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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 10 (Oktober 1930)
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Walter-Kurau, Johann: Schöpferisches Malen
DOI Artikel:
Zierer, Ernst: Besitzen wir die Voraussetzungen zu einer tiefgreifenden Museumsorganisation?
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0264

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Wn FtN'be» ü»d >Fvrme» eiliiidet — »icht vor
der ^inlur »inleiid uiid ,>elch»e»d - volldriiiu! ei»e»
SchöpsuiiiiSnlil »hiilich dein der Nnlur. Es fehlt dem
sreie» Phnlnsier?» die uiuihniiderliche Geles,i»nl,iu-
lieil der Nnlur hlü Grimdlnue. Beiin Sludium der
Nnlur nber »ehineui ivir diese Geses,iii!>s,irikeit alü
Aiü-Naiinüpunkt lunds erhebe» u»s darllber hinnus,
den Ll»nebii»neii der an lhr enlzltndete» Phnnlasle
solnciid, ivnhrend' da-i freie Cmpfiiideii den einmnl
neivoiineiie» Skandpunkt behcilt und sich »icht steijsern
knii» — höchskeich nuf einer Liuie, die inS Geschintick-
lerische slihrt und »icht M»i lsrof,e» Skil. Phantnsie
knii» immer »ur nhnliche Phanknsie erzeuiien, nbec
dnS iiiimiklelbnre Erlebnis vor der Natur zwinnt i»
GeflihlSkiese, deri Einfnll voll,,ieht sich und eiikivickelt
sich iinler der i Koiflrolle lonischer, unverriiclibnrer
Gesehe der Nnkur, niiik denen sich niiseiiinnder,,u-
ses>en der Schaffende nezwuiijsen ist. Die Phankasie
nllein — mehr csN dsr Oberflüche — ist oft nur ei«i
Koiijjlomernt verschisdener Eriniierunjien und ver-

slihrt leichl dn,j», in die Areile, nnsinll in die Tiese
,ju jjehen.

Jsk der Schnssende jjeMiiNjjen, sich mit dem Gesesj-
mnsjijjen i» der 2!nl»r n>iüeinn»der,juses>en, so eni-
steht dnrnus ein Wiüerslreil .jwischen der nn der
Änkur eiil.jtindeken Phnntasie mit ihre» individiiellen
Gesesjen und der slreiijje» Nnkiirjieseszmcisjijjkell, wo-
bei nls LrjjebniS der jjeläukerke Siil cntsteht. Je
härler der Knmpf, desko inlensiver die Einslihluiijj,
umso siejihnfter sesjt sich die im Gesühl entslnndene
farbijje Alelodie »nd die Archiieklui der Form
durch. Wie ein Goldsnden jjlisjerl .jwischen den sichl-
baren Farben des enislnndcnen Werkes dnS sonsl
lies verborjjene Gesiihl — sichlbnr jjewordenes Ge-
flihl. Hier hnben die Fnrben nichi wie in der Nalur-
»nchnhmunji die Ausjjnbe der GejjensinndSschilderunjj,
sondern sie sinü Trüjjer und Ossenbnrer der sich ii»
Geheimsken nbspielenden Einpsinduiijien. Fiir den
Tieferblickenden erjjibt sich hier dn-> nufschlusjreichste
Alalerial sür inkim persönliche Mjjuiijjen und Schö»-
heiten des künsklerischen Gednnkens.

Besttzen wir die Voraussetzungen zu einer
tiefgreifenden Museumsorganisation?

Von Dr. Ernst Zierer.

LS gnb kaum eiich Zeit, die nicht »eue GesichkS-
punkke in die Entwickiung deS Kunstinuseums hin-
eingetrngen häkte, sfi eS, dasz Bau-, Raum- oder
Beleuchtungsfragen inuf neue Amgestaltung Einflusj
nahnien, sei es, i dasz! die Saminlung an und flir sich
einer Krililr uijkerzogen wurde, sobnld irgendeine
Kunstperiode ungerechkerweise bevorzugt oder ver-
nnchlässigk erschien: z inSbesondere um die jeweilige
GegenivnrlSkunst, uiii ihre musenle Wttrdigung segle
der Knmps niemnls guS. Immer jedoch hnndelte eü
sich in diesen und seijen Fällen nur um äuszere Orgn-
nlsnlioiiSnngelegenhelten: um zweckenlsprechende

Bnulen »nd um Becvollkominnuiijj der Snmmlunge»
vom Slnndpunkk der, zeillich wnndelbnren kunsthisto-
rische» 3nleresseij.

Ls besteht nuch gnsr nicht die Besiirchkunn, dnsj die
Enlwickiung deS BlijseumSivesenS von dieser Seike
einmnl inS Skochen gernten könnle. Sind die wirt-
schnsllichen BornliüseWnge» ijegeben, so werden nuch
die Hisloriker, ihre ijrchlleklonilchen Beiräle und die
nuüslcllungübeflisseneii Kiinstler auf diesen BornuS-
sesjungeii ihre persöiilichen Auffassuiigen mit Erfolg
versechlen. ES wäre aber unverantwortlich, weiin
man mik der Nntur dieser blosz zeitlich-aktueilen Pro-
bleme jene Opposition identisizieren wollte, die gerade
heuke durch ein „histyrisch" uiiinteressierteS und über-
sätkigleü Publikum laut wird. Eine natürliche Mlldig-
keit machk sich bemepkbar, die dnrauf zurückzufiihren
ist, dns; die überbelonlen LntwicklungSfragen daS weit
wesenllichere uijd seik ,eher iingelrlärte ErkenntniS-
vroblem der Kunst selbsl, zu ersticken drohen. Heute
iiönnen wir ein Abrlilschen von der tiaditionellen
Museumsdiskussion seststellen, denn eü findet in einer
Aeihe nichk miszzuvsrstehender Borwürfe AuSdruck,
die nlle dnrin übereinslimme», dnsz die Kunstsnmm-
lungen nichl lediglich vom historischen, sondern haupt-

sächlich vom künsklerischen Slnndpunkk organisierl
werden müszken. Mnn stelll sich die Durchsührung
etwn in der Arl einer Museumszweileilung vor:
Kunstwerke mil bloszer hislorischer Aedeulung »nd
Kunstwerke von zweiselloS künstlerischem Werle sol-
le», in zwei Gruppen gesondert, exponierk werden,
dnmit dem hiskorische» und dem künstlerischen Genufj
jjewissermnszen gelrennl Aechnung gekragen werde.

Aber wie leichl kann schon der Amsland, dnsz mnn
nus den Gednnken der „Trennung" daS Schwer-
gewicht verlegt, lviederum nur eine äuszere Orgnnisn-
livnSidee bewirken und eS sollte mich nicht wundern,
wenn die Miiseui»sleiter — ihre Ohnninch! ver-
schweigend oder bekennend — das eigentliche Kern-
problem dieser nlS GnnzeS schwerwiegenden For-
derung wieder einmnl umgehen, indem sie der im
Grunde nur sekundären Angvlegenheit einer Alu-
seuinSzweiteilung nnchgebeni ünnn käme nämlich »ur
eine Scheinlösung zuslnnde, denn so ein Nnchgeben isl
ohne lieferen Sinn, dn eS sich nichl aus der Grundlnge
einer wahren Kunsterkennlnis vollzieht und nichl von
der Erwägung auSgeht, ob überhaupk die Möglichkeil
einer unanfechtbaren Wertdisferenzierung bestehe —
alS ob diese Entscheiduna sür de» GesichtSpunkk „histo-
risch-künstlerisch" unwesenllich oder gleichgüllig wäre.
3n Wirklichkeik bleibl es gieichgültig, nach welchem
AnordnungSprinzip eine Sainmlung aufgestellk wlrd,
so lnnge die Kunskwertung — wie dieS biS aus den
heuligen Tng geschiehl — eine reine GeschmnckS-
angelegenheil isl. Wer biirgl dnfür, dasz in einem
Mium, der die Absicht bezeichnel, nür Kunstwerke
höherer Werke zu beherbergen, nuch tntsächlich dieser
Absichk Genlige geleistet werde? Elwa der Getchmnck?
Ilnd wer garnntierk, dajz eine histvrische Ableilung
nicht nuch bedeutende künsllerische WerlS zur Schnu
lrägt? Doch nicht die hislorische Linsichl. Wie will
 
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