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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 11 (November 1930)
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Reupke, Ernst: Freigestaltendes Formen: Gedanken zur Reform
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Abegg, Waldemar: Zur Eröffnung der Ausstellung des Bundes für Kunsterziehung: Landesgruppe Schleswig-Holstein, Neumünster, 15.9.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0297

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Ls ist mizuiiehme», das;!i» Aeifoin dieseS Wej;es
AuSwiichse uud Berirrimge», jvie sie i» der A!ulerei
vorjiekouiiue» siiid, uuSj;eschlosse» sei» dürften, da im
„plustische» Gestalten" weit starlrere u»d eupere Bin-
duiijie» a» litare Borstellu»j;ech u»d a» Materiai u»d
Werlrzeujj geüelie» sind, als ii» Zeichuen. ES lkaii»
sich selhstverständlich »ur i um i Kleinplastik haudel».
<Zlder perade iir der Beschränku»» darauf liept dle
Bröglichkeit, auch >» diesem Zjveiue deü Kuiistuiiker-
richteS die Phautasie frei!.;u inache» imd an.;urej;e»,
da es ja »icht a» erster Stelly a»f Bichtigkelt, so»-
der» aus BuSdruck u»d ^ebeir uird Formuiig eij;e-
»er BorstelliiiijM aiikoiiiint. Liue Ftilie vo» A»-
rej;u»j;e» imd Slofse» kas;» pe» Schüler» j;ebote»
werde», ivenu iiin» ihiie»! ;eij;k, wie Beiisorimi»j;e»
dadurch j;eschafse» werde»iköiiire», iiidei» mn» Tiere
veruieiilchliche» imd Aieiische»! vertiere», .;. B. ver-
frosche» kaim (Froschköiiijch A(a» deirke auch a» die
Fabelwese» BöckliuS, Se(i»n PrijierlöfS. E. T. A.
HosfmaiiiiS, GvjioiS, Alla» Edg. Poe'S, BillierS de
l'Zslse Adam, PorisjkyS uiid Daiileü. Mir scheiut,
als weu» wir i» uirserer Zeit her allgeiueiire» Ber-
slachuiij'c scho» eiue Mifpeilschuiij; verlragen köiin-
le», dnrui» inehr Geftthl,! inehr Lrschütterimj; und
Ergriffenheit, mehr Milfchudel und mehr Mitleid,

ii r

mehr Aiystik, mehr DämoiiischeS, mehr Bisio», und
;war, weim eS »icht nuS Ligeuem möglich ist, so doch
wenigsteiis alS BacherlebniS. Literarisch? Literarisch
ist allemal »ur der Beschauer, der eiiiem sichlbare»
Kuustwerk mit literarische» Mitlel» imd Begriffe»
beizukomme» sucht (vgl. Feuerbachs Aiedea u»d l)phi-
genle). Me Zusammeiisehimge» der der '-Aalur e»l-
lehuke» Eiiizelforme» u»d Borstelliiiige» köime» i»
freiester Weise geschehe», »ur mttsse» sie de» Gesnmt'
eindruck erwecke», dns; sie möglich imd lebeiiSsühig
sel» KLimte». Blel Aiiregimg u»d Lrmiiligiiiig liaim
die Betrachlung der primilive» Piaslik der Milur-
völker geben. Hier kaim nuch dem Hnng der llugend
»ach Frosiim und Lumor i» weitestem Mas;e Bech-
»uiig getrage» werde», ;. B. bei der Erörterimg: „Wie
entstehk eiue Karikatur und wori» besteht Siim imd
Zweck derselbe»?" 3m Siime deS BacherlebnisseS
mit freier Unigestalluiig imd Ableiluiij; imd als ^lu-
regimg zum eigeiie» Erslndeu dürsle die gemeiu-
same Bekrachlimg vo» Wi(jb>i>lier» uud üer Zeich-
»rmgeu voii Äusch, Überläuder »»d Spigweg sehr loh-
»eud sei». Zwei Bücher iiiik reichem Bildermaterial
nuS der Sammluiig der'„blaue» Bücher" seie» ;ur
Aureguiig wärmsteiis empfohle»; es sind: „Figür-
liches Kunstgerüm uud „Werkformeii deutscher Kimst".

Zur Eröffnung her Ausstellung des Bundes für Kunsterziehung

LNndesgruppe Schleswig-Holstein*

Beumi^iiste^, 1b. 9. lOlltl. °?iede

b» Zeile» sorgenvoli und' erhst, voll vo» laute»
wirlschaslliche» imd politische» Wirriiisse», ;ieht ei»
stiller, »euer Gedanke durch SchleSwig-Hoistem: Der
Gedanke der K u » s t e r z i e h u » g. Gewiß ist er
»ichk loSgelösl vo» organisch zGejvordeiiem, also »icht
wiirzelloS »eu. Er lmüpst, wie alles, daS gesuuder
orgauischer Liitwickelimg dlent.i n» daü über-
kommeiie Guke n», aber vorwürtS gerichket will er
Forlschritte ;u »euem Gedeiheih ES gilt »icht, de»
änjzere» Brenscheii i» makerlellem Wohlstand ;u för-
der» oder i» seiner politische» Geltung zu stäcke»,
sonder» eS geht um dnS bimepste imd Tiefste des
Akeiische»: um seiue Seele. Zühirr Arbeit bedarf eS,
i» diese Tiese ;u drluge». Leicht ist u»S das Ober-
slächliche zugäiiglich. De» Tiefeiiskrömimge» »achzu-
gehe» imd ihiie» sreiere» 1.'nuf usid Zugaug zu gebe»,
dnsür sehe» wir imsre Kräfte el».

Ger» bi» ich der Eiiiladuug hur Lrössuimg der
»iiiislauüslelluiig i» '-Keumüusler l gesolgi, »ichl »ur
alS Mensch, empsäuglich sttr Kuust und daiikbar für
ihre Segimiige», souder» auch hesonderS alü Ber-
lreker deS StnatS, der mit Freude und Genugtuimg
diese Bestrebimge» verfolgk. i Aber allzusehr ist iiia»
gewöhnl, de» Stant »ur auf dem Gebiete sozialer,
ivirlschastlicher u»d polilischer Dinge i» Erscheiiilmg
lrele» zu sehe». Das Berhältujs vo» Staat uud
jiuliur scheiut problematisch:; Stijnt uud Kimst eud-
lich scheiul ei» Gegeusah. Liegt »icht i» der Mikarbeik

' Dbwohl dU'Ie Sli'do i'i'cht verspchet t'dmmt, ist sii' Iii'iiti' iioch
jiilili'miiki und verdiciit imsi'ri' wiirmstc Sliierki'miiiilg.

Dis Schristl.

! ! .

vo» Aegieruiigüpräsident A b e ,; g

oder Eiiiwirkimg des StaatS die Gesahr einer Aegle-
meiitieruiig? Die Gefahr einer Ziichtimg ofsiziöser
Kunst? Die Gefahr der Beeiiiflussimg zu einer staal-
lich gewüiischte» Auffnssu»;; im Bolk gegeuüber der
Kuust? Bildet eiue Orgnuisatio» für Kimsterziehu»;;
»icht eine Einschräiikimg der Freiheit der Kimst?

Wer die K u » s t recht versteht uud wer die grosze»
bdee» imserer Aeichs- u»d StaatSverfassung klar
erkeimk, sieht, dasz diese BesorgniS gegenstandslos
isk. Kimst ist Köime», ist Schöpfimg einer »eue»
Welt im Kleiiie», ist Geskallimg »euer Krast imd
Lebensguelle, ist die Beseeluug der imbeseelte»
Ataterie, ist Ilmmaiidlimg deS Techiiische» zur bdee,
ist Eiuflus; auf uiisere Seele» mil »eueii Lebeus-
ströme». So sehe ich die Kunst nls Krast deü Küust-
lerü. And weiler: Die Kuust als Kuiislwerk, nlso alü
Gegeustaud uud Ergebuis der Schöpsuiig isl eiumalige
uud »ie wiederholle Geslall aus jchöpserischer Seele,
zum Geisl geschasse» uud selbsl mil schöpferischer
Bestiiimmiig und Krast augeta».

Line staatSbehördlich geleitete Schöpfuiig würde
keiue freie Schöpfuug, keiue Kuust sei». bst
eS daher Pflicht des StaatS imd ihrer Bertreter,
die Kiins,t zu pslege», so kaim eS »ur im Siime dec
freiheitliche» lidee» uuserer Skaatügrimdgesehe sei»:
de» Kräfte» deS GeisteS uud der Seele zu sreier
AuSwirkimg zu verhelfe», Heiiimuiigeii zu beseitige»,
materielle Widerstände zu eiitferiie», die Lmpsüiig-
llchkeik der Herze» für die Kuiisl zu pslege», die
UrteilSsnhigkeit zu verliese», de» Weg sür de» Kttiisl-
ler — de» Sümaim »euer Snat — freizumachen und
 
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