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Die Kunst-Halle — 6.1900/​1901

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Nummer 23
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Imhof, Franz: Berliner Ausstellungen: die Große Kunstausstellung 1901 (III)
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https://doi.org/10.11588/diglit.65263#0416

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Die Aunst-Halle

Nr. 23

volle Nikutowski setzt in seiner „Niederrheinischen Stadt"
und „Abend an der Mosel" die Farben in unvertriebenen
Flecken hin, nach Art mancher Schotten Max pünten
weiß den grauenden Wald mit Schwarzwild oder mit
pühnervolk feinsinnig zu beleben. Ebenso günstig wirkt
hier ein „perbstabend" von F. Kiederich. Einer der be-
gabtesten Vertreter der niederrheinischen Landschaft ist
p. Liesegang, der für den „Nebelmorgen" wie für „perbst-
lanb" und „Winter" den überzeugenden Ausdruck in der
Farbengebung gefunden hat Abweichend von den Gbigen
vertritt in dieser Abtheilung Fritz von Wille gegenständlich
und in der Auffassung einen andern Geschmack, durch den
er sich den heutigen Romantikern und Stilisten nähert:
hohe Waldhügel mit Burgen und weiten, saftigen Wiesen-
und Laubperspektiven' wollen, wie z. B- bei der „poh-
Königsburg im Elsaß", in dem reflektirenden Beschauer
historische Erinnerungen wachrufen. Neben G. Achenbach,
der mit einem effektvollen Alpendiorama kam, und
A. Flamm, der die „via Axpia mit heimkehrenden Land-
leuten" bunt bevölkert, ist es hier auch ein Jüngerer, Ad.
Müller-Rassel, der durch zwei kleine Auslands-Motive vor-
teilhaft auffällt. Sowohl die dunkelnde via Roma in
Neapel, wie auch die im Dunste eines späten perbsttages
vor uns liegende Rue cies Reelles in Paris sind von
toniger Schönheit und lasset! noch stärkere Proben eines
wirklichen Talents erhoffen.
Die Betheiligung der übrigen Landschaftsmalerei hat
für die Berliner Ausstellung nicht gerade üppige Früchte
gezeitigt. Mir fielen aus Dresden nur der seine Realist
I. Schenker mit einem schlichten winterlichen Naturaus-
schnitt und Karl peffners schwermüthige Abendpoesie am
Lago Trasimeno auf. Aus Pannover, von wo übrigens
Permann Schapers frische, famose „Porträtstudie" als
figürliches Werk nachzutragen ist, macht sich neben
G- Kokens fein beobachteten: Frühlingsbilde eine paideszene
in der Dämmerung bei flammend untergehender Sonne von
Karl weinert, gemalt in der effektvollen Art des Karls-
ruhers Kampmann, bemerklich. Die Kollektion von A. Lutte-
roth aus pamburg ist nicht nur reichhaltig, sondern sie
umfaßt auch eine große Zahl topographisch interessanter
Gegenden aus Italien und Nordafrika, sämmtlich zwar
temperamentlos, aber mit meisterhafter Sicherheit gemalt.
Die Karlsruher, die als Figurenmaler dieses Mal
so imposant auftreten, wissen, soweit sic hier erschienen
sind, landschaftlich herzlich wenig zu sagen: freilich fehlen
gerade die, welche sicherlich viel gesagt hätten. Dem Stil
Ferdinand Kellers entspricht eine heroische Auffassung der
Natur, und darin steht ihm auch der aus der Weimarer
Schule Fr. Prellers bekanntlich stammende Ed. Kanoldt
besonders in dem bräunlich gestalteten Motiv von der
Riviera sehr nahe, während „Der pohenstaufen" mehr
realistisch durchgesührt ist. Permann Dischler aus Frei-
burg hat in seinem „perbft" die Spiegelung des Wassers
vortrefflich wiedergegeben. Sonst sei noch Fritz Brandt,
Rom, erwähnt, der eine „Mittagsstimmung am Adriatischen
Meere" feintonig aquarellirt hat.
Es bleiben die Münchener, die der Berliner Aus-
stellung mehrere ihrer erfolgreichsten Landschafter vorent-
halten haben. Pans Busse trägt seine herbe heimische
Farbenempfindung nach Süditalien, und so steht der mit
violetten Frühlingsblumen verbrämte, dürre Felsen im
Innern Siziliens fälschlich im verdachte, irgendwo im

Bayerlande zu liegen. Karl Küstner sucht mit etwas
groben Mitteln die Erscheinungen in der Natur zu meistern,
in seiner Moorlandschaft namentlich wirken die Wolken-
massen zu kompakt. Franz poch nennt eine grau-violett
getönte Landschaft „Adagio"; auch in seinen: „Lifeldorf"
liegt echte Stimmung. Andersen-Lundbys große Leinwand
„Isarlandschaft" besitzt in der dunstigen Lust wie in allen
formalen Details einen überraschend wahren Ausdruck der
geschilderten Winterszenerie. Ad. wex giebt in seinen:
„Abend bei painhausen" einen Sonnenuntergang mit
kräftiger Wirkung. Emmy Lischke, die dieses Mal besonders
stark an F. Keller und von Schenins erinnert, steht in
ihrem stilisirten „peiligen pain" weder auf ihrer früher
schon erreichten pöhe, noch aus derjenigen der hier von
Permann Krban ausgestellten poesievollen Temperaland-
schaften ,,Am Albaner See" und „Frühling". . . . Ich
schmeichele mir nicbt, damit auch nur die Nenuung der
wesentliche«: Arbeiten der Ausstellung erschöpft zu haben.
Einiges hoffe ich noch dadurch nachzuholen, daß ich
dem Thierstück, den: Marinebilde und endlich ver-
schiedenen guten Beiträgen der Ausländer einige Zeilen
widme. Das Thierstück hat auch durch die Bedeutung, die der
Jagd- und Reitsport hier neuerdings gewönne«:, eine frei-
lich mehr den Betheiligten, als dein Kunstpublikum
wünschenswerthe und nützliche Erweiterung erfahren. Die
Berliner Jagd- und Sportmaler sind hier nur zum Theil
zur Stelle; voran G. Koch, dessen Piqueur und Rothröcke
„am Sattelplatz in Karlshorst" sich vortrefflich ausnehmeu.
kV. Kuhnert zeigt wieder in einen: aufregenden Thier-
kampfe „Auf Leben und Tod", Büffel und Löwenpaar,
daß er auch die wildeste Thierleideilschaft selbst aus großer
Leinwand packend zu entfalten «veiß. K. Zimmermann
und von Stenglin sind auch dieses Mal erfolgreich in Dar-
stellungen des heimischen Schwarzwildes; Kappstein inter-
essirt an: meisten in einem Fasanenbilde. München besitzt
zwei Künstler, Franz Grässel und Richard Lipps, die um
ihre köstlichen, lebendigen und lebenswarmen pühner- und
Enlensamilien wirklich zu beneiden sind. Als Schulderer
der große«! weidethiere ist zwar kein Weishaupt und kein
Zügel am Platze, aber der Münchener Ioh. D. polz und
der Düsseldorfer Ad. Lins werden als respektable Maler
buntscheckiger Rinder aus der Weide oder an der Tränke
von Niemand übersehen werden.
Ganz zweifellos zu hoher künstlerischer Vollendung
hat sich bei uns das Seestück entwickelt. Neuerdings hat
Pans Bohrdt, selber einer der glänzendsten malende,: Inter-
preten der mächtigen Seefahrzeuge auf bewegtem Meere
darauf hingewiesen, daß diese Entwicklung mit eine Folge
der wachsenden deutschen Seemacht sei. Neben Bohrdt,
dessen Pauplstück hier die Seeschlacht der Lübecker und
Schweden bei Gotland p56^) ist, sind in gleicher Richtung
u. A. Karl Saltzmann und der Düsseldorfer Lornelius
Wagner thätig; Saltzmann brachte dieses Mal eine Anzahl
von Bildern und Studien aus schwedischen und norwegischen
Gewässern zusammen, die sämmtlich nut virtuoser Technik
geschaffen sind.
An der Spitze der Nordlandsschilderer steht uoch säst
ungebrochen in seiner künstlerischen Kraft Altmeister Pans
Gude, dessen „Sommerabend iin Lhristianiafjord" jene ge-
sänftigte Schönheit der feingekräuselten Meeresfläche sehen
läßt, die mit solcher Wahrheit nur die reifste Meisterschaft
geben kann. Th. von Eckenbrecher hat namentlich in einer
 
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