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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

DOI Heft:
Heft 10 (Oktober 1930)
DOI Artikel:
Walter-Kurau, Johann: Schöpferisches Malen
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0263

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Deulsche Blätter für Zeichen-Kunst- und Werkunterricht

Zektschrift desRekchsverbandes akad.geb.Zetchenlehrer undZelchenlehrerknnen

Verantwortlich für die Schrtftlettung! Profesior Guftav Kolb, Stuttgart
Druck ynd Berlagr Eugen tzardt G. m. b. tz. Stuttgart, Langestraße 18

Fiir BesprechungSeremplarr, Rieverschriften oder andere Sinsendungen irgendwelcher Art
wird etne Derantwortlichkeit nur dann übernommen, wenn ste «rveten worden stnd
Schreibl sachlich klar nnd elnsach! Msidet alle entbehrlichen Fremdwörter

Schöpferisches Malen. Bon Ioh. Walter, Kurau. — Besitzen wir die Boraussehuugen z» eiuer tiefgreifenden
Museuiiisorgailisations.Bon Dr. Ernst Zierer. — Wie köniien die kunstlerischen Fächer fur die gesamte
Vildungs- uud Erziehungsaufgabe der höheren Schulen nutzbar gemacht werden. Vou Paul Schubert,
Franklnrt a. M. — Itasienfghrt 1929. Pon Elisabeth Keilerinann, Itzehoe in tzolstein. tSchllltz.) — W. Pflei-
derer; „Die Gebnrt des Bildes". Von Erich Paruihke, Kiel. — „Die Grotze Sinnende". — Blockhäuser
i,n Nehebrnch. Von Nobert Burkhardt, Friedeberg. — Tiergestalten aus Ast- uud Wurzelwerk. Von E. Koch,
Schwäb. Ginünd. — Künstlerische Erziehungsarbeit unserer Verbände. Von Karl Zils. — Umschau. —

Sprechsaal. — Geschäftliches. — Inserate.

10. Iahrgang" s! ! Oktober 1930 _tzeft 10

! Schöpserisches Malen

Von öoh. W a

!' i

Schöpferische Phanlasie öh»e die Gärlnerschere
der ehernen Gesetzmässiglieit der Aalur flihrt in
ihrer Ausivirkung zu Ergebnissen — Kuiistweriren —
deren äutzere Form anfechtbar, ja sogar zerstörend
nuf sie wirireii iraiin. Pas Kunstwerii ais Wert !st
zeilios — zeilgebundeii ! ist hie äiijzere Form, seine
Phvsiogiiomie — wenn! iiiaii w»i die Aiidgeslalt.
iVergieiche Dr. Zierer „Kuust uud Weilgesetze", Ver-
iag Oikeus, Frohuau-Veriin.) Die Biidgestaik ist
Doiiument der inaierischeu A»Ichai»ing der Zeit.

Der öiupressiouisiiius hal eine Bereicherung der
sarbigeu Auichauuug gebracht, dabei aber die Locke-
ruug der Viidforiu,aus der heraus ein Cözaune, van
Gogh, Gniiguiii de» Weg tzeebnet haben. Es gllt
weikerzugeheu, uiu wiedrr zu eiuer grotzeu eiufachen
Farbe zu geiaugeu, veibuudeu inii riuer eigeueu
Biidsvri». Üier iiauu uur ein iieseres Bersieheu der
sarbigeu Miitei uud der Natur Aufschiuss gebeu.
Mau soii die Nalur so ansehen, ais ov sie ein inai-
bares Dasein wäre — so aunähernd Kant. Was ist
uun uiaibar, was uicht?^ s

Deiu Weieu der Farbe eutzieht sich die Darsleiiuug
der Körperhastigiieit uuü Krast des Lichts — das
isi daS Gebiek des suggestiv Zeichnerischeii. Die grötzle
uud wesenseigeue Wiriiungsinögiichkeit der Farbeu
der Paielle iiegi in ihrer Abwaiidlungsfähigkeit, der
die Darsieiiuug uicht der uugeheuren Kraft, souderu
der sarbige» Chnrakiere der Natur zugäuglich ist.
Diese Seiie der Naiur,! üies zugieich die weseuiiich
niaierische ist, ist uicht uur erreichbar, sondern hier
kauu die schöpserische Phautasie iiber sie hinausgehen
uud durch die lualeriaigerechle Berwendung der
Farbe zui» schiackeusreien Kiiusiwerk fllhren.

lter-Kurau.

Die Schöuheik der Naiur liegk im gesetzuiätzigen
Aufbau der farbigeu Charakiere zueinauder — so
verstandeu fiudet die au ihr euizündele schöpferische
Phantasie in deu Farbeu das voiikoiuinenske Miltei
ihrer Äusgestailuug. Licht uud Schatkeu siud uur
farbige Charaktere grötzeren oder geriugereu Wir-
kungSwertes iin BerhäikniS zuin gegebeneu Lokaitou.

Wir keniieu vou den Farbeu der Natur nur ihreu
Charakter — bestimmbar ist nur üie Äichkuug, ge-
nauer, ihr geomekrischer Ort innerhaib des gesetz-
mähigeu Zusammenhauges. D!e Töne sind demnach
verschiebbar in ihrem Heiiigkeitsgrad, ohue das Geseh
zu zerstöreu und wirkeu richkig im maierischen Siune.
Man köunke eS sarbige Sachiichkeit ueuneu, weuu
mau z. B. eiueu Akt iu eiuer gewviiieu Toutiefe
maii, deu Fieischiou i»iihiu bereicheri durch die
Lharakiere vou Lichi uud Schaiien. ErgebuiS wäre
eine abskrakte Darsteiiung dcs Lichtes ueben einer
monumental maierischen Darskeiiuug deS Akkes.
Ebenso dürften d!e schattigen Lharaktere heiier ge-
mait werdeu als die Lichicharakkere wenu die Biid-
geskaik dies erfordert.

Ei» weiterer Spieiraum für die geskaikende Phau-
iasie ist zuuächst »icht deukbar. Borskudium auf die-
sem Äege wäre das Lrkennen der absoiukeu farbigen
Zusammenhänge. D!e Gesetzmähigkeit der Natur aiS
stiibiidende Quaiikük bieibt beskeheu bei freiesker AuS-
gesiaiiuua der schöpsc'iischeu Phauiasie iu Nichiuug
aus daS Kuusiwerk. Ühue die Äaiur nis Gruudiage
ist daS Merk uur vou bedingker sarbig stiiistischer
Quaiikät. So ist es mögiich bei streugstem Sludium
der Natur zu weikeskgeheuder Äbslrakkion zu ge-
iaugeu, ohne iu Wiiikür zu gerakeu.
 
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