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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 9 (September 1930)
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Nicklass, Elsa: Die Begabtenprüfung an der Berliner Akademie
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Busse, Wilhelm: Über die Erhaltung der Gestaltungskraft des jungen Menschen während der Pubertät, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0245

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Ldith N. (Vater Subalternbeamker — unbemit-
lell), sprichk den Wunsch aus, Arodezeichnerin zu
werden, wovon ihr abgeraken wird, weil das Gebiet
liberlaufen. Man rük daher zu dem Beruf der sog.
„Zureicherin" ii) einem grojzen Konfektionsgeschäft,
von der unter Umständen auch Modezeichnungen
verlangk werden.. ..

Bon den zur Begäbungsprüfung zugelassenen sechS
Schtilerinnen isti zum Schlusz noch zu sagen, dasz vier
von ihnen besondersftiiusikalisch, vier von ihnen pla-
stisch begabt und alle sechs In ihren darstellerlschen
Leiskungen tiber!dem Durchschnikk stehen. Die zeich-
»erische Entwicklunch nahm bei ihnen sehr verschie-
dene Formen an, Während FriedelF., phankasie-
begabt und grtiblerisch, von oer Sexka an hervortrak
und, sich rasch entwichelnd, bald weit über den besten
Leistungen in der Klasse stand, waren die Leistungen
von Gisela S. in'den unteren Klassen unker III.
Sle nahm als Quartänerin einen groszen Anlauf und
enkwickelke, ihrer schwerfälligen Art gemäst, ihre
Gaben langsai», aber stekig. Äachdem sie sich in der
Oberkerkia auch nochian dem Modellierkursus bekei-
ligk hatke, knm pjötzlich ein grotzer Schwung nicht nur
>n die plaskische Ärbelk, sondern, von hier aus, auch
in ihre zeichnerische fieiskungen. Ihr ganzes Wesen
hak sich In diesec Zeik erskaunlich enkwlckelt. Gerda
P. zeichneke sich >?on klein auf durch zähen Fleisz aus.
3hre Arbeiten warenizeichnerisch oft verblüffend guk,
zelgken nber datzege» manchmal elne gewisse Ge-

schmacklosigkeit, die ich nuf das Konko der häuslichen
Erziehung setze. Dies bezog sich besonders auf daS
Farbige der Arbeiken. Dns Mädchen verfolgle, wie
mir scheint, ihr selber nichk voll bewuszt, das Zlel
ihrer Enkwicklung. Die Vildnisse, die sie schuf, krugen
als Lauptskempel lnnere Beseelkheit. Elfriede A.
immer über üen Leistungen der besten Schülerinnen
stehend, geriet, bei etwas leichker Beranlagung, in
den Zustand einer kleinen Aeberheblichkeit, In dem sie
zeikweise die Dinge sehr an sich herankommen liest.
Skellenweise blieb aus diesen Gründen die küustle-
rische Enkwicklung stehen. Da sie aber sehr viel in-
neren Schwung, Phankasie, Geschmack und eine grosze
zelchnerische Sicherheik hak, ist sie, bei ausgeglichenem
Fleijz, zur Zeichenlehrerin prädesiinierk. Vei Arbeiks-
besprechungen disknkierk sie scharf, wobei sie gern
zum.Stift greift und sachlich und anschnulich kon-
struierend demonskrierk. EdikhA. hakke von kindauf
eine leichke Ark, sich als Mensch und auch künstlerisch
zu geben. Phanknsie, Lumor und Eleganz wnren
immer die Laupkmerkmale ihrer kleinen Werke.
LI s el o k t e K., die zuleht üer Prüfung fernblieb, ist
ernst und grllblerisch veranlagk. Sie nimmk das Leben
nicht leichk. Erhob sich in den unkeren Schulklassen
weik über den Durchschnilk mik ihren zeichnerischen
Leistungen, die immer likerarischen Einschlag zeigken.
Spaker lieszen die Leisiungen nach, um dann erneul
stärker in die Erscheinung z» lrelen. Es steht hinler
allem, was sie kuk, gröszke Sachlichkeit.

Äber die Erhaltung der Gestaltungskraft des jungen Menschen
!! ! während der Pubertät

Bon Wilhelm Busse - Halle/S. Franckesche Stifkungen.

lSchlutz.)

Doch immer wieder siommk die Sehnsucht nach Ve-
arbeikung prakkischer ^ Aufgaben zum Durchbruch.
Auf Schrikt und Tritk drängen sich in den Straszen
wirkschaftliche ErscheinUngen auf. Beliebt ist beson-
ders die Aeklame. Aichks liegk näher als auch sie in
den Bereich unserer Arbeik zu ziehen. Weise Be-
schränkung auf diesemftveiken Feld kuk natllrlich not.
Ein Besuch In der Pruckerei führt uns zur Ge-
brnuchsgrnphik. lliiserate, Firmenzeiche»,Vriefköpfe,
Einladungen, Schilder geben genügend Änregung zur
eigenen Erfindung. Ass Aesulkak liegk eine Neihe
von Enkwurfen vor, von welchen nach dem Arkeil
eines FachmnnneS eins ganze Änzahl ohne welteres
in der graphischen flndüstrle verwendbar wären. Das
isk zwar nicht Zweck der Aebung, es läszt aber ver-
muken, datz die 1b—10 jährigen Berfasser später ein-
mal jolche» Dinge» verständnisvoller gegenüberstehen
als Menschen, die sich'nie damlt befaszt haben. stch
führe noch einige unbeeinsluszke Aussprkiche dieser
bungen an. B. 10 Oahre: „bch freue mich stets auf
den Z.A. llch hakke frisher weder Gelegenheit, noch
Lust zum Zeichnen- da stch privakim sür 11III vorbe-
reikek wuroe. bch merhe jehk erst, welche Anlagen
ich habe." S. 15 äahre: '„Man kann frei schaffen und
seinen stdeen Ausdruck geben." K. 10^ bahre: „Der
Z.A. weckk verskeckke Triebe im Arenschen, die ohne
Z.A. unbeachket und unbemerkt verebben würden."

5. 15 bahre: „Die Phankasie wird sehr angeregt, da
man das vorgeschriebene Thema nach eigenem Er-
messen erledigen kann. Am liebsten arbeike ich, wenn
Anregungen dazu gegeben werden." A. 15 bahre:
Trohoem mir das Zeichnen Schwierigkeiken machk,
habe ich meistens Lust zum Zeichneu." M. 10 Oahre:
„Für mich ist Zeichnen eine Erholungsskunde. 5ch
meine damik uein körperliches Ausruhen, sondern ein
Laufenlassen der Gedanken, wie es mir gefällk. 5ch
halke mich für keinen guten Zeichner, wünsche aber
gut zelchnen zu können." P. 10 stahre: „5ch schähe
oie Heranholung des prakkischen Lebens >m Anter-
richt, besonders yak mich das inleressierk, was mit der
Aeklame zusammenhängt, ui» Enlwiirfe dafür zu
machen."

IX.

Skrebe ich in der U ll eine Bertiefung des frelen
Gestaltens durch bewuszles Bauen mik Flächen
und Linien an, so steht in der 0II das Gestalken unter
besonderer Bevorzugung der Farbe im Äordergrund.
Wenn die Farbe nakürlich auch in den unteren und
miktleren Klassen Gegenstand des Unkerrichks ist, so
wird sie in meinem Anterrichk biSher nie so intensiv
verwendet wie jeht In 0 II. Anker diesem Gesichls-
punkk erscheint den Schülern die Behandlung der
 
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