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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 10 (Oktober 1930)
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Zierer, Ernst: Besitzen wir die Voraussetzungen zu einer tiefgreifenden Museumsorganisation?
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Schubert, Paul: Wie können die künstlerischen Fächer für die gesamte Bildungs- und Erziehungsaufgabe der höheren Schulen nutzbar gemacht werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0265

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Li.'.UL

231

mnn die äuszere Orgnuisai on einer Tremiuiig iii die
uuierliche liederzeugung liperführeu — die zeitlicheii
iind iiidividuelleii Slröuiuiigeii ivlirdeu doch flir den
Greiizftreit zivische» Geschichtsiyert uud Kuiistivert zu
»lieu sjeileii sorge» uiid lroiitiiiuierlich ivie der Wechsel
iudjeliliver Aiissiissuiigeii, ivtirde der gegenseilige Aus-
tuusch der Kunsliverlie zwische» der historische» u»d
der Kuiistiidleiluiig unausgesehf vor sich gehen und
»leiunls ei» Eude iiehinen.! Wozu also die Aauindis-
positio»?

Köiinle inan aber de» iseue» Organisakionsgedaii-
lien n» der Wurzel fassen! und die Kunstivissenschaft
»us den Bode» einer objelrliven, historischen Kunst-
»iischauung slellen, so ivtitde sich mit dem Erfolge
einer absoluten Wertung auchidie Durchftihrbariieit
der inusealen Svsteinalisieruiig srgeben. Erst aiis die-
sem Fnndaiiienl einer zeiklösen,-unpersönl>che» Kunst-
anschnuung und Kritilr ist^elntz durchgreifende Er-
iieuerung des Museuinswesens/ die Berlegung des
Schiverpunliles von der historlschen auf die lrtinst-
lerische Erziehung der Museüiiisbesucher, möglich.

Dann ist es aber vor allein auch nolwendig, dah sich
die Erzleher selbst, die Kunstwlssenschaftler und Kriti-
lrer mit dieser Anschauiing auSeiiiaiiderlehen und mik
lhr verkraut werden.

Die objelrtive Wertanschauung — wie ich sie ln
iiieinen Btichern * und pralrtischen Arbeiten deinon-
skriere — ist die unerlciszliche Bornussehung jeder
wahrhafk tiefgrelfenden Organisation. ES ist lraunr
ein Zufall, dasz sich gerade heuke init der Erinüduiig
deS Museumspublilruiiis und mik der Berzweiflung
der Kunstwissenschafk die Enkdeckung der Apriori-
Kunstnnschauung einstellte. Durch sie erhnllen die
Begriffe „historisch" und „liünstleriscl)" erst einen nn-
schaulichen Sinn in Forin eznlrker Erlebnisiiihnlle;
durch sie erlrenneu wir erst die niederslen Werke und
dürfen sie in das historiscye Museuin verweisen; wlr
erkennen die höheren und höchsken Werte, die ein
„Kunstmuseuiii" in der wahrsken Bedeutung dieseS
Wortes für sich beanspruchen. Doch ohne sie sind die
Bersuche, historische und Kunstiuuseen zu unlerschei-
den, nur Akopien.

Wie können die künstlerischen Fächer für die gesamte Bildungs-
und Erziehungsaufgabe der höheren Schulen
! ^ nutzbar gemacht werden?

(tiLin Hinweis.) Bon Paul S ch u b e r t - Frankfurt a.Ak.

Dieses Theina wurde aus^ der 13. Sächs. Dir.-Konf.

(Prov. Sachsen), die vom 21. bzis 23. Aovember 1928
iu Halbersladl stallsand, ais Haupberakungsgegen-
stand behandelk. Die auSgezeichneten Leitsühe sind
schon früher (Hest 12) verösfenkllchk worden. Sie
zeigen in ihrer uiiifassenden und doch präzisen Fas-
sung, üasz die von den Kunstlehrern an höheren
Schulen seit vielen 3ahren jn Wort und Schritt ge-
forderle und begründete ÄiieOennuiig der nünst-
lerischen Fächer alS solche von hoher Bedeulung für
die Äildung des jungen Menschen bei einsichtigen
Philologen voll erreichl Iss. Diese Leiksähe hätten
auf einer Tagung dec Kunsterzleher nichk nnderS
gesaht werden könneii. 3edenfalls ist es fttr die jo
iniihsaiii erkäinpfte richtige Einschützung der künst-
lerischen Fächer von grötztem Werke, datz sie von
einer Direkloren-Konferenz züm Haupkgegenstand
ihrer Berhnndlungeii geinacht wtzrden konnken. Sicher
ist es noch welt bis dahin, datz all e älteren Philo-
logen zu der Einsichk der Haiberslüdler Direkloreii-
Konserenz koiiinien werden. Abgesehen werden kann
von denen, die nuS 3nleresselosigkeit und IlnkennlniS
dle künsklerischen Fächer als lzauin zu beachtende
„'-Aebenfächer" ansehen oder vielinehr nicht ansehen.

3n Frage koinineii auch nicht dle verstaubten Aück-
ivärlsler, die den künstlerischen Fächern an den
höheren Schulen die Gleichwertigkeit als Bildungs-
siiklor mit den andere» IlnlerrichlSfächern deShalb
uichl zuerkenneii, weil daüj „srsiher" nicht der Fa»
ivar. "Abei es gibl doch äuch recht viele, die den
Ausstieg und den Wert des Künstunkerrichks durch-
nus erkannt haben, auch sehr gern Aesuchern ihrer
Schule und ihren Bekanirleu idie Leislungen deS
KuiistunterrichlS (sowelt sie.zugänglich sind) vorfüh-

ren, aber es beileibe nichk über sich geivlnneii, das
zum Ausdruck zu bringen, vor allem nicht in Gegen-
wart des KunstlehrerS. LS scheink diesen Philologen,
die über den Wert des KunstunterrichlS sehr gu!
unkerrichtek sind, Immer noch als „Sünde wider de»
wissenschaftlichen Geist" der höheren Schulen zu gel-
ten, Leistungen anzuerkennen, die nichk wissenschafk-
lich abgeskempeit sind. Dah es schähenswerke Äus-
nahmen gibt, wsitz der Schreiber dieser Zsilen aus
eigener Erfahrung sehr wohl. Aber sie sind leider
immer noch Ausnahmen.

Deshalb war es von der Sächs. Direkkoren-Kon-
ferenz eine besondere Tat, sich mit der Bedeulung
dec künstlerischen Fächer „für die Bildungs- und
Lrziehungsaufgabe der höheren Schulen" zu beschäfti-
gen, sie herauszuarbeiken und zu bejahen. Kunstlehrer
hnben seit 3ahren dasselbe gesagt und in Schriflen
und ^lufsähen, auch in „Kunst und 3»ge»d", den
hvhen allgemeine» Bildungsweri des Kunsiunlerrichls
begründel. Aus Kunsterzieherlagunüen ist i» ein-
dringlichster Weise durch Wort, Ausstellungen und
Vorführungen die Aufwärtsenkwicklung auf diesem
Unterrichksgebiete weiteren Kreisen, auch den Ber-
kretern von Behörden und Berbänden deutlich ge-
macht worden. Namhafte Kunslgelehrke haben sich
auf die Seite deS Kunstunterrichls gestellk und in
tiefgründigen Borträgen und Schrlflen seine Bedeu-
lung sttr die Enlwicklung des Menschen klargelegl.
Aber bei der grojzen Alehrznhl der Schulmünne, an
den Schulen hak daS alles keine befriedigende Skel-
lungnahme für die künsllerischen UnterrichkSfächer

* Slehe meine Vücher imd kleinere» Schrifte» über dle ,,ob-
jellive Wertkritik".
 
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