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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 12 (Dezember 1930)
DOI Artikel:
Lange, Walter: Kunsterziehung und Naturstudium im Zeichenunterricht
DOI Artikel:
Bauermeister, Hans: Werkunterricht und bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0322

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Die oliere Neihe nm Ansiinn zeigt dn-> Sachzeich-
nen, die nnchsten Aeispiet« dcis „Gestalten". Abb. 1,
2n »nd 2b.

Wir könne» nnn mit dein besten Willen keinen
Zusnininenhang, wenigstens keinen inneren lebens-
vollen Zlisaininenhnng! zwischen beide» Uebungen
entdecken.

Deder erfnhrene Kniisllehrer wird zuaeben: Am
solche Leislungen zu erzielen, dnzu bedarf es keiner
solchen zellraubenden!uinstniidlichen dortibungen iin
Sachzeichnen. Wie die Beile In den Schilden ge-
zeichnet sind, so kann isie jjeder normale Durchschnikts-
schtiler des 12. 13. 1.'ebensiahres, der einen richtigen
Geslallungsunlerricht! genvssen hat, jederzeil „aus
dein Kopf" zeichnen. sj s

Schinerzlich iimsz eS aber einen Lehrer berühren,
der so eingeskellk istf wfe unser Ainksgenosse L.,

wahrzunehinen, dnsz der Schiiler sich u»> vorher
einpfangeiie sachliche Äichllinie» nicht mehr küm-
mert, sobald er von innen heraus arbeikei. Es soll
von den offenbaren Mängeln der lehlen Zeich-
nungen als Gestalkung abgesehen werden: aber die
Aeile in dem Schild und das Beil des chidianers
sind doch rechk felzjerhaft im sachliche» Sinne ge-
zeichnet. 3st hier etwa das Geslalken i» Gestall-
losigkeit zerflatkerl?

Mit dieser Miseinandersehung sind natürlich nichl
alle bei der Frage: Darslellen - Vestallen in Ae-
kracht koniinendeii Gesichlspunkle erschöpft. Allein
soviel dttt'fte erwiesen sein, dnsz Ilnterrichksbeispiele
wie das vorliegende uns nicht davon ttberzeugen
könneii, dasz der erfolgreiche Weg zum Geskalten in
unseren Schulen ttber daS Sachzeichnen gehl.

G. K o l b.

Werkunterricht und bildende Kunst

Bon Hans B a u e r in e i st e r, Kronach.

Durch die Beröffchklichung von Britschs Theorie
der bildenden Kunst* chnd Kornmanns Arkunden deuk-
scher Bolkskunsk*" jst iit den wesenklichen Frage»
unseres Faches eine klarei Scheidung seiner Aufgaben
inöglich geworden und aich dem Wefen der Aufgaben
eine klare Aichklinie ^lir üie Lösungsart gewonnen.

1. Kttnstlerische Bijdung kann demnach nur auf ein
Üinelnwachse» des SchttlerS >n dle Gesettmäszigkeit
der bildende» Kunsl! abziirlen, das sich ausbnul nach
den von Brilsch aufgedockkeii Entwicklungsgeseheii,
die der Schttler (ohne siesbegrifflich formulieren kön-
nen zu mttssen) an der efgenen Arbeit erlebt und in
entsprecheiiden Beispielejr, vor allem früher Kunst
wiederfindet.

2. Abbildendes, projekliveä Zeichnen hat im Grunde
»lathematisch bewujztes Sehen zum Ziele und als
Boraussehling, die daher auch den iinterrichtlicheii
Ausbau zu beslimmeiichah prvjektiveS Denke».

3. Werkunterrichtihat Einsicht in technische Mitkel-
Zweckzufammenhänge undErwerb ihrer grundsählichen
Berwenouiigsmöglichkeit! zum Ziele und hat sich da-
her auf Aeberlegungen tiber daS Borhnndensein von
Aröglichkeiken zu bestimjnten lechnischen Zielen und
deren Zweckinäszigkeil ;sowie auf dem Ileben der
zweckgerechlen Änwenbung solcher Mittel aufzu-
bauen.

Aun berechtigen uns die Lrgebnisse eines auf
Aritsch nufbauenden Ilnterrichts den Borrang des
kiinstlerischen DenkenS zu sordern, weil sich heraus-
gestellt hal, datz daS kttnstlerische Denken sehr wohl
das projektive (aber nicht umgekehrt) zu untersttthen
vermag, ebenso auch d>e fur den Werkunterrlchk

* Sustas Briisch, Theorie ber bildende» Kunst, herausgegebe»
vo» ügo» Korumauu», lULg, F. Bruckmau» A.G., Müucheu.

** IIrk»»dcn deiitscher Bblkskii»», herausgegebeu vou Ego»
Korumauu, Dr. Beiiuo, Filsiir Berlag, G. III. b. H, Bugsbnra.
tzest 1i Badelnrbeiteu, tzeft S: Aiifänge nener Iugeudkuiist.
tzest L- tzolz nnd Porzellau, dürfte noch rv3ü erscheiiie».

nötige Vorstellungsfähigkeit sttr erst entstehen sol-
lende Vebilde.

3m folgenden sollen in erster Linie die Zusammen-
hänge zwifchen dem Anterrichl !n bildender Kunst »nd
dem Werkunterricht geklürl werden, aus denen sich
mir die Forderung abznleiken scheint, den Merkunter-
richt des Lehrers in bildender Kunsk nur >so weit aus-
zudehne», als er eben in einen solchen Ziisammenhang
mit bildender Kunsl gebrachl werden kann, »iid ihn in
einem Sinne z» hnndhaben, der, ohne die Wichligkeit
der im Werkeln nls solchem beschlossenen Krüfte zu
unterschähen, den Werkunlerricht doch in erster Linie
den Zielen des Ankerrichls in bildender Kunst diensk-
bar macht.

Was der Werkunkerricht ftir einen Unterrichk in
bildender Kunsl leislen knnn, sckeint sich mlr in fol-
genden vier Sliicken grob gegliedert zusammensalsen
zu lassen:

1. Bereicherung der Berivirklichungsmillel im allge-
meinen.

2. Erschlieszung solcher kiinsllerischer Berwirk-
lichungsmittel, die praktisch von den Mitteln zur
Verwirklichung auszerkiiiistlerischer Ziele »icht zu
treniien sind.

3. Schaffung von Anlässen zur nachtrügliche» Ilr-
keilsverwirklichung.

4. Bereitstellung von Hilfsverfahren und -Verälen.

I. Aeber de» Zusammeiihang zwischen künstlerischem
Aeifen und Berwendung deS Berwirklichungsinikkels
fehit bisher im allgemeinen noch fast jede Klarheit,
vor allem, weil Gesichtüpunkke völlig kunstfremder Ark
aus prakkifchen Erwäguiigen heraus Berücksichtigung
finden mttszteii, aber beim gegenwärkigen Stande der
Wahlmöglichkeiten schwer untereinander und mit den
künstlerischen in Linklang zu bringen sind. Diese Klar-
heit wird sich aber schaffen lassen, sobald man ersk
einmal das Problem richlig stellt, dasz nämliä) nichk
die Mittel der Ausgangspunkt kunskpädagogischer
Erwägungen sein diirfen, sondern die Ziele, nach
 
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