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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 2 (Februar 1930)
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Stiehler, Georg: 1876, Die eine Seite, die andere Seite
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0045

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v»>jlch»»j, >»?>ü»»>U". Wcdcr B>'>ieisler»»s>, noch der
»c>>c!ucdc»c Grnd dcr Ac»rle!i»»jl!>snhi>ikc!l irön-
»c» cinc» MrMlrih ibildc» srir Wcri vdcr Unwerl
cincc, «»»slivcrircs, »>irh d c Thcvric ciner ästhelischen
Zclinrhlnn» 'lrissl iiichl dcn vülic» Gchrr» eincS
i;»»sl>vcrlrcs. ^r v ch iv c » i j> c r siihrl dic cinlichcnde
ZcschrisIiji»Nji »>il dciti G c ü >1 n lr e n i » h ri l t der
9 » r sl c l i » » i; »n dnv Wejcn dev ^»nstiverkcV.
„Bcj>in»l dvch driv Znteresse »n der Knnst erst in
>c»> Mvincnle, wv dris ciileresse n» deni Gednnke»-
inhnil dcs ?r»»slwerkdb erlischt."

3», cs krinn dic BeurkeiliiNji der Kunstwerke „»rich
dcin Mcrlc des slosflichen Ünhrills nur zu irrijien Lr-
uchnissc» siihrcn". „Gerridi weil innn dein Kunstwcrk
jcincn k ii n s> l e r i s ch e it 5 n h » l t nicht »hgewin-
»cn krinn, sv mrichch snng eö seinen nnderweikijien
.'Hcrkiiiriien und Be.sieh»iijien nrich .iiiin Gejienstrind
dcr Fvrschunji." „Svlniijie sich Ilntersuchuiiji und Be-
wcissiihruiiji n»s »usibrkii islierische Ilrkunden jjriin-
den, seheii tic BerslnndniS dev Minstwerkeü wvhl vor-
»us." Weder kunstjieschlclMchc, kiilliirwisseiischriftliche
Bclrrichliinj; könncn resllos Misschlusz iider Kunsl und

.Niinslschrisscii jicden. s,W

.Nunsl »ls jiulturclenie'nk l cjireisen, so inusj innn dn-

mil chr'jiinnen, die Wir
dic sic nus dcn einzclnci

,'lhcr »iich diese pii)chv
svwcniji wie dic philvsr
sicrcnde Brl zui» jieril

vgi

phi

der

i u n jj e n zu unlersuchen,
Menschen hnhen knnn."
che Ginstelliiiiji knnn ehen-
che »nd nslhetisch theoreti-
Frrijje siihren.

„Ä i e » n s l isl n >
tv c ji e z » fi » d c n jr l ->
)H»n inus; die cijicntiinilich
>,»h»nr.i suchc». Dcr ^iinst
rjcniihcr ein hesviider°>j se!
i»ll, dic er „inil de'n ii
Miliir zu prickcn suchl." G
dcr Wcll verhundcn, jidcr
i» dcr BernrheiliiNji der

il innn einijierinnszen die

k e i n e in nndere n
n » s ihre m e i jj e n e n."
' Slrirke kiinstlerischer Be'
er hriiijik de» Diiijien j,e-
>es Linpfinduiijiüverinöjien
ii sliiikliven Krnfken seiner
ist inil der Welt »1ü Teil
sein P'islijjeS Sei» heslehk
sichlhriren Welt »nd der

inncrc» Gesichlc. Bei dics^r Arheit ist eine „nusjer-
vrdcnliiche Sirirke deö GesiihlS denkhnr", nlier dnS
vnjiehnis der Geslnlluiijj sl nur inöjilich hei „einer
»»sjcrordenllichen Slrirkc IdcS GeisleS". U in der
li ii » sl leris ch en G e st n I t u » n , de in W e s e n

d c r U » n sl » » h c z u

lr uiz z » in B e r jj l e

k o in ni e n , ist eS nvlwendiji,

dic w i s s c n s ch n s t l i ch e A r h e i t S w e i s e

ch h e r n n z u i e h e n.

Wir hnhcn dic FrihigkcÜ, dic (Lrlcheinunjien unse-
rcin Dcnkverinöjien .,ii liiiterwersen. Ls ist ein
c i g e n l ii ni l i ch e r g e i tl i g c r Bor g n » g, der
,,»r hcgrisslichen Geslnltuiig der Welt sührt. Der
llchcrgn»ji vvni Sichlbnren zuiii Uiisichtbnren sindet
plvl,lich slnil. Dndei liegls der Wissenschnst „kelne
Uvllslniidigkeil der Bnschnguiiji .,ugiiinde". Die Wis-
sciischnsl verlrisil die Aiischriiiüiiji, svhnld dcr Punkl
klnr licgl, wv sie inil ,jihrä», Begrifssvermögen ein-
hnlic» lirinn". DnS zeigl n,n deutlichsken die ^kntur-
ivigciischnsl, dic sjch dei ihger ^lrbeit des Forschens
»>il cincr hcstiniinlen lSektc dcr Bnlur, init einer
„Lcilnnschniiuiiji" hcjjiiisgl. jDcr >)niig zur Ahstrnktivn
crjcinvcrl dns Berslrindiiis einer „Gesnintniischniiiing".
ö», dic Wisscnschns! sucht den Uiinstler .,» kontrol-
iicrc» nrich ihrcr Ucnninis von der Bntur und lie-
iirlcill ü»s Uunslwcrli jiiili nler im Sinne einer wis-
sc»,ch»sliichcn 'Uhhildijng. E s wird verwcchscli
U v I > sl » n d i g l> e i i im Gnn.,e» wie im Teil mit
cincr i n n e r e » e i n h e i i l i ch c n B n s ch n u » n g

M'»

vvm Gnnzen vdcr vvm Tcil dcs Dnrjieslcillcn. Mich
ivcnn die Wislenschnft ihre Fvrschcrnrheil vvllendcl
hrikle, so stiinde» wir dvch vor einer Beihe vvn ^iril-
jcln, denn es gibl ehen »och ri n d e r e W c g c, dic
Wclt gciskig .,» hcherrschcn in eigeiinrligcr imd cin-
heillicher Form, und dns zeigl dienndereSeilc
menschlicher Höhentciligkeit: D ie k ii n sl i e r i s ch e
G e st n l t u ii g!

s!n den Anfnngen, bei Kindern u»d nuch hei vicie»
Lrwnchsenen, ist die Liitivicklunj, der Bnschnuiing jehr
geriug. Weder die wisseiischnstiiche noch die kiinsl-
lerische Gestnltung der Umwelt knnn sich »us die weni-
gen Llemcnte verlnsse», die durch die iiiivvllkommene
Ärt der Wnhrnehiiiuiig crklnrlich isl. Dic Liziehunji
sieht meist nur die cine Scile, die geistigen Frihig-
keiten siir üen „Gehrnuch des Uche'ns" lnuglicl) .,»
mnchen; nlsv nuch die Frihigkeil der Anjchnuiing .,»
steigern fiir e i » e n b e s t i m m t e n Fwe ck. D i e
B v k w e ii d i g k e i t einer s o i ch e » erzieh-
l i ch c n Arbeil soll » i ch l i » F rn ge gc -
skellt werden, zumnl in dcr Feit der ^inliir-
wisseiischnft und Technik. Der Werl klnrer Bc-
ohnchtung, der Lrkeiinlnis nus nnschnulicher Grund-
lnge f ii r e i » e n h e s t i m i» l e n Z w e ck soll „nichl
h e r n b g e s e s, l werden, sie hleibl »nch wie vor ein
stolzer Lhrenkitel des meiijchlichcn Geistes und dns
Fiel, um dessen Lrrelchiing die hestcn ^rriste in Well-
streit treten." Dnmil nber wird dns g l e i ch g r o s, c
Ziel der Er,iiehung, die Äkenschhc'il .>u»>
sreien, persönlichen Gebrnuch scincr An-
s ch n u u n g zu hcfrihigen, nichl in dc» Schnllen ge-
sleilt. Beide Fiele stehen ncheneinnnder, heide svlic»
den selhstnndig geslnilende» Bkeiisclic» emporentivik-
keln. Dnbei »ber diirsen die Unlers ch iede der
glelchwerligen und gleichhedeuliingSvollen Tritigkei-
le» gcisligen Schnssens n i ch l v c r w i s ch l w e r -
d e n.

Dient die Wnhrnchinung eincm Fweck, dnnn isl sie
unfrei, sie wird Werkzeuge im Dienskc technischer
vder begrifflicher Dnrstellung und Geslnllung. ün dic
Anschciuung wird iiherslüssig, wcnn der Fweck erreichl
ist. ün der sog. reinen Wissenschnst ses;l dnnn n h -
seitS vo» der Anschnuiliig dic weitergehende hc-
grifsliche Tntigkeil ein, his zur Svslembilduiig. So isl
die k l n r e Ersnsjung, die g e n n » e Lrfnssuiiji von
Form, Fnrbe, ÄhykhmuS, von Uörper u»d Änum
zwnr eine n l l g e m c i n e B i l d u n g S n u s g » h e,
nber es ist weder wissenschnfkiiche, noch künstlerischc
Gestnltung. Ls ist eine nolwendige, nicht übersehbnrc
Grundlnge. Äber über dieser n l l g e m e i n e n °Zl » s-
gnhe, über der , w e ck b e st i m mten , le ch n i s ch
u n d w i s s e n s cl) n s t l i ch c n W c i l c r b i l d u n g
der Anschnuiing d»rs in der Cr.siehung dcs Mcnschcn'-
gcschlcchiS dcr sicie, pcrsönli ch e Gebr » u ch
nichl nusjcr nchl gelnssen werden. Die A n s n n h i» e
der U m w e l k isl iomit eine n l l g c m e i n e Bil-
diinjisnusgnhe; die nlitive Bernrheiliing nnch wisscn-
schnstlichcr wie künstlerischer Seitc eine g l c i ch -
wcrtige S o » d e r » u s g n h e, dic sich nvlwen-
digerweise zur hnrmonischen Meiischeiihilduiiji ergnn-
zen mich.

Für die Art wisscnschnsllichcr Dnislclluiiji »nd Vc-
slnllung hnl die Well »licrdiiigs hculc im niljieincincn
mehr Linsichl und bringl mehr Werischlisjiiiij; nus, nis
sür dns Schnffen des Üünstiers, dns den meislen un-
begreiflich bleibt, dnS die meisten nichl nls selb -
 
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