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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI Heft:
Heft 2 (Februar 1930)
DOI Artikel:
Lachmann, Werner: Ist Zeichnen Ausdrucksmittel?
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0039

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Dmtsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

/Zeilschrift deöReiwsverbandeö akad.geb.Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen

VerqiUwortllch für die Schriftleitungi Profeffor Gustav Kolb, Stuttgart
Druck uud Berlagi Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestrahe 18

Fnr Besprechungsexeinplare, NlederschrMen oder andere Slnsendungen Irgendwelcher Art
wlrd elns Bsrantworillchkeit nnr dan» iibernonimen, wenn fle erbeten worden sind
! Sltireibt sachlich klar nnd einfachl Meidet alle entbehrlichen Fremdwörter

Iil Irichiieu A»sdr»clksililt1el? Bo» Weruer Lachttiaii», Leipzig. — Eutwiclli»igsa»fba» plastischer Gestalluiig.
vou Martha Bergemaun-Könitjer, Iena (Schlichi. — 1876. Die eiue Seite, die audere Seite. Bo» Georg
Sliehler, Leipzig. — Bericht »ber de» Kornmanir-Lehrgang in Kiel Okt./Nov. 1929. Bon Erich Parnitzle. —
^lochmals znr 5. Konfereiiz des Weltbnndes f»r Erneneriliig der Erziehung. Bo» Blbrecht Braun Stuttgart.

Tafte» »nd Sehe», ihre Grundlagen »nd Beziehuilge» zn einander. Bon G. Kolb. — Der heilige Franz
predigt den Bögeln. Bon! Erna Schmidt, Berlin-tzalensee. — Knnstlerschast. Bon P. Sperling. — Die »eiie
Lypographie. Bon tzedwig Groth, Essen. — Ilmschan. — Sprechsaal. — Buchbesprechuiigen. — Geschäftliches.

lO. Iahrgang s

Februar 1930

heftL

Ist Zeichnen Ausdrucksinittel?

Bon Werner L a ch »i ann, Leipzig.

ö» »nserer engere»

Fachliteratur findet sich die

Iehaiiplimg, dajz Zeichnchi ein „Aiisdriick--mittel"
jei, „wie Schrift imd iSpiache". Diese Bufsnssuiig
uiijerer lliilerrichtSnrh?it sverdieiit heute wiederuiu
de-'halb desondere Aeachlung, well sie richtuiiggcbend
war silr Darleguiige» iis eiuei» bedeulsameii amtlicheu
iverlie: es begiiint iinmlichj der Abschnitt über Zeich-
neu und rzuiistbelrnchtuUg hi der iiiiiiislerlellen Deuk-
Ubrlsl „Zur Beuvrduung deS höheren Schulwesens iu
.rachseii" (I9W) mik de»i Sahe: „Ausgabe des Zei-
ebeiiuiileriichls ist es, difich plniimnszige Ilebunge» auf
aileii jtlassenslusen siieldie Pflege des zeichnerischen
yliisdrucks zu soraen, dqiiiir ihn die Schüler gewandt,
uchlig und zweckeiilsprechend niiwenden köiinen."

Üuch hier wird gauz ü»Z
Zeichnen insosern Atillescha
emc», Zweck entsprechlfnd

veideutig behnuptet, dasz
akker lrägt, nls es irgend
angewendet werden soll.

Bei der Kritik dieser Ausfassung beschrnnken wir
nns vvrerst bewuszt ledigiichlauf den Begriff deS B!il-
wls. Mll diesein Worle mLlnen wir ein Wirkliches
mil vder vhne Selbslwerk, das, insofern es alS Mittel
vien, vder diene» soll, in üibser Eigenschaft eine Be-
Uiniiniing, einen Zweclpzu chlüllen hat: jedeS Aklttel
,jl s ü r e,was da. Äber nlcht iiiur dies; sondern zugleich
beslehl jedes Mitlel a»ch „für sich". öeder kann uäi»-
„ch vvn einei» Millei KeuntniS nehnieu, u,n eS zu
l'eniihen vder nichl zu benuhen, u,n es anzuivenden
vdei zu ignvrieren: die Bedeülung, die Gültigkeit, der
Ber, eines ANllels als Asittel bleibt davon unbe-
uihil, es isl als jvlches schlifs, wartet geivisseiinnszen
a»j jeinanden, der sich seiichr bedienen joil.

Genelijch belrachlet isl jeideS Britkel irgend-wann
iind wv eininai vvn Menschen gesunden vder erfun^

den oder entdeckk wvrden: wenn eigenwertige Sin»-
gebilde unker Ilniständen a u ch Arittelbedeutung be-
sihen, so ist diese inögliche ANlkelhastigkeit iininer
lrgend wie » a ch l r ä g l i ch beinerkk oder enldeckl
worden: sie gehört ihnen jedensalls nie elgentiinilich zu,
sondern ist ihnen, in Kanks Sprache gejprochen, ge-
wissermaszen „anhängend".

Gerade die iehten Erivägungen KLnnen die Gülkig-
keit der eingangs zitierken Vehaupkung, dasz Zeichnen
ein AusdriickSmittel sei, wie Schrift u»d Sprache,
bedenklich unlergraben. Denn wäre z. B. die Sprache
wirklich priinär und wesentlich Ausdrucks-
mitkel, dann inüszke sie einmal entdeckt oder er-
fnnden worden sein. Das widerslreitet aber nlcht nur
unserein sogenannlen „Gefiihl", sondern wir besihen in
diesen Fraaen recht besinnliche wissLiiIchnftliche Auf-
klärung, die ganz anderes erkennen läjzk: ich nenne
nur den Nainen öakob Griniin und verweise aus
Herders lichtvvlle „Abhandlung über den lilsprung
der Sprache"?

Für uns ist nun wichtig zu erkennen, das; eS auch
eine Art deS Zeichnens gibt, die die genannten Merk-
inale ausgesprocheneii Mittelcharakters ausweist: es
ist daS sogenannke d a r s t e l l e u d e Zeichnen oder
kurz das Darstellen. Dieses Zeichnen — inan
denke an Jlluslrakionen in wissenschasllichen Werke»

- besitzt keineu Eigenwert, sondern isk iininer für

» Ein hiuweis v»f Efpenmtv ist siir die Erleuiitniö der frnv>
iichen Z»s>i»imeiil>nnge sehr iiiiss-vliilireich. herdcr spricht z. B.
i>i>» der Ersindnng der Sprnche, üspernnto isl »ber die Ersindnng
«iner Sprache. Dabei ist hier Ersindnng im healigen, lechnischen
Sinne z» verllchs», d. h. ais Schntsen eines Mittels aus beivusjt
verstandesmähiqer Iw-lksehnng. Diese Ersindnng des Esperanto
war abcr nnr möglich, weil es bereits Sprache gab.
 
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