. Stuck und p. Thoma
die Gemälde des Müncheners Alf. Bachmann und des
Brüsseler Meisters Franz Lourtens besonders interessiren.
* Gotha. Die 32 Gemäldeausstellung, die im
Juli im herzoglichen Orangeriegebäude eröffnet wurde,
enthält eine Anzahl tüchtiger Werke namhafter Künstler,
von Bildern des historischen, idealen und realistischen


Genres seien p. L. Pohles „Friedrich der Große in Küstrin",
R. Lichstaedts „peimkehr der Viktoria", Fr. Bodenmüllers
„Loreley", A. Dieffenbachers „Schwärzers Ende" hervor-
gehoben. Landschaft und Thierstück sind durch Asmussen,
R. Dettmann, Pigulla, L. Bracht, Modersohn, K. Biese
u. a. vertreten.
* Leipzig. Im Kunstverein stellten zuletzt neben
G- Müller-Breslau, dessen italienische und nordische
Landschaftsmotive echt künstlerische Behandlung und tiefe
Beseelung offenbaren, verschiedene Mitglieder der Berliner
Vereinigung „Malkasten", wie A. Normann, P. vowe,
wrage, Großkopf, E. pentschel, erfolgreich aus. — In
Del vecchio's Kunstausstellung werden dem Publikum die
Originalradirungen von Karl Stauffer-Bern in guten
Abdrücken vorgeführt.
Dresden. Aus dem Salon von Einil Richter sind
die Werke von Theodor Johannsen, schlichte Motive aus der
peimath des Künstlers, erwähnenswerth, ferner malerische
Ansichten des Antwerpeners R. Fehdmer und Beiträge von
A. von Brandes, I. Alberts, Arthur Thiele u. a. Malern.
* Braunschweig. Der neue Salon Dörbandt läßt
die lobenswertste Tendenz erkennen, das hiesige Publikum
durch gute Darbietungen frischer künstlerischer Kräfte zu
interessiren. Neuerdings sah man hier Landschaften von
Müller-Kurzwelly, F. Overbeck, Ernst pardt, Kurtz-Osthofen,
Thierbilder des Berliners w. Kubnert, Porträts von Dora
Arnd al Raschid.
* pamburg. Im großen Saale des Kunstvereins
giebt es zur Zeit eine Ausstellung von sechs Aquarellen
umfangreichster Art, deren Schöpfer der Maler-Ingenieur
weeser-Krell ist. Das riesige Format ist hier gewählt
worden, um die komplizirtesten Perspektiven von Vorbildern
architektonischer u. a. Gattung so anschaulich wie möglich
zu gestalten, wozu außer den rein technischen Schwierig-
keiten ein in der That ungewöhnlicher Fleiß der Detail-
arbeit gehört hat. Imposant wirken die römische Ansicht
nut St. Peter und Vatikan, die ungarische Königsburg wie
auch die Betriebsanlagen des Norddeutschen Lloyd zu
Bremerhaven u. A. — In den Kunstsälen von Louis
Bock dc Sohn ist die August-Ausstellung eröffnet worden.
Im Pauptsaal sind drei Kolosfalgemälde vereinigt: Paul
Bouchard „Die Stummen im Serail", L- Fahrenkrog
„Luzifers Lossagung von Gott", Leo Meeser „Dante' pölle".
Ferner stellen Kollektionen aus: Gaston la Touche (Paris,,
Prof. Paul Morgenstern, Meyer-Basel, Einil Thoma, N.
Astudin, sowie Einzelwerke: Prof. A. Schweizer, Jost.
Spielker, Prof. G. Bienecker rc.
* Kiel. In der Kunsthalle hat Fritz Stoltenberg,
der treffliche Aquarellist, eine Anzahl von frisch gesehenen
und wiedergegebenen Landschaften und Genremotiven aus
der Umgebung von Kiel und von Rothenburg a. d. Tauber
zur Ausstellung gebracht.
* Barmen. Dem Beispiele des Verschönerungs-Ver-
eins ist nunmehr auch der Barmer Kunstverein gefolgt,
indem er dem Barmer Bürger-Verein zu dem Plakat-
fonds den Betrag von 200 M. überwies. Angesichts der
sonstigen zahlreichen Zusagen darf nunmehr die Verwirk-
lichung dieses Unternehmens gesichert sein.
* Frankfurt a. M. Ueber die neuen Ausstellungen
der Kunstsalons resümiren wir, nach dem „Rh. K.", kurz:
Bei Schneider findet eine Kollektivausstellung des jetzt
in München lebenden Frankfurter Malers Grätz Beachtung.
Interessant sind hier noch einige Bilder Segantinis, die
weder in Ton noch in Auffassung an spätere lichte Berges-
bilder erinnern, und ein „Waldinterieur" von Thoma. In
den permesschen Sälen kann man Thomas malerische
Ausdrucksmittel in seiner Landschaft „Berge von Larrara"
bewundern. Uhdes Kinderbilder wirken durch Farbe und
Zeichnung wahr und wirkungsvoll; letzteres kann man
auch von pabermanns flott gemaltem Frauenkopf sagen.
Lebenswahr aber wirkt dieser nicht. Ein Bild von wirk-
lichem Stimmungsgehalt ist Thaulows mondbeleuchtete
Straße, ebenso das abendliche Straßenleben Gilsouls. Prof.
Ribarz (Wien) macht uns mit neuen Landschaften und
Straßenbildern bekannt. In Bangels Salon hat Emil
Lugo ausgestellt, desgleichen seine Schüler L Steppes und
F. Lang. Line Reihe namhafter Frankfurter Radirer und
 
Annotationen