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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 12 (Dezember 1930)
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Reupke, Ernst: Knet- und Gußstoffe für freigestaltendes Formen: Gedanken zur Reform
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0326

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Knet- und Gujzstosfe sür sreigestaltendes Formen

!! : Gedanken zur Aeform von L. Aeupke, Frunkfurt a. M.

Die Erzeugniss^der bildenden Künsie bieten sich
dem Erwachsenen u- sofern die Bemühungen, körper-
lich und räumlich!>Vorgestelltes und Geöachles mit
den verschiedensteK künstlerischen Mitteln und Skof-
fen zur sichlbarensErscheinung zu bringen, inS Auge
aefaßt werden —i alssein in sich geschlossener Kreis
öer Ausdruckskulkur dkr. Er führt uns von öer srei-
stehenden Aundplgstik? über einseitig zn belrachtende
Wandplaslik, über! Hoch-, Flach- und malerisches
Aelief (Alex. Colin: Grabmal Kaiser Maximilians
in linnsbruck: M Begas: Kriegsrelief am Kaiser-
Wilhelm-Denkmal!; zk Berlin) zum Strichrelief
(Aegvpken: gravierke Krabplatten im Dom zu Hil-
deshelm und Lübeck) und von da weiker zur Kon-
turzeichnung, zur ljörperhafken Zeichnung, zur körper-
haften Malerei ünd von da zurück über bemalte
Plastlk zur freiskehsndsn Aundplastik. iln diesen
Kunstkreis hat dechKunstlehrer das Kind an geeigne-
ter Skelle einzusützren.jan dem vorhergehenden Arti-
kel: „Freigestalteildes lFormen", glaube ich nachge-
wiesen zn haben, hah beim Kinde zunächst alle Bor-
stellung körperllch uno räumlich isk, dajz es von sich aus
beswegen zunächst zur p!lastischen Ausdrucksweise strebt
und dasz es spüter ganzallmühlich zur Abskrakkion von
Linle und Fläche gelangt. „Bom Kinde aus", dessen
schöpferische Anlagen hnd Krüste ja aliseltig entwik-
Iielk werden sollens! wäre eS also ons Gegebene, das
Kind bei und mik öer Plastik in den Kunstkreis ein-
kreten und von doxt aus alimählich und zwangloS zur
zeichnenden und malesiden Darstellungs- und Aus-
drucksweise -- oder giach jDürer: zur Kunst des
Augenbekrugs — hinübergleiten zu lassen. Der Kunst-
unterricht hak meines Erachkens dementsprechend mit
der körperhafke» Darftellung in Werkstoffen zu be-
ginnen, enksprechend tzer Enkwickelung und Aneig-
nungsmekhode deü! Kindes. Das Arbeiten aus dem
Gedächtnis und der Borstellung dürfke dabei der
geeignetste Weg sein, öa üadurch nur das Typische
u»d Wesentliche zur Darstellung gelangt und somik
ur ersten Geslaltung U'iberleitet. Ein Schüler der
"erstuse halle kürzlich-ein Tier in humorvoller Aus-
lassling in Ton grgb skizziert. ^tun wvllte er es nach
seinen eigenen Worlen, genauer ausführen, d. h. der
Aalur mehr annähern. AlS ich wieder zu ihm kam,
sasz er anscheinend mükzig davor. A»s meine Frage,
wariim er nichl weiler-inache, sngle er wörllich: „5ch
weisz jegi wirklick snicht, wie es an dieser Stelle aus-
sieht. 3eüt mujz ich'S mir aber mal ganz genau an-
sehen!" Dieses „gesian qnsehen" ist für ihn bedeutungs-
und werlvoller, als eine zeicbiierische Skizze, denn uin
es knelen zu können, »jusz er den Gegenstand mit den
Augen gleichsam allseiljg umsühlen, Wenn diese Art
zu betrachten und zu bevbachten neben dem Zeichnen
geiibt und forkgeselzt wzrd, so mus; auch die zeichne-
rische Darstellung bessej ansfailen.

Bei der Stoffauswahl hat an erster Stelle das
ckikeresse der Schijler gu eiitscheiden. Sie ist jedoch
gleichzeitig auch ahhüngig zu machen von der Frage,
ob ein Gegenskand! oder ein Thema überhaupt kör-
wrhaft darstellbars und! bei dem schulmäszig verein-
'achke» ArbeikSgange aiich technisch möglich und aus-
tthrbar isl. Denn das Endziel mus, aus der Mitkel-

!! i

zur

Ob

und Oberstufe elne möglichst „geschlossene" Gestalkung
sein, die in einer möglichst einfachen Guktorm giejz-
bar isk. Alle Formungen, öie, wie der Bildhauer sagt,
„unker sich gehen" und alle grojzek Tiefen mi ssen
mögiichst vermieden werden, da an und in ihnen die
Guszform jeicht feslhängt. Für die Unterstufe brauchen
solche Erwägungen weniger ausschiaggebend zu sein.
Bei ihr kann die Gemeinschastsarbeit bei Gruppen-
bildung vorherrschen, namenilich dan», wenn Lebens-
gemeinlchaften oder sonsttge Gesnmtdarstellungen als
Schauplatz oder Sikuaklon wiedergegeben werden lol-
len. Die Frage nach der Aichtigkeik kann hier snsk
ganz ausschalten. Mik dem skärkeren Hervorlrele»
des Einzelgegenstandes auf der Mikkeistute macht sich
eine stärkere Anlehnuna an die Aalur allmählich und
ganz von selbst bemerkbar. Bei der Darstellung von
Menschen und Tieren halte ich darauf, das, zunächst
eine Skellungs- oder Bervegiingsskizze frei aus der
Borstellung und in grojzen Zllgen angefertigk wird.
Sollke sich nun erweisen, daiz dis Teilvorstellungen
im gedächtnismäjzigen Borskellungsschak in erforder-
licher Friiche nicht mehr vorhanden sind, und da^
der Gegenstand in Aakur nichk erreichbar ist, so würde
ich bedenkenloS gestalten, guke und kiare Abbildungen
zur Auffrischung des Gedächknisses zu Hilfe zu neh-
men. Ein mechnnisches Kvpieren ist ja nuii ausge-
schlossen, da die i» Frage kommenüe» Teile der Ab-
bildung ja ersl in einen Körpec umgewandelt und der
Gesamtskizze eingefügt werden müssen. Umgekehrt
sollten alle geformken Gegenskände auch mal gezeich-
net werden, so das, das „gebundene Formen" zum
„gebundenen" Zeichnen und daS „freie Formen" zum
„freien Zeichnen" überführt. Das Handwerlrsmäbige
und Technische bei der Hersteilung einer Gujzform
und beim Giejzen selbst hat für die Schüler der Mik-
tel- und Oberslufe einen aujzerordenllich slarken An-
reiz: besonders grojz ist die Freude, wenn sich der
Gujzkern schön und glakk aus der Form schält. Dar-
um sollte iede einigermaszen gelungene Darstellung
oder Geskalkung auch gegossen werden. Dieses Tech-
nische dürfte den meisten Zeichenlehrern bekannk sein.
Wer sich dariiber orientieren möchte, der sei auf das
Büchelchen vvn Rudolf Maison hingewiesen: „Die
Bildhnuerei" sI. ^i. WeberS illuslr. Handb.). Selbsl-
versländlich mujz alleü Technische aus das Schulmäjzige
zugeschnitken und iiiöglichsk vereinsachl werden, Pro-
bieren geht auch hier über Studieren und Aot machk
erfinderisch. Dn es sich ja meist u»i Arbeiken kleinen
Formnts handelt, empfiehlt eS sich, die Gujzform mas-
siv, nicht hohl, auszugiejzen.

I. K n e t st o f f e.

Bei manchen Arbeiten dürfle die Aotwendigkeik
oder der Wunsch entskehen, sie gleich in einem Knek-
stoff herzustellen, der ihnen von vornherein so viel
Haltbarkeit gibt, das; ein Giejzen in einer Form
nicht mehr erforderlich ist. Aach vielem Suchen ge-
lang eS mir, zum Teil sehr alke Aezepke zu finden.
Manche Angaben waren aber recht allgemein ge-
halten, vielleicht um eben das Geheimnis nichk zu
leicht preiszugeben. So hiejz es denn: probieren! Da-
bei fand ich, das; man geneigt ist, von den ersorder-
 
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