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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI Heft:
Heft 12 (Dezember 1930)
DOI Artikel:
Lange, Walter: Kunsterziehung und Naturstudium im Zeichenunterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0319

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Deutsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

Zellscht'ift deöReichsverbandes akad.geb.Zeichenlehrer undZeichenlehrerinnen

Verantworsiich für die Schriftleitung: ProfeIor Gustav Kolb, Stuttgart
Druck und Berlagi Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestratze 18

Für Besprcchüngsexemplare, Nleverschriften oder andere Einsendungen irgendwelcher Art
wird eine Derantworilichkeit nnr dan» nbernommen, wenn sie erbeten worden sind
Schreibt sachlich klar und einsachl Meldet alle entbehrlichen Fremdwörter

Klinfterziehuiig und Äaturstudium im Zeichenunterricht. Von Walter Lange, Göppiuge». — Werkmiterricht
und bildende Knnst. Pon tzüns Bauermeister, Kronach. — Knet- und Gubstoffe für freigestaltendes Formen.
Bo» E. Benple, Frankstirt a. M. — Anregnngen fnr Weihnachtsarbeiten. Bon Benno Petersen, Lnbeck. —
Was die Steine ain Wege xrzählen ... Bon Architekt Fritz Wiedermann, Breslau. — Gesichter. Bon Elisa-
beth Kellerinann, Itzehpe ist tzolstein. — Bildhaftes Gestalten als Aufgabe der Bolkserziehung. Bon G. Kolb.
— Ilmschau! — Bnchbesprechungen. — Geschäftliches. —Veilagenhinweis. — Inserate.

10. Iahrgailg


Dezember 1930

heft 12

I! ^

Kunsterzichyng und Naturstudimn inr Zeichenunterricht

^ Bon Walter La n g e - Göppingen.

Die grosjartige innere Entwicklung, die der neuere
Zeichenunkerricht an den höheren Schulen genoimnen
hat, verdanlit er zweifesios der Einführung der künst-
lerischen Erziehung uin! dih äahrhunderkwende. Es
ist nnn nicht uninkeressant, gerade dlese Skellung der
Kunst iin linterrlcht eininal genauer zu untersuchen.
Dn begegnen wir näinlich j folgender inerluvürdigen
Erscheinung: öin Ansang der ZeichenunterrichlS-
reforin war es ganz seibstvsrstündlich, datz inan unter
Kunskerziehung zugleich auch Aaturstudium zu ver-
stehen habe. Das ist jedoch nicht so geblieben, sondern
jeither hat sich elwas weseistlich andereS daraus ent-
wickelk: Das Gestalth» kral immer mehr in
den Bordergrund und diel Darstellung der Aatur,
aus der dieses enkskanden war, wnrde immer mehr
i» den Hinkergrund gedrängt. Schlieszlich schien —
entsprechend der gerade h?rrschenden Kunslrichknng
daS sreiesle Geslnls'jn her Kunsl am beslen zu
diene». So hat sich der Pegriss der künstlerischen
Erziehnng gegen früher ganz bedeutend verschoben.

Da man jedoch die Aottvendiglrelk eines Aatur-
studiums nicht leugnen konnte, so gewährke man auch
diesem noch Aaum innerhalb des Zeichenunterrichts.
Akan »annte es nun „sgchliches Zeichnen" und
glaubke, es von dem eigenllichen „Kunstunterricht
scharf abkrennen zu niüssen.; ES erhlelt mehr wissen-
schasllichen Lharakler iundj sollie so gegen früher
einen bedentenden Fortschritt darstellen. Troh maii-
cher Borzüge der Einrichtung werden heute in Wirk-
lichkeit durch diese küisstliche Scheidung dem eigenk-
lichen Kunslunterricht -wertvolle Stunden entzogen,
denn nun sollte ja — init Willen der Zelchenlehrer —

nur noch ein Teil der Zeit des Zeichenunterrichts der
Kunsterziehung verbleiben. Manche glaubten so zu-
gunsten einer Kunskrichkung (Expressionismus) die
Kunsterziehung alS solche vernachlässigen zu dttrfen.
Daran ändert nichks der Einwand, dajz in der früheren
Kunskerziehung das Aakurskudium oft falsch belrieben
wnrde. Eine Berringerung der, dem eigentliche»
Kunstunterrlchl gewährlen Zeik ist eS eben doch!

Man unkerscheidet neuerdings nicht klar genug
zwischen wtssenschaftlicher und künstlerischer Sach-
lichkeit, sonst wäre dieser ärrweg nicht möglich ge-
wesen. Eigentlich wollte man wohl die künsllerische
Sachlichkeit an Stelle der wissenschaftlichen haben,
hak sie jedoch, als die schwerer zu bestimmende,
schlielzlich versehlt. Worln beskeht nun disse künst-
lerische Sachlichkeil? öm Allgemeinen lästt sich das
so beanlworlen: Künsllerische Sachlichkeik ist klare
verausarbeilung der Kunslgesetze, ihre geislige Er-
sassung und Ilebermilllung und damit seibslverständ-
lich auch eine Auseinandersebung mit der Aatur
öeder Aaturgegenstand lätzk sich sowohl unker dem Ge-
sichtspunkt der natürlichen (wissenschaftlichen) Sach-
iichkeit alS auch unker dem der künsklerischen behan-
deln. äm letzkeren Falle musz seine Darstellung einen
künstlerischen Sinn haben. Genau zeige ich Las am
besten an einem Beispiel auS dem Unkerricht, das
ich nun hier folgen lasse.

Ausgehend von der freien Gestallung vorwelklicher
Ungeheuer waren wir zuerst auf den „Kampf mil

* Stehe 5eonrnd llange „Das W-sen der Kuiisl" i»,d „Die
künstlerijche <irzieh»ng der deiiischen Ingend".
 
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