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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 6 (Juni 1930)
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Zur Kunstbeilage
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Wiedermann, Fritz: Die Schönheit der Großstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0177

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Zur Kunstbeilage

Dic „S ch ö » e Akqüo»»»" ii» Kuiislgeweiche-
uuiseui» ,,» Bi'esluu nehörl zu de» werlvollste» Stüli-
lie» uiillelallerlicher Pluslili der schlesisch-böhniische»
Schule. llhre Enlstehuiig ist ui» 1ÄU zu dutiere». Dus
isl die sseil wo der Slidosle» zum erste» Alnle i» der
deulsche» Kuust selbstündig hervortritt, sür Schlesie»
die Bllilezeil der Plussili ttberhniipl. Das Material
der schöiie» A!ado»»a ist Kallistei», durch sarbige
Bemuluiiji lAtnntel in»e» blau, ausje» weisj, iiiil
jjoldener Aorle eingesuszl) uiigeuiei» >belebt. Der

schwere weile Fulkeiiwurs, der die Figur susl ver-
hüllt, u»d i» die Brelle .jiehl, jowie üie lebhaslere Be-
weguiijj vo» Aiuller u»d 5U»d .jeige» deutlich de»
Slil spälerer Gotili.

Aehuliche Arndoiine», ivnhrjcheiiilich nuS der schle-
sische» Werlistull slnuiiiieiid, besiiiüe» sich i» Boii»
ii» dortige» Aruseui» >i»d i» T h o r » i» der 3ohu»-
»esliirche. Die Areülauer Aiudoiiuu ist vielleichl uls
die schöuste uiijiispreche».

Die Schönheit der Grobstadt

Die Aergwell niit scharfliaiitige» Grake» u»d ei»-
gerisseiie» Taler» lieiiiit eiiie» aiidere» Atusjslnb sür
ihre Schönheil uls jdie jveiche Kttslenliiiie der Üslsce-
luiidschust. Kleiiie iiialerische Sladle, vo» spisje» goli-
sche» üeliiie» iibeisngt,'wirlie» uiiders uus u»S, ulS
die »lüchlige Breite -der slolze» Buroclischlösser.
Durui» i»»b iiiuii nuch^ de» Grosjslüdle» uiil ihrei»
»eue» M)i)thmus eiiie» eigeue» Ainsjslnb sür die
Si»»i»e ihrer Schöiiheil gebe», ei» Bergleich i»ik
eiiier ninlerijche» 'golische» Studt oder niit eiuer
bergige» Luiidschasliist fehl ai» Plage. De»» der Auf-
bau der grosje» Ssüdtp ist ebeiiso wie ihr Gerippe
der Berliehrsliuie» Fiiies gninlich »euarlige Bnuweise'
die »ichl uiil uiidereii Bilder» vergliche» werde»
liuii».

Die Grojzsluük ist dus geballte Krafkzeiikrui» vo»
Arbeil uud Belrieb. i!)i» Sause» der Äüder, ii»
Staiiipse» der Maschiiie» ward ihre Eigeiiark ge-
bore». Zwur isk der Gedanlie der gros,e» Skudt u»
sich urulk. Deii» Aoi» ujid Alezuiidria ware» imiiier
Grosjslüdke uiik dere» Merliuinle» behaftet. Auch
die Aiielsliaseriie» i > ware» berelks zur Zeik der
alle» Aömer beliaii»!. Aber im zeitgeiiiäjze» Siime
vertlehe» wir uiiter-der! Groszskadt dieses harte uud
doch »»treiiiibare Rebeneiiiaiider aller Gegeusüsje
des uieiischliche» Lebens.l Der Ahythiims ihrer Arbeit
slunipft Tug imd Aachts sle lieiink >liel»e Eiiikeiluiig
iinch Somieiistaiid uud keiiie Pause», bediiigk durch
duS Tobe» der Aakürkräfte. Austlos klopft ihr Herz,
ohiie z» eriunlle». 1l»ü bie Stockuiige» ii» Aerve»-
ublaus wird durch die Skeigeruiig der Seiisakione»
iuimer wieder beseikigk. !

Die iiiiltelallerliche Fbri» der Stäüke reicht bis a»
die Schwelle des iieu»Zeh»keii üahrhunderks. Die
slrusse» Liiiie» der Wülle u»d Muuer» eiigle» de»
Kreis der Eiilwickliiiig ejn. Hochgiebellg türuite» jich
üie Blirgerhüuser auf ius eiige» Schacht der Gassen
u»d über ihiie» kriuiuphierte» die Zeuge» der geistigen
Aiucht, grudliiiige Kircheudücher u»d nialerische Ba-
rockhuube». Beschaulich flosz üas Lebe» der Grosjvüker
dahi». Das Brause» der grojze» Melt klaiig »ur ge-
dümpst zu ihre» Ohreiinmd de» behübige» Alllng
regeile des Glockeiilones dröhnender Schlng.

Ersl die Aufhebuiig des iiiikkelalterlicheii Feskuiigs-
werke sprengke den gesselnüen Aing. Die Selbslver-
wullimg bruchle polilijche Frugen init »euer Aiimit-
lelburkeik ai> die Ai'lrger! hera» u»d das Aiiwnchsen

der nulioiiule» llüee verbniml de» bisher eiige» Ge-
sichlskreis uiil dei» Slronie der Welt. '-Aber »ur
zögernd luslele» die Bürger i»s Aeuluiid vor uiid
jpürlich wuchs der Aiug der Borslüdle. Bis die Aiu-
schiiie» über Ancht nufkaiiie» u»d das bisherige Bild
üiiderte». Die Werkslükle», die inik weuige» Aieii-
sche» nuskuiiie», wurden erweikert oder zoge» vor die
ehemulige» Aiuuer». Die schivurze» Aiese», vo» slöh-
»eiide» Daiilpsinaschiiie» uiigelriebe», schufe» jesjl
huiidertsuche Wareiiuieiige». Die Lngerhüujer sülile»
sich uud der gule Bbsasj brachke eiue Blükezeik der
Fabrikbauken.

DaS wur »ichl uiehr die alle bedüchlige Buuweise
der Büler, die klug u»d besvrgl dus Älle schonle u»ü
dnS Beue uiil küiisklerischer Feinheit einsügle, sonder»
dns war ei» rauhes Zugreise» und pluiiloses Zer-
störe». Die köskliche» ulte» Hüuser wurdeii ubgelrn-
gen u»d u» ihrer Slelle ragke» hüjzliche »üchleriie
Zweckbaute» aus. D!e Lisenbahiie» brache» »och ein-
mal rnuh u»d uiivermittelt i»s haruioiilsche Bild
stüdtebaulicher Schönheit ein u»d der wachsende Ber-
kehr beseltigke vieles vom alke» Schlage. Meiischen-
inasse» strönite» i» die Stüdke u»d i» de» Borstüdle»
reihle sich durch ganze Skruszeuvierlel hiiidurch der
ewig gleichbleibende Typ der ANelskuseriie». 3»
Bom oder Loudo», i» Berli» oder Buüapesk, überall
siud die Baule» auS dieser Zeit eiiiander ühulich und
die schwarze» Schieiieiistrünge, überragt vo» gualine».
den Schloten, haben iiberall die ulke, künsllerische Ein-
heil ii» Bilde der Slüdle zerskörk. Bis i» die kleiiie»
Äiiktelstädte hernb ging der Weg der Beriiichluiig u»d
überall zerstörten die »eue» Mnchlinillel die Schönheil
der früheren Stadtkrone.

Erst daS zwanzigske Zahrhunderl brachke ei»e» Weg
zur Besserung. Der Aienjch siegle über die Aiaschine
u»d die Ersolge üieses Sieges grnbe» sich imiiier spür-
burer inS Bild der Slüdte ei». An d!e Stelle des
Lhaos tritt ei»e bessere Ordiiuiig. Der Berkehr, der
früher wild u»d hemiiiuiigSloS die Sicherheik der
Strajze srnjz, wird »u» geregelk. Lin skarker Wille
greift ins Äolle» der Büder imd lenkt sie »nch zweck-
niüszige» GelichlSpuiiklen. Das ist der Begi»» der
»eueii Schöiiheil, weii» ei» schwacher Ari» die Welle
der Fahrzeuge heiimit, uin de» Ablnuf zu regel» u»d
weii» sich dnii» auf ei» Zciche» der brelke Skroin !»
daS'leere Bell der Strujze» ergiesjl. Das Aussluiiiiiie»
der kleine» Sigiiallauipen, die ali den viele» laujend
Pferdestürken besehle», daS isl daS Symbolische die-
 
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