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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 9 (September 1930)
DOI Artikel:
Busse, Wilhelm: Über die Erhaltung der Gestaltungskraft des jungen Menschen während der Pubertät, [2]
DOI Artikel:
Bruycker, Adolf: Vom Bootsbau im Werkunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0251

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Li»jieskellke» her»us. Doch »ichk das ist Zweck der
1ied»»ji. EI» Lrmiide» des Aiodells läszt die Ver-
n»deru»ge» des Gesichis erlceuue», ei» Lnche» zeigt
die Berschleduug der Wnugeuttiuslnilaiur, der Muud-
wiuliel. Dns Mvdell ivird zum „Gesichterschueide»"
vern»lnszi, ivlr versuche» der ÄNmili des Gesichis
»nchzugehe», iibertreibe» dieselbe, iiderbetoiieii die
sousllge» chnrnkkeristischeii Kopfforme» und kommen
so zur Karikakur.l Äuch hier fiude» einige wieder
eine »eue Begabungsseike, von der sie vielleicht bis-
her »ichls wuszteii.^ Ä)Ir veründern auch eine Kopf-
skizze bewnszt durch Zukaten formeller Ark, Ileber-
treibuiig der Stirnpnrtie, Bergröszerung der Augen,
Bernnderung der Aflsenparlie, Berstnrkung des
Muiidausdrucks, lHinzufüge» von Schnurrbart oder
Vnckeiibnrk. Das wird nicht nllgemein nngeordnet,
sondern hle uud da angeregt! fiiidek es Anklang, so
ilberiiehmen eS nitderel auch, nber meist in abweichen-
der Form. Sv erhalkeh wir besondere Tvpen: Arbei-
ker, Vergführer, Büroinensch usw. Mimlsche Studien
werde» verwendes fsir: Freude, Trauer, Wut,
Schmerz, Erstaunp», fllnchdenken, Gleichgültigkeik,
Verachtung nach iArk der Typen des französischen
Arztes Ducheniie !de Voulogne. ^ Die Anserei Mi-
chelangelos uiid die Karikakure» Llonnrdos geben
hier vorzttgliches httnstserisches Anschauungsiiiaterial.

Diese ganze Mflkerie' gibt der Schasfenskraft eiiie»
»euen Impuls. Die gravhische Gestalkung wird durch
das Erlebnls des meiischlichen Gesichksausdrucks und
der dari» liegendeii seelischen Kompleze von Gefüh-
le» und EmpfindungeiZ zur orgnnische» Einheit ge-
sormt. Vleiskifk, Fedet, Kohle, Farbe, Linolschnitt,
Aadierung dikliere» ' dem juiigen Menschen die

iiialerialgerechke Vehandlung und besnhige» ih»,
durch die äuszere» Gesesze dec Milkel sei» ErlebniS
zur Mitteilung zu briugen.

XV.

Selbskversländlich b!» ich mir wohl bewuszk, das;
es auszer in der hier geschilderten Weise noch mannig-
faltige andere Alöglichkelken gibk, dem iuiige» Men-
schen zur Gestallung aiiregende Erlebnisse zu bieken.
Das Weseiikliche jedoch ist, tiberhaupt Mittel zu fiu-
den, um im Alker der reisenden Selbstbesinnung de»
vorhandeiie» Gestnlluiigskräfke» Gelegenheit zur
Liikfaltung zu bieken.

Es kommt dlnmns mi, dio Melischeii dohill z„ fiihreil,

dag ihrcm Wolleii „>>s Gnliid des Erlediiisscs „iich dis houd-
liiilg solgt, die Haiidluiig dcs Gcstolteiis »ömlich. Die vo» mir
eiiigeschlageiie» Wege habe» ihre Begriiiidmig »icht »iir i» de»
eigciie» Bersiiche» »ud Beobachliiiigc», ich hnbe mir die a»ch i»
aiidere» Schiile» gezeitigte» Srsahriliigc» zuiiiihe gemnchl. Ich
habe ii. a. im Friihjahr WM Siiddeuischlniid uiid ocsterreich ve°
reist. Der Sude» des Deutschtiims hat vo» jeher eiue siihreiide
Stelliiiig i» liiustl.-rischc» sZrage» »iid damit nuch im Kuustuiiter-
richt gchabt. Ich hnbe viele» riiilerrichlsstillide» beigewohut ii»d
habe mich n»s Gruiid der Klasseilleisliiiiac» »berzeugt, dah ntt«
imiere» u»d niisZereii hemmiiiige» die Gestattuugskrast jiigcud-
licher Meiischeu »icht ziim Srlosche» briiiae» köimeii, wciiu i»
der rechlen Weise aiigeregt wird. Ich habe Tauseiide vo» Iiigeiid-
arbeitc» gssehe», dte mich i» der Biilicht bcslärke», dajZ dic
Gestnltuiigsirast »rtiimtich zui» Meiischeu gehvrt. VcsoudcrS
iiberrascht hnbc» mich die Erfotge, welche die wiirltembergische
Kuiistlehrerschast erzielt. Ähuliche Besultate sah ich >u öster-
reichtsche» Schule», bei deiie» die htrbeite» der Dberklasse»
techuisch »i. E. scho» auf eiiiem fast z» rcise» Stniidpiiukt slehe»,
Iachschule» brauchte» sich sotcher »icht z» schämc». Immer wiedcr
>lt mir ziim Bewusjtsei» gekomiiie», dah durch eiue beslimmte
Eittltstluiig niis das GeflihtsiiiälZigc die Eiilwtcktuiig des geist-
seetische» Wachstums bei dem juiige» Meuscheu miltels dcS
rhythmischeu Uebeiiselemeiites der Kimst gefördert u»d damil
Gestaltuiigslust »iidGcstaltuiigskrastaiisrecht erhalteiiwerdeii kau»

V s

i! l Vom Bootsbau im Werkunterricht

! ! Von A. deVrIIycker in Plön (Holstein)

(Vgl. dazu die Abbilduuaen.)

3eder rechke Junize wjrd niik Begeisterung zugreifen,
wen» sich ihm Gelegenheit biekek, Vooksfahrten zu
mache» oder gar selberjei» zünftiges Boot zu bauen.
Meine Erfahruiige» auf diesem Gebiek Im Werk-
unkerricht erstrecken sich auf den Vau vo» Kanus,
Falkboote», Aeibooken u»d 7—tv cim Segeljolle». —
Man wird mir eitiwenden, dasz »ur wenige Städte
so liegen, dasz sich dez: Vooksbau lohne. Ilnd doch
gibl es wohl keine» örl, der »ichl »ach kurzer Vahn-
sahrt zum Ausgntigspljiikl sür relzvolle Faltbool-
Fahrle» gemacht werde» kömile. Ber grosze Vorteil
dieser VookSart liegk ehen i» seiner leichke» Trans-
porlfählgkelk im Wagenabkeil. An der Oberreal-
schule in Erfurt wurds mein Pia», mit Schüler»
Faltbooke zu bnue», voiji Kollegium zuiiächst mit gro-
fze» Vedeuke» aiifgenomine». Späker an den Fahrken
beteiligke» sich die Kollege» aber recht begeisterk.
Wir paddelten a»f Sgale, Elbe, Werra, Weser,
Austrut, Alain und Aeckar, keils auf Tagesfahrte»,
keils waren wir auch wocheiilang mik unserii Vooten
uiiterivegs. — Der Vaji, gnnz besonders des Falt-
bootS »lusz »ilt gröszter Sorgfnlt geschehe», kaii»
dvch ein Fehler !in ^onstruktion oder Makerial
Veranlassiing zu l Aiijzlücksfällen werden. Wir

* Zlöconisine Ue lo plizislpnomle Iiumaiiie, poris I8b2.

arbeikeken zunächsk »ach einer Baubeschreibung,
die im „Knnusport", dem Orga» des deutsche»
Kanuverbandes erschie». Es skellke sich aber bald her-
aus, dasz »och sehr viel verbesseruiigsfähig war. Ls
entwickelke sich mit der Zeit ei» Avokstyp, der
nur noch im Spniitenrisz a» dc» ursprünglichen
Plan angelehnk war. ES würde zu weik führe», aus
de» Vnu selbst u»d die Orgnnisalio» des Serienbaus
mil Schüler» hler eluzugehe». Älejer Arllkel so»
lediglich oi'ieiiliereiide» Lhnrakter lrnge». Die bei-
gegebene» Vilder zeige» mit Schülern gebaukeVoole
verschiedener Art. Liwähiik sei »och, dasz selbstver-
ständlich auch dle Haut deü Faltbootes selbst zu-
geschnitte» u»d genäht werde» iiiusz. Dies ist die
fchwierigste dlrbeik beim Fallbootbau, u»d vo» ihc
hängt das kadellose Aeuszere ab. 1 m Naht mik der
Hand sorgfälkig zu »äho», dauerk etwa 1 Slunde.
Schneller gehl's mit der Maschiiie deS Saktlers, aber
sehr oft werde» die Nähke uiiaiisehiilich. Zur Haut
eiguet fich am besle» Giimiiiistoff, wie er vo» Fnlk-
bookwersle» bezoge» werde» kaii». Guuiiiiifabrikeii
gebe» diesen Skoff nur a» Werske» ab. Nur aus
üiesem Grunde ist dieser Arkikel sehr teuer. Er kosleke
vor 4 llahre» '^5 Mk. pro Mcler. Krüskiges Segel-
tuch tut's aber nuch und kostel b Mk. 2m trockene»
 
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