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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 10 (Oktober 1930)
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Schubert, Paul: Wie können die künstlerischen Fächer für die gesamte Bildungs- und Erziehungsaufgabe der höheren Schulen nutzbar gemacht werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0266

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bewirlll. yüul nber, da leileiide Philoloae», Direli-
lore» höherer Schuleii §>»ec g»»ze» preichiiche» Pro-
vi»z, dem Borbilde des Schulreforiiiers ANiiisteclal-
riit Dr. Äicherl folgend, riiclihallloS i» eiiier E»t-
schliesziiiig aiisgesprocheji habe», dasz der Kiuistuiiler-
richt eiue hochvedeutsaine Aufgabe lui Rahine» der
Bildiiug u»d Erziehung au der höhere» Schule er-
siillt, isl zu hoffe»,idnszNlch diese nllei» richtige Auf-
fnssuiig iveitere Krjeise der Philologeuschaft eroberk.

Zeszt liegt »u» ei» Hussatz des Hauplberichlerstat-
lers auf der Sächs. Direliloreii-Rouferenz, Ober-
studiendirelitor Dr.s A. Popofslri), vor, der die wich-
tigste» vo» ihi» vvrgelsageiieii Dedniikeii uud For-
deruiige» wiedergibt. Esr ist abgedruckt i» der„Zeit-
schrifl für deiilsche Bildung", herauSgegebe» vo»
Illrlch PekerS, tzohaiineö Aeiske, Karl Bietor (Ber-
lng Aioritz Dieskerweg,! Frniikfurt a. M.) 7./8. Heft
UtiZU. Der Aussatz zeigt, dasz der Berfasjer das
Schrifltuiii über die küiistlerische» Fächer gut keniit,
datz er die Liilivickluiig schnrs beobachket hat, dntz er
die Ilnifetzuiig der svielfnche» Theorie» uiid Metho-
de» in die Piazis siuit püdagogischer Gewissenhaflig-
keit und Selbstäudsgkeit beurteilt uiid besouders die
Ausslrahliiiige» des Kiiiistuiiterrichts n»f andere Uu-
lerrichlssücher uud!die dari» liegende Aedeulung für
die nllgemeiiie Ailduiigseiiigeheiid untersucht hal. Er
beleuchlet nlle Seite» des küiistlerische» IluterrichtS,
soweit das i» eineisi zwölsseilige» Aussntz möglich ist
uiid schlietzt iiiit dem BekennliiiS: „Biel Aeues und
Werlvolles kaiin uiis asso vo» de» init »euein Geist
erfülllen küiistlerischen Fächer» aus fttr unsere Ge-
saintschularbeit erwachsen. Aotwendig dazu
iskaber, d a tz a l l et» o ch r e i ch l i ch v o r h a »-
deiie» ü e in ,» u n ge n beseitigt u n d i m
Lehrkörper, 1l »i e r r i ch t s b e t r i e b und
Schulhaus in i t sseinen E i ir r i ch k u n g e n
diejenigen gü. nsiige » B o r b e d i » g u » -
gen geschaffen wchrde», die die volle
Auswirkung d e r H i l d e » d e n u n d erzie -
h e n d e » Kräfte der k ti n s k l e r i s ch e » Fä -
ch ererinöglich e n."s

Diese alle» Kuiisllehrer» nn höhere» Schuleii aus
der Seele gesprocheneiiiWorte stehen in einer Zeit-
schrist, die i» der Haupssache wohi von Gerinaiiiste»
gelesen wird, und die Berbreiluug dieser Ausichi
nuch unler de» Richldesilschkiiiidlein »mtz ii» tzuler-
esse der Kunslsücher nii höhere» Schule» iind der
Kuiistlehrer aufs lebhaftesle gewttuscht werde». Ieder
Kuiisterzieher sollle deshalb iin Besitze dieses aus-
gezeichuelen AufsaheS sei». Wenn auch seiue Ge-
danken, soweik sie den Anlerricht Iin bildhaften Ge-
slallen beiresse», alje scho» ln Kunst. und tzugend von
de» verschiedeiiste» Staiidpuiikle» aus bearbeilet
siud, jo werdeu doch zusaiiiinenfasseiid eine Fülle
vo» Anregungen gegebe», die wir iminer wieder
auch aus Philologeiikreise» habe» inttssen. Bor allein
aber kann dieser Aufsatz Direktoren und Philo-
logen, die sich »och »icht zu dem Standpunkt der
Sächs. Direlrtoreii-Koiisereiiz, vor allein ihreü Haupt-
berichkerstatlerü dilrchgeiunge» haben, vorgelegt wer-
üe». Bielleicht ist i die Wirkuiig auf ihre Eiusichk
slärker, weiin ei» lellender Philologe zu ihuen sprichl,
als wenii der Kunslleh.rer nnscheineiid ,,i» eigener
Sache" n» sie nppelliert.

Es ist uninöglich, iin Rnhiue» dieses üinweiseS auf
die Fülle der aiiSgeführseii oder ailüeschnitteneu Ve-

daiikengänge »äher einzugehe». Der Aussatz inutz
schon selbst zur Hnnd genoininen werden. Auch Ar-
beitSneineiiischaflen finden i» ihm reichlich Stoff sür
wertvolle AuSsprachen. Ls ist »akurgeinätz, datz der
leitende Schulmnn» dle künsllerische» Fächer —
Zeichgen, Atusik, Aadelnrbeit und Werkunterricht
— auch in ihrer Berkiiüpfung mit vielen aiider»
Iliiterrichküfächern siehl, datz er wle Richert I» sei-
»em DreSdener Borlrag das „klliistlerische Grund-
prinzip" für de» Gesamlunlerricht fruchlbar iiiacheii
will und deshalb erstrebl, „datz die Forderung »ach
selbstäudiger künstlerischer Produkkion auf alle Fä-
cher ausgedehnl werden mutz." Durch dieses „Hin-
überslietze» in sie" soll daü künstlerische produklive
Schaffen der Ärbeik »icht »ur Aiischauuiigsfülle,
Farbe und Leben" verleihe», sondern auch auf diesen
Gebieten „die schöpferischen Kräfie zuin Darslellen
und Gestaiten anregen". AlS Schritimacher sieht er
dabei den Zeichenunterricht an. Dessen „gute Erfolge,
die er mit der Borniistellung des schöpferischen Ge-
staltenS errungen hat, sollle» Beranlnssung geben,
dieses wertvolle IliilerrichtSpriiizip mehr, alS das
bisyer der Fall war, i» der Musik, im deulschen
Sprachunlerricht und vor allem in der rhylhmischeu
Körpererziehung in den Bordergrund zu rllcken". Das
eigene scyöpferische Gestallen, Kiinstbetrachlung, die
der vornehmen soll, „oerS nm beslen kanii", und
Rachschaffen sollen durch Heranbilduiig eineS künsl-
lerischen Ilrtells wieder zur Kuust hinführen, durch
die Läuterung des Geschmackes uud im Kamps gegen
Kitsch und Schnnd einen „schönheitsbelonle» Le-
benüstil deS Linzelne»" erzeugen, „der sich auch im
Gemeiiischaskslebe» vo» Familie, Gesellschaft, Bolk
und Skaat bemerkbar inaazen mutz. Die Bescheiden-
heit vor ganz grotzen Kunstwerken, vor Geschaffenem
überhaupt, damit zum Religiösen führend, sind Aus-
ivirkungen eines gule» Kuiistunterrichtes, der beson-
ders i» der Zeit der Reifung, wo der „Schlller im
Denke» planlos, i» seinen Gefühlen uferlos, i» sei-
nem Tu» gestaltlos" ist, den „überschüssigen Kräflen
ein künstlerisches Ausdrucksventil schassl" und dem
reifenden und anch dem späleren Meuschen oft Salt
gibt „im Lhaos leiner tznneiiwell". Ausgeführt wird
daii», wie die liünstlerischeii Fächer gemeinschafls-
bildende Krüfke enlwickeln wle kaum andereFächer.
Damit hängt e»g zusamme», datz die Kunslsächer mil
i» ersler Liuie berusen sind, de» deuische» Rkeiischen
zu bilden, daü Bolk zum deulsche» Bolk zu erziehen"
iin Sinne des Rembraiidldeulscheii sLangbehn). Der
Berfasser beziehk sich hierbei nuf Richert und Mlll-
ler-Freienfels. Datz im Kunstunlerricht besonders in
der Musik, aber auch bei gemeinsamem Werk, beim
Geslallen und in der rhylhmischen Gymnastik ein-
ordnende, nlsv slaalsbürgerliche Tugenden erzogen
werden, die auch zu einer Wiederbelebung derBolks-
kunst sllhre» mllsse», wird sür die „immer weilere
Ausgestallung der allgemeinvildenden Aufgaben des
Kunstunterrichls" angefllhrt.

Propofsky wendet sich entschieden gegen de»
immer »och »icht nuSgestorbenen Einwand, unler den
älleren Lrziehern, Lehrern und Eltern, die durch
einen einseitig oder falsch gehandhabten Ankerricht
iiu „Gesang" und „Zelchiien" hindurchgegnngen sind,
denen dadurch die Quelle» zu schöpferischer Geslnl-
tung, zum Kunsterlebe» uiid Kunslurteil verschlltlct
ivurden", datz die Anlagen zu künstlerischer Belä-
tigung sehr dünii gesät seien. Er beweist das Gegen-
 
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