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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 10.1930

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Heft 10 (Oktober 1930)
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Schubert, Paul: Wie können die künstlerischen Fächer für die gesamte Bildungs- und Erziehungsaufgabe der höheren Schulen nutzbar gemacht werden?
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Kellermann, Elisabeth: Italienfahrt 1929, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.28000#0268

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zudnicke» vermng" iüarllaub). D!e lrindliche Seele
verfllgt llber elne Fillle von befonders deullicheir
lnneren Anschauuiigsbildern und Gesichlern. Diese
reiche Welt gllt es zu enkbinden durch dns schöpfe-
rlsche Gestalten !n Llnie, Farbe und Form, in Wort,
Klang und Gesle unter inögllchster Mahrung der
freien Entfalkungsmöglichlreit der natürllchen An-
lngen. Die verblsiffenden Ergebnisse der Belätigung
des schöpferischeir Göstaltens, besonders durch die
vielen Zeichenausskellungen aufgezeigk, rechkfertigen
es, rvenn die lrlifistlerifchen Fächer auf allen Gebie-
ten es sich iminer mehv zur vornehmsten Pflicht
mnchen, die produktiven, gestaltenden Kräfte zu
ivecken, zu pflegen uisd liber die AeifungSzeit hinnus
zu erhnllen, sindi sie Loch das besle Mitlel zur Er-
ziehung des nichk nür rezepliven, sondern produk-
tiven Aiensche», den rvir flir die Zukunft ersehnen. —
So begeisterlen Widerhall dieses neue methodische
HilfSmitkel in d?r kunsklerischen und Menschheits-
erziehung nuch gefunhen hak, sodarf man üoch
n i ch t d ie Au geir sch liesze n vor den Ge-
sahren, die an L e i n s e i t i g e r Uebertrei -
b u n g des Gehankens e n tsp r i n g e n.
Al nncher Zeiichep- und M u s i k u n t e r r i ch t
zeigk skatt iFrelheik beim s ch ö p f e -
r i s ch e n Geslal,k?n Z ll g e l l os>i g k e i l und
E h a o s. A u f k e i n e m G e b i e t h a t d i e p ä d n-
gogische Begeisterung so viel Phrasen
u n d 1l e b e r s ch iv e m g l l ch k e i t e n, so einen
„G ö g e n d i e n st a M K > n d e" gezeitigk, wIe
g e r a d e ch i e r. Ull N d nirgends anders ist
so viel u n in e k ho d i s ch h e r u m p r ob i e r k
ivorden, ivie auf diesem Gebiek der
Lrziehun g." Da -hak der Berfasser ohne Zwei-
fel rechk. Aber vielleicht war das Lhaos elne
zeillang nokwendig, damit aus dem Durcheinander-
brodeln iiberkommer Atelhoden und dem Aiiskürmen
neuer Erkennknlsse, yft beeinfluszt von den gerade
herrschenden KuNstrlchtungen und wissenschaftlichen
Theorien, ein Aeues, yin goldner Mittelweg zwischen

den werkvollen allen und den gut begründeken neueii
Erkennlnissen herauSklärle. Ünd nur wer mit in
diesen Strudel hineingezogen wurde, mikprobieile
und miklrrke, weisz dns Aeue in der Kunsterziehung
„als wichtlgste Errungenschnft der modernen Püda-
gogik" zu schähen. Wir können wohl sagen, dasz das
erreicht ist, was PopofSki) forderk: „Es isk die höchske
Zeit, dasz solche Auswüchse beschnitten werden und
wir aus dem Himuiel der lKlusionen zum wirklich
Erreichbaren zurückkehren. tlns darauf besinnen,
dasz der künstlerische Ilnlerrichk noch andere Aus-
gaben hak als n u r die Pflege des schöpferischen
Gestaltens."

Das isi auch die Ansichl vieler Kunslerzieher, die
gegen die Bersliegenheilen, Ueberlreibungen und
einseikige Berwissenschafklichung aufgekrelen sind.
Und Prof. Lnmps, der Leiler der Kunslhochschule zu
Verlin, sngk gnnz richkig: „Alles Pädngogische, Psy-
chologische »nd kunslpsnchologisch Grundsähliche unse-
res heuligen Ilnlerrichls ist in der Theorie bereilS
ausaesprochen. Wir haben mik den Äufgaben der
praktischen Erfüllung noch lange zu tun"; denn auch
er will nicht „die Erskarrung in der äuszerlichen
Nachahmung erzieller Ilnlerrichtsresullate und der
„nngewandlen Psychologie" einerseilS und nichl die
Zuchllosmkeit anderseils." Wir brauchen eine ge-
raume Zeitlang keine neuen Theorien und Aiekho-
den mehr, wir brauchen Auhe zur Gnngbarmachung
des gefundenen, gesunden Miklelweges, der die
Kunstfächer im Sinne deS besprochenen Aiifsahes als
wichligen Vildungssaklor der höheren Schuie «n die
Seike ihrer Kernfächer stthrl. Wir brauchen dazu
vor allem solche Klindgebungen aus Philologenkrei-
sen, für die wir dankbar sein wollen, da sie besonders
geeignet sind, auch diegroszenäuszerenHe m-
m u n g e n z u b e s e i k i g e n, d i e f ü r d i e Ku n sk-
fächer a n höheren S ch u l e n u n d die
Kunstlehrer i n wichtigen Gliedstaalen
Deutschlands leider noch beskehen.

l! -

Italienfahrt 1929

Von Elisabeth Kellermann, lltzehoe in Holstein
(Schlutz.)

Die Irrsnhrlen des ÜdpsseuS-die jedem beschie-

den sind, wenn ingn nicht engllsche Mumie ist. — Ein
Tag war besonders schön i», »ein, vielmehr hoch über
Tnormina: mit eineM deutschen Wegebauer aus
Königsberg wanderte ich in die sizilianischen Berge.
Wir wolllen nuf den Monke Vönere und auf den
Aionle Zirekko. K-8 Ilhr gings aus dem Hause fork.
Zunächsl über das Lasiel Mola. Wie an einein schö-
nen klaren deutschen Septembertag war die Luft, die
fernske Ferne zar! und- doch völlig klar und von einer
hinreiszenden Fgrbigkeil. Stundenweik enkfernke
Sleineichen glühlen ßoidbrnun im Madonnenblau
der Verge. Schnee leuchlele sern dariiber. Slunden
verrannen. Auf ünseili Saumpfaden trafen wlr nur
Vnuern mik ihren Eseln, freundliche, kindliche Leuke.
Wir verliesen uns oft, — in Dornenblischen und
Vlumen und Schisee skand man abwechselnd —, das
Meer weit und glänzend tief unlen. Vegen mittng
liamen ivir auf den Gipfel des Monle Vönere (884 in),

hüllten uns in unsere Mänlel und raslelen. Wle ein
unergründllches, unheimlicheS Geheimnis lag der
Aetna da mit seinen Krnkern, — mit seinen Wolken.
Ein zufällig offen gebliebenes Vuch des Schöpfers,
nur, datz wir nicht lesen liönnen.

Plötzlich drang ganz, ganz leise Musik aus der
namenlosen Stille an mein ühr. Tnormina und Atola
lage» wie ein Minlalurspielzeug tief unler mir. Ls
war unmöglich, von dor! Aüisik hernufzuhören. ANt

dem ZeitzglaS suchle ich die Tiefe ab — da-,

jetzt, — ein selisnmes Vild: ein -- Vegräbnis -
unlerhalb von Aioln. 3m Vorbeigehen vor Slunde»
schon hallen wlr beobachlet, wie nus dem Friedhos
ein Grab geschnuselt wurde, neben riesengroszen Zy-
pressen. Ilnd niin knm dieses sellsame Vild, eine noch

jellsamere Musilr-ich könnle das alles malen

— eS ist so schwcr, es mik Worken zu sage»-i» der

Milte der Lnndslrasze ging nur der Führer, — wohl
ein Geisilicher — und der Sarg, der von sechs schwnr-
 
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