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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 3 (März 1930)
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Klauss, Otto: Eidetik und bildhaftes Gestalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0080

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Erdetrk und bildhaftes Gestalten

Äou Ütkü K l a u sz - Leidenheiin.

Äie Zeilschnil siic jang^wandke Dsychologie dcingk
in ihccin Äeihess drsri nufschlnszreiche „Anker-
suchungen lider die eidetische Beranlagung von Kin-
dern und Jugendllcheu". Neben der werkvoilen Ae-
skäligung, dnh es sich^beijder eidekischen Anlage im
Äeseniiiche» nin elne.Zugsndeigenkümlichlieit handelk,
sindei der 2ngenderzieher kiier auch nnheres Eingehen
n»s die Frage der persoi nlen Aedeniung und der
gralilischen Äerwertdgrliei dleser Anlage in den ein-
zelne» Ilnkerrichksfächern der Schule. Wir greifen
daraus das Beachtenswerieste heraus, wns üder dle
engere Aeziehung deS eioekischen Phänomens zum
dildhaslen Gestalken im Äesonderen ausgeftthrt ist
und was zur weikeren Klqrung der ofk angeschnlkte-
ne» Frage deitragen lranir: Ist die eldetische
-v e r a nlagung u >» m ist t e ! b a r fruchkbrin -
g e n d s ü r d e n A n k e r r i ch t i m dildhafte n
Geslalten? ,

Die wegdahnenden!!llnkersuchiiiigen der Profes-
soren E. 2 a e n s ch und Oswald K r o d lieszen lielnen
Zweisei oaruder, dasz! derj Aorgang beiin Erzeugen
sudjenliv-oplischer AnschauhngSdilder sich eine ganze
Skrecüe weil declii inils deisi des zeichnerlschen Dnr-
siellungsaliles, und dasz uiilere drei Gedächtnisbilder
das physiologische dkachmld, das s. o. >Z und das
visuelle Aorskelliingsbild —j eine aufsteigende Aelhe
darslellen i»it »nendlich vielen Aebergangsformen.
Der Aersuch, die eininal erlrannte Fähigkeit eide-
iischen Schauens nun direlit auszuwerken für das
zeichnerische Darstellen einejs äusierllch oder Innerlich
Geschauken schien deinnach nlle Äoraussehuiigen zum
Geiingen in sich zn krageiu ES hnndelke sicd ja nur
dnrum, üiese eidekische Fähiglieit (ein Sehding des
WahrnehinungsrnuineS! auch nach Enkfernung des
Aeizes inik sinnlicher Deutlichkeit wieder in diesen
Aauin der Sehdinge zurücliproduzleren zu lionnen)
pralilisch so aiiziiwenden, dasz der wieder sichtdare
(üegensland gewisseriiiaszen! älS Aorlage verwendet
wird sür eine nnschlleszendelzeichnerische Darskellungc
Durch sorlgesehle „ergreifende Auschnuung" dcs
Geaenskandes wäre dabei s die Alöglichlieit gege-
den, daS zeichnerische Abbilg iininer inehr der Wirlr-
üchlieit des Ärbildes nahezubringen. Die daran an-
geschlossene theorekische Ileherlegung inachte es bei
solchen Aoraussetziliigen zurz Wahrscheinlichlreit, das;
jeder Eidelilier ein guter Zeichner seln inüsse und dasz
iuindeslens der hochgrndige Eidetilier auch dein visuell-
sien ^richieidelilier zeichnerisch überiegen sein inüszte.
Die ersken Bersuchsergebnisfe in dieser Hinslchk ent-
iäuschken biller, trohdein bei «llen zeichnerlschen Aer-
suchen der Helliglreiksgrad der Zeichenfläche in Aeber-
einsliniinung init der Optinialitätseigenschast gebrachk
wurde und troszdein die Eigenark auch deutlicher, s. o.
>1! zn Aeränderungen wäzrend der Aetrachlung
und zu Aauinverlagerungen genügend berücksichtigt
wurden. Fast alle AersuchSverlonen erlilürten nüni-
iich, dasz das /V i; verschwinde, wenn der Zelchenstist

bei dein Aersuch das anf di§

Aiid nachzusahren voni Anirif
hercingleiie.

Diese schon srüher geinnchie» Aeobachiungen wer
de» nun durch die Ergebnisse der iilassenweisen Anter

Zeichenfläche gebannke
in den Kern des Aildes

suchungen von Frih Aöszler, Freiburg, bestätigk,
der i» einein Aussah, der sich inik der „Aerbreikung
und Erscheinnngsweise subj. opk. Anschaunngsbildee'
beschästigk, darttber iin einzelnen verichket. Seine
Aersuche erskrecliken sich auf snchlich darstellende und
delwraliv und phaniasie„iäs;ig aeslnlkende Ilebungen.
Er liann in einer Klasse niit U—7jährlgen Schüiern
(schwierige Untersuchungsverhällnisse!) lieine Üeber-
einskiininung feststellen zwischen Zeichenlelslung und
eldetischer Aernnlagung und bei seinen eingehen-
deren und einein Irrkuni wenlger leichk unkerwor-
fenen Aersuchen init 10—IIRHrigen ergibt sich ein
ähnllches Vild. Die besken Zeichnungen werden hier
von zeichenbegnblen Aichkeidetikern gelieferk und die
Zeichnunge» der Eidekiiier, die angeblich nach dei»
H.6 entstanden sind, zeigten starlie Aerzerrungen.
Er liann zuin Schliis; posikiv nur feststellen, dasz bei
ekwa gleicher Zelchenbegabung die Skarlieidekiirer ihre
nichkeidetischen Atitschüler i» aussallender Welse
überkreffen. Eine endgülkige Skeilungnnhine zu dlesen
Ergebnissen liönnle allerdings nur dnnn nbgegebe»
werden, wenn diese durch erlilärende Abbildungen
belegt wären, da der Aegrisf „zeichengewandl" zu
vielseikig nusgelegk werden liann und unker Ilinskän-
den über die g e st a l t n e r i s ch e Vegabung gar
nichks auszusagen verinag.

Else Liefinann, Freiburg, versuchle in ihren
„Ilntersuchungen ttber die eldetisclie Aeranlagung von
Schülerinnen" darüber hlnaus eine Beziehung zui
liünstlerische» Aeranlngung herznskellen. 2n dein weik-
gestecliken Aahinen ihrer Abhandlung lionnte dieser
Aersuch »ur zu dein vorsichlig nusgedrüclilen Aor-
ergebniS sühren, dnjz bei norinalen, älteren Aersuchs-
versonen i» den höheren Graden der eidekischen An-
lage eine gewisse liünsllerische Aeranlagung n i ch l
selten vorhande» sei. Aekanntlich führk Oswnld
Kroh In seinein Auch „Subjelition bei chigend-
lichen" eine Aeihe von Aeisplelen an, wo bildende
Kttnskler (W. Alake, Casiinir Aegnault) sich ihrer
eidetischen Eabe beim Schaffen bewuszt bedient haben.
Diese unkerskühende üuszere Schau mag für manchen
Künstler eine grosze Erlelchterung bedeuten, beson-
ders ivenn diese Fähigkelt so grojz isl, dasz er seine
inneren Allder, nlso bereiks Erliannies und Gestai-
tetes, mik der vollen Deuklichlreik und hohen Bereik-
schnft, die das guke Anschauungsbild auszeichne»,
jederzeit vor sich hinsehen iinnn. Die blosze Wieder-
erzeugungSfähiglieik üusierer Aildeindrücke, dle sich
auf die Möglichkeik beschränkt, oplisch ablesen zu
lrönne», berührt das liünsklerische Schaffen aber iiur
an der Peripherie. Das /V lZ spiell iin kiinstlerischen
„Denk"vorgang ekwa die Aolle eines besonders kreuen
und reiäihaltiaen Gedächknisses. Es vermag wohl
unsere Aorstellungsbilder zu ergänzen, aber es kann
diese nie zu k ü n sk l e r i sch e n Aorstellungsbildern
verdichken. Alles Ileben der eidelischen Anlage kaiin
wohl eine offensichlliche Skeigerung der Aerellschasl
der ergeben, es kann nber ebensowohl das weri?
vollere künstlerische Aorslellungsbild überlagern oder
gar verschükten. Gerade ii» Ankerrichl für das
hnske Geslalken wird die Gefahr, durch eine a
unlerrichlliche Aerivendung Slörungen hervi
 
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